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Dresdner Journal : 30.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188209303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-09
- Tag 1882-09-30
-
Monat
1882-09
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 30.09.1882
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W228. Adoouem«nt8prel» r I» cksolioL«» »siek«: iLkrliet»: .... 18 H»rll. ^Ltlrlicti: 4 KO kk. Liursto« tiuiuiusrii: 10 kk Lll—rd«1d äe, äeut«cti«v ksioks» tritt?o»t- uoä 8towpet»u»clät»8 tiuu>u. l»8vri»1eaprvl»e r kür ü«u k»uur «ioor ^e«p»ItsQsn kotitrsils 20 kk. Vvt»r „KioxssLnät" äio 2sil« SO kk. v« 1»d«Usll- unä 2iSvru»»tL SO Lr»ek«li»ei»: mit AuivLlmls üsr 8ova- und keisrt»^» Xtrsoä» tür äso tol^sQltsu 1^. Sonnabend, den 30 September. DresdncrIMmal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur.Rudolf Günther in Dresden. 1882. Io8«ratellL»nLkiu« »»««Lrt«: ^r Lranckrtetter, Lolnwi«ivllLr äs» Oresäovr äoura»!»; N*md»r? >«rlw -Visa l.«ip»tU L»»»l 8r»,l»« ?r»ukki>rt ». N.. Äa»»sn«trin <L koAkrr, L«rlio-V>«v S»wk»rx. kr»^ - I.»jp»i, ?r»»ktart ». ». - NL»cd»o: L/««««- Lerlill! /nraNärnäant, Lr«m«o: L. Lc^/ott«,- Lr»»I»o: LtanArn » Llireav <L,nit Labat/»),' kr»r»>rkure »U: ^arAer'setis Uuckkknäluoj?; OorM»: ^/Mer,- L»Lvor«r: <7. i8c/»t«i«r, v»rt, N«rU» rn»vellrt SN Dau-e <0 <7o., SEdurb: Lte»»»er > ü « r » u » x e d e r r LSoi«!. krpeäition äs» l)rs«ässr äourusl», Drv»ä«o, 2viv8«r«tr»»>s Ho. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 22. September. Se. Majestät der König haben geruht den Bic^-Oberstallmeister, Oberstlieutenant ä I» »uit« der Königlichen Adjutantur, Hermann von Ehrenstein, zum Oberstallmeister zu ernennen. Dresden, 12. September. Se. Königliche Majestät haben Allergnädigst geruht, bei den Kammern für Handelssachen beim Landgericht Dresden die Kaufleute Earl Richard Scheffler, Felix Schramm, Hugo Rudolph BaldamuS, Friedrich Adolph Collen- dusch, Johannes OSkar Eduard Großmann, Her mann Robert Bierling, Carl Martin Fifcher, F. A. TlemenS Müller, Ludwig Emil Cyriacu», Eduard Theodor Kretzschmar, Carl Julius Barne« Witz und Emil Adolph Mürbe, fämmtlich in Dresden, zu Handelsrichtern, und die Kaufleute Carl Georg Bernhard Hepke, Carl Fedor Wiedemann guu., Carl Georg Julius Dauch und L. Roth, ebenfalls m Dresden, zu stellvertretenden Handelsrichtern, bei den Kammern für Handelssachen beim Landgericht Leipzig die Kaufleute Carl Albrecht Brockhoff, Julius Ci chorius, Anton Ferdinand Dürbrg, Max Meyer, Paul Gerifcher, Heinrich Ayrer, Consul Albert de Liagre und Alfred Becker, fämmtlich in Leipzig, zu Handelsrichtern, und die Kaufleute Oskar Gruner, Oskar Göhring, Carl Uebelen und Alexander Crayen, ebenfalls in Leipzig, zu stellvertretenden Handelsrichtern, b»i der Kammer für Handelssachen beim Landgericht Chemnitz die Kaufleute Lommerzienrath Conrad Pornitz, Com« merzienrath Carl Hecker, Carl Illing und Ludwig Bartning, fämmtlich in Chemnitz, zu Handelsrichtern, und die Kaufleute Johann Heinrich Reitz und Wil helm Voigt, ebenfalls in Chemnitz, zu stellvertretenden Handelsrichtern, bei der Kammer für Handelssachen beim Landgericht Plauen die Kaufleute Franz Junge, Alexander FacilideS, Heinrich Meutzner, fämmtlich in Plauen, und OSkar LiSkowSky in Reichenbach, zu Handelsrichtern, und die Kaufleute Wilhelm Weindler, Albert Lesser und Friedrich Hermann Wagner, fämmtlich in Plauen, zu stellvertretenden Handelsrichtern, bei der Kammer für Handelssachen beim Amtsgericht Zittau die Kaufleute Commerzienrath Wilhelm Noack und Johann Retter, Simon Fairon in Zittau, sowie den Fabrikbesitzer Carl Gottlieb Häbler m Großschönau, zu Handelsrichtern, ferner den Fabrikbesitzer Paul Wäntig in Zittau, sowie den Fabrikdirector Alfred GemuseuS inHerrnhut zu stellvertretenden Handelsrichtern, bei der Kammer für Handelssachen beim Amtsgericht Glauchau die Kaufleute LouiS Leuschner, LouiS Neubarth, Carl Klemm, fämmtlich in Glauchau, sowie Eduard Wagner in Crimmitschau, zu Handelsrichtern, und die Kaufleute Adolph Sturm in Glauchau, sowie Heinrich Dietrich in Crimmitschau, zu stellvertretenden Handelsrichtern für die Dauer von drei Jahren vom 1. Oktober 1882 ob gerechnet zu ernennen. Dresden, 29. September. Se. Majestät der König haben dem Secretär im KriegSministerium, Starke, das AlbrechtSkreuz und dem Assistenten desselben Mini steriums, Zscherp, daS allgemeine Ehrenzeichen Aller- gnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 28. September. Se. Majestät der Kö nig haben den nachstehenden Unteroffizieren die Er- laubniß zur Anlegung der ihnen von Er. Majestät dem Kaiser und Könige verliehenen Krieger-Verdienst- Medaille Allergnädigst zu ertheilen geruht, als: Feld webel Uz vom 1. (Leib-) Grenadier-Regiment Nr. 100, Feldwebel Liebscher vom 3. Infanterie-Regiment Nr. 102, StadShautboist Gietzelt vom 4. Infanterie- Regiment Nr. 103, StadShautboist Pohle vom 5. Infanterie-Regiment »Prinz Friedrich August" Nr. 104, Feldwebel Tanner vom 7. Infanterie-Regiment »Prinz Georg" Nr. 106, Feldwebel Kretzschmar vom 8. Infanterie-Regiment »Prinz Johann Georg" Nr. 107, Feldwebel Weber vom Schützen-(Füsilier-) Regiment »Prinz Georg" Nr. 108, Feldwebel Rüger vom 9. Infanterie - Regiment Nr. 133, Feldwebel Schubert vom 10. Infanterie-Regiment Nr. 134, Vicefeldwebel Rentzsch vom 1. Jäger-Bataillon Nr. 12, Feldwebel Zimmermann vom 2.Jäger-Bataillon Nr. 13, Wachlmeister Eichler vom Garde-Reiter- Regiment, Wachtmeister Nöther vom Karabinier Re giment, Wachtmeister Kauschke vom 1. Husaren Re giment Nr 18, Wachtmeister Simon vom 2. Hufaren- Regiment »Kronprinz Friedrich Wilhelm des Deut schen Reiche- und von Preußen "Nr. 19, Wachtmeister Hofmann vom 1. Ulanen-Regiment Nr. 17, Wacht meister Weiner vom 2. Ulanen-Regiment Nr 18, Feldwebel Richter vom 1. Feld Artillerie-Regiment Nr. 12, StabStrompeter Philipp vom 2. Feld-Ar- tillerie-Regiment Nr.28, Stab-Hornist Schubert vom Pionnier-Batatllon Nr. 12 und Wachtmeister Kühne vom Train-Bataillon Nr. 12. - '-Ml 2 _ - -LS»«—- Nichtamtlicher Theil. UederIicht: Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Fremdenblatt.) LageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Darmstadt. Wien. Prag. Lemberg. Paris. Luxemburg. Rom. Kopen hagen. St. Petersburg. Belgrad. Bukarest. Konstan tinopel. Kairo.) Dresdner Nachrichten. Feuilleton. Telegraphische Witterungsberichte. TageSkalevder. Inserate. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffevtl. Dienste. Provinzialnachrichten. (Schneeberg. Nossen. Meißen. Pirna. Löbau.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. Kirchenuachrichten. Börsennachrichtev. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Haag, Donnerstag, 28. September, Nachmit tags. (W T. B.) Die Zweite Kammer hat ein Feuilleton. Redigier von Otto Bauet. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Hermann kannte die Gesinnung der alten Dame zu gut, als daß ihm in ihren Worten etwa- besonder» Auffälliges gelegen hätte, oder daß ihm auch nur der Gedanke gekommen wäre, dieselben zu bekämpfen; da gegen glrtt er jetzt leicht über den Gegenstand weg, rndem er die.bisher aufgeschobene Frage nach ihrem Befinden vorbrachte, und wir fein Ton ein wirklich angelegentlicher war — nicht fo fehr die Persönlichkeit feiner Verwandten, als ihre hohen Jahre nöthigten ihm aufrichtige Theilnahme ab — so wurde denn auch der ihrige nun etwas milder, denn ihre Gesundheit war ein Thema, über da» sie gern redete. — Wiederum aber verletzte e» sie, daß er nicht jede ihrer Klagen mit einem ärztlichen Rathe beantwortete, sich vielmehr auf geduldige» Zuhören beschränkte und nur zum Schluß die Bemerkung that: »Wir wollen da» Unsrige versuchen, gnädige Tante, um der an sich natürlichen Gebrechen de» Alter» fo viel al» möglich Herr zu werden." Die Worte hatte Hermann gewiß nicht wohl über legt — wusle er e« ja doch, daß Fräulein v. Dorfen, von den neunundfiebzig Jahren, die sie zählte, nie geredet haben wollte, daß fie e» al» eine persönliche Beleidigung empfand, wenn man sie in die Kategorie der Altersschwachen verwies I — In diesem Augen blicke preßte die alte Dame nur ihre Lippen zusammen, aber der Blick, welchen sie ihrem Neffen dabei zuwarf, war nicht» weniger al» ein freundlicher. In feiner Unbefangenheit ließ Hermann indessen ihren Zorn fo gut wie feine Sünde außer Acht und stellte nur weitere Erkundigungen nach dem Leben feiner Verwandten an, indem er sie fragte, ob sie da» große Hau» noch wie zur Zeit seiner Knabenjahre allein bewohne. »Ei, allerdings!" entgegnete sie kurz, »wethalb sollte denn da» ander» geworden fein? Oben sind die Räume fo geblieben, wie ich sie mit meinen Aeltern zusammen bewohnt habe, und hier unten, wie ich sie mir nach ihre« Tode einrichtete " »Aber ich denke doch, gnädige Tante," wagte Her mann rinzuwerfen, »daß e» angenehmer und zugleich sicherer für Sie fein müßte, wenn ihr Hau» nicht fo leer wäre — haben Sie nie daran gedacht, einen Theil derselben an andere Bewohner zu übertragen?" »Wo denkst Du hin, Hermann?" rief sie in halber Entrüstung, »weißt Du nicht, daß in diesem Hause Dorfen'» und nur Dörfer/» gewohnt haben, so lange e» steht? Meine Borältern würden sich ja im Grabe umdrehen, wenn sie inne würden, daß Menschen, in deren Adern kein Tropfen ihre» Blute» fließt, an dieser Stelle hausten, so lange ich noch da bin, um ihr Andenken hier in Ehren zu halten." Hermann fühlte, daß er wieder eine unrechte Saite angeschlagen hatte und auch sein fernerer Ein- fpruch nicht» helfen würde, daher begnügte er sich mit der Frage: »Und fo fürchten Sie sich wirklich uie, gnädige zu der Antwort auf die Thronrede gestelltes Amen dement, welches eine sofortige Revision deS Ge- setzet über den Primäruaterricht für nothwendig erklärt, mit 48 gegen S1 Stimmen abgelrhnt. Der Minister deS Innern, Pynacker Hordvk, erkannte die Mängel deS jetzigen Gesetzes an, hielt aber die Revision desselben durch ein GeschäftSministerium für unmöglich und wieS darauf hin, daß daS Ca- biaet auS verschiedenartigen Elementen bestehe. Der CabinetSchef und Finavzminister Graf van Lyvden gehöre zu den Antirevolutionären; er selbst zähle sich zu den Grmäßigtliberalen und sei einer Intervention durch den Staat abgeneigt. London, Freitag, 29. September. (Tel. d. DreSdn Journ.) Die „TimeS" erfahren, daß beschlossen worden sei, 12 OVO Mann Truppen in Aegypten zu belassen. Lon maßgebender Seite wird befürwortet, daS OccupatiovScorpS theil- weise anS indischen Truppen mvhamedanischen Glaubens zu bilden. Berichten der hiesigen Blätter auS Kairo zu folge find durch die (unter der Rubrik »TageSge- schichte" gemeldete) Explosion eine- MunitionSzugeS fast sämmtliche Lorräthe deS CommissariatS der Artillerie zerstört worden. Der Schaden wird auf 100000 Pfd. Sterl, veranschlagt. Unter den Todtev und Verwundeten befinden sich mehrere englische Soldaten. Dresden, 29. September. Mit der Rückkehr de» von seinen Ministern be gleiteten Khedive nach Kairo ist ein wesentlicher Theil de» «tutus guo Lllts in Aegypten wieder hergestellt. Wer Herr von Kairo ist, ist Herr Aegypten». Die dortige Citadelle läßt sich behaupten, und locale Un ruhen können von diesem Centrum au» in wenigen Stunden beseitigt werden. Obgleich sich viele vor dem durch England» Waffen restaurcrten Landesherrn, der vor Kurzem kaum noch einen Palast am Küstensaume de» Mittelmeere» sein Eigen nannte, krümmen und winden, läßt nach den vorliegenden Berichten englischer Blätter die Stimmung de» ägyptischen Volkes doch viel zu wünschen übrig. Zwar jubeln die Orientalen nur selten; aber selbst Denjenigen, die an orientalische Unempfindlichkeit gewöhnt sind, erschien der Empfang deS Khedive in Kairo als entschieden kalt. Hier und da machten einige Eingeborene ihre üblichen Gruß bewegungen; allein die große Mehrheit der Volksmenge blieb unbeweglich und schweigsam. Die einzige Be grüßung, welche Tewfik Pascha zu Theil wurde, empfing er von den englischen Soldaten, welche eine Linie von dem Bahnhofe nach dem JSmailiapalast bildeten. Der Minister Riaz Pascha gab in einer Unterredung, welche der Correspondent deS »Morning Advertiser" mit dem selben gleich nach der Ankunft deS Khedive hatte, deu Mangel aller Begeisterung der Anwesenheit der britischen Truppen Schuld, welche nothwendiger Weise einen drückenden Einfluß aus die niedergehaltene Loyali tät der Bevölkerung auSübe. Die Stadt war am Abende de» Einzug« brillant erleuchtet. Die öffent lichen Gebäude und Gärten prangten in einem farbigen Lichtmeere, und viele Privathäuser und GefellschaftS- locale waren gleich festlich beleuchtet und geschmückt. Die amtlichen Gebäude wurden auf Kosten der Regie rung illuminirt, und sämmtliche Privatetablissement» hatten von den Livilbehörden bestimmten Befehl er- halten, eine entsprechende Schaustellung ihrer Loyali tät zu veranstalten. Dagegen bieten die Ulema» all' ihren theologischen Scharfsinn auf, um den vor Tell-el-Kebir hochgefeierten Arabi nach den Kraft- sprächen de» Scherif al» vogelfrei zu erklären, und die Tante, wenn Sie sich in den langen dunkeln Nächten ohne Schutz und Beistand wissen?" Sie lachte ordentlich spöttisch. »Fürchten, Hermann? Gefürchtet haben sich die Dorsen'S nie, nicht vor Menschen und nicht vor Ge spenstern!" »Aber man weiß, daß die» HauS Reichthümer birgt", warf Hermann ein, »und Diebe könnten sich da» zu nutze machen!" Sie schüttelte den Kopf. »Die Mauern sind dick und die Fenster wohlver wahrt! Zudem mache ich selbst jeden Abend, wenn Alle» schläft, die Runde und sehe nach dem Rechten, we e» von jeher die Herren de» Hause» thaten: e» ist nie bei un» gestohlen worden!" »Und doch möchte ich, daß Sie für den Fall der Noth eine sichere Person in der Nähe hätten!" rief Hermann in der wirklichen Wärme, mit der er sich in diesem Augenblick al» der Verwandte der alten, allein stehenden Dame fühlte, und ergriff, von demselben Impulse hingerissen, ihre Hand: »Verzeihen Sie, gnädige Tante, wenn ich mich in Ihre Angelegenheiten mische, aber Ihre Einsamkeit beunruhigt mich und ich fühle mich verpflichtet, für Ihren Schutz einzustehenl" Seine herzliche Art verfehlte doch ihre» Eindrucks auf da» Herz der alten Dame nicht ganz; sie sah ihn mit nicht unzufriedenem Blick an und sagte dann: »Nun, damit Du siehst, daß Deine Sorge un- nöthig ist, will ich Dir sagen, daß ich einen sehr zu verlässigen, mir ergebenen Mann in unmittelbarer Nähe habe; ein Wink, ein Ruf au» dem Fenster schon Fellah» bejubeln die in den Straßen von Kairo stolz paradirenden Ungläubigen al» die Retter de» Vater lande». Die aegyptische Gendarmerie, welche an die Stelle der weggefegten Armee tritt, ist bereits im Ent stehen, und e» unterliegt keinem Zweifel, daß in kür zester Frist alle disponiblen Landsknechte au» der Schweiz, au» Belgien und Deutschland dort »ufammen- strömen werden, um später am Nil als Vorkämpfer der occidentalm Civistsation und al» handfeste Be schützer der eingeborenen Steueceintreiber lhätig zu sein. Einstweilen bleiben die Engländer in hin reichender Stärke im Lande, um im Namen deS Khedive die Interessen der europäischen Gläubiger und die Sicherheit deS Suezcanals mit Nachdruck zu wahren. In verschiedenen Theilen de» Landes zeigt da» Volk sich mißvergnügt, überall verschlossen und zu Feindseligkeiten geneigt. Die »Pacification" de» Lander ist möglicherweise eine schwierigere Aufgabe, al» der Feldzug selbst. Die unzufriedenen Elemente im Lande haben sich nur zerstreut, sind aber nicht ver schwunden; so die vielen Offiziere, die augenblicklich ohne Ziel und Beruf auf den Dörfern weilen und auf eine günstigere Zukunft hoffen. Wie ein Londoner Privat- telegramm der »Voss. Ztg." meldet, wurden in mehreren Städten, wo keine englischen Truppen stationirt sind, die Decorationen zu Ehren der Rückkehr deS Khedive herabgenssen und Christen mißhandelt. Es läßt sich also nicht verkennen, daß durch die städtische Bevölke rung ein Zug deS Hasses gegen Tewfik Pascha und die Europäer geht, dessen Unterdrückung viel Zeit er fordern wird. Wo man noch keine englischen Soldaten gesehen, soll man auch noch gar nicht an die Nieder lage Arabi'» glauben. Er bleibt daher dem General Wolseley in der That nichts übrig, al» der Reihe nach in die ägyptischen Städte eine Zeit lang englische Garnisonen zu legen. Wie weit diese Occupatwn auSzudehnen lst, läßt sich noch nicht absehen. ES wäre sogar leicht möglich, daß ernste Unruhen zum Aus bruch gelangen, wie e» dem General Bonaparte im Jahre 1798 geschah, nachdem er die Bey» besiegt hatte. Bonaparte unterdrückte die Bewegung mit rück sichtsloser Strenge, ließ täglich 5 oder 6 Köpfe in Kairo abschlagen, einen großen Theil von Damanhour niederbrennrn und au» allen Ortschaften Geiseln weg führen. Die Engländer können nicht so in Aegypten handeln. Sie sind schneidigen oder blutigen Maß regeln abgeneigt, welche daheim und von dem übrigen Europa verurtheilt werden würden. Und doch giebt e» Fälle, in welchen den Orientalen nur mit Maß regeln von großer Strenge gegenübergetreten werden kann. UeberdieS besteht da» Hauptziel Englands darin, die Autorität de» Khedive Tewfik wieder herzu- stellen, und eS würde beklagenSwerth sein, wenn dieser Vorgang durch eine blutige Reaction bezeichnet würde. Die Stellung eines durch fremde Bayonnette wieder eingesetzten Fürsten ist stet» precär. Er ist kein Verlaß auf die Loyalität von Nationen, welche sich dem Stärker«, wer er auch sein möge, unterwerfen. Zeitweilig, und nur durch große Wachsamkeit und Ent schlossenheit, kann die Position, die England eingenom men hat, vertheidigt werden. Sir Garnet Wolseley ist sich dessen ohne Zweifel vollkommen bewußt, daß der Boden, auf dem er steht, ein unsicherer ist, und eS kann zur Zeit nicht davon die Rede sein, dem Wunsche der Pforte zu entsprechen und die britischen Truppen zurückzuziehen. General Wolseley wird, den neuesten Nachrichten aus Kairo zusolge, mindesten» noch 14 Tage in Aegypten bleiben und erst zurück kehren, wenn die dringenden Fragen bezüglich der Kriegsgerichte, der Zurückziehung eine» Theiles der englischen Truppen und bezüglich der Reorganisation der ägyptischen Armee erledigt sind. Timm vollstän digen Rückzüge der englischen Truppen winde unfehl bar eine neue Revolution folgen, und die zweite genügt, um ihn hierher zu bringen; eS ist fast so gut, al» wohnte er unter einem Dache mit mir." »Ach Sie meinen jenen Herren Strecker!" sagte Hermann mit gedehntem Tone. »Ja, ihn", entgegnete die Tante. »Ich habe keinen bessern Freund, wenn ich daS Wort so gebrauchen darf. Er ist so klug, wie er treu ist, und ich ver traue ihm deshalb auch alle meine Angelegenheiten an." Eine höchst peinliche Empfindung arbeitete in Hermann'« Brust. Er machte einen Gang durch» Zim mer, bevor er sprach, dann aber trat er vor die aste Dame hin und sprach: »Es ist wahrlich nicht meine Art, Mißtrauen zu säen, aber vor dem Menschen muß ich Sie bitten, auf Ihrer Hut zu sein!" »Wie", sagte sie und blickte ihren Neffen fest an, »Du sprichst doch nicht von Strecker?" »Doch, von ihm!" beharrte Hermann. »Ich habe allen Grund, zu glauben, daß er Ihr Vertrauen nicht verdient!" Sie trat einen Schritt zurück. »Beweise mir daS!" sagte sie streng. Er zuckte bedauernd die Achseln. »Beweise freilich — Beweise fehlen mir! Sie müssen sich daran genügen lassen, wenn ich Ihnen sage, vaß von einer Seite, die ich Ihnen auf Ihr Verlangen bezeichnen kann, der Verdacht gegen ihn erhoben worden ist, er habe sich große Unredlichkeiten zu Schulden kommen lassen, und daß ich diesen Ver dacht di» zu eigener Ueberzeugung theile." Noch immer blickte sie ihn fest an. »Wenn ich Dir noch länger zuhüren soll, so sage mir zuvor, wer die Leut, sind, welche Dir jenen Arg-
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