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Ttoniglieh Saehsisehev St<ratstrnzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien «nd der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 278 1909 BezugSprei»: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktag» nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 12SS, Redaktion Nr. 4574. » Beauftragt mit der verantworüichen Leitung: Hoftat DoengeS in Dresden. Dienstag, 30. November Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der 6mal gespült. Ankündigungsseite 2b Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Telle 60 Pf., unter dem Redaktionsstrich I Eingesandt) 7b Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Borstand des Amtsgerichts Großenhain Geh. Justiz rat Heinrich Hermann Scheuffler auf sein Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Oberregierungsrat vr. Vollmer im Ministerium des Innern zum Amtshauptmann in Freiberg zu ernennen. Mit Allerhöchster Genehmigung sind der Oberzoll inspektor und Vorstand des Hauptzollamts Leipzig II Ae und der Oberzollinspektor und Vorstand des Haupt zollamts Annaberg vr. jur. Hager in gleicher Eigen schaft, jener zum Hauptzollamte Plauen, dieser zum Hauptzollamte Leipzig II, versetzt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Schuldirektoren Karl Friedrich Schumann und Hermann Adolf Meyer in Dresden das Ritterkreuz 2. Klasse vom Verdienstorden, dem Lehrer und Stell vertreter des Schuldirektors in Geringswalde Julius Pippig das Verdienstkreuz bei ihrem Übertritte in den Ruhestand zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Steueraufseher Martin in Zeithain bei seinem Übertritte in den Ruhestand das Ehrenkreuz zu verleihen. Das Ministerium des Innern hat der Arankenunter- stützung-lasse für in Lauba wohnhafte Arbeitgeber und Arbeitnehmer und von dort wohnhaften Arbeitgebern beschäftigte Arbeitnehmer, eingeschriebenen Hilfskasse, be scheinigt, daß sie auch nach Aufstellung des VI. Statuten nachtrages vom 27. Oktober 1909, vorbehältlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des § 75 des Krankenversicherungsgesetzes vom 10. April 1892 in Ver bindung mit dem Abänderungsgesetze vom 25. Mai 1903 genügt. 527 1 6. Dresden, am 23. November 1909. 8281 Ministerium -e- Innern, I. Abteilung. Das Königliche Ministerium des Innern hat beschlossen, die durch das Ableben des seitherigen Inhabers er ledigte Konzession für die Lessing-Apotheke in Chemnitz auszuschreiben. Bewerbungen um diese Konzession sind bis zum 31. Dezember 1SV9 bei der unterzeichneten Königl. Kreishauptmannschaft ein zureichen. Die Bewerber haben außer ihrem Approbations scheine, einem Ausweise über ihre Staatsangehörigkeit und einem Lebenslaufe noch eine nach der Zeitfolge geordnete lückenlose Übersicht über ihre bisherige Tätigkeit seit der Approbation beizufügen, aus der ») die Anfangs- und Endzeit nach Tagesdaten, b) der Ort und o) die Art der Tätigkeit hervorgeht. Ferner sind die einzelnen Zeitangaben fortlaufend zu numerieren und die entsprechenden Nummern auf die zugehörigen, der Zeitfolge nach geordneten und gehefteten Zeugnisse zu setzen. Außerdem wird noch auf Folgendes hingewiesen: 1. Bewerber, die eine Apotheke bereits besessen und sie freiwillig wieder veräußert haben, können in der Regel keine oder nur ausnahmsweise beim Vorhandensein ganz besonderer Umstände Be. rücksichtigung finden. 2. Gesuche von Apothekern, die sich vom Apo thekergewerbe abgewendet und durch Übernahme anderweiter Geschäfte und Stellungen ihrem Berufe entfremdet haben, können nicht berück- sichtigt werden. 3. Gesuche von Apothekern, die erst seit kürzerer Zeit als 12 Jahre zurückgerechnet approbiert sind, haben keine Aussicht auf Erfolg. 4. Die Konzessionen werden nur als persönliche verliehen, sind also unveräußerlich und un vererblich. 647 » VII Chemnitz, am 20. November 1909. 8288 M«igliche KreiStzauptmannschaft. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im »eschtft»bereiche de» Ministerin«» de» KMtn» nnd öffentlichen Unterricht». Zu besetzen: ») Borbehältlich der Genehmigung der obersten Schulbehörde Ostern 1910 eine neu zu errichtende ständige Lehrerstelle zu Kleinzschachwitz. Koll-: die oberste Schulbehörde. Anfangsgehalt 1600 M., Endgehalt nach der Staffel im 50. Lebensjahre 3200 M. Außerdem 250 M. bi« 300 M. Wohnung»geld für Unverheiratete, 325 M. bi» 450 M. für Verheiratete. Musikalische Befähigung wegen Stellvertretung de» Kirchschullehrer» erwünscht? b) die Lehrerstelle an der 2stuf. Schule zu AmtShainerSdorf b. Sebnitz. Koll : die oberste Schulbehörde. Außer freier Wohnung im Schulhause und Garten- genuß 1505,25 M. vom Schul-, 33,72 M. vom Kirchendienste und die gesetzliche Entschädigung für die Verwaltung und den Fort bildungsschul- und Turnunterricht. BewerbungSgesuche nebst den erforderlichen BeUagen bi» 18 Dez. an den K. Bezirk»schul- inspektor zu Pirna. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. DreSven, 30. November. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz reiste in Begleitung des Militärgouverneurs Major Baron O'Byrn mittags 12 Uhr 25 Min. nach Chemnitz, um der Feier der Wiederkehr des Tages der ersten Schlacht bei BillierS beim 5. Infanterieregiment „Kronprinz" Nr. 104 beizuwohnen. Die Rückkehr nach Dresden erfolgt abends 7 Uhr 45 Min. Dresden, 30. November. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Margarethe besuchte am vergangenen Sonntag in Begleitung Ihrer Exzellenz der Frau Ober hofmeisterin v. der Gabelentz-Linsingen den Weihnachts basar des Dresdner Frauenvereins im Vereinshause. Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Königs bewirkte hierbei Ihre Exzellenz namhafte Einkäufe. Zeitungsschau. * Wer unser politisches Leben mit offenen Augen verfolgt, den erfüllt eine Erscheinung der Gegenwart mit ernsten Bedenken. Die zunehmende Neigung der Erwerbs- und Berufskreise, sich zu Jnteressen- verbänden zusammenzuschließen, die alsbald mit bestimmten Forderungen auftreten. Und zwar handelt eS sich dabei in der Regel um Forderungen, die der Allgemeinheit zugunsten der einzelnen Gruppe Opfer auferlegen oder doch wenigstens für sie einen Verzicht bedeuten. In Nummer 594 der „Magde- burgischen Zeitung" finden sich hierzu unter der Überschrift „Sonderbünde überall" recht beachtliche Ausführungen, die wir im folgenden auszugsweise wiedergeben: Auch der reinste Doktrinär hat ja einsehen gelernt, daß im heutigen wirtschaftlichen Leben, im Zeichen der Maschinenarbe,t, de» Massenbetrieb-, die Einzelkraft zerrieben würde — und wäre sie noch so gut — und nur die Zusammenfassung gleichartiger Kräfte Erfolg verspricht. Kurz und gut: allüberall da» Leitwort: „Organisiert Euch!" Fast zu vielstimmiges Echo hat es ge funden. Nur die hauptsächlichsten Folgeerscheinungen seien ge nannt: Die Arbeiterorganisationen, die Arbeitgeberorganisationen, der Bund der Landwirte, der Bauernbund, der Hansabund, die MittelftandSorganisationen, die Beamtenorganisationen sowohl im staatlichen wie im privaten Betriebe, die ganz jüngst noch den Bund der Festbesoldeten al» beabsichtigte Zentralorganisation ge gründet haben. Die Sozialpolitik hat eben neue Ideen erzeugt, die noch lange nicht abgeklärt sind. Wir sind in einem Zeitalter der Evolutionen auf allen Gebieten; alle» ist im Fluß, und wir brauchen die Hoffnung nicht aufzugeben, daß allzu stark be tonte Einzelforderunaen in dem allgemeinen Wettstreit scheitern werden und dann aus dem scheinbaren Wirrwarr da» gemeinsame Gute herausspringen wird. Aber richtig ist e» sicher, beizeiten zu warnen, beizeiten in die Gegenwart einzugreifen, damit die Zukunft un» nicht zu harte Lehren geben möge. So wie.die Dinge jetzt laufen, kommt e» auf einen großen Kampf oller gegen alle heraus. „Organisierten Egoismus" hat man diHe Bewegung im wirts<üaftspolitischen Leben Deutschlands woyl schon zutreffend genannt. Wa» haben denn alle die Bünde und Verbände al« Hauptgrundsatz und al» Hauptbindemittel? Da» Streben, bei der Verteilung der allgemeinen Lasten von sich so- viel wie möglich abzuwälzen, bei der Verteilung von Vorteilen und Zubußen de» Staate» für sich soviel wie möglich einzu- heimsen. Wir leben doch aber in einer Gemeinschaft, in der ein seitige Interessen nicht allzu rücksicht«lo» verfolgt werden dürfen, wenn da» Allgemeinwohl nicht schwer und immer schwerer leiden soll. Heute ist jede neue Organisation in der Hauptsache Kampf orqanNation für einen ganz bestimmten politischen Zweck. Be- zeichnend ist dabei die Zusammenfassung von Berufen und Schichten, die bloß rein äußerlich zusammengehören, inneckich aber oft nicht nur nichts miteinander zu tun haben, son dern in ihren speziellen wirtschaftlichen Interessen sich sogar diametral gegenübe,stehen. Dann wird die äußerliche scheinbare Gemeinsamkeit Schlagwort und Aushängeschild, und der ganze Zweck ist sür die meist persönlich ehrgeizigen Führer, eine möglichst breite Kampffront zu haben, um zu imponieren und um „etwas durchzudrücken". Und dafür werden dann BereinSgelder bezahlt, schönklingende Ehrenämter gibt e» in Menge, jedes Jahr wird eine festliche Tagung ver anstaltet, in der meist dieselben Redner in Resolutionen und Interpellationen schwelgen. Da» wäre an sich ganz harmlos, aber die Organisationsfreunde wollen doch etwas haben, und des halb müssen immer neue „Forderungen" erhoben werden. Und darin liegt eine Gefahr, well darin immer neuer Stoff zur Zer- klüftung gegen die anderen Volksgenossen geschaffen wird. Nein, die Organisationen müssen aufhören, einen Warenhauscharakter für alle irgendwie Enttäuschten und Verärgerten zu zeigen; sie müssen zurückkehren zu dem Bestreben, als „reine" Organisationen dieses oder jenes Berus» rc. Mahner, Vermittler, Materialgeber für die gesetzgebenden Körperschaften zu sein. Alle Berufe und Stände sollen das Vaterland al» die Mutter ansehen, für deren Wohl sie sich abmühen; in Wirklichkeit sehen jetzt aber alle im Vaterlande nur die Mutter, von der sie soviel wie möglich erbetteln und nehmen möchten. Wenn das so weiter geht, so müßte man schließlich Vorschlägen, einen Bund der Nichtorganisierten zu organisieren mit der Ausgabe, die Ge samtheit vor den Sonderbünden zu schützen. Deutsche» Reich. Vom Kaiserlichen Hofe. (W. T. B.) Breslau, 29. November. Se. Majestät der Kaiser ist um 4 Uhr nachmittags nach Berlin abgereist. Zur Verabschiedung waren auf dem Bahnsteige anwesend der Kommairdierende General, der Polizeipräsident sowie das Offizierkorps des Leibkürassier-Regiments Grober Kurfürst (Schlesisches) Nr. 1. Von der Kürassierkaserne in Klein burg bis zur Stadt bildeten die Truppen der Garnison mit Fahnen und Musik Spalier. Das Publikum brachte dem Kaiser auf dem ganzen Wege begeisterte Hul- en dar. erlin, 29. November. Se. Majestät der Kaiser traf von Breslau kommend um ^10 Uhr abends auf dem Bahnhofe Friedrichstraße ein. vom Reichstage. Die von Sr. Majestät dem Kaiser bei der heute mittag erfolgten Eröffnung des Reichstages ver- lesene Thronrede lautet: Geehrte Herren! Bei dem Eintritt in Ihre Beratungen ent biete Ich Ihnen zugleich namens der Verbündeten Regierungen Gruß und Willkommen. Nachdem die in Ihrer letzten Tagung vereinbarte Steuergesetzgebung dem Reiche neue Einnahmequellen erschlossen hat, muß beharrlich dahin gestrebt werden, die finanzielle Stellung des Reiche» mit den so gewonnenen Mitteln zu befestigen. Der Ihnen zugehende Etatsentwurf für 1910 entspricht dieser Aufgabe. Ein NachtragSetat sür da» laufende Jahr faßt die Rückstände au» den Jahren 1906 bi» 1909 zusammen, die da» Reich nach dem Finanzgesetze vom 15. Juli 1909 zu übernehmen hat. Die Arbeiten de» Bunder rate» an der in einem Borentwurfe bereits bekanntgegebenen Reichsversicherungsordnung nähern sich ihrem Abschlusse. Diese» Gesetz wird neben einer Vereinheitlichung de» geltenden Rechte» und Änderungen in der Organisation die Krankenversicherung auf weitere Kreise auSdehnen und der Fürsorge für die arbeiten den Klaffen die Hinterbliebenenversicherung hinzufügen. — Ein neuer Gesetzentwurf wird die Vorschriften der nicht vollständig verabschiedeten Gewerbeordnung»novelle zusammenfassen, über welche zwischen den Verbündeten Regierungen und dem Reich»tage Einverständnis bestand. Daneben wird ein besondere» Gesetz über Hausarbeit vorgelegt werden. Außerdem wird Ihnen der Entwurf eine» Stellenvermittlergesetze- zugehen. Die in der letzten Tagung gleichfall- nicht erledigten Entwürfe einer Straf- Prozeßordnung und einer Novelle zum Gerichtsverfassung«- gesetz über die Organisation der Strafgerichte werden Ihnen von neuem unterbreitet werden. Unsere überseeischen Be sitzungen in Afrika und der Südsee entwickeln sich erfreulich. Da» Anwachsen der eigenen Einnahmen hat da» Reich von den Ausgaben für unsere Kolonien nicht unerheblich entlaste». E» wird Ihnen vorgeschlagen werden, die Usambarabahn bis zum Kilimandscharo fortzufahren und da» südwestafrikanische Bahnnetz au »zurunden. Diese Bahnbauten in Südwestafrika werden e« er möglichen, die Kopfstärke der im Schutzgebiete verwendeten Truppen weiter zu verringern Die Zunahme der werktätigen Bevölkerung und die Erhöhung der Bermögen»werte in den Schutzgebieten machen eine Reform de» Gericht-Wesen» erforderlich.