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Nr. 65 s. März 1844 Dienstag Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz! retrt . ülleia. nens n- Deutfchland con ir.ius» rt. a (Ls- voni- dem. Bcr- >d an alle l'schen hat so- n Tagen > sein: >'g, icector tark wer- . MLrz, folgenden cs über- (647) !Ut/ec, 0;>er: «ow- wie zehörige e 34«v en neu e. ähem - nähere (654) eoin- ber. c ?ste oder. Ukr. d»n«I >9-l^ »f iahe au eilhaste- ir <Ii« »arge l. Prcie für das Biertel jahr r Thlr. —, Uebevblick. Deutschland. /LAus Lachsen. Die Gustav-Adolf-Stiftung.— Ucbcr- schwcmmungen. "München. Prinz Luitpold. Baden. Lawinen. (Weimar. Die Landtagspropositionen. Die Oeffentlichkeit. Peeutzen. "Berlin, vr. Nauwerk. "Halle. Die Untersuchungen gegen die Studircnden- Destereeich. ""Wien. Graf Orloff. Das Nermählungsproject. Die Do nau. "presburg- Die ungarische Handelsgesellschaft. Kossuth. Der Straf gesetzentwurf. Beöthy und Klauzal. Stur. Spanien. "Paris. Herstellung der Rota- Alicante. Carthagcna- Bonet- Die Infantin Carlota. Die Finanzen. 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Die JeitlMji erscheine täglich Abends. Zu beziehen durch alle Postämter deS In- und Auslandes. Deutsche Ungemeine Zeitung. -Z s Aus Sachsen, 3. März. An den kurzen Bericht Ihres *-Cor- respondenten aus dem preußischen Herzogthum Sachsen (Nr. 62), daß der König von Preußen sich zum Protector der Gustav-Adolf-Stiftung innerhalb der preußischen Monarchie erklärt habe, knüpfen sich ernste, we nig erfreuliche Betrachtungen. Wenn auch der "-Korrespondent in dem von ihm angeführten Umstande, daß die ausländischen (d. h. nichtprcußi- schcn) Leiter des Vereins dem Könige von Preußen das Protektorat an- getragen, dieser aber es ausgeschlagen habe, ganz falsch unterrichtet ist, so kann man doch leider aus diesem einen Jrrthum nicht auf die Unrich tigkeit der übrigen mitgetheiltcn Thatsachen schließen; denn Datum und die eignen Worte des betreffenden Cabinetsrcscripts sind angeführt, was doch nicht füglich aus der Luft gegriffen sein kann. Also der König von Preußen Protector der Gustav-Adolf-Stiftung! Wer ist die Gustav- Adolf-Stiftung? ist sie ein preußisches Institut, unterthan preußischer Souverainetät? Stiftuna seht ein zu Erreichung eines bestimmten Zwecks Gegebenes voraus, ein Capital, im technischen Sinne, dessen productive Kraft zu Erreichung des festgesetzten Zwecks verwendet werden soll. In diesem Sinne gibt es eine Stiftung, die den Namen führt: Gustav-Adolf- Stiftung ; ihr Capital ist eine Geldsumme von circa 20,WO Thlr. und — die Liebe der evangelischen Christen; die productive Kraft dieses Capitals (die unerschöpflich ist) wird unter Beobachtung bestimmter Normen ver wendet zu Erreichung des festgestcllten Zwecks: der Unterstützung hülfs- bedürftiger Glaubensgenossen. An dieser Stiftung haben Theil alle Evan gelischen, die ihre Liebe durch eine kleine Gabe betätigen; fast jedes deutsche Land hat viele seiner Bewohner zu solchen Theilnehmern; sie sind in einzelne Vereine zusammengctreten, und die Gesammthcit dieser Ver eine, die sich freiwillig zu einem Ganzen verbunden und gemeinschaftliche Statuten sich entworfen haben, bildet die Gustav-Adolf-Stiftung, ist die Eigenthümerm des Kapitalvermögens; die Souveraine von Sachsen, Han nover, Württemberg, Hessen, Nassau, Köthen haben ihr Corporations- rechte verliehen, in Baiern ist sie als strafbare Verbindung verboten. Diese Gustav-Adolf-Stiftung hat keinen Protector, weder die Gesammt- heit ihrer Mitglieder noch ihre Leiter haben jemals irgend Jemandem das Protcctorat angetragen, noch dies zu thun im Sinne gehabt; nicht weil man die Fürsten von dieser Vereinigung ausschlicßen, sic verhindern wollte, die Liebe zu ihrer Kirche im Vereine mit ihren Glaubensgenossen zu bcthätigen. Der König von Württemberg hat sich betheiligt auf eine Weise, die eines Königs würdig ist, und seine Handlung hat frohe Be geisterung erregt bei allen Evangelischen; aber die Gustav-Adolf-Stiftung hat sich nicht berechtigt geglaubt, ihm einen Dank, eine Auszeichnung zu votiren dafür, daß er wie ein christlicher König handelte. Man hat Nie ¬ mandem das Protcctorat angetragcn und wird .es hoffentlich Niemandem antraaen, weil dies unverträglich ist mit der Idee des Ganzen; eine freiwil lige Vereinigung von Glaubensgenossen zur Ausübung einer Liebespflicht, Mildthätigkeit gegen Mitchristen, kann nicht unter den Einfluß der Herr schenden im Staate gestellt werden, mag dieser Einfluß unter dem viel deutigen Namen eines Protektorats oder dem bestimmten des Regiments erscheinen, wenn nicht die ganze Sache den wesentlichen Charakter der Freiwilligkeit verlieren soll. Und dennoch ist der König von Preußen Protektor der Gustav-Adolf-Stiftung innerhalb der preußischen Monar chie? Das ist eine falsche Äusdrucksweisc des Korrespondenten; der Kö nig mag in einem Königreiche Vereine ins Leben rufen, die denselben Zweck, vielleicht auch in ähnlicher Weise verfolgen wie die Gustav-Adolf- Stiftung, die vielleicht auch den Namen Preußische Gustav-Ädolf-Stis- tung sich zucignen zum Unterschiede von der Gustav-Adolf-Stiftung schlecht hin, Protector dieser Vereine wird er sein oder ist cs vielmehr, aber Pro tector der Gustav-Adolf-Stiftung ist cr nicht. Worin wird dieses Protcctorat nun bestehen, wie wird der Minister Eichhorn, dem königlichen Befehl zufolge, auf die unverzügliche Bildung von Provinzialvcrcinen hinwirkcn? Wird das Protcctorat ein leerer Name sein? wozu dann? Oder wird der Protector nur dem Herrscher einen andern Namen geben? Muß denn jede menschliche Thätigkeit, auch die Ausübung der Liebe, des WohUhuns, unter die unmittelbare Leitung und Beaufsichtigung der Staatsgewalt gestellt werden? genügt es nicht, wenn Vereine zu milden Zwecken den Staatsgesetzen gehorchen, ihre Statuten, ihr ganzes Thun und Treiben der Gutheißung und dem Urtheile der Staatsbehörden wie der öffentlichen Meinung unterwerfen?' Was wird das für eine Lei tung von Berlin aus sein, der nach den Worten jenes Korrespondenten die preußischen Vereine sich unterwerfen sollen, im Gegensätze zu der ra tionalistischen Leitung, unter welcher die Sache bisher gestanden haben soll? Weder eine rationalistische noch eine andere Partei steht an der Spitze der Gustav-Adolf-Stiftung; das ist ihr Ruhm, daß sie alle kirch lichen Richtungen in ihrem Schoose vereinigt, ohne daß auch nur Einer seiner Eigenthümlichkcit und Selbständigkeit deshalb etwas vergeben müßte ; und wenn sie es noch nicht vermochte, über den Parteien in der Kirche zu stehen, so stand sie doch wenigstens außerhalb derselben. Das ist die unschätzbare Wohlthat, die unserer Kirche durch die Gustav-Adolf-Stif tung geworden ist, daß zum ersten Male hier alle Evangelischen im Be wußtsein ihres gemeinschaftlichen Ursprungs in liebevoller Eintracht zu- sammcntreten zur Erreichung eines gemeinschaftlichen Zweckes, um der katholischen Kirche zu zeigen, daß die Mannichfaltigkeit ihrer inncrn Ent wickelung sie nicht hindert, wo cs gilt, die Einheit des Protestantismus thatkräftig geltend zu machen. Das ist von allen Parteien freudig aner kannt worden, und deshalb haben alle ihre thätige Thcilnahme der Sache zugcwendet, und nur von einer einzigen Seite erfuhr sie einen leiden schaftlichen Angriff; der Angriff kam von Berlin, von Hengstenberg, der sich nicht entblödcte, weil er einer andern kirchlichen Richtung angehört als die Mehrzahl Derer, die zcither das Unternehmen am thatigsten ge fördert ^abcn, öffentlich zu erklären, jede Gabe, die von der Gustav- Adolf-«Stiftung bedrängten Glaubensgenossen gereicht werde, fei Gift (Evangelische Kirchenzcitung, Jahrgang 1844, Nr. 5). Sollen nun die preußischen Vereine unter die Leitung einer kirchlichen Partei gestellt wer den? Wird die Partei, von welcher jener Angriff kam, die Leitung über nehmen? Und warum das schöne Band zerreißen, das durch die Gustav- Adolf-Stiftung die ganze evangelische Kirche zusammcnhielt? Warum sol len die preußischen Vereine sich dem Gcsammtvereinc nicht anschließen? Es möge nur Ein Grund angeführt, die Vereinigung nicht so ohne wei teres von der Hand gewiesen werden. Warum hat man der Gustav-Adolf- Stiftung nicht wenigstens mitgetheilt, Dies oder Jenes sei mißfällig in ih rem Organismus und solle geändert werden? Ist denn die Einheit deS Protestantismus so gar nichts werth, daß man nicht einmal versucht, sie zu erhalten, oder ist sic etwas, das man fürchtet? Und die preußischen Vereine, die sich der Gustav-Adolf-Stiftung bereits haben einverleiben lassen, wird man sic losrcißcn von der Gesammthcit, ihnen den weitern Verkehr mit der Gustav-Ädolf-Stiftung verbieten, sic nöthigen, sich den neuen königl. preußischen Vereinen anzuschlicßcn und der Leitung von Ber lin aus sich zu unterwerfen? Die Gustav-Adolf-Stiftung wollte die un angenehmen Verwickelungen, die diplomatischen Rücksichten vermeiden, die sich nothwendig ergeben, wenn ein Fürst an der Spitze des Ganzew steht; ;n Baiern ist die Gustav-Adolf-Stiftung als strafbare Verbindung verbo ten; werden die preußischen Vereine, an deren Spitze der König als Pro tector steht, auch verboten sein? O deutsche Einheit! Lauter Fragen und keine Antworten. Die Gustav-Adolf-Stiftung ließ eine schöne Zukunft hoffen für die cvungclischc Kirche, und würde dadurch auch auf die politi- fchcn, mit der Kirche cng verknüpften Verhältnisse einen wohlthucndcn Ein fluß gehabt haben; sic war die Vermittelung der Einheit für den vidl- gcstastigcn Körper, das erste Morgenroth für unsere Kirche; das Band