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Amts- M AWPblck für deu «bonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. de« „Jllustr. Unterhaltungsbl.' o. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. 1«. GM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 2b Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - —- " ^°--i 47. Jahrgang. ... Donnerstag, den 8. Februar LS«« Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Reinigung bleiben die Rathsexpeditionen Montag, den IS. und Dienstag, den 13. Aebrnar 1808 geschlossen. Nur dringliche Angelegenheiten des Standesamtes werden an diesen Tagen Vorm. vom 1v bis 11 Uhr erledigt. Stadtrath Eibenstock, den 6. Februar 1900. Hesse. Gnüchtel. Nr. 2SS des Verzeichnisses der dem Schank- und Tanzstättenverbot unterstellten Personen ist zu streiche«. Stadtrath Eibenstock, den 6. Februar 1900. Hess«. Gnüchtel. Schutzmann, hauptsächlich für Nachtdienst, zum 1. März oder später gesucht. Gehalt jährlich 750 Mk. neben freier Wohnung und 50 Mk. Bekleidungsgeld. Bewerber wollen sich bis 15. d. Mts. unter Beifügung ihrer Zeugnisse bei dem Unterzeichneten zunächst schriftlich melden. Wolfs grün, den 5. Februar 1900. Der Gemeindevorstand. Bretschneider. Kammer oder Amvoß. Im Hinblick auf die unpatriotischc Haltung der Zentrums partei gegenüber der Flottenvorlagc ist es gewiß von Interesse zu erfahren, wie man darüber anderswo in deutsch-klerikalen Kreisen denkt. Der .Argentinische Volksfreund, Wochenblatt für die La Plata-Staaten-, schreibt unter dem Titel „Hammer oder Amboß-: „Der geniale Blick unsere» Kaiser», gepaart mit scharfem Verstand, hat schon vor längerer Zeit erkannt, wo Deutschland der Schuh drückt und diese Erkenntniß kleidete er damals in die Worte: „Deutschlands Zukunft liegt aus dem Wasser!- Wir Ausland-Deutsche haben längst gefühlt, wa» der jugendliche Herrscher dem Deutschen Reich ist und schon öfter hat er e» be wiesen, daß er uns nicht al» verlorene Söhne Deutschland» be trachtet, sondern al» die Pioniere de« deutschen Handels, der Wissenschaft und Kunst im Auslande. Schwer hat der Kaiser mit dem deutschen Spießbürgerthum kämpfen müssen. Mit zün denden Worten hat Kaiser Wilhelm von Hamburg au» da» deutsche Volk gemahnt, der Partcizersplitterung zu entsagen und seine Kräfte auf ein einige» Vorgehen in allen Fragen zu kon- zentriren. „Bitter noch ist un« eine starke Flotte!" so ries der Kaiser beim Stapellauf de» Linienschiffe» „Kaiser Karl der Große- in Hamburg au». Diese Erkenntniß überzeugte den Kaiser und seine Minister von der Nothwendigkcit, beim Reichs tage wiederum eine Vermehrung der Flotte zu beantragen. Wie gerechtfertigt diese» Vorgehen ist, können wir Au-land- Deutsche wohl am besten beuriheilen. Mancher Deutsche mußte sich stillschweigend im Auslande Ungerechtigkeiten gesallen lassen und warum? Vielfach nur deshalb, weil Deutschland zur See ohnmächtig war und ist. Wohl ist e» richtig, daß nicht allein durch Kanonen berechtigten Reklamationen im Auslände Gehör verschafft wird, aber sehr viel tragen diese doch zur schnellen Er ledigung derselben bei. Auch da« häufig laue Vorgehen der diplomatischen Vertreter Deutschland» darf getrost hinter unserer Ohnmächtigkeit zur See gesucht werden. Verfügte Deutschland über eine ausreichend starke Flotte, so würden diese Herren viel energischer bei gerechten Reklamationen in« Zeug gehen resp. gehen müssen, denn dann würden Entschuldigungen von nicht ge nügendem Hinterhalt und Stützpunkt keinerlei Erfolge haben. „Deutschland, sei wach, wahr' Deine Sach!- Um diese« aber thun zu können, muß Deutschland energisch an die Ver größerung seiner Flotte denken. Unsere Landarmee ist wohl un streitig eine der besten, wenn nicht überhanpt die — beste, aber so wie England mit seiner gewaltigen Flotte nicht im Stande ist, Landkriege zu führen, ebenso ist e» Deutschland unmöglich, mit seiner Landarmee Seekrieg zu führen. Wohl zetert man in der Heimath über die Mehrausgaben und doch kommen diese wieder hundertfach ein. Ernährt Deutschland» Handel und In dustrie im Auslände nicht zum größten Thcil da« Vaterland, find die Absatzmärkte nicht in der Mehrzahl im Auslande und in Ueberseeländern? Mit welch scheelen Augen schon heute Deutschlands Handel und Wandel von seinem Hauptkonkurrenten John Bull betrachtet wird, kann nur der beuriheilen, der im Auslande lebt und wirkt. Auch an Nordamerika hat Deutschland in letzter Zeit einen nicht zu verachtenden Neider gefunden. Wie bös »n« aber John Bull im Verein mit Brother Jonathan schaden kann, hat da« rohe Vernichten deutscher Plantagen auf Samoa so recht deutlich bewiesen. Hätte Deutschland über eine seinem Handel und seiner Industrie entsprechende Flotte verfügt, so würden John und Jonathan sich schon gehütet haben, aus solche Art und Weise die Zivilisation auf Samoa einführen zu wollen. Außerdem ist die politische Lage auch gerade nicht danach ange- Ihan, beruhigend auf un« einzuwirken. England« massenhafte Kohlenankäufe, Japan« energische« Emporarbeiten, Rußland« Militärverschiebungen an der chinesischen Grenze, der südafrikanische Krieg, da« Brechen der Monroe-Doktrin durch Nordamerika rc. :c., alle« diese« sollten Deutschland« Ver treter im Reichstage bei Berathung der Marinevorlage nicht außer Acht lassen. Deuschland« Kaiser hat bereit« mehr al« einmal bewiesen, daß er geradezu ein Meister in der Leitung der äußeren Politik ist und so Unrecht dürste Lecil Rhode« nicht haben, wenn er behauptete: Kaiser Wilhelm II. sei seinem Volke um mindesten« 50 Jahre vorau»." Der Artikel erörtert darauf die Vorlage im Einzelnen, weist die tendenziös übertriebenen Angaben über die Höhe der betreffen den Forderungen zurück und schließt: „Sollte wider Erwarten die Flottenvorlage -bgelehnt werden, so dürfte Deutschland auch im XX. Jahrhundert statt Hammer — Amboß sein und bleiben." Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Freisinn Richterschcr Observanz liegt hilflos al« Wrack auf der Sandbank. Die mächtige Wogen fluch der Flottcnbewegung hat da» Schiff, welche» Herr Richter al» Steuermann gründlich hat festfahren lassen, vom Bord bi» zum Kiel erschüttert; e» kracht in allen Fugen. Wäh rend Herr Richter noch in einer der letzten Ausgaben seine« Leiborgan» Herrn Barth und die Freisinnige Vereinigung „ab- that-, konnte man am Montag Abend im großen Saale de» Berliner Handwerkervereins Zeuge de« Abfall« einer ganzen Anzahl der Freisinnigen VolkSpartei angehörender Männer von ihrem Herrn und Meister sein. Bon der Freisinnigen Vereinig ung cinbcrusen, war die Versammlung auch von zahlreichen be kannten Mitgliedern der „Volkspartei" besucht, welche, soweit die vorliegenden Berichte erkennen lassen, nicht einen einzigen Redner gegen die Flottenvermehrung stellten. Der Abgeordnete l)r. Barth, der von dem Vorsitzenden Reichstagsabgeordneten Or. Pachnicke da» Wort zum Referat erhielt, verbreitete sich über da» Thema „Flottenfrage u. Liberalismus" u. legte in objektiver u. leidenschafts loser Weise die Gesichtspunkte dar, welche mit zwingender Logik für die Nothwendigkeil einer starken Flotte sprechen. Nachdem Herr Barth unter lebhastem Beifall der Versammlung seinen Vortrag geschlossen hatte, sprachen sich in der Diskussion mehrere Redner in gleichem Sinne aus. Hierauf vcrla» der Vorsitzende nach stehende der Versammlung vorgelegte Resolution: „Die Versamm lung ist angesichts der steigenden Bedeutung unserer Seeinteressen von der Nothwend gkeit einer Verstärkung unserer Kriegsflotte über den Rahmen des FlottengesetzeS von 1898 hinaus überzeugt und hofft, daß insbesondere auch die entschieden liberalen Mit glieder de» Reichstag» diese Nothwendigkcit anerkennen und ihren Einfluß nachdrücklich geltend machen werden, um, fall« wider Erwarten ein Theil der Mehrausgaben durch die natürliche Er tragssteigerung au« den bestehenden Zöllen und Steuern nicht gedeckt sein sollte, eine weitere Belastung von den schwächeren Schultern fernzuhalten.- In der Diskussion über den später mit überwältigender Mehrheit angenommenen Beschlußantraz traten verschiedene Redner, die ihre Zugehörigkeit zur Freisinnigen VolkSpartei ausdrücklich betonten, für die Flottenvermehrung ein. Rechtsanwalt Flatau erinnerte an da» Wort Ziegler«: „Da« Herz der Demokratie schlägt da, wo Preußen« Fahnen wehen", und wünschte, daß diese» Wort sinngemäß auf da» Deutsche Reich und die deutsche Kriegsflagge übertragen werde. Rechtsanwalt Hamburger gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß alle Liberalen und Freisinnigen die Flottenpläne zu unterstützen verpflichtet seien. Zum Schluffe verdienen die mit lebhaftestem Beifall be grüßten Ausführungen de» freisinnigen Professors Oertmann au« Kottbu» hervorgehoben zu werden, die in dem Satze gipfelten: Die Ideale der Jugend müßten sein: eine starke Politik nach Außen, gestützt auf einen blühenden Handel, und im Innern eine maßvolle Sozialpolitik. „Geben wir der Jugend diese Ideale, und unser ist die Zukunft!" — Prinz Heinrich ist am Montag an Bord de» „Preu ßen" in Neapel eingetroffen. — München, 4. Februar. In der Presse ist vielfach die Verwunderung darüber ausgesprochen worden, daß am Geburts tage de« Kaiser« zahlreiche bayerische Staat«gebäude nicht geflaggt halten. Nach den Informationen der „Münchener N. N." liegt die Sache folgendermaßen: Die Beflaggung wurde seinerzeit durch Ministerialerlaß geregelt. Nach dieser Anordnung ist e« an Kaiser« Gcburt«tag nicht gestattet, staatliche Gebäude zu beflaggen beziehungsweise e» ergeht hierzu kein Befehl. E« liegt also ge- wissermaßen ein negative« Verbot vor. Dagegen werden sämmt- liche militärischen Gebäude zur äußeren Ehrung de« obersten Be fehlshaber« der deutschen Wehrmacht im Kriegsfälle beflaggt. Die Stadtgemeinden entscheiden autonom; so ist es z. B. in München Sitte, daß alle städtischen Gebäude beflagg« werden. Da» genannte Blatt fügt hinzu, auf die steife Korrektheit, lediglich die militär ischen Gebäude zu beflaggen, sollte man sich nicht beschränken. — Oesterreich-Ungarn. Am Montag haben die Be- rathungen begonnen, die die Wiederherstellung de» nationalen Friedens in Oesterreich ermöglichen und vorbereiten sollen. Die Konferenz ist da« Werk der erst vor Kurzem in» Amt getretenen Regierung, die sich auch an den Verhandlungen selbst nachdrück lichst betheiligen wird. Da« Elaborat, da» zunächst al« Grund lage der Erörterung zu- dienen hat, wurde von dem Ministerium Körber auSgearbeitet, und der Name de« KabinetSchefS, eine« der tüchtigsten, gebildetsten und erfahrensten Beamten Oesterreichs, gewährleistet, daß diese Grundlage im Sinne der Unparteilichkeit und unter Berücksichtigung de« praktischen Bedürfnisse» geschaffen wurde. ES sind zehn Jahre verflossen, seitdem man zum letzten Male versucht hat, den nationalen Zwist durch eine unmittelbare u. formelle Auseinandersetzung zwischen deutschen u. tschechischen Poli tikern zu schlichten. Bei der Einberufung der Konferenz de» Jahre» 1890 beobachtete man ein vorsichtige-, ja zaghafte» Vorgehen. Man wollte eine Einigung über Neben fragen erzielen, um dann auf der ge wonnenen Grundlage weilerzuschrciten. Nun ist die Erkenntniß zum Durchbruche gelangt, daß in den Einzclfragen de» nationalen Strei te« überhaupt keine dauernde u. ersprießliche Regelung erreicht wer den kann, wenn nicht zuerst der Friedensschluß in der Sprachen frage selbst erfolgt. Die Ausdehnung und die Verschärfung de« nationalen Kampfe» beweisen nur zu deutlich, daß man mit kleinen Mitteln und Augenblicksbehelfen das schwere Uebel nicht beseitigen kann, da» die kostbarsten Kräfte de» Staatswesen» ver zehrt. Die Regierung hat den richtigen Weg eingeschlagen, al« sie da» Konferenzprogramm mit der Lösung der wichtigsten Aus gabe der inneren Politik identifizirte. Sie hat allem Anscheine nach auch bei der Vorzeichnung der Grundzüge dieser Lösung einen Mittelweg gewählt, der zum Ziele führen kann, wenn die Bc- theiligten einen gerechten Ausgleich annehmen wollen, der immer mit Opfern verknüpft ist. Die Regierung befürwortet eine Ab grenzung der Sprachgebiete, die streng au» den thatsächlichen Verhältnissen hergeleitet werben soll, nämlich die Schaffung rein deutscher, reintschechischcr und gemischtsprachiger Bezirke. Wird dieser Gedanke unparteiisch durchgeführt, so müssen die Klagen über Verkürzung der sprachlichen Rechte nicht nur in der Gegen wart, sondern auch in der Zukunft verstummen. — Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz. Buller ist nicht, wie er voreilig versprochen hatte, am Sonntag vor La dysmith al» Retter erschienen; ebenso ist e» unwahr, baß sein Heer zum zweiten Male den Tugelafluß überschritten hat. ES deutet im Gegentheil Alle» darauf hin, daß die Lage an der Front ruhig und keine sofortige Bewegung zu erwarten sei. Die englischen Blätter sind über diese Unternehmung voller Wider sprüche. Am meisten erhält sich die Meinung, daß Buller zwar den nochmaligen Versuch zum Entsätze von Ladysmith machen wollte, aber von Lord Robert« in Erkenntniß der Thatsache da ran verhindert worden war, daß der Krieg nur durch einen Vor stoß von Süden her gegen den Oranje Freistaat zu beenden sei. Andere sind wieder der Meinung, daß er sich bei dem mit so großer Emphase angekünbigten Vorstöße auf Ladysmith nur um eine Nebenoperation handelt, die bezweckt, die Aufmerksamkeit der Buren von dem Vorstoße gegen den Oranje-Freistaat abzulenken und ihnen dadurch eine rechtzeitige Verschiebung ihrer Streitkräfte auf den Punkt, wo Lord Roder:» die wirkliche Entscheidung her beizuführen plant, unmöglich zu machen. Mit Rücksicht darauf, daß die Buren in den holländischen Ansiedlern der Kapkolonie die zuverlässigsten Kundschafter besitzen, ist e« jedoch nicht anzu nehmen, daß ihnen derartige Absichten der feindlichen Heeresleit ung verborgen bleiben und e» hat daher dieser Plan wenig Aus sicht auf einen nennenSwerthen Erfolg. Immerhin ist e» nicht zu verkennen, daß au» den Operationen aus dem Kriegsschauplätze jetzt ein einheitliche» Handeln erkennbar ist, dem gegenüber die Buren einen' schwereren Stand haben werden al« früher. Die Gesammtverluste Buller» seit dem Uebergang über den Tugela betragen bisher an Offizieren: 32 todt, 36 ver wundet, 6 gefangen; an Mannschaften: 226 todt, 1020 verwun det, 302 gefangen. Ueber eine humane Handlung de» englischen Oberkomman- direnden wird dem „Rcuterschen Bureau" au« Kapstadt gemel det: General Robert» habe die Freilassung de« Buren-Kom mandanten Pretoria«, dessen Bein amputirt worden ist, ver sagt, mit dem Bemerken, er wolle einen tapfer«, nun wehrlosen Soldaten nicht sesthalten. Eine besondere Krieg-steuer auf Grund einer Resolution de« VolkSraad ist nach einer am Montag au« Pretoria ein gegangenen Meldung jetzt zur Erhebung gelangt. Die Steuer beträgt zwei Pfund für je IM Morgen einer Farm, 5 Pfd. für jede« Erf (kleine« Grundstück) oder halbe Erf und 2'/, Pfd. für ein Biertel-Erf. Die Steuer wird von allen Nichtansässtgen, allen Gesellschaften und Syndikaten, deren Mitglieder nicht durch weg Bürger der Republik sind, und von Bevollmächtigten erhoben. Die Steuer muß bi» zum 1. Mai bezahlt werden.