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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850411
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850411
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-04
- Tag 1885-04-11
-
Monat
1885-04
-
Jahr
1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1885
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Zür tx N»a»»d« n»rtt»ndter MinulcrchU «»cht sich ti« »!k»»rn«« mchl »lrdmkiuh. >a«atz«, »er für »te nächftf«t«en»r N««»rr bestimmte«, Juseratr «> Kschentagr« bis 3 tthr RgchmMagS. a n Sen»- «u» Festtage» frö h bis '/,S vhr. 2k »ni Fttialrn für Ins.-^nn-hme: Ott« Klemm, UniversitätSstraße 1. Louis Lösche, Laihariuenstr. 23, n a«r bi» '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, L-calgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. 1V1. Sonnabend den 11. April 1885. Jur gMjgek Beachtung. Nichtamtlicher Theil. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 12. April, Bormittags nur bis S Uhr geöffnet. LxpeMt«» äes I^tpLixvr ^axedlLltes. Amtticher Theil. Vekannlmachung, die Dezahlnng der Immobiliar-Draadcaffen» beitrcige lieer. Nack der in dem Dresdner Journal vom 27. Februar diese- JahreS enthaltenen Bekannlmachunb der Königlichen Brandversicherungs-Eonimisston hat daö KöiiiglicheMinislcriitM deS. Innern genehmigt, daß sür den ersten diesjährigen Hebe termin — 1. April — bei der GebäudcversicherungS- Abtheilung Ein Pfennig und bei der freiwilligen Ver sicherung Eiuundcinhalv Pfennig von der BcitragS- einheil erhoben werde. ES werden deshalb alle hiesigen Hausbesitzer rcsp. deren Stellvertreter hierdurch anfgesordert, ihre Beiträge spätestens binnen 8 Tagen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Steuercinnahme, Obstmarkt Nr. 3, Part., bei Ver meidung der sonst eintretenden Zwangsmaßregeln abzusiihrcn. Leipzig, den 30. März 1885. Der Stath der Stavt Leipzig. I)r. Georgi. Koch. Wegen Reinigung der Locale bleibt unsere Schittcasse Montag, den IS. dsS. MtS-, für den dienstlichen Vcrkebr geschlossen Leipzig, am 9. Aprfl 1885. . Der Aath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Bekanntmachung, Geaeralrevlsion über die Droschken betr. Um den concessivnirten Droschkenbesitzern binlänglich Zeit zu geben, ihre Droschken, soweit dies z. Z. nicht der Fall ist, allenthalben in vorschriftsmäßigen Zustand zu bringen, wird schon jetzt bekannt gegeben, daß die Generalrevifio« über die Droschken und deren Bespannung in der ersten Halste deS Monats Juni diese- JahreS staUsinkcn wird. Die Concessionare werden hierbei insbesondere darauf aufmerksam gemacht, daß bei dieser Revision die Droschken durckgehendS gut lackirt, die Sitzkiffen und Rückenlehnen gut gepolstert und mit reinlichen, keineswegs defekten Uebcrzügen versehen sein muffen. Ferner ist auf die gehörige Instand setzung der Pferdegeschirre besondere- Augenmerk zu ver wenden; dieselben müssen aus gutem Lcderzeug bestehen, gut geschwärzt und dem beim Polizeiamt aufgestellten Probe- aeschirr möglichst angcpaßt sein. Bei Neuyerstcllungen der Droschken bezüglich des Lackes, der inneren Ausschläge u. s. w. ist allenthalben den Bestimmungen in unserer Bekanntmachung vom 10. Oktober 1584, nach welcher insbesondere von der bevorstehenden Gencralrevision ab andere als weiß- und blau gestreifte leinene Ucbcrzüge über den Ausschlägen nicht mehr geduldet werden, nackzugehen, wie denn überhaupt die Droschken durckgehendS allen Übrigen Bestimmungen in Z. 6 deS Droschkenregulativs vom 5. Oktober 1883 und der vor bedachten Bekanntmachung. die Dienstkleidung der Droschken- Uhrcr aber genau den Vorschriften in K 10 deS angezogenen Regulativs entsprechen müssen. Alle nicht vorschriftsmäßig auffahrenden Geschirre werden durch Entziehung des Fabrtarif« äußer Betrieb gesetzt werden, die Conkkssionare aber baden Überbein noch ihre Bestrafung nach 8 51 des Regulativs, eventuell ConcessionSentziehung zu gewärtigen. Bezüglich deS Orte-, der Tage und der Stunden der abzuhallenden Generalrevision erfolgt sein» Zeit weitere Bekanntmachung. Leipzig, den 8. April 1885. Da- Polizei-Anit der Stadt Leipzig. " Müh 8 Bretschneider. Bkkanntmlrchllks. dieses JahreS verstarb uu! kühlner. Am 2. April dicscs JahreS verstarb unser Armenpfleger Herr Bäckermeister Johan« Hagea. Unser Armenwesen verliert in ibm einen Mann, welcher treu seine- Amtes gewartet bat. Wir verfehlen nicht, dem nun Verewigten unseren Dank in da- Jenseits nachzurufen für seine treu« Mithilfe an dem un« gemeinsamen Werke. Leipzig, den 8. April 1885. DaS Ar«e»dt^ctorlam. ^ SMisihe?or1bil-unssWe skr Äödchen. Die neu angemelveten Schülerinnen hoben sich Montag, den 13. April, früh 9 Uhr im Parterrrsaale der Schule (Thomas- kirchhos 21/22) eüizufinden. Für «>e Schülerinnen beginnt der Unterricht DlesSlag, de» 14. April, srüh 8 Ubr. Leipzig, den 9. April^1885. Direktor 6. Heimor. Nachprül 9-/, Uhr. Höhere Schule für ASdche« cüsung und Prüfung Auswärtiger Montag, der den 13. April «ölpeke. Leipzig und ,u Bekanntmachung. Die Gloserreparaturarbeilen in den Kaiernen zu Leipzi, MSckern, den fiskalischen Baraken und der Danipfmaschanftali AohltS 'olle« auf die Heit vom l. April 1865 di- ^t. Rllrz 1 an de» Mindestsordernden vergebeü werden. Rcstectanten kSanen die Bedingungen im Bnreau der uuter- zeichneieu Verwaltung — Schloß Pleitzeaburg, Thormhau« Nr. 15 — einseh«» und daselbst die Offerte» bi» zum IS. April V«r- «itt«gS 1t Utzr, schriftlich und versiegelt unter der Aufschrift: „Glaserreparaturen betreffend" obgebe». Leipzig, am 7. April 1885. tßntglich« Garnis»»»er»att»n». ver russisch-aftzliflnische Grenzstreit. Wie schon Anfang Marz befürchtet wurde, als Lord Grauvillc im eugliscken Obcrbause die Sachlage an der afghanischen Grenze darlegte, so ist eS gekommen: Rußland besindet sich seit dem 30. Mär; in, Kriege mit Afghanistan. General Koinaroff hat die Z-it der Abwesenheit de- EmirS gewählt, »m die Afghanen in Pendschd h an zugreisen und sie auS diesem wichtigen Piatz. kiffe» Besitz die Straße nach Hcrat öffnet, zu vertreibe». Die Anstalten sind so getroffen, daß Rußland auS dein Kaula'uS hiiiiie» 1 t Tage» 30,000 Mann nach der afghanischen Grenze Werse» kann. Ob England eine gleiche Macht in so kurzer Zeit zum Schutze Indiens zur Versiiguug bat. darf bezweifelt werden »nd noch mehr, ob die englischen Truppen sich an Schlagsertigkeit mit den russischen messe» können. Die englische Negierung mußte bereits an dem Tage, an welchem sie die Antwort der russischen Negierung au« ihre Aufforderung erhielt, Sariyazi und den Znlsikarpas; zu räume», die Gewißheit haben, daß der feindliche Zusammenstoß unvermeidlich sei, und ihre Anstalten danach treffen. Die gegenwärtigen Verhältnisse in Eentra'.asien haben sich nickt plötzlich entwickelt, sonder» schrittweise; Rußland ist von Etappe zu Etappe weiter vor- gekrungen, schon am t i.Februar 1881 meldete General.Komaross die Nnlerwersung der Merw-Tnrkmeneii nach St. Petersburg, und bald daraus wnrde auch SaralikS in den russischen Macht bereich einbezogen. Daß dan» Abmachungen über die Negu- ffrung au der afghanischen Grenze zwischen Nußland und England verabredet wurden, konnte an der Thatsache nichts ändern, daß Nußland systematisch auf das Ziel loSgeht, sich Indien zu nähern. Die ganze Grenzrcgulirung ist eitel Spiegelfechterei; Nußland ist eS gar u-ckt darum zu tbun, sich mit England über eine neutrale Zone an der afghanischen Grenze zu verständigen. Neben den Nnterhandluugeu wird die russi'che Machtsphäre »»merklich immer weiter nach Süden vorgerückt, die Grenzreqnlirnng bildet nur den Vohwand um die wahren Absichten Rußland- zu verbergen Daznm ke'mmt eS auch gar nicht daraus an dag die Asgbaur» Pitzncl« lipsetzt haben, aus deren Besitz die Nassen Anspruch macken - die Afghanen haben offenbar aus alle von ihnen besetzten Plätze weit älteren und besseren Anspruch als die Russen, welche sich bei ihrem Vormarsch nur auf ihre Macht und das Neckt deS Eroberers berufen können. Die Afghanen befanden sich nur im Stande der Nothwehr, wenn sie strategisch wichtige Punkte besetzten, »m der immer drohenderen russischen Er- oberung-lust eine Schranke aufzurichtcu. England hat sich, wie in allen übrigen auswärtigen An gelegenheiten, so auch in dcr nlisisch-afghanischen, den Schwierig keiten der Lage nicht gewachsen gezeigt. Scho» die Eristcnz einer solchen Streitfrage beweist d>e Unfähigkeit der englische» StaatSleitung. Wenn in England eine weitblickende Polii'k getrieben würde, so wäre die E»vcrleibi»ig MerivS in die russische Machtspbäre rechtzeitig verhindert worden. Dort mußten schon im Jahre 1883 die Waffen zwischen Nüssen und Engländern darüber entscheiden, ob die Russen vor Menv Halt machen oder weiter vorvringcn könnten. England hat den richtigen Augenblick ungenutzt verstreichen laste», da eö sich noch dem russischen Eroberer mit Aussicht aus Erfolg entzegcnwerfcn konnte, IheilS auS Schwäche, theils auS Unentschlossenheit. Glavstone wußte, daß ein Kampf gegen die Russen etwa- Andere- sei, alS der Spaziergang von Alexandrien nach Kairo. So leichte Lorbeer», wie sie General Wolscley bei Tel el Aebir davongetragen bat, winkten ihm vor Merw nicht. Eine wahrhaft kluge Politik sucht das Anwachsen einer drohenden Gefahr durch rechtzeitiges entschlossenes Handel» zu verhindern; wenn sie erst in unmittelbare Nähe gerückt ist. dann ist es zu spät. Rußland hat von jeher seine Politik so eingerichtet, daß eS auS den Verlegenheiten seiner Gegner Nutzen gezogen hat. Als daS Reich Napoleons Hl. durch Deutschlands Heer nieder- geworfen wurde, zerriß eS den Pariser Vertrag von 1850, und als England nach Egypten marscbirte und der Mahdi den Sudan eroberte, besetzt« General Komaroff Merw. Am Kuschkflnß hat sich die Leichtfertigkeit der Engländer, mit welcher sie sich in daS egyptische Abenteuer gestürzt haben, gerächt, das Blut der 500 in Pendsckdeh gefallenen Afghanen ruft die Engländer zur Abwehr russischer EroberuugSgelüste, England wird also jetzt zu zeigen haben, ob eS in der «stunde der Gefahr ans dem Platze zu finden ist. Die Erwartungen teS Auslandes sind nach den Erfahrungen der letzten Jahr zehnte sehr hcrabgestimmt, die öffentliche Meinung spricht sich dahin aus, daß (England wehrlos ist und deshalb jede Gewalt- that über sich ergehen lasten muß. Die englische Presse erklärt sich thcilweise für den Krieg gegen Rußland, der conservalive „Globc" hebt die Pflicht Englano« hervor, das den Afghanen gegebene Wort eiiizulösen, und sogar die „Paff Mal! Gazette", daS Organ Gladstone's, siisnyrl »fiter.Ä.orhchalt Nir den Krieg. Aber charakteristisch für die englischen Verhältnisse ist eS, daß die „TimeS" in einem so vcrhängnißvollen Augenblicke eine Zuschrift deS Agenten deS englischen BicekönigS in Indien, Griffin, veröffentlicht, in welcher ganz unvrrnoble» ringestanben wird, daß die indischen Fürsten kaum über 30.000 Mann diSciplinirter Truppen verfügen und weder Off'iclere, noch gezogene Kanonen besitzen. Dadurch mag die Gefahr für England Verringert werden, welche Jnvien den diesen Fürsten droht im Falle der Ent blößung Indiens von englischen Truppen. Aber wenn die indischen Truppen schlagfertig wäre», dann könnte sie England gegen die Rüsten verwenden, diese Möglichkeit entfällt aber unter den obwaltenden Umständen. Der Schluß, welcher an der Grifsin'schen Meldung zu ziehen ist, besteht darin, daß England nur so viele Truppen a»S Indien nach Afghanistan abgeben kann, alS dort entbehrlich sind, und daS wcrdrn sehr wenig sein. Die Einberufung der Reserven und der Miliz hat also für einen Krieg gegen Rußland so gut wie gar keinen praktischen Werth; bevor englische Truppen ans dem Kriegs schauplatz in beträchtlicher Stärke erscheinen können, sind die Rüsten schon im Besitz von Herat und werden ihren Vor marsch so weit auSdehnen, wie er ihren Interessen entspricht. Unterdessen wird der Emir von Afghanistan von dem Bicekönig Lord Dufferin und dem Herzog von Eonnaugbt in Rawul Pindi al» Freund und Bundesgenosse England- ge feiert. Man weiß nickt reckt, ob dadurch da- Vertrauen deS EmirS aus englische Hilfe oder die Zuversicht Englands aus die Widerstandskraft von Afghanistan hauptsächlich gekrästigt werden soll. Abdurrhaman Khan hat schon vor längerer Zeit den Wunsch geäußert, daß die Engländer ihm bei der Befestigung Hcrat- Beistand leisten und ihn auch bei der Verlheidigung deS wichtigen Platze- nicht im Stiche lasten möge». Diese Hilfe ist auch rugesagt worden, aber eine militairische Autorität hat sich^ seitdem über die vollständige Werthlosigkeit HeratS al- Festung ausgesprochen; nach anderweite» Erfahrungen läßt sich daher annedmen, daß England keine große Lust hat, den Russen in Herat gegen überzutreten. Alles in Allem läßt sich vorau-sehen, daß England den selben Grad von Lässigkeit, den eS dem General Gordon gegenüber bewiesen bat. auch Abdurrhaman Khan gegenüber wiederholen wird. Mit Geld wird England nicht kargen, aber da» Blut seiner LanvcSfmder wird eS auch in diesem Falle wieder möglichst schonen. Der Strauß wird wahr scheinlich zwischen Rüsten und Afghanen bis zu dem Puncte allein ausgefochtcn werden, an welchem der Emir zu der Einsicht gelangt, daß e- bester ist, von beiden Seiten Geld zu uemne», alS sich auf die unzuverlässige englische Hilfe zu verlasse». Afghanistan kann allein dem Angriff der Russen nicht widerstehe», und England hat keine Truppen, die eö ihm z» Hilfe senden könnte. WaS soll der Emir unter so schwierigen Verhältnissen thun? Er muß die Dinge nehmen, wie sie sind, und möglichst großen Bortheil daraus ziehen. * Leipzig, 11. April 1885. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt an leitender Stelle: ,Es liegt unS eine statistische Zusammen stellung über die auS Anlaß des Reichstagsbeschlusses vom l5. December v. I. an den Reichskanzler gerichtete» Adressen vor, welche nach verschiedenen Richtungen hin inter essante Ausschlüsse giebt. Unter Anderem beweist diese Zu sammenstellung auch, wie kräftig sich daS nationale Gefühl im Süden und im Westen Deutschlands entwickelt hat. llnter lOO Wahlberechtigten haben an den Reichskanzler eine ZustimmnngSadresse g:ricktet im Königreich Sachsen 12.0 ii» Thüringen 12 2, in Baden 10.4, in Württemberg 9.9, .> H-sffn 3 0, io der Rheinvsalz 8,0. I» den Preußischen t Proviu,»: ,'war die Brlbciligniig am stärksten in Täcksen und n, am schwächsten ir Ost- und Wvstpreußeu A»S diesen Zahlen läßt sich jedenfalls der erfreuliche Schluß zie.ien, daß der Antagonismus, welcher 1800 zwischen Preußen einerseits und Sachsen, Bayern, Württemberg und Baden andererseits bestand, dem Gefühl engster Zusammengehörigkeit vollständig Platz gemacht hat. Nach den, Krieg von 1500 hörte man nicht selten der Be sorgnis; Ausdruck geben, daß Süd- und Norddeutschland durch kiiien Spalt getrennt bleiben würden, der sich wobl äußerlich verdecke», aber in kcmer Zukunft auSsüllen taffen werde. Hätten wir eine minder geschickte Staatsleitung gehabt, so wäre diese Befürchtung gerechtfertigt gewesen; dcr Spalt hätte wahrscheinlich an Breite und Tiefe stetig zugencmmcn. Die Eingangs erwähnte Zusammenstellung giebt uns einen statistischen Nachweis, a»4 dein wir die sichere Neber- zengung gewinnen, daß der nationale Gedanke heute gerade in Süddcntschland am festesten wurzelt, daß die alten Rancünen und Empfindlichkeiten geschwunden sind. Wenn in einigen Tbcilcn Bayerns die Betbeiligung an den Adressen eine schwache gewesen ist, so erklärt sich diese Thatsache auS con- sessionellcn Gründen. Es sind dies gerade diejenigen Kreise, in welchen dcr ultramoutane Einfluß der vorherrschende ist. Der politische Antagonismus ist jedrnsavS geschwunden, und wo nicht künstlich ein konfessioneller Gegensatz hervorgcruscn worden ist. hat das nationale Bewußtsein die Probe be standen. Wir dürfen aus Grund jener Statistik einen er freulichen Fortschritt in der deutschen Einheit constatiren." * Unter der Neberschrift „Eine Episode am EinzugS- tage der Truppen 1871 in Berlin" schreibt die „Post" an hervorragender Stelle: Der Kaiser, ruhmgekrönter Sieger, war unter dem enthusiastischen Zujauchzen de- Volke- in Berlin eingezogen. Vor dem Standbilde Vlüchcr'S ballend, drfilirten vor ihm. weit hin im Winde flatternd und rauschend die seidenen, französischen fünsundsünfzia eroberten Fahnen, mit stürmischen HurrahS von der Menge begrügt. Fürst Bismarck, der beim Einreiten unter dem Thor dein Kaiser eine kurze Meldung machte und ebenso kurzen Bescheid erhalten, hielt hinter dem Kaiser (aufrecht >'aß er da mit dem Anstand, den er hatte, als er Sedan sah) unruhig im Sattel rückend, sich umsehend. Ein Bekannter von ihm, an ihn herontrctend, fragte: Durchlaucht suchen? Papier und Bleistift! Die Brieftasche eines Schutzmann- lieferte daS Nöthige. Der Fürst, eilig aus der Lende schreibend, hob das Papier in die Höhe. Eine Depesche, sagte er, wer bringen? Ich, erwiderte der Angeredete, Ich danke, sagte dcr Fürst, Sie können sie lesen! Eilig die Menge trennend, las der Bote in der ruhigen Behrenstraße: „An den deittschen Vorposten-Tommandanten vor Paris. Wenn die französischen Vorposten weiter Vorgehen, greisen Sie dieselben an." Welcher Moment! Da» war der Krieg. So dicht lagen die Würfel de- Friedens und des Kriege- neben einander. Hier zum frohen Frieden-Marsch die Fahnen sich entsaftend, dort das gezückte Schwert zum Schlage erhoben, und ein neuer Hug zielbewußter, unerschütterlichster Energie und Entschlossenheit unsere» Helden- kaiser» und seine- unvergleichlichen Münster» glänzte in dem hehren Epo», da» nach Jahrhunderten noch die Enkel ehrfürchtig anstonnen werde». Was war geschehen? Die französischen Truppen hatten einseitig ihre Vorposten über die verabredete Linie hinan» vor- geschoben und da» deutsche Commando fragte an, ob e» seine Linie sefthalten oder der französischen Bewegung Raum geben solle. Trefflich bedient durch den damaligen Militairbevollmächtigten Grafen Waldersee, in besten Hände die Dcpcichc gelangte, ver schwand da» scheinbare Wölkchen so raich wie eS gekommen und im unveränderten Glanze strahlte die Sonne des Frieden» über Europa. * Der al- Gesandter in außerordentlicher Mission nach Persien entsandte bisherige Generalconsul in Sofia, v. Braunschweig, ist, der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zufolge, durch Allerhöchste Ordre vom 27. v. M. zum ständigen „außerordentlichen Gesandten und bevoll mächtigten Minister" in Teberan und der bisherige kaiser liche Ministerrestdent i» Belgrad. Graf v. Bray-Stein- burg, ist durch Allerhöchste Ordre vom 3l. v. M. zum außerordentlichen Gesandten »nd bevollmächtigten Minister am königlich serbischen Hofe ernannt worden. * In verschiedenen Blättern war in den letzten Tagen zu lesen, da- kbniglich schwedische Paar babe seine An wesenheit in Wien dazu benutzen wollen, mit dem Herzog von Nassau bezüglich dcr Hcirath deS ErbgroßberzogS vou Baden mit der Prinzessin Hilda von Nassau» X-oimnnr>t«Prns Viertels. 4'/, MK. iorl. Brin«erlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Brleg^emPiar 10 Pf. GebLlirrn für Extrabeilage« (in TagMaZI-Format gefatz«) aftne Voftdeförderuiig 39 Mk. »lt Poftbesörderung 48 Mt. Inserate Sqejpaltene^Petitzeile 20 Pi. Ülrohere Schriften laut uns. Pre^oerjeichiiiß. Tabellarischer u. Aisfernsatz nach höhcrm Tarif. Krctrunkn mNer dem RedactionSstrich dic4gespalt. Zeile SO Pf., vor den Familiennachrichten die Ogeipaltene Zeile 40 Pf. Juierole sind stets an die btt.peSitian zu senden. — Rabatt wird u chl gegeben. Zahlung pntenMoerauao oder dura, P'st- nachuahme. .' 7fl. Jahrgang. Tochter deS Herzog- und Nichte de» König» von Schweden, in Verhandlung zu treten. Es werde dabei die Absicht ver folgt. den Herzog zu bestimmen, eine völlige B-rsöhnnng mit dem Kaiser herbeizusühren. Dieser auS den Finger» gesogenen Miltbeilung gegenüber bält es der „Rheinncke Kurier" für nöthig zu couliatiren: „Die „VersöbnnngS"-Misüon ist durch aus nicht notbweiidig. denn die ganze herzoglick-c Familie ist mit der Verlobung einverstanden, und wen» dieselbe noch etwa« hinausgeschodcn worden ist. so sind dafür nur ganz private Wünsche, die mit der Politik nichts zu thun habe», maßgebend gewesen." * Dem HamburgerSenate ist aus seine GUickwunsch- Adrcsic an den Reichskan; ler die nachstehende Erwiderung zugegangen: „Seiner Magnisicenz dem prästdircndcn Bürger meister Herr» Or. Weber, Hamburg, Berlin, den 5. April t885. Eure Magnisicenz bitte ick, dem Senate der freien und Hanse stadt Hainburg snr die freundlichen Glückwünsche, mit welchen Hochderselbe mich z» meinen, Geburlstage beehrt bat, meinen verbindlichsten Dank auSzusprecbcn. Die schineickelhasten Worte der Anerkennung, welche diese Glückwünsche begleiten, haben für mich einen um so böbcrcii Werth, als ich mit Hamburg alS Nachbar und als Ebrcnbürger in so nahen Beziehungen stehe, und die Ehre, miserer ersten See- und Handelsstadt aiizugehören, ans nächster Anschauung ihrer Herrlichkeit würdigen kann. Mit dcr Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung bin ich Euerer Magnisicenz ganz ergebener Diener v. Bismarck." * Einer Deputation au» Bad Kissingen, die am 1. April in Berlin war. hat Fürst Bis märck versichert, daß er in diesem Jahre aus jeden Fall dorthin kommen werde. 4> >» » * Zur Armiruug der englischen Schnelldampfer wird der „Wcserzcitung" geschrieben: Daß die englische Regierung die Möglichkeit eine- in nicht allzu weiter Ferne stehenden Krieges mit Rußland thatiächtich noch nicht für ausgeschlossen hält, geht n. A. daraus hervor, daß sie mit Ler kostspieligen Erwerbung großer Oceandampfer und deren Um- Wandlung in armitte Krenzcrsahrzenge jetzt alle- Ernste» begonnen hat. Wie seiner Zeit gemeldet, hat die Admiralität gleich nach Einberufung der Reserven vier d-r schnellftcn und grötzien trau», alünilnche" D'.nwsk- gechartert, um dieselben eventuell theil» al« > Tran-kor'i >'theilö auch zu Schlachizweckrn zu verwenaeu. In- »zwilchen sind die Sachen ko wett gediehen, daß die Helra Laird Brothers i> Birkendcad, welche von dcr Admiralität mit der Um- Wandlung >>er Schiffe betraut worden sind, aus dem Dampfer „America", von der Natiouallinie, die notwendigen Aendermigea bereit» in Angriff genommen haben. Gebaut unter ipecieller A»f- sicht der Admiralität, sind die großen atlantischen Schnelldampfer sehr wohl für den Dienst geeignet, für den die „America", „Etruria", „Oregon" und „Alaska" von der Regierung cuiScrschen sind. Da man jedoch beim Bau dieser Schiffe selbstverständüch das Haupt- angennierk daraus richtete, die bestmöglichen Handelsüampfer he» znstellcn, so sind, bevor zu ihrer Armirung geschritten werden kann, bedeutende Umändcrnngcn erforderlich. Die Hauptbediugungen sür die in die sogenannte „Admira'itälsliste" eingetragenen Schiffe sind, daß sie genügende Stabilität besitzen und i» zahl- reiche wasserdichte Abtheiinngen eingetheilt sind, und diesen An forderungen genügt die „America" nach der „Shipping Gazette" in hohem Maße. Sic ist ganz auS Stahl gebaut, in 13 Compart- mcntS eingetheilt und im Stande, sich über Wasser zu halten, selbst wenn mehrere Abtheiinngen voll Wasser gelausen wären. In der allgemeinen Conslruction sind also Acnderungeu nicht erforderlich: da das Schiss aber sür die Beförderung von 1400 Zwischendecks- und 350 Cajül-passcgicren bestimmt war. so sind vir!« Einrichtungen, die aus einen« modernen Schnelldampser absolut unentbehrlich wären, jetzt nicht nur überflüssig, sondern geradezu im Wege. DaS ganze zur Ausnahme dcr Passagiere dienende Deck ist in Folge dessen ge räumt worden. Tie Deckhäuser vorn und hinten find verschwunden »nd die kahlen Verschanznngcn sind Alles, waS übrig bleibt. Die clcgani auSgcstatteten Passagierkammcrn, die Badezimmer rc„ ferner die sür die anderen Passagiere dienenden Begucnilichkeücn find eben falls verschwunden. Wozu dcr ncugcschaffene leere Raum dienen soll, ist noch »ich! bestimmt worden, doch wird er, da die „America" sowohl als Truvpeiiichisf als auch als Kreuzer Verwendung finden ioff, möglicherweise in eine Schlaistätlc für 2000 Mann umgewan delt werden. Der ganze mittlere Theil des Schisse», der große Salon, daS Damenzimmcr »nd andere Räume, sind vorläufig noch unversehrt, werden aber nöttstgcnialls eine bedeutende Umänderung erfahren- Die luxuriöse Ausschmückung und Bepolsierung Ler Kajüte werden Sleilervorkehrungeli, Blöcken, Taljen und sonstigem Geschirr weichen müssen, je nachdem eS die neue Sachlage erfordert. Dcr bei weitem schwierigste Punct bei der Umwandlung de» Dampfers ist die Arnnrung. Dieselbe wird aus vier özölligen Vavaffkur-Gcschütz n, sechs Ol-Psündern und 0 NordenseldlS bestehen, dazu kommen noch vier Pniaffen sür Torpedozwccke. Vor» auf der Back sollen etwa 25 bis 30 Faß vom Buge zwei Bavasjeur-Geschütze placirt werden, aus jeder Leite eins. Sollte die Back nicht stark genug gebaut sein, um das Gewicht der Kanone» ausz,chatten, so beabsichtigt man, dieselbe mit massiven Knien abzustützen. Unmittel bar unter dem Aniang de» Oberdecks (Brückentucks) wird aus dem Hauptdeck aus jeder S.itc deS Schiffe» ein ti4-Piü»der und dreißig Fuß weiter »ach inittschins ein zweite» Geschütz deffclben Kaliber» aiisgestellt werden. Die Lafette» dieser Kanonen werden aus dem Hauvtdeck ruhen »nd können dorl ohne Schmierigkeit placirt werden. In Her Mitte zwüch u dem Oberdeck und dem Eamvaiijedeck soll aus dem Haupidcck zu jeder Seile des Schiffe» ebenfalls ein 04 Minder Ausstellung finden. Aus dem Eamimnjedeck werden in derielbe» Weite wie vorn aus der Back zwei Bavens »r OKi'chiitze placirt; auch hier wird man da» Deck, um e» wid-rstandsfähiger zu mache», ge hörig abstützen. Tie Geschütze a»i der Back und h in Eampanjedeck (Bug und Heckgei'chütz-) besuchen sich zwar in einer lehr ausgesetzten Position, doch wird d es-r Ukl-eistand z.im Theil dadurch wieder aus- choben, daß sic ein Feld von 150 Grad beherrschen. Die vier Ge schütze können säst ein direcie» Feuer über ittug »ud Heck unlerhalte», „nd da sie auch kn» 58 Gead nach iiiittichiff» gedreht werden können, io dürste eS sür ei» seindttche» Schiff äußerst schwierig sein, ihre» Kugeln zu entgehen. Die Ol-Pfünder, von denen drei aus jeder Seite stehen, beherrschen je einen Boge» von 90 Grad und ver- theidigen somit die ganze Brcilsciie de» Schiffe». Fast die ganze Länge des Hauptdeck» unter dem Oberdeck wird nicht not Geschützen ausgeriisiel, da die Gänge z» Heide» Seite« de» Schiff» nicht'Raum genug zur Bedienung derselben gewähren. Daiür wird aber das Oberdeck mit 0 RordenfeldiS, 3 aus jeder Seite, armirt. Rechnet man »och die 4 Pinaisen sür die Torpedos hinzu, so ist die Armirung Lc5 Schisse» beendigt. Die Pulver- behüitcr, w:lche sich bereits an Bord befinden, sind große eiserne Tank» mit massiven eisernen Thüren und messen etwa 0 Fuß in der Länge und 5 Fuß in der Breite, bei einer Höhe von 0 Fuß. 3 von ihnen werden vorn und 3 achter aus dem Boden de» Raume» untre der Wasserlinie pläcirt. lim die Behälter noch besser zu schützen, wird man dieselben mit einer Schicht Kohlen tu Säcken umgeben. Außer den angeführten Umänderungen sind noch mancherlei kleinere Arbeiten vorzunchmen. Leiter und Jnspector de» Ganzen ist Mr. Mitchell, von der Admiralität, welcher die Umwandlung I der „America" in einen kriegSinchtigen Kreuzer in 14 Tagen zu I vollbringen gedenkt. I Wie die „Central New»" schreibe», hat die AdmiralilLi den unter I italienischer Flagge zwischen Genna und Montevideo fahrenden
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