Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 31.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187707312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770731
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-07
- Tag 1877-07-31
-
Monat
1877-07
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 31.07.1877
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«r SIS «riL-W« «Äk-Itt-tz, l, »»e»»»«I» »terteli»»«- M»,«ark»aVI,e„dur« k,,«» » «art'i «I,e. 10 tztv- »»«u» 32000 »rri. AI, di, «Lik,«bk etn^» Ia«dt«, Manulcript, „cht sich di, Redartt»» »Ich« »„dtudltch. Inlrraini-Ann«»«, «u». MbrI»: üa«I,nft«i» u„» 8»g>«»i» H»>ndu,g, v«r- liu, Wien. Lew»!,, «alrl. vre»ll>u. Ii««tsu«t». M, — «L». »-N« in v«rltn. «'>»»«! lüien, Hamburg . M., Mün- Iralikfml a. chcn. — Daub» » «». »-> »rankiur« ». M. — Ar. voia« in lldrinnltz — b»a«t», »niu„ » c«. in Pari». Dienstag» de» 31. Jul». Hagrökatt für Politik, Ilnterhaltung, HeschSflsverkehr. HZörsenbericht und Jiremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch L Rtichardl in Dresden. Verantw. Nedacleur: Fr. Goedsche in Dresden. L»i»'»>, >x'd,n Hk»N«»» Sirai>» IL dl» Ud.» »>,r Sonnia»» »>» MUtog» 12 Udr. Ja Ncustadl: protze Ulallir» »ail'e L di« Nachm. M Nd«. — Dir Raum «>»«« ein- ipalu»k» PN»»«!, krllst Id Pia<. lrn:g<iandl di» jjcile l!l» PI»e. Eine Daran«,, iür dal Naü> lila a> »e Lrjcht'NeM d«r Iniirail wird vich» «r ü«d«n. Nuswari>g« Lunrneru» Auliro,« von rm» und«» kauulln Jrrnicn und Per« >o»cn injciiir» wir nur pk,r» Pranumrrandn» .>aliln»« durch Brikl» rnarlln vdkr Poiikinja!»- Iun,l- Acht Ludilr loliru lü Psgk. Inlliale iur di« ÄoMagr. Rumml, »drr noch rlncni Iriila», die P-lild-rle 2ll P„«. XXll Jahrgang. F«r die Monate «nd Septemler werden Abonnements auf die „Dresdner Nachrichten" in der Expedition» Marienstratze Nr. I»» zn I Mark F« Pfa„ sowie für auswärts bei den Postämter» zn 1 Mark 8S Pfg. angenommen. Politisches. Dreierlei Strömungen lassen sich in dem großen amerikanischen Eisenbahnaufstande unterscheiden: einmal die eigentlichen streikenden Eisenbahnbeamten und Arbeiter, sodann der Pöbel, die Masse der Arbeitslosen und der berüchtigten amerikanischen Banditen, Nowdies und Loafers, und endlich die internationale Socialdemokratie. Das Recht der Eisenbahnarbeiter, zu streiken und sich zur Durchführung ihrer Ansprüche kollegial zu verbünden, wird Niemand in Abrede stellen, wiewohl immer noch ein wesentlicher Unterschied obwaltet, ob ein Streik einen privaten Erwerbszweig zum Stillstand bringt oder Verkehrsanstalten, die der Allgemeinheit dienen. Niemand wird ferner die innere Begründung der Eisenbahneransprüche leugnen, sich gegen die schamlosen Lohnherabsetzungen schamloser Bahndirec- toren zu wehren. Aber das erlittene Unrecht rechtfertigt niemals das Ausüben größerer Unbill. Selbst in dem klassischen Lande des llvlp Xour-solk darf die Selbsthilfe nie zu Thaten der Gesetzlosig keit und Zerstörungssucht verwildern. Damit entfesseln die in ihren Rechten gekränkten Arbeiter nur Elemente, die ihrer Sache schaden und gegen deren Bundesgenossen- und Gönnerschaft sie energisch zwar, aber vergebens dann protestircn. Die Streikenden ergehen sich mit vollem Fuge in schweren Klagen gegen die Outsiders, d. h. die „Außenstehenden", welche ihre ursprünglich gesetzlichen Schritte durch Verbrechen gröbster Art geschändet haben. Ebenso weisen die Arbeiter das Bestreben der Communisten und Inter nationalen ab, den Eisenbahnstreik zur Beförderung des allgemeinen Umsturzes und der Welt-Commune auszubeuten. Ein von den Socialdemokraten NewyorkS veranstaltetes Meeting, auf dem 10,000 Personen versammelt waren, fiel glänzend durch, um so mehr, als auch die Bewohner NewyorkS inne wurden, daß diese Niesenver- sammlung nur Vorläufer oder Deckmantel des Beginnes der Social revolution werden sollte, die sich schon in etlichen Pöbelausbrüchen kundgab. Denn hinter den schönsten Verheißungen der internatio nalen Socialdemokratie von allgemeiner Glückseligkeit, Wohlstand und Frieden ziehen, gleich den bulgarischen Metzeleien hinter den russischen Freihcitsphrascn, zunächst unerbittlich daher: Schand- thaten abscheulichster Art, Zerrüttung deS Wohlstandes, tiefere Armuth, größeres Elend. Schon melden die Kabel-Depeschen von Einstellung der Kohlen- Produktion, von Umsichgreifen der Arbeitslosigkeit auf den ver schiedensten Gebieten, sogar dem des kleinen Handwerks, von Lebensmittel-Preissteigerungen und Beginn der Hungersnoth. Daß der Handel darniederliegen muß, wenn dem Güter-Transport die hauptsächlichste Beförderungsader durchschnitten ist, bedarf kaum der Erwähnung. Der Getreide-Transport von den Farmen des Westens nach den atlantischen Häfen bewegte sich im Ganzen auf 4 großen Linien; von Nord nach Süd soll der Güter- und Menschcn-Verkehr in Amerika erheblich unbedeutender sein. Jetzt gerade, zur Erntezeit, kam die Unterbrechung jener großen Verkehrsadern um so unge legener. Wenn auch binnen Kurzem ein Verkehr wieder hcrgestellt sein wird, so ist doch das ganze wirthschaftlichc Gedeihen der Union auf's Tiefste erschüttert. Die 25,000 Soldaten, welche die Republik, wenn auch nicht auf den Beinen, so doch auf dem Papiere hatte, und die, soweit sie mobil sind, meist gegen die Rothhäute zu Felde liegen, waren begreiflicher Weise viel zu schwach, um die Ordnung recht zeitig herzustellen. Die Milizen, die etwa dem Landsturm ent sprechen, sind um so unzuverlässiger, da für deren Entschädigung im Falle der Verwundung, resp. für Unterstützung ihrer Hinterlassenen, "Niemand sorgt. Mögen die Lehren, welche dieser amerikanische Eisenbahn-Aufstand der menschlichen Gesellschaft crthcilt, auch für Europa nicht verloren sein! Die Reise Midhat Pascha'S aus Frankreich — vorläufig bis nach Wien — steht im Vordergründe der europäischen Ereignisse. Ein Gewaltakt wie der, welcher einen Mann von seiner Bedeutung stürzte, läßt sich schwerlich durch einfache Nückberufung sühnen. Fast erhält man den Eindruck, als trage Midhat Bedenken, Augenzeuge des Unterganges seines Vaterlandes zu sein. Selbst ein Genie, wie das Midhat's, kann nicht Armeen aus der Erde stampfen, auch aus seiner flachen Hand wächst nicht das Kornfeld einer allgemeinen patriotischen Erhebung der Muselmänner. Midhat scheint einst weilen das Beispiel von Thiers nachzuahmen, der während der Be lagerung von Paris sich ein Nundreise-Billet an die europäischen Höfe loste. Midhat, von England über Frankreich nach Oesterreich wandernd, sucht gewiß eine Allianz gegen Rußland zusammenzu schmieden. In Oesterreich selbst findet er anscheinend neben der ausgesprochenen Thatenlosigkeit ziemlich starke Ratlosigkeit. Voller Verdruß nimmt man in Wien wahr, wie die Ungarn zum Kriege gegen die Russen drängen; aber wenn der Gouverneur von Croatien, Mollinary, die entgegengesetzte Politik treibt und eine Beschlagnahme Bosniens durch Oesterreich befürwortet, so ist das in Wien auch nicht recht und man seht den russenfreundlichen General ab. Auf dem Kriegsschauplätze zu beiden Seiten des Balkan ver stärken sich offenbar die Kriegführenden, ehe sie sich weiter messen. Der unerwartete Sieg OSman'S bei Plcwna hat die russischen Be wegungen zum Stillstand gebracht, Schrecken im Heere und Ve- sorgniß vor der Sicherheit der NückzugSlinicn verbreitet. Einen schweren Verlust erlitten die Türken durch den Tod von Aziz Pascha bei einem an sich unbedeutenden Vorpostengefcchte. Dieser Pascha wird als einer der intelligentesten Osficiere geschildert, er hat seine militärische Ausbildung in der österreichischen Armee und Für daS Feuilleton: MItrrdacteur: Dresden, 18??. dann bei der Gardeartillerie in Berlin erhalten, er war zwar kein geborener Berliner, hat aber wenigstens eine Berlinerin geheirathet und war Chef der türkischen Artillerie. Es sind dies ganz eigen- thümliche Vorpostengefcchte. Einmal entgeht der russische Thron folger nebst Don Carlos mit knapper Noth der Gefangenschaft durch feindliche Tscherkessen; das andere Mal fällt einer der besten türkischen Generale im Kugelregen aus der äußersten Vor postenreihe l Mac Mahon wird nicht müde, die friedlichen Absichten seines CabinelS, seine Loyalität dem Auslande gegenüber, seinen gesetz mäßigen Sinn und sein einziges Bestreben zu betheuern, der ra dikalen Demokratie entgegenzuarbeiten. Leider findet er nicht viel Glauben. Seine Worte sind vortrefflich, die Thaten lassen auf sich warten. Wenn seine Zeitungen verkündigen, er werde un bedingt bis 1880 auf seinem Posten ausharren und jede Kammer heimsenden, welche ihm Opposition macht, so beunruhigt er damit sein Land in einem Grade, den selbst die entschiedene Friedens rede in Bourges kauin besitzt. Aus Deutschland erwähnen wir an dieser Stelle vor Allem, daß das NeichSkanzleramt den die Gewerbeordnung, speziell die Bestimmungen über das Lehrlingswesen abändernden Gesetzent wurf fertig gestellt und denselben den Bundesregierungen zur Kenntnißnahme übersandt hat. Es wäre nur in der Ordnung, wenn dasselbe rechtzeitig bekannt würde, damit sich die davon betroffenen Kreise, die Handwerksmeister vor Allem, unterrichten könnten, wieweit man ihnen von Neichswegen zu helfen gemeint ist. Nach dem Ausgang, welchen während des letzten Reichstags die Krisis Bismarck-Stosch gefunden, hätte man meinen sollen, daß der Reichskanzler und der Chef der Admiralität unversöhn liche Gegner bleiben werden. Jetzt hat Letzterer die in Kiel von» Stapel gelassene Panzercorvette mit dem Namen „Bismarck" ge tauft und bei seinem Taufspruch darauf hingewiescn, daß in erster Linie der „große Reichskanzler die erlangte Einheit des deutschen Vaterlandes verkörpere." Außerdem hat Herr v. Stvsch nach Varzin sofort ein Telegramm gesandt, welches den Reichskanzler von dem großen Ereignisse unterrichtete. Bismarck und Stoß, sind sie wirklich so rasch wieder unzertrennliche Freunde geworden? Netteste Telegramme der „Dresdner NaÄrjchten." Wien, den 29. Juli. Das „Wiener Tagcbl." meldet ans Schumla: Am Freitag erstürmte die gegen Tirnoma vorrückendc Division Adil vom Corps OSmans Lorotscha. Die Russen wurden theils gegen Nikopolis, theilü gegen Tirnowa zurückgeworfen und türkischerseits verfolgt. In Schumla sind fliehende Bulgaren angekommcn.'« ' Locales und Sächsisches. — Der Professor Oberrcit zu Chemnitz hat daö Ritter kreuz l. Klasse deS Verdienstordens erhalten. — Auf dem sächsischen Landtage wird, wie wir von vorzüglich unterrichteter Seite hören, sofort zu Beginn eine Interpellation cin- gcreicht werden, welche an den Spruch des Lübeck'schen Oberappella tionsgerichts in der Berlin-Dresdner Eisenbahnfrage anknüpft. Es ist nämlich inzwischen bekannt geworden, daß die preußische Streit schrift an den hanseatischen Gerichtshof mittelst eines Schreibens gerichtet wurde, das nicht blos die Unterschrift der beiden preußi schen Ressortminister trug, sondern in auffälliger Weise auch noch von dem NeichskanzlcramtSpräsidenten Hofmann und dem Reichs- UnterstaatSsecretär v. Bülow unterfertigt war. Die Unterschrift Bismarck's fehlte. Dieser hat gewiß gefühlt, daß es wenig taktvoll sein würde, wenn der oberste Neichsbeamte, da er zugleich preußischer Ministerpräsident ist, einen Druck auf die Entschließung von Rich tern in einer specifisch preußischen Streitsache ausübte. Die Herren Hofmann und v. Bülow, obgleich als Minister völlig unbeteiligt, haben eine gleiche Delikatesse, wie der Herr Reichskanzler, auszuüben nicht für nöthig erachtet. Die sächsische Negierung hat sich im Ge gensatz zu diesem Berliner Vorgehen nicht für befugt gehalten, vor Fällung des Urtheils einen gewiß erlaubt gewesenen Schritt zu thun, nämlich durch eine wissenschaftliche Autorität in der Juris prudenz den Rechtsstandpunkt in einer Broschüre entwickeln zu lassen. Wie gesagt, an diese Thatsachen wird man im sächsischen Landtage eine Interpellation anknüpfen, die um so berechtigter ist, als sich in der gesammten nationalliberalcn Presse bisher keine ein zige Stimme erhoben hat, welche den Lübischen Wahrspruch zu ver- theidigcn für schicklich befunden hätte. Nirgends ein Triumphgcschrei über die Niederlage Sachsens. Warum daS? Weil der Lübische Wahrspruch vie öffentliche Kritik schlechterdings nicht aushält. Was aber dem Nechtsbewußtscin in Deutschland schnurstracks zuwider läuft, ist die Wahrnehmung, daß die nach dem Reichskanzler höchsten beiden obersten ReichSbcamten in einer preußischen Streitfrage von vornherein Partei ergriffen und somit auf die Richter einen Druck ausübten, die von der Trave nach der Pleiße überzusiedcln sich vor bereiten. — Heber die plötzliche Ankunft Midhat Pascha'S in Wien erzählt ein Privatbriei unseres RcdacteurS I. Retchardt aus Wien, der mit dem Türkenrcttcr unter einem Dache wohnt (Hotel Metropole), daß Midhat Pascha durchaus den Eindruck eines ehrlichen energischen Mannes mache. Er steht in der Voll kraft der Jahre und ist im Verkehr, auch bei der Tafel, sehr zurück haltend. Wird indeß der Charakter der Türken, ihre Daseinsbe rechtigung in Zweitel gezogen, waö auch in Wien in de» nicht von der „dt. Fr. Pr.'^ beeinflußten Kreisen vielfach vorkommt, so plädirt er mit großem sittlichen Ernst und Eifer für seine Station, die er mäßig, trommglSuvig und gastfrei nennt wie keine zweite. Ihm selbst ist die Berufung aus der Verbannung nicht überraschend gekommen, denn baö ihm geschehene Unrecht ging nur auS der Feigheit der Hosschranzcn hervor, die Mldhat'S bittere Wahrheiten nicht hören wollten. Jetzt ist eS mit dem Vertuschen vorbei — Midhat Pascha hat leider nur zu recht ge habt und wohl oder übel braucht man jetzt seine resolute Hand, i Der Staatsmann äußert sich vorsichtig über seine Hoffnungen und charakteristisch ist seine Antwort aus die Frage, ob er eine Rettung der Türkei nicht iür zu spät halte: „Wäre Ich hier, wenn ich nicht hoffte?" Freilich ein hoher Grad edler Sclbslvcr- leugiuing gchört dazu, letzt, da Alles versa! reu. nochmals in die rollenden Schlcksalsräder dcö türkische» StaalSnagens cinzugreiien. I» Betracht der notorischen Ehrlichkeit und männlichen Tüchtig keit ist unser College der Meinung, daß der ei-eii veu.t ttnlijche Konsul in Dresden. Herr Murab-Esscndi, ccn jetzige» türkischen Gewalthaber Edbcm Pascha beträchtlich überschätzt und Midhat Paicha entschieden unterschätzt hat. — Wanderungen durch die Sächsische Aus stellung von für die Jugend bestimmten Erzeugnisse», Arüekeuslraße (verlängerte Ostra-Allcc» Nr. 6, II. Wir be ginnen heute mit G. Elßncr'S (Löbau) trefflichen Bittern iür den naturwisscnschasllichcn Unterricht. Wo die Natur geschichte nicht die Pflanze selbst, das Thier in Natur oder in vlastischer Darstellung h, bcn kann, da ist ihr ein gnicv Bild das unbedingt nöthigc Hiliömitlcl zur Ver mittelung der Anschauung. Und da gehörenElßner'öBlldcr. das beweisen schon die verschiedenen Prämiirungcn, die günuigsie» Urtheile der pädagogischen Presse, sicher zn dem Bellen, waö biSbcr geboten wurde. Unter all de» zahlreichen Bildern ist uns vloö eine Zeichnung ausgefallen, die bcl einer neuen Auflage zu corcigiren wäre; cd ist daö Bild der Kernähre in dem die Cere alien betreffenden größeren Werke, welche Illustration nicht der Nattir entsprich;. — Dicht neben den Eißner'schcn Bildern befin det sich die überaus reichhaltige Ausstellung ; hysikallichcr Appa rate von Fr. I. K l c i st, Fabrik physikalischer und chemischer Apparate in Leipzig. Wir finden da 1) eine EIcetrisirmaschine mit großer Spiegelscheibe und Wintcr'schem Induktor, die Funken bis zu 3 Centn». Länge gicbt, nebst verschiedenen Ncben-Appa- raten, alö clectrischcm Elvelciiipiel, Leidener Flasche, Biitztaiel :e.; 2, einen clcctromagnetischcn Motor, welcher bcl Eröffnung der Ausstellung durch eine Batterie von Bunscillschcn Elemcittcu in Tbätigkeit gesetzt war und die besondere Aufmerksamkeit Seiner Ercellcnz deö CultuöministcrS ttr. v. Gerber erregte; 3) finden wir hier ein Locomollven-Modell «totale Ansicht, Luccbictmltt und Detail der einzelnen Maschincntbeile) auS Holz und Metall gefertigt. Dasselbe veranschaulicht eine complcic Locomorivc, deren freiliegende Tbciie beweglich sind und besonders die Vielen unerklärliche Vor- und Nückwärtö-Bcwcgnng drr Maschine treff lich Nachweisen lassen. Wir finden außer vielem Anderen noch Dampsmaschincii-Morclle mit Spiritus- oder Gasheizung, seiner alö böcbst interessant auch eine Collection der neuerdings in wissen schaftlichen Kreisen 'Aussehen erregenden Radiometern oder Licht- mühlen, deren spstcmatisch-wissenschastliche Entwickelung in zeb» Exemplaren kargcslcllt ist. Se. Maj, der König intcreisirie sich bei seinem Besuche drr Ausstellung sichtlich sür die.letztgenannten Apparate und ließ sich deren Einrichtung erklären. Ob die E.r§ findliug praktisch zu verwertben, blclbt abgiwarrcu. — Im Aus stellungsräume (rechter Scitcusaalj finden wir nächst dem Ein gang die Auöstelttingö-Objekke der Dampf-Ttschlerci von Ollo Ruppert in Chemnitz. Diele Firma führt der Deffcritlich- keit zum ersten Mal ein neues System von Schulbänken vor, das im Königreich Sachsen palcntirt ist. Alü leitende Idee bei der Constcuction dieser Bänke erscheint, daß, wenn zum normaicn Sitzen und Aufstchcn dcö menschlichen Körpers, außer den natür lichen Muvkclthärigkeitcn, irgend welche künstliche Hilfsmittel uu- nölhlg sind, cö auch ein einfaches und natürliches Schulbank- System geben muß. welches alle zur Ermöglichung des Aus- stchcnö bisher ersonnenen, die Bänke Immer complicirtcr, theucrcr und reparaturbedürstigcr machende Hilfsmittel, als da find scbleb- bare Schreibplctttcn (Rclercnt erinnert an die jetzt viel gebräuch lichen Kunzc'schcn Bänke), Umklavptbeile der Schrcldplattc», Sttz-Verschiebungen. Sitz-llmklappungcn rc. gänzlich verschmäht. „Genaue Beobachtung deS natürlichen Sitzenö und Gehens dcö Menschen", sagen die Aussteller In den angeschlagene» Thesen, „zeigt einem Jeden sofort, daß die freie, ungezwungene Sitzstcllung nicht die mit strcnggcschlosscncn, sondern die mit leicht gespreiz ten Oberschenkeln, die natürliche StebfieUung nicht die streng militärische Front-, sondern die ungezwungene turnerisch- militärische LoösteUung ist." Hieraus crgiebt sich die einfache, natürliche Construction der Ruppcrt'schcn Schulbank. In der Mitte deö Banksitzcs ist nämlich ein nach allen Seiten weich ab gerundeter Ausschnitt angebracht, der beim Sitzen durchaus nicht gcuirt, beim Stehen aber vollkommen zur Ausnahme deö den Körper tragenden Standbeines genügt. Man siebt, die Schnl- banksragc ist hierdurch einmal von einer ganz neuen Seite angc- faßt worden, die ihre Vorzüge nicht in immer steigender Compli- cirtheit der Subsellien, sondern ln natürlicher Einfachheit und Daucrhaitigkeit derselben sucht. Ncbcn diesen Classcuschulbänkcn find bic ferner auögcstclttcn Hausschulbänke derselben Firma biö in alle Details der Größe nach verstellbar eingerichtet, io daß man behaupten kann, daß diese kleinen, hübsch anögestattetcn Kintcr- schreibtischchen dem WacbSthume deö Kindes vom «i. biö zum 14. Lcbeiiöiahre folgen, und daß sic vom Anfang bis zum Ende der Schulzeit dem Kinde den großen Nutzen gewähren, cs Jahr ans Jahr ein bei Anfertigung der häuslichen Schularbeiten an eine gerade, gcsundheitSgcmäße Körperhaltung zu gewöhnen, eine jährliche Auswechselung der Bänke gegen größere abcr gänzlich erspart wird. Ein noch ausgestelltes Klndcrspicltischchcn neuer Eonstructio», für daö Alter von >/.' biö 3 Jahren bcrecknct, dicket dem Kinde Gelegenheit, sich, woblverwahrt gegcn das Heraus- sallen und ohne unauögeietzter Aussicht zu bedürfen, mit scincm Spielzeuge auf der practiichen, geräumigen Tischplatte zu be schäftigen. Auf die nebenan befindliche 'Ausstellung von Schul bänke» der Firma F. W- Cläre, Oschätz, kommen wir dem nächst zurück. — BIS Montag gegen 2 Ilhr war daS Wetter unserer Vogelwiese abhold, cö war waS man so sagt murksig und ab »nd zu fiel ausgiebiger warmer Regen. Abcr mit dem Ein tritt Sr. Maj. deö K önigö In den Fcstplatz hatte sich daö Blatt gewendet und über all' dem lufilgen Treiben laebte der blaue Julibimmel. Punkt 3'/» IIbr fuhren II. Majestäten im Galawagcn vor. nachdem bereits kurz vorder Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg und Gemahlin, sowie KriegSministcr v.Fabrice Exc. eingctrossen waren, voraus vier schmucie Jockcvs in Helten An zügen, durch die südlich errichtete Ehrenpsortc aus den Fcstplatz, an der Gewerbchalle des HandwcrkervcrcinS entlang direkt zum königlichen Zelt. Unter Böllerschüssen und den Klängen des MuslkchorcS dcö IM. Regiments, sowie vom Tbeater- chor mit bcn Lieder» „Fcstgesang" von RiccinS nnd „Dir möcbt' ich diese Lieder weihen" von Arno Spieß ward Se. Majestät von den Spitzen der priv. Boge»schül>rngcscllschast ehrfurchts voll begrüßt und nahm dann tcn Fefizug der Schützcngilde in Augenschein. Wohl war dieser geschmackvoll arrangirt, und an den Kostümen wie an den vorgelragcncn Tafii» „16. Jahr hundert", „17. Jahrhundert" re. konnte man dcuilich sehen, was vorgestcllt werden sollte; doch kehlte kc-i Ganzen die Opulenz, io daß ähnliche Fcstzügc in Frankkurt, Bern. Köln. Antwerpen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite