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Ottendorfer Zeitung unä Anzeigeökatt Untergattung« verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-GkriNa. Vn>ck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. 13. Jahrgang Sonntag, den 30. August IM Nummer 103 Anzetgenpret»: Für die NeinspalUgt Korp»».z«<l« »»« deren Raum w pfg. — Zm ReNamNetl für die kleinspalttge Petit-Keil« 25 pfg. Anzeigenannahme bi» y Uhr mittag». Seilagegebühr nach vereindaranß. Bezugspreis: ViertUjShrlich ;,2o Mark fr», in; Lfaus. ^in der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jA/rlich i Mk. Einzelne Nummer >0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Die englische Armee vollständig geschlagen. GroßesHauptquartier, 28. Aug. Die englische Ärmee, der sich drei französische Territorialdivisionen angeschlossen hatten, ist nördlich von St. Quentin vollständig geschlagen worden. Sie befindet sich in völligem Rückzüge über St. Quentin. Es sind mehrere tausend Gefangene, 7 Feld batterien und eine schwere Batterie in unsere Hände gefallen. Südöstlich Meziores haben unsere Truppen unter fortgesetzten Kämpfen in breiter Front die Maas über schritten, Unser linker Flügel hat uach Nägigen Gebirgskämpfen die französischen Gebirgstruppen bis in die Gegend von Epinal zurückgetrieben und befindet sich im weiteren siegreichen Fortschreiten. Der Bürgermeister von Brüssel hat dem deut schen Kommandanten mitgeteilt daß die französische Regierung der belgischen die Unmöglichkeit eröffnet habe, sie irgendwie offensiv zu unterstützen, da sie selbst völlig in die Defensive gedrängt sei. Der Generalquartiermeister v. Stein. Berlin, 28. August. Manonviller, östlich Luneville, das stärkste Sperrfort der Franzosen ist in deutschem Besitz. — Bei den siegreichen Kämpfen an und westlich der Maas haben auch der Kronprinz Georg und Prinz Friedrich Christian die Feuertaufe erhalten. Beide Prinzen befinden sich wohl. — Der Kriegsberichterstatter derVosstschen Zeitung schreibt zur Einnahme von Löwen folgendes: Plötzlich überschüttete die Be völkerung von Löwen, die bisher völlig friedlich gewesen war, aus allen Fenstern, ans den Kellern und von den Dächern herab die in den Straßen befindlichen ahnungslosen deutschen Wochen, Kolonnen und durchmarschierenden Truppen mit Ge wehr- und Pistolenfeuer. Es entwickelte sich dann ein fürchterliches Handgemenge, an dem sich die ganze Zivilbevölkerung be teiligte. Unseren Soldaten gelang es in kürzester Zeit, der rasenden Bevölkerung Herr zu werden. Leider ist auch bei diesem hinterlistigen Ueberfall viel deutsches Blul geflossen. Das Gebot der Selbsterhaltung verlangt hier, daß die schwere Schuld, die die Stadt Löwen auf sich geladen hat, so fort und unnachsichUich ihre Sühne fand, und so dürfte die alte, an Kunstschätzen reiche Stadt heute nicht mehr sein. Oft genug ist die Bevölkerung Belgiens ge warnt worden, den Franktireurkrieg fort zusetzen. Die in der Provinz Lüttich auf gestellten abschreckenden Verspiele haben nicht gefruchtet. Wohlan denn: Ange um Auge, Zahn um Zahn, das ist der Krieg Wir kämpfen nicht gegen friedliche Bürger und unsere Leute führen sich, wie ich selbst in den belgrschen Dörfern und Städten be obachten konnte, den Einwohnern gegenüber musterhaft auf. Unsere Soldaten sind große gute Jungen, an deren Dianneszucht und Gutmütigkeit man seine Helle Freude haben muß. Wenn aber die Bürger Belgiens fortsahren mit ihren heimtückischen Ueber- fällen, und wenn deutsche Soldaten zusehen Müssen, wie ihre Kameraden von siedendem Oel verbrüht zusammenbrechen, das scheuß liche Weiber über sie ausgossen, dann er faßt sie ein heilger Zorn, und sie lassen an der fluchwürdigen Stätte keinen Stein mehr auf dem anderen. — Bei Namursoll eineLegion Kongolesen unter Oberst Chaltin gefangen genommen worden sein. Wien, 28. August. Das Kriegspresse- quarlier meldet: Seit dem 26. pss. Dies, haben sich zwischen den österreichisch ungarischen und den russischen Truppen Kämpfe entwickelt, welche augenblicklich auf dem ganzen Raume zwischen Weichsel und dem Dnjester stattfinden. Der österreichisch- ungarische linke Flügel ist in der Offensive begriffen und drängt siegreich vor. Wien, 28. August. Der Kriegsbericht erstatter des Neuen Wiener Abendblattes meldet aus dem Hauptquartier: Gleich- ,eilig mit dem Angriffe auf Ostpreußen unternahmen die Russen einen Vorstoß gegen Brody und den Fluß Zbrucz. Andere ussische Kräfte sind zwischen Weichsel und Bug bei Krasnik von uns geschlagen worden. Die feindliche Hauptgruppe drang auf der Linie Rawa Rußka—Zloezow vor. Sowohl hier als am Zbrucz sind erbitterte kämpfe imgange. Der linke Flügel unserer Mittelgruppe Zolkiew — Rawa — Rußka dringt siegreich in voller Offensive zwischen Weichsel und Bug vor- Am rechten Flügel dauern die Kämpfe fort. Die Schlachtfront beträgt 400 Kilometer. Trotz der günstigen Situation unserer Truppen ist eine lange Dauer der Schlacht vorauszusehen. Amsterdam. Der Telegraph meldet ans London: Nach Telegrammen aus Petersburg hat die Nachricht, daß die französische Armee sich zurückziehen mußte, dort große Besorgnis erweckt. — Die „B. Z." meldet: Nachrichten aus Nisch besagen, daß der Bahntunnel bei Demirkapu auf der Strecke Uesküb nach Saloniki, sowie die große Eiseubahubrücke zwischen Negotin und Zajazar in die Luft gesprengt worden ist. Damit sind die einzigen beiden Bahnlinien zerstört, auf denen die serbische Armee ihre Verpflegung und ihre Munition aus dem Auslande be zogen hat. Oertliches und Sächsisches. Vttendors-Vkrilla, 29. August IM. — Die Gelder für die ausgehobenen Pferde können von den Empfangsberechtigten Sonntag von 11—l 2 Uhr im Amtszimmer des Herrn Gemeindevorstandes in Empfang genommen werden. — Gesuche um Einstellung in das Heer An das Kiiegsministerium gelangt zurzeit eine große Anzahl von Gesuchen um Ein stellung in das Heer, aus denen ausnahms los eine hohe vaterländische Gesinnung spricht. Auch die an Seine Majestät den König gerichteten Gesuche dieses Inhalts werden an das Kriegsministerium zur Er ledigung abgegeben. Infolge der über großen Menge solcher Schreiben ist das Keregsministerium außer Stande, eine be sondere Antwort auf jedes einzelne dieser Schreiben zu erteilen und gibt daher be kannt: a) Mannschaften. 1. Leute, die als Kriegsfreiwillige in das Heer eingestellt zu werden wünschen, müssen ihr Gesuch bm einem Ersatztruppenteil anbringen; dessen Kommandeur entscheidet allein über die Annahme. Die höheren Stellen enthalten sich dabei jeder Einwirkung; Gesuche an diese Stelle sind daher zwecklos und ver zögern nur die Enscheidung. 2. Bewerber die bet den Ersatztruppenteilen abgewiesen werden, melden sich unter Vorlegung etwa vorhandener Miliiärpapiere bei dem für ihren Aufenthaltsort zuständigen Bezirks kommando oder Meldeamte. Dieses ver anlaßt die ärztliche Untersuchung und merkt die tauglich Befundenen vor. Von Zeit zu Zeit reichen die Bezirkskommandos die Listen der Vorgemerkten an ihre vorgesetzten Behörden ein, die, je nach Bedarf, die Ein- zühung veranlassen. Ob etwaige Wünsche für Einstellung bei einem bestimmten Truppenteil oder einer besttmmten Waffen gattung berücksichtigt werden können, richtet ich nach dem Bedarf. — b) Offiziere, Sanitätsoffiziere und obere Beamte. In aktive Offiziere, Sanitätsoffiziere und obere Beamte, gleichgültig, ob sie früher dem Aktiv- oder dem Beurlaubtenstande an gehörten, ob sie die Berechtigung zum Tragen einer Uniform haben oder nicht, jaben Gesuche militärischen Inhalts (Ver wendung bei der Truppe oder auch in der Militärverwaltung), auch wenn sie Seiner Majestät dem Könige vorzulegen sind, an das zuständige oder nächste Beztrkskommando zu richten. Die Gesuche dtr Sanitäts offiziere gelangen vonden Bezirkskommandos an das zuständige Sanitätsamt. — Erfreuliches Vorgehen. Der Verband Dresdner Eisenhändler, der in einem kürz lich an seine Kundschaft versandten Zirkular „vorherige Kaffe" oder „Zahlung bei Empfang der Ware" verlangt hatte, hat dieses Zirkular znrückgcnommen und wird, wieder mitteilt, versuchen, die Zahlungs bedingungen von nun ab zu erleichtern, dies um so mehr, als der Verband Säch- sischer Industrieller ins Auge gefaßt habe, gegen die verschärften Zahlungsbedingungen der großen Werke energisch vorzugehen und es sei zu hoffeu, daß von dieser Seite aus im Großhandel nicht weiter derartige Zahlungs-Bedingnngen diktiert würden. — Nur bedürftige Familien haben gesetz lichen Anspruch auf Kriegsunterstützung. Es ist vielfach die Meinung verbreitet, daß jede Familie, deren Ernährer zum Kriegs dienst einberufen ist, einen gesetzlichen An spruch auf Kriegsunterstützung habe. Diese Ansicht ist irrig. Einen gesetzlichen Anspruch auf Unterstützung haben nur hilfsbedürftige Familien. Bittsteller, bei denen Bedürftig, keit nicht vorliegt, können daher von den Unterstützungskommissionen nicht berück sichtigt werden. — Der Postverkehr zwischen Deutschland einerseits und Serbien, Montenegro, Japan und Marokko andererseits ist gänzlich ein- qestellt und findet auch auf dem Wege über andere Länder nicht mehr statt. Es werden daher keinerlei Postsendungen nach den angegebenen fremden Ländern mehr- angenommen, bereits vorliegende oder durch die Briefkasten zur Einlieferung gelangende Gedungen werden den Absendern zurück gegeben. Der private Telegraphenverkehr zu und von diesen Ländern ist ebenfalls eingestellt. — Arbeitslosigkeit, ein graues und furcht bares Gespenst, heute reckt es sich, und gähnt in aller Orten. Schlimm genug, wenn sie uns trifft, wenn wir für uns allein einzustehen haben, aber weit schreck licher für die, die jetzt nicht Mittel und Wege finden, durch ihre Arbeit sich und ihre Familien zu ernähren. Habt doch alle auch ein mitfühlendes Herz für diese un verschuldete Not, versteht doch den furcht baren Ernst der Zeit auch nach der wirt schaftlichen Seite hin. Viele sind, welche geben können, und geben doch nur sehr wenig. Warum das? Geschieht das aus Beschränktheit, geschieht das aus Eigen nutz? — Das ist doch kaum glaublich. Auf, auf, zeigt euch alle doch würdig der großen Zeit, die wir jetzt durchleben. Die ihr jetzt noch gespart habt bei dem vom Zentralausschuß eingeleiteten Sammlungen geht in euch, noch ist Zeit, und bedenkt wie gesegnet ihr seid im Vergleich zu den vielen Notleidenden. Unsere Gemeinde braucht Geld, Geld und wieder Geld, um die Not zu lindem. Verhärtet dieser Not doch gegenüber eure Herzen nicht, und holt nach, was ihr fetzt noch verabsäumt, und gebt nochmals reichlich, so wie ihr es könnt. — Wie zahlreich Anfragen bei den An nahmestellen der Postämter beweisen, herrscht über den durch datz Gesetz vom 6. Angust bestimmten Vermerk aus Postausträgen „Sofort zum Protest ohne Rücksicht auf die verlängerte Prolestfrist" in der Geschäftswelt fast aus schließlich eine falsche Auffassung. Vielfach wird der Vermerk so verstanden, als ob mit demselben versehene Postausträge umgehend protestiert werden müßten und die verlängerte Frist von 30 Tagen für solche Postaufträge nicht im Betracht käme. Diese Auffassung ist jedoch als völlig falsch zu bezeichnen, da das neue Gesetz durch dieselbe ja vollständig feinen Zweck verfehlte. Der abgeänderte Ver merk kommt vielmehr nur für die grünen Post- aufträge in Betracht und soll lediglich eine Direktive für die Postverwaltung abgeben, die einen solchen Postauftrag, falls er nicht inner halb zwei Tagen eingelöst wirs, sofort an den zuständigen Gerichtsvollzieher weitergibt, wo berselbe jedoch dis zur Erledigung weitere 30 Tage lagern muß. Postaufträge mit Post- protest, also graue Formulare, bleiben in edem Falle für die Einlösung 32 Tage im Newahrsam; bei Berechnung des für die Protest erhebung bestimmten zweiunddreißigsten Werk« ags nach dem Zahlungstage eines Wechsels ind die in den Lauf der Frist fallenden Sonn- und Feiertage mitzurechnen. Fallt der zweiunddreißigste Tag auf einen Sonn- oder Feiertag, so endet die Protestfrist am nächsten Verklage,;. B. 1) Wechselzahlungslag: Freitag 7. August, Ablauf der Protestfrist: Dienstag 8. September, 2) Wechselzahlungstag: Mitt woch, 12. August, Ablauf der Prolestfrist: Momag, 13. September. — Das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat angeordnet, daß in der gegenwärtigen, die Herzen der Jugend zu höchster vaterländischer Begeisterung ent« ündenden, anderseits aber auch tiefernster Zeit der disemalige Sedantag in einer diesen Ver hältnissen entsprechenden Form begangen und demgemäß in allen Schulen des Landes neben den großen Ereignissen vom 1. und 2. Sep- tdr, 1870 der gewaltigen, einmütigen Erhebung Deutschlands in unseren Tagen in besonderer Weise gedacht werde. Kamenz. Ein in der Otterschütz auf Bernsdorfer Rittergutsflur heule mittag aus gebrochener Waldbrand soll etwa 20 Morgen Gehölz vernichtet haben. Der Brand konnte zum Glück unterdrückt werden, ehe er weiter- griff. Dadurch wurde auch die in Kamenz bereits erbetene Löschhilfe nicht erforderlich. Leipzig. Der Leipziger Lehrerverein errichte:« eine Kriegsunterstützungskasse, an welche dessen Mitglieder mindestens S Prozent ihrer Gehälter adliefern sollen, für Familien« unlerstützung. Für freiwillige Hilssarbeit verschiedenster Art haben sich zirka 600 Mit glieder des Vereins anwerben lassen. — Die „Volkszeitung" warnt die Arbeits losen vor unbesonnenen Demonstrationen, Sie hat in Erfahrung gebracht, daß unter den Arbeitslosen Zettel in Umlauf sind in denen aufgesordert wird, am Donnerstag früh vor vem Rathaus zu demonstrieren. Unter allen Umständen müßten solche sinnlosen Demonstrationen unterbleiben. Kirchenuachrichten. Sonntag, den 30. August 1914. Ottendorf-Okrilla. Borm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst. Medingen. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst. Großdittmannsdorf. Vorm. '/, 11 Uhr PredigtgotteSdienst«