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Wchnitz-ZeitW Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeuteicken Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Gpaltenzcile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellerr Theile, die SpaltenzeÜe SO Pfg. Die „Welßeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 40. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die Indisposition, welche den Kaiser diesmal länger als früher an das Zimmer ge fesselt hielt, ist nunmehr erfreulicherweise gänzlich wieder gehoben. Dagegen läßt der Gesundheitszustand des Reichskanzlers Fürsten Bismarck noch immer zu wünschen übrig, so daß derFürst an seinem Geburtstage (1.April) persönliche Gratulationen nur in sehr beschränktem Umfange entgegennehmen konnte. — Auf dem Gebiete der inneren Politik ist jetzt die parlamentarische Tä tigkeit, welche anläßlich des Osterfestes zwei Wochen geruht hatte, wieder der Mittelpunkt des Interesses geworden. Der Neigen ist vom Reichstage eröffnet worden, der am Dienstag seine Verhandlungen wieder ausgenommen hat, woran sich am Donnerstag die Er öffnung des bayerischen Landtages schloß. Auch die württembergischen Kammern werden in diesen Tagen zusammentreten und da bekanntlich auch das preußische Abgeordnetenhaus am 16. April seine Sitzungen fort setzt, so kann man das Nebeneinandertagen so vieler Parlamente insofern fast mit Besorgniß betrachten, als hierdurch besonders die Leistungsfähigkeit des Reichs tages, welchem eine größere Anzahl von Mitgliedern des preußischen Abgeordnetenhauses, sowie der Land tage der genannten süddeutschen Staaten angehört, leicht beeinträchtigt werden dürfte. — Der Staats sekretär im Neichsamt des Innern, v. Bötticher, welcher bereits seit Januar in Neapel zur Herstellung seiner angegriffenen Gesundheit weilt, ist dort an einer Drüsen entzündung aufs Neue erkrankt, so daß sich seine Rück kehr nach Berlin abermals um einige Wochen ver zögert hat. Oesterreich-Ungarn. Den österreichisch-ungarischen Behörden ist es noch immer nicht gelungen, der Mörder Georgs v. Majlath, des obersten Richters Ungarns, habhaft zu werden. Zwar wird ein gewisser Spanga mit ziemlicher Sicherheit als der eigentliche Thäter be zeichnet, aber über dessen Verbleib hat man nur ganz unbestimmte Anhaltspunkte, und die Polizei der unga> rischen Hauptstadt muß sich daher in den Blättern schon manche höhnende Angriffe gefallen lassen. Uebrigens scheint sich die ursprüngliche Annahme, daß das an Majlath verübte Verbrechen als ein gemeiner Raubmord zu betrachten ist, zu bestätigen, denn für die neu aufgetauchte Version, welche in der Affaire zumeist einen Akt persönlicher Rache sieht, liegen keine zwingenden Beweisgründe vor. Frankreich. In Frankreich ist eine partielle Mi nisterkrisis in Sicht. Zunächst gilt die Stellung des Kriegsministers Thibaudin für erschüttert und zwar, weil derselbe seine frühere Bestimmung, wonach in diesem Jahre an der französischen Ostgrenze größere Kavallerie-Manöver unter dem Ob.r-Kommando des bekannten Reiterführers, Marquis Galliffet, startfinden sollten, wieder zurückgenommen hat. In Negierungs kreisen betrachtet man diese Haltung als eine Nach giebigkeit Thibaudins gegen die radikale Partei, welche besonders gegen die geplante Ernennung Galliffets zum Leiter der Kavallerie-Manöver opponirte. Ueber die ganze Angelegenheit hat am Dienstag ein langer und erregter Kabinetsrath unter dem Vorsitze Ferrys stattgefuuden; die Minister forderten Thibaudin auf, seine letzten Verfügungen bezüglich der Manöver zu rückzunehmen; Thibaudin machte indessen verschiedene Einwendungen und verließ den Ministerrath noch vor Schluß desselben. Der Rücktritt Thibaudins gilt daher als sehr wahrscheinlich und nennt man als seinen Nachfolger General Campenon, Kriegsminister im Ka- binet Gambetta. Ferner gilt auch die Stellung des Finanzministers Eirard für bedroht und seine Ersetzung durch Leon Say, dem bekannten Finanzmann, der be reits unter dem letzten Ministerpräsidium Freycinets die Finanzen verwaltete, nur als eine Frage der nächsten Zeit. Rußland. In Rußland konzentrirt sich das all Sonnabend, den 7. April 1883. gemeine Interesse nach wie vor auf die Moskauer Krönungsfeier. In Moskau macht sich die Nähe der selben schon durch die erhöhten Preise bemerklich, welche namentlich für die Wohnungen, die in der Nähe des Kremls und in den Straßen liegen, durch welche sich der Krönungszug bewegen soll. Bereits fordert und erhält man auch für derartige Wohnungen 20—30000 Rubel, was anscheinend noch nicht die höchsten Preise sind. Auf der Tscherskaja, durch welche sich vom Pe- tersparke aus der Festzug bewegen wird, sind schon seit Monaten Fenster vermiethet, für welche 100 Rubel bezahlt werden. Auch die Lebensmittel werden da wohl eine Steigerung in den Preisen erfahren. Schweiz. In der Schweiz beschäftigt man sich in erster Linie noch immer mit der Angelegenheit des zum Diözesanverweser von Lausanne designirten Bischofs Mermillod. Bekanntlich hat der Bundesrath zur Er nennung Mermillods seine Einwilligung ertheilt; die Negierung des Kantons Genf, in welchem Lausanne liegt, ist aber nach wie vor gegen die Ernennung Mermillods, da sie hierin einen Angriff Roms auf ihre Unabhängigkeit und nationale Souveränität er blickt. In diesem Sinne hat sich die Genfer Regierung bereits dem Bundesrathe gegenüber geäußert und hin zugefügt, daß sie von allen Rechten, welche ihr die Gesetze und die Verfassung der Schweiz gewähre, zur Ahwehr dieses Angriffes Gebrauch machen werde. Egypten. Von Egypten ist es jetzt merkwürdig still geworden, was auf eine gewisse, in den inner» Verhältnissen des Pharaonenlandes eingetretene Sta bilität hinzudeuten scheint. Die Finanzlage Egyptens — was doch immer die Hauptsache ist — hat aller dings, seit England sich mit Ordnung der egyptischen Angelegenheiten beschäftigt, eine Wendung zum Bessern genommen; aber gerade jetzt droht der egyptischen Ne gierung eine heikle Affaire. Der ehemalige Khedive Ismail Pascha will nämlich gegen Egypten einen Pro zeß behufs Rückerstattung der Apanagen anstrengen, welche er seinen Söhnen ausgesetzt hatte und welche diese dem egyptischen Staatsschätze überlassen haben. Die eventuell auszuzahlende Summe beläuft sich auf 5 Mill. Pfund Sterling. Das Lotteriespiel. Das Lotteriespiel als Staatsinstitut ist in unserem öffentlichen Leben schon öfter angefochten worden und es sind schon viele und auch achtungswerthe Stimmen laut geworden, welche das Lotteriespiel zu den Hassard- spielen rechnen und deshalb seine Aufhebung wünschen. Denkt man nun dabei auch daran, daß die sogenannten Hafsardspiele mit strengen Strafen geahndet werden, so könnte es Einem fast als ein unbegreiflicher Jrrthum erscheinen, daß unsere. Gesetzgeber Roulette, Vinx-t-un, Toronto ot guaranto und wie die anderen Hassardspiele noch alle heißen, verboten haben und die Staatslotte rien bestehen ließen. Dazu tritt auch im deutschen Reiche noch die Nechtsanomalie, daß z. B. ein Preuße wohl iu Preußen, aber ein Sachse nicht in Preußen und ein Preuße nicht in Sachsen in der Lotterie spielen darf, eine Verordnung, welche ja nur da ist, um bei jeder Gelegenheit umgangen zu werden, zumal wenn man bedenkt, daß viele Sachsen in Preußen, viele Preußen in Sachsen leben oder längere Zeit dort wohnen und wenn sie sonst Lust haben, jedenfalls un- genirt in der betreffenden Landeslotterie spielen. Die Entnahme der Loose und Auszahlung der Gewinne geschieht ja auch meistentheils durch Kollekteure und Zmischenpersonen, häufig hat auch ein in Sachsen lebender Sachse, der offiziell ein Loos spielt, als stille Theilnehmer noch einen Bayern, Preußen oder Würt temberger und die betreffende Kontrole bleibt daher so gut wie unaussithrbar. Außerdem wird auch noch behauptet, daß einige Staatslotterien hinsichtlich ihrer ganzen Einrichtung nicht genug Garantien bezüglich gewisser Machinationen der Kollekteure darböten. So 48. Jahrgang. kommt man also zu dem Schlüsse, daß es vom mora lischen und rechtlichen Standpunkte rathsam ist, ent weder die Staatslotterien, sowie auch die vom Staate konzessionirten Lotterien vollständig aufzuheben oder ihnen doch derartige Reformen, sei es von Reichs-, sei es von Staatswegen angedeihen zu lassen, daß jene seltsamen Rechtsunterschiede wegfallen und auch den Lotteriespielern noch mehr in der Sache liegende Ga rantien und Konzessionen gemacht werden, ohne daß aber in denselben ein besonderer Anreiz zum Lotterie spiel liegen darf. Wir bekennen uns offen zu dem letzteren Vor schläge, denn wie fast Alles in der Welt, haben auch die Glücksspiele Licht und Schattenseiten, und was das Lotteriespiel anbetrifft, so muß dasselbe ja ganz entschieden zu den harmloseren Glücksspielen gerechnet werden. Bei ihnen ist nicht der verführerische Reiz der Spielhöllen vorhanden, in denen man in ein paar Stunden reich werden kann, sondern in monatlichen oder noch größeren Pausen finden die Ziehungen der Staatslotterien statt und durch das vorherige Festsetzen einer verhältnißmäßig großen Anzahl von Gewinnen ist auch dem tollen Zufall eine gewisse Schranke auf erlegt. Das Leitmotiv für den Staat oder einen Verein, der eine Lotterie besitzt, ist ja auch immer öffentlichen oder sonstigen gemeinnützigen und humanen Zwecken gewidmet, denn der Staat führte die Lotterie ein, um einen Zuschuß für seine, öffentlichen Zwecken dienenden Kaffen zu haben, oder Vereine erhalten Lotteriekonzessionen, um ein Monument der Kunst oder eine Institution der Humanität zu vollenden oder um einen gemeinnützigen Fortschritt zu fördern. Durch solche Eigenschaften und Zwecke des Lotteriespielens verliert dasselbe offenbar vollständig den Charakter der reinen Glücksspiele, welche ganz und gar ihre Existenz einer zynischen Gewinnsucht verdanken. Könnte man sich überdies noch dazu entschließen, in den Lotterien die großen Gewinne zu verringern und noch mehr mittlere und kleinere Gewinne dafür einzuführen, da mit die Wahrscheinlichkeit eines Gewinnes, zumal für den kleinen Mann, der doch bekanntlich gern sein Glück in der Lotterie versucht, wesentlich vermehrt wird, so könnte durch die Lotterie doch wohl Manchem ge holfen werden, zumal ein kleiner Gewinn bei vielen Menschen einen größeren Segen verursacht, als das berauschende große Loos oder ein namhafter Theil desselben. «Lokates und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der am Mittwoch Nachts von Hainsberg bis Schmieveberg gegangene Extrazug ist sehr stark besetzt gewesen, stärker als der erste. Bei solch reger Betheiligung werden hoffentlich in Zukunft solche Extrazüge öfter abgelaffen werden; im Sommer namentlich werben sie sicherlich gut benutzt werden. — Mit Genehmigung der König!.. Bezirksschul inspektion werden die wegen epidemisch aufgetretener Masern- und Diphtheriekrankheiten geschloffen gehalte nen Schulen von Friedersdorf und Pretzschen dorf zwar wieder eröffnet, es sollen aber mit Rück sicht darauf, baß in Friedersdorf neuerdings noch einige leichte Erkrankungen an Diphtherie zu konsta- tiren gewesen sind, die neueintretenden Kinder vom Schulunterricht noch auf 8 Tage ferngehalten werden. — Zum ständigen Lehrer in Nassau bet Bienen mühle ist der derzeitige Hilfslehrer Hr. Karl August Lommatzsch in Steinhübel gewählt und ist diese Wahl vom königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts bestätigt worden. — Ueber Besetzung von Schulstellen erfahren wir Nachfolgendes. Es sind von der Königl. Bezirks schulinspektion bestimmt worden der Schulamtskandidat Hantzsch in Sebnitz als Hilfslehrer für die Schule in Hänichen; der Schulamtskandidat Süß in Döbra b. Liebstadt als Hilfslehrer für die Schule in Ditters-