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Nr. 27 Dienstag, den 2. Februar 1926 Die gst« ürd mn Itte DroteKkundgetumg der Grenz- und Ausländsdeutschen. Berti«, N. Januar. Die Arbeitsgemeinschaft der An« teressenverlretunggn für die Kriege- und Verdrängung»- schSden, zu der sich die Organisation des Treu-- und Aua» landsdeutschtume zusammengeschlosien hat, stimmte in ihrer heuttgen Versammlung einer Entschließung -u, in dar vom Reichstag der E itmurs eines endgültigen Entschädigungs gesetzes gefordert und gegen die Sttrosselung des Ent» chitdiMmgs- und Wiederausbauversohrens pwtefiiaN wurde Ferner wurde oerlangt, di« Rotlag« durch Erhöh« ung des tzäriesonb», durch Gewährung von MMrtstanida- »arlehcn imd durch Gewähning von Rreditdeihisft D» linden». Das befreite Köln.. Der deutsche Niederrhein ist wieder frei. Nach Duis burg und DMeldors ist jetzt auch Köln und dos Kölner Ge biet non den «efatzungstruppen der Entente erlöst. Man glaubt im Reich so allgemein, daß die englische Besatzung in Köln kaum fühlbar gewesen wäre, i-n Tier gleich zu den Ge treten, die belgische oder französische Besatzung zu erdulden batten. Aber denken wir einmal zurück an die Dezcmbertage als die englischen Truppen in Köln einrückten, als den Bürgern die Pflicht nuferlegt wurde, britische Offiziere zu grüßen und als strenge Strafen den bedrohte», der eins der Ge und Verbote übertrat. Das Telephon wurde gesperrt, die Hölrisr durften uni 7 Uhr abends nicht wehr auf die Stropc, der gesamte Verkehr wurde sehr stark, der Autovcr lehr völlig behindert. Der Glaube von der Erträglichkeit der englischen Besatzung rührt nur her aus der Zeit der Ruhr invasion, als die Städte des Ruhrgebiets wahrhaftig um sehr vieles schlechter daran waren als Köln. Es mag sein, daß Kvln in der letzten Zeit etwas größere Handlungsfreiheit be laß und auch wirtschaftlich auf diese Weise gegenüber den Städte» mit französischer und belgischer Besatzung Vorteile genoßi es mag auch sein, daß Köln nie so Furchtbares sah, wie Bochum in seinem Blulkeller. Leicht aber ist die feind liche Besatzung der vergangenen sieben Jahre sicher nicht ge wesen. Sie. drückte um so schwerer, als die Befreiungsstunde erst über ein Jahr später schlug, als man mit Recht hatte er warten dürfen. Diese unrechtmäßige Verzögerung des Abzuges der bri tischen Truppen lastet als unvergeßlicher Schotten über der letzt erfolgten Befreiung. Wäre Köln zur Zeit der Ruhrin- naslov geräumt worden, dann hatte Deutschland dies Ent- oeaenkommen als «inen Akt der Freundlichkeit gebucht, der ikw jetzt vielleicht den Weg noch Genf erleichtert hätte, chatte die englische Regierung im Januar 1925 ihre Truppen zurückgezogen, dann hätten wir wenigstens das Gefühl ge habt. noch dem gültigen und geschriebenen Recht behandelt zu werden — ganz gleich ob das Recht auch ein diktierter Vertrag war, wir hätten gewußt, woran Deutschland sich holten konnte. Die Verzögerung um ein volles Jahr hat in uns das Gefühl gefestigt, daß Deutschland nur ein Spielboll feindlicher Launen ist. Wir werden diese Enttäuschung so bald nicht zu vergessen vermögen —. Trotz ollem aber verstehen wir Deutschen des unbesetz ten Gebietes den Jubel, in den dos rheinische Völkchen aus- brach. als in der Nacht non Sonntag zu Montag die deutsche Glocke des Kölner Domes die Freiheit des Nicdcrrlieins ver kündete. lind wie wir den Bewohner» des vonktionsgebic- tes unseren Donk aussprachen für ihr treues Festhalten an Volk und Reich, sn müssen wir auch jetzt de» Kölnern Dank datpr sagen, daß in sieben langen Jahren weder eine feind liche Besetzung, nach auch die separatistischen Umtriebe vom Ausland verführter hochverräterischer Volksgenossen Ihr Deutschtum hat erschüttern können. Wenn schon !m vorigen Jobre Köln bei der Jahrtausendfeier des deutschen Rheins ein Zeugnis seiner Treue auch zu dem Reich in Not oblcgte, dann dürfen wir hoffen, daß die wieder befreiten Rheinlän der des Kölner Gebiets für den gemeinsame» Wiederausbau des gemeinsamen Vaterlandes noch ein gut Teil beitrogen können. Wann aber kommt der Tag, da auch rheinauswärts di« deutsche Flagge wieder frei weht — bis hin nach Bonn, nach Mainz — und schließlich bi» zum unvergänglichen Bauwerk des deutsche» Erwin von Steinbach, den, Straßburger Münster? Die Einholung der englischen Flagge. Stzln, 51. Januar Der langst ersehnte Augenblick, in dem Köln von einer siebenjährigen Besatzung durch eng- lisches Militär besreit wurde, war am Sonnabend nachmtt tag 3 Uhr gekommen. Der Vorgang, den, Tausende und Abertausende von Neugierigen auf dem großen Damplah, vor dem Bahnhofsgebäude und auf den umliegenden freien Platzen beiwohnten, war von schönstem Vetter begleitet. Stundenlang vorher halten sich die zahlreichen Neugierigen eingesundcn, um dem geschichtlichen Ereignis beizuwohnen. Zehn Minuten vor 3 Ahr marschierte die Besatzung unter klingenden, Spiel vor das Hauptquartier, wo sie vor dem oberkommandierenden, General Thape, Aufstellung nahm. Mit dem Glockenfchlagc 3 Ahr wurde die Flagge unter militärischen Ehrenbezeigungen eingeholt, wobei die ersten Takte der englischen Nationalhymne gespielt wurden. Gleich darauf zog die gesamte Besatzung mit klingendem Spiel nach dem Bahnhof, wo sie in drei Militgrson - derzügenk noch Wiesbaden obfuhr. -1 Uhr 4S Min. ver ließ der letzte Zug den Vahnhos. Nach den, endgültigrn Ver lassen der Besatzung wurde an derselben Stelle, wo bisher die englische Flagge geweht hatte, eine Fahne in den Kölner Stadtfarben weiß-rot gehißt, was von der Menge lebhaft begrüßt wurde. Die Räumung ist ohne jeden Zwischenfall verlaufen. Köln ist nunmehr von der Besatzung frei. Tagesschau. ' Die Kölner Zone wurde am Sonnabend geraum!. In der Mitternacht am Sonntag fand aus den, Kölner Dam platz eine gewaltige Besreiungskundgebung hott. In der Frage der Anmeldung Deutschlands zum völ tnkund haben neue Erwägungon der maßgebende» Stellen Itattgefundo». Die Anmeldung wird sich voraussichtlich bi- Anfang März verzögern. Roch dem Berliner Vertreter des Journal werden in den nächste» Tagen die Vorverhandlungen über die Reise Ktresemanns nach Paris erfolgen. Die englische Regierung beschloß die Einberufung einer Konferenz über die Arbeitszeit noch London. In Mailand sollen durch den Leibarzt des rumänische» Königs Versuche zur Beilegung des Zwistes mit Prinz Larol unternommen sein. Zu den mit * bezeichneten Meldungen sind--« die Leser Aus- NMrNch-? an anderer Stelle. 81. Iahrgau- WMWNWWW-WWWWMWM glacken ertönten und schallten über das numvehr enbgDWg besreite Köln. Der Glirämmnfch KindenhrrrM. Berlin, 31. Jan. Der Reichspräsident o. Htvdentnag hat an den OberprLsidenten der Rheinprovinz, Fuchs, W Koblenz folgende» Glückwunsch gerichtet: Heute um Mitternacht wird für die erste Zu« do» ßv- setzten Rheinland« die Stunde der Befreiung schlack«. Ich bitte Sie, au» diesem Anlaß der Bevölkerung diese» lestm der Ihrer vbhut anverlraulen Provinz meine aufrichtigst» Grüße und besten wünsche zu entbieten, um ihr sowie du» Behörden den Dank des Vaterlandes sür ihr treue» A«m- harren in der nunmehr hinter Ihnen liegenden schweren Zett auszusprechen. Neue Aufgaben stehen uns bevor. Ich hoff», daß die Behörden in engem Zusammenwirken «uit »MM Kreisen -cc werktätigen Bevölkerung die wiedereolaugß» Handlungsfreiheit dazu benutzen, nm nach Möglichtest dd» Schäden zu heilen und an dem Wiederaufbau der Hostuat W arbeiten. Daß auch dem übrigen besetzten Gebiete bald dog Tag der Freiheit kommen inöge, ist der sehnlichste Wunsch aller Deutschen. v. Hindenburg, Reichspräsident. Reichskanzler Dr. Knitzer hat nachstehendes Telegramm an den Oberpräsidenten Auch» gerichtet: Heute, mn es endlich gelungen ist, die Bestim mungen des Veilroges vv» Versailles über die Räumung der ersten Rheinloirdzniie zu verwirklichen, richten sich dl« Gedanken der Reichsregierung vor allem aus die noch au- dauernde Not der zweiten und dritten Zone. Ich weiß mich in meinem Empfinden eins mit den Bewohnern der befreiten ersten Zone, wenn ich gerade in dieser Stunde bestätig«, daß die Reichsregierung weiterhin ihre ganze Kraft dqransetzen wird, für die Reichsleile, die noch unter fremder Besatzung bleiben, die Last zu erleichtern und die Dauer der Besetzung zu vermindern. Den Bewohnern der ersten Zone aber, die nun am Ende des Leidensweges stehen, den sie aufrecht«» Hauptes um ganz Deutschlands willen gegangen find, dankt die Rcichsregienmg von ganzem Herzen für ihre oater« ländische Treue. Die erste Patizeitzimdertschafl in KSin. köln-1. Februar. (T.-U.) Sonntag früh traf hier bi« erste der für Köln bejtimmtenPolizeihundertschaften in Tür ke von drei Offizieren und 109 Mann ein. Vie Hundertschaft wurde in der vor 1ä Tagen freigewordenen Kaserne mn Zugweg mttergebracht. Die Kefreiungsfeier in Aon«. Bonn, 31. Januar. Zur heutigen VefeeiungsstvntX hatte sich eine unübersehbare Menschenmenge avf den Stoa he« und besonder» aus dem Münsterplah eingefuade«. Pvvkk 12 Uhr setzte da» Geläut aller Kirchenglocken ein. Vie Möge stimmte dann begeistert das Deutschlandlied nnd andere «> kerländische Lstder an. Bonn, 31. Jon. Anläßlich der Räumung der erst« Rhemlandzone sandte die westdeutsche Studentenschaft dar Universitäten Bonn und Köln, sowie der landwirtschafllichen Hochschule Bonn ein Huldigungstclegramm an den Reich»- präsidenten. Das Kölner Telegraphenamt hat an alle mit ihm ver- kundemm Telegraphcnämter aus Anlaß der heute erfolgte» Räumung Kölns folgende» Gruß gesandt: Es loht der Himmel in ivler Glut, Es brennen die Fackeln, es brennl das Blut. In de» Glockenturm jauchzen die Lieder hinein: Es lebe die Freiheit am deutschen Schein! Die Berge klingen, es braust der Strom, Die Glocke» jubeln vvm hohen Dom, Verrauscht die Jobre, die wir verbüßt, O Freiheit am Rhein, sei gegrüßt! mitternächtliche Kefreiungsfeier vor dem Kölner Dom. Köln, l. Februar. (Drohtb ) Köln Hot um Mitternacht in dem Augenblick, als da» Joch der Besetzung tatsächlich non Köln und der Kölner Zone fiel, seine Befreiung in würdiger weise gefeiert. Schon der Rahmen für diese Feier konnte nicht würdiger gewählt werden. Der majestätische Vom als Hintergrund, seine imposante Freitreppe al» Feslbühnc und der beeile Platz vor dem Vom al» da» Parterre. Der Dom und die um den Domplatz liegenden Häuser hatten reichlichen Flaggenschmuck angelegt. Vor der Freitreppe wehten von vier Fahnenmasten die preußischen und deutschen Farben. Den Dom umfaßten in großem Vvalgrunb bis weil aus den Platz hinaus Guirlanden von elektrischen Glühbirnen. Vie Gebäude um den vom herum hatten illuminier». Gleich bei Beginn der Dunkelheit setzte der Zustrom der Massen ein, die slih rechtzeitig einen Platz sichern wollten. So drängte doch bereits viele Stunden vor Beginn der Feier eine eie sige Menschenmenge, vorfizssttg geschäht werben es mehr al» 20 000 gewesen fein, die trotz der wenig einladenden Witterung der Mitternachtrbefreiungsfeier entgegenharrte. Die Schutzpoli^i waltete in mustergültiger Veste ihre, Amte». Die Menge ertrug geduldig die Unbill der Witte rung und aahm, wie es im Rheinland Brauch ist. mit Humor die schwere Last de» stundenlangen warten» ans sich. Zwölf Glockenschläge vom Turm, vorauf ertönte dle Deutsche Glocke langsam mit ihrem feierlichen Klang. In den vor den beiden Domtüren stehenden Pylonen loderten Flammen avf. Nachdem die Glocke «»»geklungen, betrat vberbürger- meister Dr. Adenauer die Rednertribüne und hiest mit markiger Stimme seine Ansprache, die von zwei Lautspre chern weit über den Plah getragen wvrde. Seine letzt«» Worte klangen in ein von der Menge begeistert ausgenom men« Hoch avf da» deutsche Vaterland av». Darauf stimmte die Menge da» Deutschlandlied an. Nach der Rede de, Ministerpräsidenten Braun beendete der Choral «Herr unser Gott, dich loben mir!" die Feier. Sllmtstche Siechen- Nachlieferung »er Zebu«- oder aus Rückzahlung de» Bezugspreises. 6M-age.occi.1tz-» Unabhängig Heilung für alle StändeinMMMd Land. DichtesteBerbreitung inallenVoÜrsscHWm Beilagen: Sonntags -Untelchalümgsdlätt und 8«do>irtschaftltche.Beilage GeschSstsstelle Bischofswerda, Allmacht 15.—Dmch und Verlag »an Friedrich May G. m,b.H. in Bischofswerda. FernsprecherRr.444und 44S Nischoftzwerücrer Einzige Tageszeitung km Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dle» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft der Schulinspektion und de» Hauptzollamts zu Bautzen, de» Amtsgericht», des Finanzamt« und des Stadtrats zu Bischofswerda. Grfch tnvn-mveste: Jeden Werktag abend- für den folgend. Tag. Bezug-peet» lür. di« Zell eine, halben Monats " Hau» halbmonatlich Wk. 120, bebn Adh. wöchentlich so Pfg. Einzelnummer IS Pfg. — Alle < fowte unsere ZeltungsaustrSger und die Geschäftsstelle nehmen _ Poftfche-»«Konto: Amt Dresden N». 1521. Gemeind«. Iben Monats: Frei ins veebanv-steobchf« vstchofswerda «o»1» Ste. S4. »holen in dei Geschäftsstelle Im Falle höherer Gewalt -' Anzeigenpreis (in DoldmmA: Di« 4S mn» breit« «bi Geschäftsstelle Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher brEe^Klamezeüc 70^s^*Zahlu^inPch> Pvstanstoltrn, Störung de, Betriebe» der Zeitung oder der Besörderungsetnrich- zum amtlichen Briestim» «v» Zahltag, jedoch nicht Mm sstrll, nehmen jungen — ha! der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder zum Kur» vom Tag« d«e Bechvvvg. — Rabatt «ach Dar Nachlieferung der Zebu»- oder aus Rückzahlung de« BkMgspreises. Sammekanzekgen tAffm. - rrsüllnngsort Bisch»