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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920630012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892063001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892063001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-06
- Tag 1892-06-30
-
Monat
1892-06
-
Jahr
1892
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. - tz» h« Hannzervadtt^n >G» hm LüL »2» dt» Ho» d«t°a»» fltr —1» - >t»ML ^ «.-. Dtr«w tttgache K-e»zd«dß in« »nst«chr »mWich -s» »>- Dir M»v»»U»>>»d» «tchitxt tdgkch'/^ dt» »d«»d.»»s«a»a «achenw», » Uhn Morgeu-AusgaVe. Filiale»: . vtts «M»'« «ortt». (Bllfre» Oatz»^ «—»s Ut»«. . Ls» »«8 »tth «BMlch r. Wger.TagMatt Aazelger. Sk-im str Politik, LocalgeMte, Handels- «ui» GeWWerkehr. * Die 6 gespaltene Petitzeile »0 Neelamea unter dem Redacttoasstrich (4a«» spalte») SO >4. vor den Famtttt»»ochrichtett Ggejpaltta) 40-ch- , Größer, Schriften laut nuferem Preis« oerzrtchniß. Tabellarischer ,u» Ziffs^a» «ich höhere» Tarss. Irtra»Vetta»e« (gefalzy, nnr mit La Morgro-Ausgabe, ohne Poslbefördernng ^4 SL-. mit Postbesördermtg 8l 70.—. Aa»«ch«eschluß str 2«sera1e: >br»d »Ausgabe: vormittags 10 vhr. Marge »»Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- and Festtags früh S Uhr. ^ Bei den Filialen und Annahmestelle» je ei» halb« Stund« früher. Lnlsrnt, Pud stet« a, dt» >«»»dittoA P» richte». V ) MW ) > Druck uud vertag »«u E. Polt tu Lstpri» - ^ - .. Donnerstag den 30. Juni 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen.! Bekanntmachung, »«treffe«» »»« Nnterftützn», na» -«»Ute» »er,« Arte»«»«» Übungen rt»ber«fe»e« Mannschaften. Rach»«« dnrch das am 1. Jnli «. in »rast tretend« Reichs» gesrtz »om 10. Mat or. bestimmt worden ist, daß den Familie» der aus der Reserve, Laudwrhr oder Seewebr zu Friedensübuageu, bez. aus der Erfahr«serve zur zwetteu und dritten Urbuug eiuderuseue» Mauuschaften «uf verlange« Unterstützungen aus öffentlichen Mittel» -» gewähren sind, wird hiermit Folgende« »nr Keaatatß der Bethetliglen gebracht. Der Anspruch ans Unterstützung ist von dem Eiaberuseaea selbst oder Demjenigen, welcher für die Familie zu sorgen Hot. oder von dem Unterstütznngsberechtigtra bei unsere« Onartieramte, Nnfch» »«rkt 2, P. O, im alten Polizeigebsudr, anzumelden. Das Ansprnchsrecht erlischt, wen» dasselbe nicht innerhalb vier Woche» »ach Beendigung der Uebuug ausgeübt wird. Dir Unterstützungen nach Maßgabe de« vorgedachten Srsetzes werde» auch rücksichlitch solcher Friedensübungen gewährt, welche ganz oder theilweis« in der Zeit vom 1. April 1892 bl« zum 1. Juli 1883 stattgesundeu haben und besinnt di« vierwöchige Frist für dir Anbringung des Untervützungsanspruch« sür solch« Frieden-Übungen, welch» vor de» Jntrasttreta» des Gesetzes beendigt sind, mtt dem 1. Hli I8SS. Reichs», Staats» oder Lommuaalbramtr, welchen zufolge tz. 66 Abs. L des «etchs»MUitairg,srtz«r vom 2. Mai 1874 tu der Zeit der Einberufung zum Mtlttmrdteaste ihr persönliches Dtenstetu» kommen gewahrt ist, haben keine, Anspruch anf Unterstützung. Leipztz, «« 28. Amt 1892. Der >«1» »er Eta»t Lettzzig. vr. Georg i. Lamp recht. Lekauntmachung. D» Makew «uh Anstreicher-Arbeite» beim Neubau des städtischen Arbeitshauses zu Gt. Georg sollen beraten «erden. Di« Anschläge und Bedingungen sind vom 89. d. M. ab bei Herrn Architekt M. vösenbma. Stephaustrab« 8, gegen Hinterlegung von 2 ^ zu entnehme». Die Anschläge sind ansgesüllt, »uterschrleben, versiegelt und mtt »er Aufschrift ..Maler» «ns «nstretcher»«rbetten beim Renbau »es Arbettshanses r» Et. Veoro" versehen bis zum 5. Juli d. A. ««rmittags 11 Uhr. portofrei audtt «nnttatnr, Rath» Han«, 1 Trapps «inzuseaden. Der «ach behält sich dt« Answahl nnter den Bewerber». Dheilang der Arbeiten, fowbe «rat. Ablehuuug sämmtliche» Angebot« vor. Den nnbeeÜckstchttgt gedliebane» Bewerber» wer»«» io »erhol» 8 Lage« nach «folgt« Bekanntmachung tt» Bureau de« Herr» Architekt vösenberg die htnterlegten 2 ^2 znrückgrzahlt» sofern dia- felbea persönlich zurückverlaugt werde». Leipzig, ha» 28. Jnnt 1892. Der >nth »er Ttn»t Leipzig. l» 2784. vr. Georgt. Lind»«. Ausschreibung. Verlängerung«!)»» d« Gchwetne-Morktholl« nnd d« Handbuchte» ans hiesigem Vieh» nnd Schlachthose »de Arbeiten verdungen «erden: »ch»«ckernr»ett«». dt« Eiempnerarbeiten, S) dtt vlttzahlettunasarbrtte«, 4) dtt «attrrtchrrorsrUen, b) dtt vlasernrbeitrn. ! Anschtaassormular« nebst Bedinannge» können anf unserem Banamt«, Aathhan«, ll. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7, gegen Zahlung von 080 zu I nnd 0,50 »zu L—5 eataommeu, die Zetchnnugru »c. dag«»» tt» Baubnreau tt» Schlachthof« «tnaesehe» «erden. Dtt Angebot» sind versiegelt »nt mtt entsprachen der Aafschrift zu versehen und bi« znm 7. Jntt 8. A. Bormittag« 10 Uhr au vdEnaesüAubrk EteÜs Lbsuasdeu. Der Rach behält sich »tt Auswahl »nttr he» Bewerber», bezw. dtt r-attnng bar Arbeiten nnd htt Lbtthnnng sknmttlicher Anga- bott Leipzig, h«, »8. gmt 1892. »er Nnttz »er Tt«»« Leipzig. l». 2718. vr. «„rat. Lindaer. Lekauntmachllug. Für dtt Dtrfbanverwaltmw aosrrrs Bauamtrs wird ,»« »bga ltchfi »alpigea Antrttt et» Jugrutenr gesucht, welcher mtudesteu» dt« Bausührer-Prüfung oder eine dttser gleich zu rechnend« Prüfung an einer technischen Hochschatt bestanden haben mutz. Der «tt dttser Stell« verbunden« Aufangsgehalt beträgt 8000 di« Anstellung erfolgt irnler dem Vorbehalte gegenseitiger dreimonatlger Kündigung. Dtt Stellung ist »orlittftg Nicht penfionsberechtigt, doch ist später feste Anstellung nicht ausgeschlossen. Bewerber wollen ihr« Meldung»» «U einem „Lebenslanf«" »ad «tt Zeugutiabfchrtfte» spätestens hjs znm 1b. J»U dfs. Js. bei uns eiureicben. «Ata. de, 28. Juni 1892. Der Nnttz »er Ttntzt Leipzi^.^ Io. 8821. Vr. Aeorgi. ling. GeschSfislocal. An Nrnban vom Not»«« Loleg an der «ilterstraße ist das an der Etnfahrt recht« gelegene klein er» vertnnfsiacal ,u »er. Dtt nähere» Bediagnug«, sind bei de« «nterzrichuett» Realamte zu erfahre». Leipzig, «n 20. Inni 1822. S»t»rrfitt1»»Ne»is»t. «ebhardt. Lchutzmann-Atelle. Bet der hiesigen «cmetadeverwaltnng kam» «ln» Schutzmaaw-Sttll« »nr Erledig»»-. Mtt diesrr pensionsverechttgtt» Stell» ist «ln festes Dienftein- kommeu von 800 pro Jahr, frett Wohuuna oder 100 Wobnuagsrntfchädtgnna, sowtt frett Heiznng »ad Pelrnchtuag ver bunden. Au Herde» wird Dienstkleidung gewährt. Anherde« wird Dienstkleidung gewährt Im Polizeidttust erfahrene vewerber habe» ihr« felbstveriahten nnd selbstgeschriebene» Sesnch« dis spätesten« znm 4. Jnli 1892 hier «tnznrttchen. Perssaltche vorsiellu^vorlänslg nicht «forderlich. Der Temeintzernt». Dhck. ^ LttdeMwoUmitz, am 28. Jnnt Die Lholer«. Z» de» Hebeln, von welchen Rußland heimgefacht wird, ist letzt auch di« Eholera gekommen, st« ist von Persien nach de« astatische» NHland verschleppt worden und hat bereit« in Pak» bedentend« Opfer gefordert. Di« Nefahr liegt nah«, daß st« »an dort nach Eurapa »erpstanzt wird, nnd »an wir» nach russische« Begriffen wahrscheinlich alle möglichen Borsicht«- maßregeln ergreifen, um da« zu verhindern. Im übrigen Europa giebt man auf Maßregeln der russischen Regierung nicht viel, man nimmt die Sache lieber selbst in die Hand, und so wird denn auch bereits gemeldet, daß die deutsche und öster reichische Regierung gemeinsame Schritte zur Berhsitung der Uedertragung der Seuche au« Rußland nach Deutschland und Oesterreich vereinbart haben. Endlich bat der internationale Gcsundheilsrath in Konstantinopcl eine Ouarantainr von lO Tagen für die seil dem 25. Juni aus den russischen Hasen de- Schwarzen Meeres von Suchumkale bis zur türkischen Grenze ausgelaufenen Schiffe, eine Beobachtung von 5 Tagen für die au» denselben Häfen vom 21. bis zum 24. Juni ab- aelaffrnen, sowie eine Untersuchung der aus Bulgarien, Rumänien und Rußland über Trapezunt kommenden Schiffe verfügt. Was wir von Rußland zur Vermeidung der Cholera- Berschleppung nach dem übrigen Europa zu erwarten haben, wird durch ein Petersburger Telegramm der .Köln. Ztg." klar gestellt: Die russische Telegrapbcnbchörde verweigert die Annahme von Depeschen über die Ausbreitung der Cholera in Rußland. Also auch hier wieder, wo größte Offenheit und Wahrheit unerläßlich ist, Schweigsamkeit und Verheim lichung der Wahrheit. Am Hungertyphus können viele Tausende zu Grunde gehen, wenn es nur die Welt nicht er fährt, und dir Eholera kann im europäischen Rußland dir größten Verheerungen anrichten, wenn es nur so lange ver heimlicht wird, daß weiterer Schaden nicht mehr verhütet werden kann — das ist russische RegirrungSweiSheit. Unter solchen Umständen muß e« sich Rußland gefallen lassen, daß der civilistrt« Theil Europa» sich selbst Hilst und alle Maßregeln ergreisO welche gegen die Verschleppung der Seuche au- Rußland Schutz gewähren. Da» ist aber sehr schlimm, und ohne da- Zusammenwirken Rußland- mit dem übrigen Europa zur Erreichung dieses Zwecke« wird es über haupt kaum gelingen» denn die russischen Grenzen sind zu ausgedehnt, um au allen Punkten überwacht werden zu können. ES kommt der Strom der aus Rußland auS- gewirsenen Juden hinzu, um die Gefahr zu erhöhen. Natür lich können Wir solchen Leuten nicht mehr den Durchzug gewähren, wen» nicht festgestellt werden kann, daß sie aus ihrer Reise keine verseuchten Gegenden berührt haben oder ar in solche» ihren Wohnsitz hatten. Es sind das ganz eillos« Schwierigkeiten, denen gegenüber wir nahezu macht los sind, und wen» w»r nicht vom Glück unterstützt werden, so wtrd di« Einschleppung der Eholera au« Rußland trotz aller Vorsichtsmaßregeln nicht verhindert werden können. Der einzige Trost, der uns bleibt, ist, daß die Seuche auf ihrem Zuge durch aroße Gebiete an Kraft und Ver derblichkeit avzuuehmen Pflegt. Der Herd der Seuche, Mesched, batte den ersten und heftigsten Anvrall zu erdulden, in Baku scheint die Zahl der Opfer schon in der Abnahme begriffen, und bei weiterer Ausbreitung der Seuche wird sie nach den bisherigen Erfahrungen eine weitere Abschwachung ihrer Wirkungen erleiden, ohne daß Ausnahmen ausgeschlossen sind ES ist ja eine allgemein bekannte Thatsache» daß an steckende Krankheiten bei ihrer Wiederkehr nach bestimmten Zeitabschnitten milder aufzutreten vflegen, al» bei ihrem ersten Erscheinen. Im Jahre 1830 hatte die Cbolera einen weit gefährlicheren Charakter als beute, und die Schilderungen, welche Eugen Sue in seinem bekannten Roman .Der ewige Jude" vom Auftreten der Cholera in Pari« in dem genannten Jahre entwirft, zeigen ein« weit schwerere Form der Krank heit, al» in den fünfziger und sechziger Jahren diese- Jahr hundert«. Abgesehen von den natürlichen Ursachen dieser verminderten Gefährlichkeit wirken darauf unsere heutigen Einrichtungen in hygieinischer Beziehung und in der Behand lung der Krankheit rin. Man kennt die Ursachen, welche der Verbreitung der Seuche günstig sind, und schützt sich dagegen und trägt dadurch zur weitere» Abschwächung chrer irkungen bei. Die Cholera nimmt in diesem Jahre einen anderen Weg. als sie sonst einzuschlagen pflegt: der gewöhnliche Weg führt von Indien über Suez in die Mittelnieerhäfen, während in diesem Falle die Ausbreitung von Persien über Norkwest- Asien geschieht. Auf diese Richtung war man nicht hinreichend vorbereitet, und aus diesem Grunde lassen sich die Wirkungen der veränderten Bewegung nicht mit Sicherheit fcststcllcn. Wenn, wie kaum zu bezweifeln, das europäische Rußland von der Eholera ergriffen wird, so werden Gegenden von ihr heim- gesucht, dir bisher davon verschont geblieben sind, und dadurch erhält dir Krankheit «ine neue Steigerung ihrer Wirkung Doch das sind Dinge, wrlche zunächst noch der tbal sächlichen Grundlage entbehren, wenn sie auch nabe genug liegen, um schon jetzt Gegenstand der Erwägung zu sein. Auch bei diesem Anlaß zeigt sich wieder der sehr erhebliche Unterschied zwischen Rußland und dem übrigen Europa. Alle civilisirtea Staaten sind sich der gemeinsamen Gefahr bewußt Welche die Einschleppung der Eholera nach Europa der ge sammten Bevölkerung, abgesehen von der Nationalität oder sonstigen Unterscheidungs-Merkmalen, bereitet, nur Rußland heharrt eigensinnig bei seinem Abschließung-system, bei dem Grundsatz der Verheimlichung und Vertuschung der Wabrbeit Man erkennt daraus aufs Neue, mit welchen Gefahren Rußland di« natürliche Entwickelung Europa« bedroht. Es ist Sache Rußlands, wenn es nicht dir geeigneten Maßregeln zur Sicher stellung der Ernährung seiner Bevölkerung ergreift, es bleibt ihm überlassen, ob es di« Ausfnbr seiner Feldfrüchte gestatten will oder nicht, aber es ist eine gemeinsame Angelegenbeit ganz Europas, da« Eindrechen einer Seuche »n den Erdtbeil zu verhindern, welche alle seine Bewohner mit der gleichen Gefahr bedroht. Rußland bat mit seinen Anstrengungen zur Beseitigung des Nothftande« sehr schlechte Erfahrungen gemacht; trotz aller Verheimlichungen läßt sich die Thatsache nicht unter drücken, daß der Nothstand fortbestebt und vielleicht im nächsten Jabre sich noch schlimmer fühlbar machen wird, als im vergangene» und im laufenden Jahre. Die Hoffnungen ans die Ernte io den Nothstandsbezirken sind tief herab gedrückt nnd di« Liste der Unlersckleise und der Mißbräuche bei Bekämpfung des Notbstandes ist noch nicht abgeschlossen. Ans der einen Seite furchtbare, die Zukunft volkreicher Bezirke gefährdende Noth der Land- »evölkernng, anf der ander« der Uebermuth der leitenden Beamten. Verwendung der zur Abstellung de« bestehenden 7olhstandeS gewährten Mittel für persönliche, von der eigentlichen Bestimmung fern obliegende Zwecke. Jetzt kommt die Gefahr der Seuche hinzu, aber statt der energischen Bekämpfung de- UebelS^ durch zweckent- prechende Mittel stoßen wir nur auf das Streben, das Uebel u verheimlichen und Europa die Kcnnlniß derjenigen Tbat- achen vorzuenthalken, auf deren rückhaltlose Vcröffent- ichung eS wohibegründeten Anspruch hat. Wahrlich, eine olche Nichtachtung der Ansorderungen unserer Zeit, wie sie von Rußland geübt wird, ist sonst nirgend« anzulreffen in der civilisirlen Welt. Dagegen müssen gemeinsame Schritte aller Mächte getban werde», und cS scheint, daß wir solche zu erwarten haben. Geschähe da», so halte die Gefabr, welche uns die Cbolera bringt, wenigstens eine gule Seite: den Beweis der Nothwendizkeit, diesen Auswuchs drrTcspotir durch alle zu Gebote stehenden Mittel zu beseitigen. * Deutsches Reich. * Leipzig, 29. Juni. Au- Wilkau haben wir als ersten Erfolg der Anregungen, die auf der am >9. d. M. hier in Leipzig abaehallenen Hauplversammlung de» nationallibcralen Verein- für da- Königreich Sachsen zeaeden wurden, zu verzeichnen, daß eine größere Anzahl Nänner auS allen BerufSclassen ihren Beitritt zum Zandesvereine erklärt haben, nachdem in einer Ver- ammluna unter dem Vorsitz de- Herrn Commerzienrath Gustav Dietel in sachgemäßer und eingrbender Weise über die Beschlüsse de- Parteitage- berichtet worben war. Voraussichtlich folgen diesen Beitrittserklärungen noch weitere, da in weiten Kreisen da» Bedürfniß zu einem engeren Zu- ammenschluß vorhanden ist. »s. Berlin, 29. Juni. Dir Uebrrzeugunz, daß eine Weltausstellung in Berlin, wenn sie nicht von einem Mißerfolge begleitet sein soll, etwas Eigenartiges, Nie dagewesene- verstellen muß, ist eine weitverbreitete und wird namentlich von hervorragenden Kennern de» AuSstellungS- und WirthschaitslebenS gclheilt. Wir haben von den Bor- chläzen de« Herrn Vr. Werner von Siemen- seiner Zeit Mittheilung gemacht. Ihm folgt jetzt, gleichfalls in der Narionalzeituug-, der RrichSlagSabgeordnete Geh. Com- merzienralh Oechelhäuser, nicht minder eine Autorität und chon bei der Londoner Ausstellung von 1851 Mitglied der deutschen Berichterstattung--Commissiou. Oechelhäuser tritt Siemens darin bei, daß die großartigen letzten Welt ausstellungen auf demselben Gebiete, wo sie ihre Triumphe ernteten, nicht Übertroffen werden können. Weiler aber geht die Uebereinstimmuiig nicht. Oechelhäuser hält gleich uns den Plan eines „BölkcrfestcS* sür großartig, schön und undurch führbar. Leider steht zu besurchtcn, daß sein wohldurch- dachler Vorschlag mit de», Präbicat ernst, schlicht und — glrick- all» undurchführbar dem SicmenS'schen Projekt wird bci- gesellt werden müssen. Herr Oechelhäuser denkt sich die Ber liner Weltausstellung al- in drei räumlich zusammenhängende, im klebrigen aber in sich abgeschlossene und auch finanziell gesondert behandelte Ädtheilungen zerfallend: Ablheiliing für Gewerbe, Kunst und Handelsverkehr. Die Gewerbeabtheilung soll die industriellen Erzeugnisse, aber mit Ausschluß „der allbekannten Rohstoffe, von Materialien des allgemeinen Verbrauch« und von Maaren des gewöhnlichen Bedarf«, wie sie hinter jedem Labenfenster zu sehen sind", umfassen. Eine Commission soll »die in dieser Beziehung zweckmäßigen E»t scheidungen treffen", d. h. wohl, dir angeineldeten Maaren auf ihre Zugehörigkeit zu dieser Classe prüfen. Also eine Annahme-Jury, wie man sic bei Kunstausstellungen bat. Tic Schwierigkeiten dieser Annabme-Cominissionen, da- Mißtrauen, der Haß, die Borwürfe, die sie aus sich laten, sind bekannt. Wie viel schlimmer müßten sich die Mißhclligkeitcn gestalten, wo. wie bei einer solchen Waarenannabmc-Jury, die Kriterien schwerer zu bestimmen, die materiellen Interessen heischender, die na tionalen Eifersüchteleien stärker sind. Es mag, wir bezweifeln eS zwar, theoretisch unanfechtbare Maßsiaoc für die Be- »rlheitung der Zulässigkeit geben, aber eS wird unmöglich sein, zurückgewiciciie Aussteller und ihre Landsleute zur An erkcnnung jener Kriterien zu bewegen. Die zurückgewiesencn Waaren sollen zwar in der drillen Ablheiliing Ausnahme finden könne», aber die» würde von sehr vielen Ausstellern al- eine capiUa ckominutln. eine Zurücksetzung angesehen wer den. In der Idee unanfechtbar, bezeichnet Herr Oechelhäuser die Neubeit al» den Rechtstitrl auf die Zulassung in derGewerde auSslellung. Aber welche« Erzcugniß ist .neu"? Ein solche» da« noch nicht ausgestellt war. ein solche», da- wenigsten» noch nie auf einer Weltausstellung zu seben war, oder soll eine Maximal-Altersgrenze festgesetzt werden? Al- praktischer Mann muß sich Herr Oechelbäuser mit sich selbst in Wider> spruch setzen, indem er auch die »Eigenlbümlichkeit der Her stellung oder der Anwendung" betont. Aber zablreichc Er zeugnifle, die diesen Ansorderungen entsprechen, sind vielleicht nicht neu, vom Standpnncte der Jury, bezeichnen aber dock, «inen gewerblichen Fortschritt. Zweifellos ist es, daß da« vorgrschlagene SelecrionSversabren eine erbeblich« Enilastung dieser eigentlichen Grwerdeausstcllung und somit eine be deutende Kostenersparniß bewirken würde, aber ebenso zweifellos scheint, daß es au der gemeinen Natur der Menschen und Dinge scheitern würde. Für die zweite Ablheilung, die sür die Kunst, schlägt Herr Oechelhäuser keine Neuerungen vor um so origineller ist seine dritte, die BerkchrS-Ablbesiung, ge dacht. In Hnndrrkeii oder vielleicht Tausenden von Comptoir- sollen di« Gewerbetreibenden oder ibre Agenten Muster an stelle» und Geschäfte abschließcn können Hier bätten wir also eine kolossale internationale Messe mit der Abweichung, daß in der Regel — Ausnahmen sollen gestattet sein — nur Muster gezeigt, statt Waarcu direct verkauft werden dürfen Diese Abtdeilung wird ferner Versammlungsräume, namentlich einen großen tzestraum für die programmatischen Acte und Congresse aller Art in sich umfassen. Da« EiatnttSaeld soll für dir erst« Abtheiluag niedrig, für dir zweite doch remessen werden und für di« dritte, wo möglich, ganz wegsallen. Herr Oechelhäuser stellt neben sachlichem Ernst Einfachheit und Sparsamkeit in den Vordergrund. So svmpalbisch das de rühren muß, so wenig kann dir Möglichkeit zugegeben werden, daß »ach Alle«, was io Paris vorausgegangen und in Chicago vorausgehen wird, da» deutsche Reich bei seiner ersten Ausstellung durch diese Tugenden im« poniren kann und wird. Wer sich zu Veranstaltungen versiebt, die von der Mode geboren sind, der darf bei der Ausfübrung die Mode nicht mißachten. Mit dem Hinweis auf die Londoner Ausstellung von 1851 wird Herr Occhrl- häuscr schwerlich durchdringen. Wie hat sich in diesen vierzig Jahren die Welt und die Menschheit, und wie haben ins besondere wir Deutschen un- geändert. Nein — wenn sich eine eigenartige Form für eine Berliner Weltausstellung wäblen läßt, so mag c« geschrbcn. — Die Rücksicht auf die Wohlfeilheit aber darf die Wahl nicht beeinflussen. „Wenn ckon — denn schon." Im klebrigen will uns scheinen, als ob die Vorschläge der Herren v. Siemen» und Oechelhäuser, o geistreich sie auSgedacht sind und vielleicht gerade weil ic so geistreich sind, die von der Regierung bekundete Zurück- »altung gegenüber dem Ausstellung-plan auf« Neue zu recht- 'ertigen geeignet sei. * Berlin. 29. Juni. (Telegramm.) Die.Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erfährt, der von der deutsch-ostasri- anischen Plantagen gesellschaft gecharterte Dampfer Hintschire" habe gestern mit 500 Kuli- an Bord Singa» wre verlassen, um direct nach Tanga zu dampfen, wo die- elben für die TabakScultur in Lewa auSgeschiffl werden. — len, .Berliner Tageblatt" wird au» Zanzibar gemeldet: Gehcinirath Kayser erhielt vom Sullan von Zanzibar den Großcorton des Ordens vom strahlenden Slern. — Die BossischcZcilung" bcrichlel au» Belgrad nach einer zuver lässigen diplonialischen Quelle, daß die serbische Negie- ung vorgestern die Bermittelung de« Berliner Cabi ne t» bei der österreichischen Regierung »achgcsiicht habe, um gewisse Schwierigkeiten, die sich im letzten Moment bei dem Abschluß de» Handelsvertrages mit Oesterreich- Ungarn ergeben haben, zu beheben. Da» Berliner Eabinet ;ade in wohlwollendem Sinne zugesagt. — König Hu mb ert hat unmittelbar nach der Abreise von Frankfurt von Schwetzingen aus an den Kaiser nach Kiel eine lange herzliche Dankdcpescke, zugleich im Namen der Königin Margarita arrichlet, worin er sich in wärmsten Worten für die liebenswürdige Aufnahme bedankt, seine leb hafte Freude über da- innige Zusammensein ausdrückt, der warmen Begrüßung dankbar Erwähnung thut, die das deutsche Volk überall, wo das italienische Herrschcrpaar erschienen ei, an den Tag gelegt habe, und auch den ausgezeichnete» Eindruck hcrvorbcbt, den da« l3. Husareiiregiment bei der Besichtigung gemacht habe. Kaiser Äilbei» Vejlmtigung Depesche sos lm hat diese sofort aufs Hrrzlichste und Eingehendst« beantwortet. — Tie BundeSratbSauSschüsse für Eisenbahnen, Post und Tele graphen haben die Vorlage, betreffend neue Bearbeitung des B a h n-P o l i z e i-R cg t e men t», mehrfacher Beründerung unterzogen »nd Liefe dem Bundesrathe zur Annahme em pfohlen. Tie Veränderungen betreffen zumeist Wortfaslungen. Di« Freindwüilcr sind durch deutsche ersetzt; so tritt an die Stell« der „Bahnpviizet-Regiemeiit- für die Eilenbahnen Deutschlands" di« Bezeichnung „Betriebsordnung sür di« Haupt-Eisenbahnen Deutsch. iandS" ». s. f Die Bahiiorlniung soll mit dem 1. Januar 1898 in Kraft treten. Al» eine sachliche Beründerung erscheint die Be- liminung, daß den Weichenstellern, aus der Fahrt befindlichen Loko motivführern, Heizern und Bremser» kein« Nebengeschäst« gestattet oder ausgelragen werden dürfen. — Der ,Föln. Ztg." wird au» Berlin berichtet: Die bereits erwähnten Anstrengungen bestimmter Kreise, den russischen Staatspapieren dir ihnen seinerzeit vom "fürsten Bismarck entzogene BeleihungSfähigkeit beider ceich-bank wieder zu gewähren, haben, wie wir zuverlässig hören, an allen maßgebenden Stellen dir entschiedenste Ablehnung erfahre». Eine Aufhebung de« BelcihungS- verbvt« ist sür übersehbare Zeit nicht zu erwarten. Allseitig herrscht auch in unfern RcgierungSkreisen die Ueberzcugung vor, daß die russischen StaatSpapicre am besten da bleiben, wo sie sind, im Ausland, insbesondere in Frankreich. — Dieselbe .Freisinnige Zeitung" des Herrn E. Richter, welche ihrer tiefen sittlichen Entrüstung über das Feilbietcn der Broschüre .Judenbord . . . ." nicht genug Worte verleihen kann, hat e- iu den letzten Tagen fertig gebracht, die bevorstehenden Verhandlungen in dem sattsam bekannten Morbproceß Heinze als Zugmittel sür dir AbonnemciiiSeinladung zum OuartalSwcchsel in folgen der Weise zu verwerlhcn: .Der Proceß Heinze, welcher im September 1891 abgebrochen werden mußte und zu dem bekannten Anschreiben teS Kaiser« an da» Staalöministerium und zur Einbringung der .lor Heinze" im Reichstage Ber- anlassung gab, wird in der kommenden Woche erneut zur SchwurgerichtSverbandlung kommen. Zur Vermeidung der Unterbrechung in der Zusendung unserer Zeitung ist so fortige AlonnementSerncuerung anzuratheu, da die Post nur bei den bis zum 27. Juni erneuten Abonnements für pünct- liche Zustellung auskommt." Mit Recht schreibt mit Bezug hieraus die .Germania", welche bereit- in den letzten Tagen von dieser Art Abonncntcnfang mit dem nöthigcn Conimentar Notiz genommen hatte, in ihrer letzten Nummer: „Tie „zuqkräslige" Abonnements-Einladung mit dem Hinweis auf die „interessanten", d. h. bodenlos schmutzigen Proceß- verhandiungen in Lachen de« Ehepaar» Heinze ist seit gestern vom Kopfe der „Freisinnigen Zeitung" verschwunden. Wir sind mit dieiem Ertrug sehr zufrieden. Sin Mesilhi der Scham s?) aber mag auch nachträglich Herr» Ntchter beschleichen, wenn er liest, wa» der Staatsanwalt zur Molivicung seine» Antrages aus Ausschließung der Lcssenliichkeil gesagt dal und mtt welchen Worten der Gerichts hof dem Antrag« heislimmte. Herr Staatsanwalt ltnger führte auS: „Ich beantrage de» Ausschluß der Lessentlichkeit sür die Dauer der Verhandlungen. Der Proceß ist erwachsen ans dem sumpst- gen Boden der großstädttscheu Prostitution, und die vorige Berhandlnng hat eine solch« Fülle von Unsläthigketten und Odsküniläten zu Tage gefördert, eine solch« Meng« von dtt Scham und da» Littlichteitsgesühl verletzende» Momente» an» Licht ge bracht, daß die Oessenliichkeit iür die ganz« Dauer der Berhand- lungrn ausziischließen in. weil di» Sittlichkeit sonst gefährdet werden würde. . . ." Ter Gerichtshof hat sich diesen Aussührungen an geschlossen und den Beschluß gefaßt, „die Oeffentlichkeit während der ganzen Tauer der Bcrkandlnng auszulchlteßen." So der Gerichts hof über »ine Affair», weich« da» mtt »ine« so „zarte» Sittlichkeit«- gesühi" auSgestottete Richter'Ich« Lrgaa als zugkräftige» Mittel für den Abonnenieuiang anwandtell Das ist eine moralisch« Ohr feige, wie sie schwerer kaum denkbar ist." — Au« Zaaztbar erhält dt« Ztg." folgend« Nachrr >«n ans Deutsch.Oftasrtk«: Herr ». Lltz lft a« 2. »tH r H
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