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Dresdner Nachrichten : 19.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187407193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-19
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.07.1874
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Li» «,n. ZMM'WL!: Kommen, > «»r. «lost»,,! 24000»r»l. ga, »I« »i><t,a»e «In,,. sondier vlanuscrivie macht sich die «edoction «Ich« verbindlich. S>is,rate«.«nn->m, au», wort«: „« V-,,» in Hamdur,. «er- iin,-««en, Lei».!,, vaiei. «re,lau. Nrankfui, a. M. . »« ^ »rann Ä?'" l" Berlin, i.e»!jia. Wien. Ho,„bürg, .)roii«surt a. M., Mün chen. — Lead, t c«, In Zr-inyurl o. M. — »» > "i^ in kbemntd. — Ik»- '»». lodtt«. Lull,«, » c». in Pari». Tageblatt snr Unterhaltang Dmck und Sigenthum der Herausgeber: Etepsch ^ Ntichardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: IttliUS Neichardl in Dresden SniuAtemeodenor»»»«»- nrase l, onaenommt-' n„ Ad.il Uhr, L«l>n«t,5 dt» MiUoo» »L Mir. tzn Neuilodl». arosie i'.lokcr aasscLbieSiochm.« N»r Der Raum einer «in- ipolltoen PctttieU« löstet IS Psn. Linocsoudt die Zeile » Ngr. Mne Goranlic siir da, „ochiltiiaio« lirichci- nen der Inserate wud nicht gegeben. Answiirtige Annoncen- blnstriige bo» »», n»be> lanntc» Hirni-» u. Per. Ionen iuieriren wir nur gegen Pränumcranir- Zabiung durch Brise marken oder Poiliinr '.I- i»»g. n Tilden ies, 11 It, Ngr. Insci alc i-r die Maut, g, Nunuuir oder nach einen, Hrtztag- die Zeile 2 Agr. Rr. 20«. Neunzehnter Jahrgang. Mttredacteur: vr. Lmll SSt«r«>. Für das Feuilleton: Dressen. Sonntag, IS. Juli 1874. Politisches. Und nlin laßt es gemig sein mit der Absendung von Glück' wünsch-Telegrammen nach Kstsingcm! Könnt Ihr des Herzens Gelüste nicht zähinen, so labt Euch durch die Mahnung ded Or. Diruff beschämen. Bismarck kann beim besten Willen nicht mehr alle Sympathie-Bezeugungen beantworten; er hat mehr zu thun, er hat vor Allem die üblen Nachwirkungen des (er hat es selbst so ge nannt) nicht „kurgemäßen" Attentats durch Nacoczy-Trinken, Sool- bädernehmen und Ruhe wieder gutzumachcn. Unter den Beglück wünschenden befanden sich nicht nur die sämmtlichen deutschen Für sten, sondern auch der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, der Sultan, der Khedive und der Marschall Mac Mahon. Diese er halten natürlich persönliche Danksagungen. Für die übrigen, die Zahl 1000 streifenden telegraphischen Begrüßungen wird ein Gene raldank wohl nicht ausbleibcn. In der Verurteilung des Kissinger Ereignisses stimmt so ziemlich die gcsammte Presse überein. Ganz absonderliche Stellungen nimmt bloS das ultraclcricale bairische ./Vaterland" und die Socialdemokratie ein. Letztere erklärt, daß, da Bismarck ihr bester Vorarbeiter sei, es geradezu eine Thorheit wäre, wollte ein Socialdeinokrat däs Leben eineS.Manncs abkürzen, der soviel für das Emporkommen der Socialdemokratie, wenn auch gegen seinen Willen, geleistet habe. Besonnene Stimmen in dcrPresse mahnen die Liberalen daran, den Katholiken nicht das Attentat eines fanatischen Schwärmers entgelten zu lasse». Man erinnert sich nicht nur der Verfolgungen der deutschen Burschenschaft, die in Folge der Ermordung des R ssenspionS v. Kotzcbuc durch Sand cintrat; man iveis't namentlich nif die Verfolgungen hiil, welche die liberale und demokratische Partei 1850 erfuhr, als der frühere Unteroffizier Sefeloge, um sich einen bertthniten Namen zu machen, auf den König Friedrich Wil helm IV. attentäterte. Damals wurden sofort alle demokratischen Schriftsteller Berlins verhaftet, selbst als der Wahnsinn Sefcloges offenkundig wurde. Die Kunst, aus wahnwitzigen Handlungen einzelner Verbrecher ein System der Vcvfotgungsfucht ganzer Par teien zu machen, ist, wie die „V. Z." richtig bemerkt, noch heute in, Gange. Man darf nur die Denunzirunaslünste eines ehemals geachteten Blattes, wie die „Nat.-Zlg." ist, beobachten, um nicht zu besorgen, daß der gerechte Eifer, die schwarze That Kullmann's streng zu ahnden, leicht auch zu einem Ucbermaß der Verfolgung, die sich gegen Unschuldige richtet, führen könnte. Mit den „M. N. N." glauben auch wir nicht an eine förmliche Verschwörung; denn als Parteibekcnntniß hat der politische Meuchelmord in Deutschland nie Platz gefunden. Eine directe Schuld trägt die ultramontane Partei nicht. Aber jene, welche seit Jahren in der Presse, in den Baucrn- oersammlungen, ja selbst auf der Kanzel die Leidenschaften der ultra montanen Menge auf's höchste reizten, tragen Mitschuld, wenn ein fanatischer Brausekopf mit genügen geistigen Fähigkeiten sich berufen glaubte zumRichter anDeutschlands größtem Staatsmann«. Geben wir uns der Hoffnung hin, daß die ehrlichen und wahrhaft religiösen Männer der ultramontanen Partei sich lossagen von jenen Preß- banditen, von jenen Aufwieglern und Baucrnverführern, deren schändliche Agitationen solche Früchte tragen. Der Kissinger Pistolenschuß hat alle anderen politischen Ereig nisse in den Hintergrund gedrängt. Mmählig tritt der Brüssiler Militär-Cvngreß wietzer in den Vordergrund. Bekanntlich hat Rußland einen europäischen Congreß zusammenberufen, um, wie die Phrase lautet, den Krieg zu „humanisiren". Es sollen Verab redungen über gewisse Partieen des Völkerrechts, wie die Behand lung der Kriegsgefangenen, der Spione u. dergl. unter den Mächten getroffen werden, um die Leiden und das Elend, welches der Krieg über die Völker bringt, abzumindern. Das klingt recht edel und rührend. Bei genauerem Hinsehen guckt jedoch die Kralle unter der Sammctpfote heraus. Es handelt sich darum, künftig das Krieg- sühren zu großartigen Duellen zu machen, die sich nach gewissen Regeln abspielcn. Der Krieg soll so eingerichtet werden, daß die Staaten nicht Alles aufs Spiel setzen, damit die Kriege häufiger geführt werden können. Die einzige Art des berechtigten Kriegs, der „Volkskrieg", soll unmöglich gemacht, der Soldatenkricg möglichst elegant organisirt werden. Wäre es der russischen Regierung ernst lich um die Jcec der Mmschlichkeit zu thun, so ließe cs nicht eine Eonferenz zusammentretcn, uni den Krieg zu humanisiren, sondern am ein WlkerschiedSgericht zur Vermeidung künftiger Kriege cin- iurichten. Statt Wunden kunstgerecht zu verbinden, würde man safür sorgen, daß lieber keine geschlagen werden. Man wird, schreibt die „Frlf.-ZtgR diesen Vorwurf belächeln und mit der Phrase abthun wollen,'das sei haltloser Idealismus. Aber wir fragen: Hat denn nicht schon in einer der verwickeltsten Angelegenheiten, der Alabamafrage, ein internationales Schiedsgericht getagt und grurtelt? Und wenn man uns cinwirft, es gebe keine flacht, die im Stande wäre, die Widerstrebenden zur Exccution der Entscheide eines höchsten WlkcrtribunalS zu zwingen, nun: worauf beruht denn der Werth all eurer internationalen Abmachungen? Wenn nicht die Möglichkeit des Abbruches aller Beziehungen "und ceS bewaffneten Einschreitens Mehrerer gegen Einen euch genügende Garantie für die Allsführung der Verträge bietet, wozu schließt ihr denn solche Vertrüge? Entweder sind sie ein Blatt Papier, das man bequem zerreißt, oder die vertragsmäßige Einsetzung eines VölkerschiedSgerichtcS wäre ebensogut wie sic eine reale Macht, Ja, daS Völkcrschiedsgericht wäre dies noch weit mehr als jedes andere Uebereinkommen; denn wer sich gegen dasselbe auflehnen würde, würde sich gegen das Rocht der Gcsammthcit auslehnen; wer dagegen eure Brüsseler Bestimmungen mißachtet — der nächste Krieg wird tausend Beispiele solcher Mißachtung liefern — der lehnt sich nur gegen das unnatürliche Bestreben auf, mit Hilfe einer unwahren Humanität den Fortschritt und Sieg der wahren Humanität hint anz »halten. ES ist interessant zu sehen, daß sich England von diesen, Schiedsgerichte fern hält. Es protestirt dagegen, daß auf der Brüsseler Eonferenz das „Kriegsrecht zur See" zur Sprache kommen könnte. Nun ist an dem ganzen russischen Entwürfe kein Wort von Thccrjackcn, Salzwasser und Schiffskanoncn die Rede und die Ausflüchte Englands zeigen von einem bösen Gewissen: England will nicht, daß an seiner faulen Sitte, die Kriegführenden durch Zu fuhr von Kriegsmaterial zur See zu unterstützen, etwas geändert werde. Leicht aber ist cs möglich, daß durch die Weigerung Eng-^ lands, seine Vertreter zu den 84 rothsammetnen Fauteuils der Brüsseler Eonferenz zu senden, derselben der Stempel der Unfrucht barkeit von vornherein aufgedrückt würde. Locales und Sächsisches. — Der Rector und Cantor Schleinitz in Auerbach hat dis gol dene Medaille vom Verdienstorden erhalten. — Ein Berliner Industrieller, der sehr viel Streifbänder zu Kreuzbandsendungen von dcrPost entnimmt, hatte aus einer großen Anzahl derselben, die beim Umschlagen zerrissen oder deren Adressen verdorben, waren, die Werthstempel herallsgeschnitten, um sie nach und nach bei anderen Postsendungen zu verwerthen. Diese Post- marken wurden jedoch, obwohl sie zweifellos unbenutzt waren, bei Gelegenheit einer Sendung kürzlich von der Postexpedition amDöhn- hofsplatz als ungiltig zurückgewiesen, auch wurde unter Hinweis ans einen bezüglichen amtlichen Erlaß jeder Ersatz abgcwiescn, indem solcher nur dann stattfände, wenn die Originalstreifbänder selbst vor- gelcgt würden. Im allgemeinen Interesse machen ivir also hiermit auf diese wenig gekannte Sachlage aufmerksam. — Mt der heutigen Sonntagsbeilage nehmen wir die volks- wirthschaftlichen Artikel wieder auf, die sich so vieler Theisnahine erfreuten. Zunächst bringen wir aus der „Concordia" eine Reihe von Briefen über die sächsische Industrie und Socialdemokratie zum Abdruck, welche der Professor derVolkswirthschaft, A. Held in Bonn, an obiges Blatt gerichtet hatte. Diese Briefe sind für uns um so werthvoller, als die Erscheinungen unserer Umgebung von einem unbefangenen Beobachter geschildert werden, der ein warmerFreund der Arbeiter und ein gründlicher Kenner der socialdemokratischcn Literatur ist. Prof. Held bereiste unmittelbar nach dem Ausfall der letzten Reichstagswahlcn einen Theil von Sachsen und zwar den dichtbevölkertsten, von der Weberei, dein Bergbau und der Metall industrie zumeist bedeckten Theil unseres Vaterlandes. Was er dort wahrnahm, hat er in Briefen niedergelegt. Es sind nicht um fassende Studien, aber der tiefe Kenner der socialen Verhältnisse ist überall hierbei wahrzunehmen, und wenn auch einzelne seiner Be hauptungen auch von unserm Standpunkt Widerspruch finde» müssen, so bieten doch die Briefe als Ganzes eine höchst beachtliche Kundgebung. Der erste Brief behandelt die Weberei-Industrie. - — Die hiesige Piomiier-Abtheilung hat vorgestern Nachmittag und Abend Hebungen bei Uebigau gehabt und eine Schiffbrücke ge schlagen. Sonnabend Morgen nach 1 Uhr trafen die Pionniere hier in Dresden wieder ein, um am andem Morgen zu den Uebuu gen wieder auszurücken. — Meteorologische Notizen und Andeutung des Witterungsgangcs. Der Monat Juli ist mehr zu heiterer Witterung geneigt, als der Monat Juni. Die Temperatur erhöht sich in der Regel bis gegen 25. Juli, es treten um diese Zeit die wärmsten Tage ein und währen nicht selten bis in die ersten Wochen des Monats August. Die Nächte sind gewöhnlich mild und es kühlt daher die Erdoberfläche während derselben wenig ab, so daß an den Nachmittagen durch directe Sonnenbestrahlung die obersten Erd schichten sich bis 50 Grad Reaumur nicht selten erwärmen. Kenn kühle Nächte mit Thaubildung stattyabcn, so daß während der Nacht der Dunflgehalt der Atmosphäre in den Thautropfcn aus der Luft niedergeschlagen ist, so folgen Tage mit heiterem Himmel. Die Ge witter sind in Folge der großen Wafferdunstmcngeinder sehr warmen Luft' gewöhnlich von starken Regengüssen begleitet und die meisten dieser Gewitter kommen aus Westen in unsere Gegenden. Da die Gewitterregen sehr viel Luft-Electrieität enthalten, so haben dieselben einen mächtigen Einfluß auf das Wachsthum und Gedeihen im Pflanzenlcben. — In dieser Woche wird zunächst bei mäßiger Luftströmung heitererHimmel statthabcn; dann wirdwestlicheWind- richtung entstehen; cs werden Gewitterwolken sich bilden und zeit weilige Bewölkung des Himmels verursachen. Laromotrius. — Repertoir des Königl.Hoftheatcrs in Neustadt. Sonntag: Dft Journalisten.— Montag: Ultimo. Dienstag. Penelope. Sie schreibt an sich selbst. Die einzige Tochter. — Mitt woch: Krisen. — Donnerstag: Eine kleine Erzählung ohne Namen. Die Widerspenstige. — Freitag: Penelope. Königs Befehl. — Sonnabend: Noscnmüllcr und Finke. — Der ehemalige Bürgermeister einer kleinen sächsischen Stadt Namens W., welcher wegen Unterschlagung ihm anvertrauter Gelder zu einer längeren Freiheitsstrafe vcrurtheilt worden war, wurde kürzlich aus der betreffenden Anstalt beurlaubt und fand bei einen: hiesigen Rechtsanwalt Stellung. Aber auch hier vergriff er sich an fremdem Gut und verschwand plötzlich. Schon nahm man allgemein an, daß er das Weite gesucht habe, zumal er mit nicht un bedeutenden Mitteln versehen war, als er plötzlich wieder in Dresden selbst auftauchte und natürlich fcstgenommen wurde. — Lp. In unserm NachbardorfeLoschwitz kamen in vorletzter Woche, trotz Vermehrung der Polizciorganc und trotz aller Ligilanz derselben, fast alle Nächte Einbrüche und Diebstähle vor, so daß dem friedlichen Einwohner und namentlich dem einsamen Villcnbcivohncr ganz angst und bange wurde. Die Vermuthung, daß diese vorzüg lich auf Nahrungsmittel gerichteten Diebstähle von zwei Individuen aus Loschwitz, welche sich bereits seit mehreren Wochen von ihrer Wohnung entfernt haben und von Weibern und Kindern im Walde gesehen wurden, verübt worden sind, hat sich bestätigt. Vorige Mittwoch wurde von dem Brigadier Bormann und Landgcnsbarm Nestler in der Dresdner Haide hinter dem Weißen Hirsch eine Reisighütte entdeckte, welche ziemlich wohnlich eingerichtet war. Man fand darin Kleidungsstücke, welche die Verdächtigen früher getragen hatten, Töpfe, Tiegel, SchnapSflaschen, Gmken, ein geköpftes Huhn u. s. w. Auch Gardinen wurden gesunden, welche einer dieser sauberen Patrone seiner Mutter entwendet hat, um vielleicht der Hütte ein nobleres Entree zu geben. Auch hat derselbe Dieb sich eines schönen Tages, wo er wußte, daß Niemand in der Wohnung seiner Ellern war, seines Vaters Uebcrzichcr und Uhr geholt. Hoffen wir, daß diese Burschen, welche das 4. und 7. Gebot vollständig vergessen haben, recht bald unschädlich gemacht werden. — Anschließend an unsere vorgestrige Mitthcllinig über die am 15. dö. in Leipzig abgsbaltcne allgemeine Studenten- vcrsammlung und das auo derselben hervorgegangene Re sultat. welches, so weit es uns betrifft: „tieffte Entrüstung über die böswillige und niedrige Vcrtächticung und Darstellung'deS Eutritzschcr Erceffcö" ist. wollen wir unseren Lesern nicht vorenl- halten, daß ein stuck, zur. Schütze, alö Vorsitzender der betr. Ver sammlung uuS auch brieflich Von dieser Entrüstung Kenntnis! gicbt. In den Rcdaetlonc» viclgcicscncr Zeitungen kommen son derbare Dinge vor und man gewöhnt sich »ach und nach an exorbitante Anschauungen und Meinungen, die in allen möglichen Formen aus dem Publikum zu den Vhreu der Publicistcn drin gen; wenn uns aber In dieser Angelegenheit doch ein ganz be sonderes Verwundern crgrciit, so möge inan cS um so mehr ver zeihen, als wir der Universität und Denen, welche in ibc dem edlen Studium der Wissenschaft obliegen, stets die wärmste Liebe geschenkt baden und schenken werten. Wir tragen nochmals, was in aller Welt bat unser Relcrat in Sir. 191 mit der Studenten, schast im Allgemeinen zu thun? Wo ist auch nur eine Sv'be, die so gedeutet werden könnte, als wollten wir bei der Schilder ung der empörenden Rohheiten — die zur Zeit noch von Niemand als nicht geschehen bezeichnet worbe» sind — von diesen Ererben, tcn ans die Haltung und die Moral ec. der Leipziger Stndcnten- -ichait überhaupt schließen. Wenn das nun nicht der Fall ist — wovon sich jedes lcsenkönnende Kind überzeugen kan», waö küm mert sich renn die Stutcntcnschmt im Allgemeinen darum. Sie ist hier fzanz und gar im Irrthum! Nicht die Presse ist Ursache, wenn „die öffcytliche Meinung gegen die Studentenschaft am'gc- rcizt" wird, sondern Mitglieder der Stndcnienschast wie diese, die da in Eutritzsch wahrhastsg schlecht genug das Zutrauen ge rechtfertigt haben, weiches inan in eine gebildete, von klassischem Geiste angchauchie Jugend setzen kan». Wenn wir dcm Puhlilnm Epcesse ganz ähnlicher Art, aber von ungebildeten, rohen Leuten begangen, mit denselben Worten erzählen, um zugleich den Ab scheu vor dem rohen Tbuu zu wecken, so sollen nlr wohl hier, weil die Excedcnten Studenten waren, nur leicht darüber hingchcn, die Entrüstung unterdrücken und wohl gar von lustigen Streichen oder von üocrschäumcnder Kraft begeisterter Jugend sprechen,? Nein! „Wem Blei gegeben ist, von dem soll man Viel verlangen" und wenn der einfache Mann ans dein Volke, dcm keine sorgfältige Erziehung zu Theil gcwcrtcu, in dessen Brust nicht schon früh der Sinn für Edleö und Würdiges mitScrgiaE geweckt ward, ob solcher Rohheit gerechten Tadel in strengen Worten von der öffentlichen Meinung erfährt, so ist der Lgtcl und die Entrüstung, wenn „Söhne der Piusen" sich so pöbelhaft bewegen, noch weit wehr am Platze. Was den Satz in unserem Berichte betrifft: „Außer den Mißhandlungen, die dcrEonductcur erdulden mußte, fehlen Ihm auch noch 7 ThalcrGeld, die bei dem Kampfe wahrscheinlich auS seiner Tasche gefallen sein mögen wenn nicht gar einer der edle» Herren auch ein Spitzbube war", so enthält er eine gegen keine Person gerichtete allgemeine An nahiye. Wir behaupten nichts — aber die Möglichkeit einer solchen Lhat scheint doch, wenn inan die große Ge meinheit, mit welcher sich mehrere der Studenten während der langen Gräuclscenc benommen, in Betracht ziehst irahrhaiiig nicht ausgeschlossen. Wo ist da böswillige und niedrige Verdäch tigung? Wir meinen, die Erccdcntcn haben sich scl b st gerate -genug verdächtig gemacht. Oder, kann die Versammlung der Stlidcntcnschast dafür mit ihrcrEhrc cintrctcn, daß so etwas essectiv unmöglich sei? Was unsere Schlußkc mcrkllng anlangt: „cö wäre gut. wenn die Namen der Ereedcn- tcn öffentlich genannt würden!" so erstirben nir uns. dabei zu bleiben. Hier nur nach so viel, daß cs und scheint: die Studcii- icnschait hätte besser gcihan, nicht so offensiv sich in eine Ange legenheit zu mengen, die ihr gar nichts angcht; da sic doch, wir sind bestens davon überzeugt, mit tcn rohen Erccdcntcn nichts gemein hat. — tu. Die vom Verein für angewandte Pstan.zcnknude in den Hcincmannschcn Saal- und Gartcnloealitätcn in Blascwitz veranstaltete Ausstellung wurde gestern Mittag I Ubr programm gemäß eröffnet. Ihre Majestät die öddnigiu Marie beehrte die Ausstellung mit ihrem Besuche und machte daö höchst freundliche »Arrangement einen sichtlich angenehmen Eindruck. Durch Herrn Eantcr Pohle ließ sieh die.nönigni vor ihrem Weggänge neck) daS gerade in Thäiigkcit befindliche Preidriehlcr - Eollegium. de stehend aus den Herren Maler Leonhard!, Friedensrichter Bar tcltcs, Kunst- und Hantelsgärtner Hclbig, Kunst- lind Handels- gärtncr Lange und Ingenieur Lachse!, vorstcllcn. - Die hoch und schön gelegene Fricdcnsburg. zu deren Füßen sich das herrliche Elbihal ansbreitcst an deren Seiten die grünen Lösmitzberge gar ircundlich sich aneinander reihen, ist nun mehr wieder, nach einigen Zwischenfällen, in den Besitz der Stammfainilic gelangt. Ein Sohn des verstorbenen, ehemaligen alten.Dieteren Erbauers Gicßmann, der uns manches Glas guten WelneS kredenzte, wirs die F-riedcnsburg weiter bcwlrth- schasten und sic bleibt somit als Rcslaurations-Loeal erhalte» und gehl nicht, wie cö vor einiger Zeit noch schien, in Privathäud: über, die den schönen Punkt den Tausenden, die ihn namentlich während des SommeiS aussuehen, -verschlossen Eitlen. Hcri Gießmann wird auf guten Wein halten, nebenbei auch einen schmaekhasten Kaffee brauen und sürenisprcchcnke» iiumcr frischen und prciswiirtigc» ZZnibiß sorgen. Die Loßnitz wird immer be lebter. der Verkehr minier mehr gehoben. Wenn die Leipziger Bahn das projcctirte vierte Schicncngcleiö gelegt hat und dann Loealzüge aller balde» Stunden geben, dann muß der Verkehr folgerichtig noch stärker werden und dann wird auch die prächtige Frietenövurg bei Kötzschendroka noch mehr Bestich erhalten. — Vermißt wird seit einigen Tagen ei» l:i Jahre altes Mädchen mit blonden Haaren und von starker niitcrsctzter Figur, bekleidet mit grauem Lüstcrrock und brauner schwarzgestreifter Jacke. DaS Mädchen hat sich am vergangenen Mvniag Nach mittag von seiner Sticimuitcr, die einen VerkaiMiand am dem Ncnstädtcr Markt hat, entfernst und ist biö letzt nicht wieder z» ihr oder in ihre Wohnung zurttckgckchrt. — Ais vorgestern Abend aui der Anncnstraßc ei» mit Bier fässern beladener Wagen vielt und die dazu gehörigen Leute ge rade damit beschäftigt waren, ein Faß in eine dort gelegene Re stauration hinein zu rollen, sprang plötzlich hinter ihren Rücken ein sreinder Mensch auf den Wagen. Derselbe bemächtigte sich Mort der Zügel zu ven Pierkc» und fort ging cs mit dem Wa-
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