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>/,6 Uhr für den » *0 Ä«»»««» ss 2LMI Sonnabend, SM 25. Tezember.; Wochentag Nachmitt. F 30V. Pf. und etmnonatltch Erscheir andern Amtsblatt für die königlichen md städttfchen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Rüncktem: Juli»- Braun in Freiberg. Inserate werden bis Bormittag 11 Ubr angmom- I mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zelle i ^OO oder deren Raum Id Pf. reMerF^ md Tageblatt. G Herz, du sollst mir Antwort geben, Wann wohl die Welt am schönsten glänzt? Äst's, wenn des Frühlings reiches Leben Lie Erde neu mit Lliithen kränzt? Äa, Freude grüßt aus duft'geu Hamen, Llingt ans der Nachtigallen Schlag, Und doch mnß manches Ange weinen Am sonnigsten Johannistag. So süßen Dust der Leuz auch spendet, Es fühlt das Herz mit stummer Pein: Nach wenig fiücht'gen Stunden eudet, Was frenudlich weckt der Souue Schein. Denn was die Erde nus geboren, Ist nur iiu kurzes, eitles Glück; I« Herbststurm geht es »ns vertoreu Zlsd »immer kehret es zurück. Weihnacht! Von Emil Utziemr. Wenn aber nach de« sonn'zrn Zeiten Die längste Nacht herab sich neigt, Will sich ein Glanz um Alles breiten, Was kalt und frendeleer sich zeigt. Leim fußen Schall der Wrihuachtsglocke« Erglüht die Welt in set'ge« Licht; Lei« Frühling hört ein solch' Frohlocken, Wie nun aus tausend Herzen bricht. Am Glanz -esLhristbaums hängt voll Wonne- Der Stick de» Liuda, das kaum erwacht, Nud selbst de« Greis-soch sHMt als Sonue Der Euadenster« »er heil'gm Nacht. Die Liebe findet ihre Sahneu Aus Himmel-Hätz'« ins ErdnUand: Dit Sttit sühÜ's mit tztil'gt« Ahüt«, Daß G»N in Litb' fich ihr »trda«d. b Licht, Liebt, Leben weckt auf Erden Das Auge nur, das ewig wacht Und läßt «ns frohen Herzens werde« Anch ia der trübsten Wintervacht. Das Lind, dem einst im niedren Stalle Des Lebens Thor sich aufgethan, Vereint im Leich der Liebe Alle, Die gläubig schau'» ru ihm hinan. Drum mag auch welke», was hienie-e» Im Soaaeuglaaze froh erblüht; Lia schön'res Glück ist u»s deschieden. Wen« hell das Licht -es Lhrikbanms glüht. Im Jubetklaug aus Liudes««ude, I« heiße« Dauk, dm Frnide spricht, Dringt a« das Mtuschtnhtrz dir Lunde: Die Litbt ist dts Ltbtus Licht'. Zum WeiHnachtsfest. Keines unserer hohen kirchlichen Feste ist so innig mit unserem gesummten nationalen Leben verflochten, wie dasW eihnachtsfe st. Auch Diejenigen, welche für die religiöse Seite desselben kein tieferes und unmittelbares Verständnis! haben oder dem kirchlich-« Leben entfremdet sind, können sich der allgemeinen Festfreude nicht entziehen, welch« Mb deutsche Volkssitte über diese Zeit ausgcbreitet hat. In der allgemeinen FeststimvchM die in den Hütten der Armuth nicht minder, wie in den Palästen der Reichen empfunßm wird, kömmt in sinniger, echt volksthümlicher Weise die Thatsache zum Ausdruck, daß wahre Humanität von dem Christenthum und den Grundsätzen, die dasselbe zur Geltung und Anerkennnung gebracht hat, unzertrennlich ist. Das Weihnachtsfest ist zumal m unserem deutschen Volk, welches den Gedanken desselben von jeher am tiefsten erfaßt bat, zu einem Feste der allgemeinen Menschen liebe geworden. Die wcrkthätige Lieve, die des Gebens sich freut, die im Spenden und Beglücken sich selbst beglückt fühlt, sie entfaltet sich am reichsten und schönsten in der Weihnachtszeit. Wenn sie auch vor Allem und zunächst auf dem Boden des Familien lebens sich bewährt und dem häuslichen Wirken die schönste Weihe giebt, so kann und will sie sich doch nicht auf diesen engeren Kreis beschränken. Sie sucht die Armen auf, die das ganze Jahr hindurch im harten Kampf mit täglicher Noth und Sorge stehen, um auch ihnen die Weihnachtskerze anzuzünden und einen Strahl der Freude in ihr sonst so freudenleeres Dasein fallen zu lassen. Aber freilich soll diese gebende und nehmende Liebe, die am Weihnachtsfeste und in dem milden Lichterglanze des Christ baumes ihren sinnigen Ausdruck findet, das ganze Jahr hindurch ihre erwärmenden Strahlen in das Dunkel der Armuth und Noth hineinleuchten lassen. Im Geiste echter Menschenliebe, somahnt uns das Weihnachtsfest, muß die Lösung der sozialen Fragen, die unsere Zeit bewegen, in's Werk gesetzt werden. Aber auch in dem Gegensatz und in dem Streit der Parteien, der unser öffentliches Leben seit den letzten Jahren heftiger denn je bewegt, fordert das Wcihnachtsfest zur Versöhnung und Frieden auf. Es wäre ja doch ein thörichter Wunsch und ein vergeb liches Bemühen, diesen Gegensatz überhaupt aus der Welt schaffen zu wollen. Wissen wir doch, daß derselbe, wenn auch in wechselnder Form und zu verschiedenen Zeiten, stets bestanden hat und daß von ihm die fortschreitende Entwicklung der Geschichte bedingt ist Aber wenn auch das Ruhen dieser Kämpfe in den Tagen des Festes der Natur der Sache nach nur ein vorübergehendes sein kann, so soll doch der weihnachtliche Ruf: »Friede auf Erden" auch inmitten all' der Streitigkeiten, die unsere Zeit erfüllen, nicht ungehört verhallen. Gegenüber der Gehässigkeit und Bitterkeit, mit welcher die selben vielfach geführt werden, gilt es, die Grundsätze der Wahrheit und Freiheit, der Gerechtigkeit und Liebe walten zu lassen, die das Christenthum uns zur Pflicht macht. »Friede auf Erden!" Seit Jahren folgen regelmäßig zur Weihnachtszeit bestimmte Friedensversicherungen auf die im Spätsommer und Herbst auftauchenden Almmgerüchle Achnlich geht es auch in diesem Jahre. Auf die Drohungen, welche die russischen Blätter wiederholt gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn brachten, setzte kürzlich jene von Friedensversicherungen für das deutsche Reich überfließende amtliche Preßverwarnung im russischen Regierungsanzeiger einen Damm. Die Absicht einer Okkupation Bulgariens dürfte zunächst aufgegeben sein; die gefährliche Kandidatur des Prinzen von Mingrelien M als beseitigt und auf der Bildfläche erscheint die Möglichkeit einer Einigung der Mächte über die bulgarische Frage durch die Wahl eines koburgischen Prinzen zum Fürsten jenes Landes. Ob den russischen Freundschastsversicherungen zu trauen ist, ob die Rachegelüste der Franzosen nicht unter der täuschenden Decke festlichen Friedens ihre Maulwurfsarbeit fortsetzen — wer weiß es! Die bekannte Rede des deutschen Schlachten- teuiW Moltke zeigte noch deutlicher wie die Motive zur Militärvorlage, daß die deutsche Reichsregierung nicht gesonnen ist, sich von den Ereignissen überraschen zu lassen. Und dennoch haben wir das Gefühl, als wolle ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei schlecht in die we hnachtliche Feststimmung passen. Lautet doch die Weihnachtsbotschaft: »Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!" Ja, ein heiliger Friede, das ist das Charakteristische des deutschen Weihnachtsfestes. DeS deutschen sagen wir, denn bei keinem anderen Volke hat das Fest eine solche Bedeutung, bei keinem ist es so wunderbar schön und heilig von der Volksseele gestaltet, bei keinem das Fest der Sonnenwende so innig mit der christlichen Feier verschmolzen, als bei unS. Und worauf beruht denn diese schöne Gestaltung unseres Weihnachtsfestes? Es ist die Liebe, welche der Weihnachtszeit diese Weihe giebt, welche den Frieden bringt, welche Glück und Freude schafft und das Gemüth hinaushebt aus der Unruhe des Alltagslebens in weihevolle Befriedigung. Wenn man am Fortschreiten der Kultur zweifeln will, das Weihnachtsfest belehrt durch eine Fülle herrlicher Liebesthaten eines Besseren. Immer großartiger, immer schöner und herrlicher bethätigt sich von Jahr zu Jahr die Menschenliebe an diesem Weihnachtsfeste; immer lebendiger sehen wir das Be wußtsein der Pflicht sich regen, dem Nebenmenschen zu helfen. Und in der daraus er- sprleßenden Freude mildern sich die Gegensätze. Auch in die politischen Kämpfe tritt eine Unter brechung, eine Zeit wohlthätiger Ruhe ein. Noch so nahe liegt uns die große Zeit, wo durch das ganze deutsche Volk ein Pulsschlag ging, da es galt, den ungerechten Angriff eines mächtigen Feindes abzuwehren. Da waren Alle einig, alle Parteien traten gleich mäßig ein für des Vaterlandes Heil, und es zeigte sich, daß über allen Gegensätzen die Liebe zum Vaterlande waltete. Auch heute wirkt im Volksherzen die Liebe zum Vaterlande, welche die Kämpfe der Parteien nicht zu ersticken vermögen, jene Liebe zu Kaiser, König und Vaterland, die immer wieder herrlich aufflammt, wenn eine Vor ahnung in uns auftaucht, daß die Zeit abermals herannahe, wo wir Heerd und Altar mit blanker Waffe zu vertheidigen haben. An dem Weihnachtsfcste glüht die Liebe zur Familie im deutschen Herzen hell und klar und an dieser sanften Leuchte entzündet sich auch stets wieder die Flamme der Be geisterung für die weit größere Familie des gejammten deutschen Volkes, das sich den reichen, wonnigen Zauber seines häuslichen Glückes weder durch den Feind von Außen noch durch den schlimmen Geist der Zwietracht im Innern rauben lassen will. Möchte darum die Feier des Weihnachtsfestes auch diesmal wieder dazu dienen, daß unser Volk in allen seinen Schichten und Ständen sich von Neuem auf die reichen Segnungen be sinne, die wir der Religion, der Menschenliebe und der Vaterlandsliebe zu verdanken haben! Möchte aber auch in allem Streit und Kampf unserer so unruhig bewegten Zeit die Mahnung zum Frieden und zur inneren Eintracht, von deren Bewahrung die Zukunft unseres Volkes und Vaterlandes abhängt, überall offene und empfängliche Herzen finden! Wenn der milde Weihnachtsengel die Dämonen der Parteisucht, des Fanatismus, des Hasses, der Mißgunst und des Neides siegend verscheucht, dann brauchen wir keine äußeren Feinde zu fürchten; dann klingt die himmlische Botschaft uns fröhlich in'S Herz: „Ehre sei Gott i» der Höhe, Friede ass Erde» nud de« Mensche« ei» Wohlgefallen!"