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ZlhönbnM Tageblatt und Waldenburger Anzeiger Dienstag, den 11. Mai 1«8« Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Mittwoch, den IS. Mai 1880, Vormittags 9 Uhr unter den im Termine vorher bekannt zu machenden Bedingungen, jedoch mit Vorbehalt der herrschaftlichen Genehmigung zum Zuschläge, vom 1. October dieses Jahres ab gerechnet auf 12 Jahre parzellenweise ums Meistgebot ver pachtet werden und werden Pachtliebhaber hierzu eingeladen. Jürstlich Schönburg'sche Aentverwattung zu Waldenvurg, den 10. Mai 1880. Dietrich. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Aus dem Muldenthale. *Waldenburg, 10. Mai. Durch den Fleischbe schauer Herrn Photographen Leunis hier wurden in einem heute im „Deutschen Hause" geschlachteten Schweine Trichinen in massenhafter Zahl aufge funden. Der Umstand, daß außer den eingekapsel ten Trichinen auch uneingekapselte Trichinen im Fleische vorgefunden wurden (letztere zeigten eine außerordentliche Bewegungsfähigkeit, wie wir uns durch Augenschein überzeugen konnten), läßt darauf schließen, daß das geschlachtete Schwein zu verschie denen Malen trichinenhaltige Nahrungsstoffe zu sich genommen hat. Das Mikroskop, welches durch Herrn Leunis zur Verwendung kam, hatte eine Stärke von 150 Linearvergrößerungen (ca. 450 Mal) und sahen die Trichinen, abgesehen von der Farbe, kleinen Regenwürmern ähnlich, die dicht an einander im Fleisch vertheilt waren. Die Trichinen machen bekanntlich verschiedene Stadien durch. Die im Fleisch enthaltenen Trichinen werden im Magen durch die Verdauung aus der Kapsel befreit und bilden sich daselbst schnell, ohne weitere Umwand lung, zu erwachsenen, geschlechtsreifen Thieren aus, die Weibchen erzeugen Eier und lebendige Junge, gebären letztere, diese durchbohren alsbald die Darm wand, wandern in das Fleisch ein und wenn der betreffende Träger nicht daran stirbt, verkapseln sie sich dort. Eine erwachsene Trichinenmutter hat etwa 100 .lebendige Junge in ihrem Leib, hinter diesem erzeugt sie aber immer neue Eier und Junge. Sie liegt 5—8 Wochen, bis zu ihrem Tod im Darm, immer neue Brut aussetzend, so daß man auf eine Mutter mindestens 500—1000 Junge rechnen kann. Man ersieht hieraus leicht, welch colossales Unheil durch ein Schwein angerichtet werden kann, wenn dessen Fleisch nicht einer genauen Untersuchung unterzogen wird. *—Unter den Namen „Waldenburger Thonzünder," werden jetzt in Altstadt-Waldenburg unverbrennliche Feueranzünder hergestellt. Dieselben haben den Zweck, Reißig, Papier, Rinde, Hobelspäne u. s. w. zu ersetzen und werden in Folge dessen den Haus frauen ein sehr bequemes und billiges Anbrennmit tel sein. — In Penig stürzte am 8. d. früh bei dem Neubau eines Gartensalons in einer dortigen Re stauration ein Pfeiler infolge des anhaltenden Regens ein, woourch ein Arbeiter verschüttet wurde. Durch sofortige Hilfe wurde der Arme aus seiner beengten Lage befreit, doch hat derselbe einen Armbruch, so wie verschiedene Contusionen davongetragen. Aus dem Sachsenlande. — Das „Dresdner Journal" bringt einen aus führlichen Artikel, welcher die in der Reichstagssitz ung vom 16. April gethane Behauptung Liebknechts: Ein sächsischer Staatsanwalt, welcher streng gegen die Socialdemokraten vorgegangen sei, habe dagegen einen Mann in Freiheit gesetzt, welcher sich einer schweren Unzucht schuldig gemacht, für in allen Theilen unrichtig erklärt; ebenso unrichtig sei eine Behauptung des Abg. Sonnemann, eine in Chem nitz am 13. April stattgehabte Versammlung sei durch den Polizeikommissar aufgelöst worden. — In Dresden ist dieser Tage ein Baugemerke, welcher sich bei der Herausnahme ichwammhaltiger hölzerner Dielung aus einer Kegelbahn eine Finger- verletzung zugezogen, an Blutvergiftung gestorben. — Ein wahres Capital-Gaunerstück ist die Ent wendung der etwa 2000 Mk. enthaltenen Kasse aus dem Militärbureau in Pirna Die Diebe haben sich allem Anschein nach durch Einsteigen Eingang verschafft und sind sodann nach der Gar tenseite zu entflohen. Wie verlautet, sollen bereits zwei Verhaftungen erfolgt sein. — Am vergangenen Dienstag veranstaltete der Erzgebirgszweigverein Schlema im Saale der grünen Wiese daselbst zum Besten der Erbauung einer Unter standshütte auf dem Gleeßberge ein Abendunterhal tung, die sehr besucht war und allen Theilnehmern wirklich genußreiche Stunden bot. Die Errichtung einer Hütte auf dem Gleeßberge, der zu einem Lieb lingspunkte von Alt und Jung geworden, dürfte nunmehr bald zur Verwirklichung kommen. — Der 18jährige Sohn eines Tischlers in Ul lersdorf bei Niesky ging vor 14 Tagen nach Gör litz. Er kam dort nicht an und blieb bis jetzt, wo man seinen Leichnam in einem Busch auf Koders dorfer Revier, leicht in die Erde verscharrt, auffand, verschollen. Der unglückliche junge Mann ist das Opfer eines Raubmörders geworden, denn Uhr, Geld, Mütze und Stiefeln fehlten. Neben verschie denen Verletzungen zeigt der Leichnam eine tiefe Schnittwunde am Halse. — Aus Dittersdorf bei Chemnitz wird mitgetheilt, daß eine in dem dort vorbeifließenden Zwönitzflusse vor 2 Jahren ausgesetzte Wasserschildkröte vor eini gen Tagen noch lebend und im besten Wohlsein angetrosfen worden ist. Die Schildkröte hat also 2 Winter in unserem Klim» ausgedauert, und da der frühere Besitzer derselben die Absicht hat, nun mehr ein Pärchen auszusetzen, so steht vielleicht zu erwarten, daß unsere Gewässer in nicht gar zu langer Zeit durch einen neuen Bewohner bevölkert werden, welcher besonders den Hausfrauen zur Her stellung der schmackhaften Turtle-Soup willkommen sein dürfte. — Wenn sich größere Ortschaften nicht anschließen können, einen Ortsarmen- oder dem ähnlichen Ver ein zu gründen, so werden dieselben größtentheils Tummel- und Sammelort aller Vagabundengesell schaft. Das mußte auch Großvoigtsberg bei Frei berg erfahren. Drei Langfinger, ein Mann und zwei Frauen, betteln mit einer virtuosen Frechheit das ganze Dorf ab, revidirrn in aller Gemüthsruhe die Schullocale und heißen, in Ermangelung ande rer Sachen, die Mütze eines Schülers mitgehen Montenegro. Montenegro hat an die Pforte eine Note gerich tet in welcher es fordert, daß die ottomanische Re gierung die Bestimmung des Constantinopler Memo randums ausführenftaut welcher die montenegrinischen Truppen in den Besitz der befestigten Stel lungen zu treten haben; ferner daß die montene grinische Regierung für alle infolge der Nichtdurch- führung der erwähnten Clausel seit dem 22. April bis zum Tage, wo die montenegrinischen Truppen von seinen befestigten Punkten regelmäßig Besitz ergreifen, getragenen Kosten, sowie für die erlittenen Verluste entschädigt werde. *Waldenburg, 10. Mai 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Am 8 d. hat in Wiesbaden eine Korsofahrt auf dem Kursaalplatz stattgefunden und ist daselbst äußerst glänzend verlaufen. Der Wagen Sr. Maj. des Kaisers, welcher sichtlich hocherfreut war, war schließlich vollständig mit prachtvollen Bouquets an gefüllt. Eine große Zuschanermenge wohnte der Korsofahrt bei. . Die „Frankfurter Presse" grebt noch folgende Mittheilung über die parlamentarische Soiröe beim Fürsten Reichskanzler: Der Kanzler war sehr aufgeräumt und selbst zum Erzählen aufgelegt. Einem Abgeordneten, welcher scherzweise dem Kanz ler bemerkte, er müsse doch zugeben, daß er nicht gegen ihn gesprochen habe, antwortete Bismarck: „Ich wollte lieber, Sie hätten über mich raissonirt und für mich gestimmt, statt zu schweigen und gegen mich zu stimmen." Nach dem Stempelabgabengesetzentwurf soll be kanntlich die eigentliche Börsensteuer nicht über 50 Pfg. ansteigen, die für alle Schlußnoten über mehr als 5000 Mk. zu zahlen sein sollen. Von konser vativer Seite jedoch ist, um die Börse ernsthaft zu besteuern, in der Stempelsteuer-Commission durch Hrn. v. Wedell-Malchow beantragt worden, für Schlußnoten über inländische Werthe den Stem pel bis zu einem Umsatz von 50,000 Mk. von 10 Pfg. bis 81 Mk. aufsteigend, festzusetzen; für je 10,000 Mk. 2 Mk. mehr; für ausländische Werthe von 25 Pf. bis 12 Mk., für je 10,000 Mk. 3 Mk. mehr; für alle Zeitgeschäfte bis 50,000 Mk. von 50 Pf. bis 20 Mk., je 10,000 Mk. 5 Mk. mehr. Als Zeitgeschäft gilt Alles, was nach 24 Stunden lieferbar ist. Das Gesetz wird im Plenum nicht mehr zur Verhandlung kommen. Ungarn. Endlich erfolgt jetzt in Szegedin die Ver- theilung der Liebesgaben, auf welche die Szege- diner zum Theil bereits mit Ungeduld warteten. Zur Vertheilung gelangen zusammen 2,602,000 fl., mit Abzug der dem Reservefonds zuzuführenden 10 pCt. Es ist dies eine Summe, die, gut verwandt dem Aufbau der Stadt schon im laufenden Jahre einen ziemlichen Aufschwung geben kann. Bei den ernsten Bestrebungen der Bevölkerung, ihre zerstör ten Heimstätten je eher je lieber wiederherzustellen, kann mit ziemlicher Gewißheit angenommen werden, daß der größte Theil der auf Immobilien entfallen den Entschädigungen von zusammen 1,808,000 fl. )u Bauzwecken verwandt werden wird. - Rußland. „ „Journal de St. Petersbourg" schreibt be- ö"g"ch der Meldung des „Neuter'schen Bureaus" Schanghai, den 7. April, daß diese ca. 4 Wochen alte Nachricht der gegenwärtigen Sachlage mirchaus nicht entspreche. Man sei von dieser Sette bestrebt, die Beziehungen Rußlands zu China rm schlechtesten Lichte darzustellen. Im Uebrigen leien die Stachrichten über angebliche chinesische Knegsprojecte und die Allianz mit Japan voll kommen unbegründet. . ffeldverpach^ „ sieben Parzellen eingethettte Feldgrundstück Erscheint »glich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. , . , , . Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg