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WenM für Ms-ruff Erscheint wöchentlich zweimal u. zwar Dienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne i Nummem 10 Pf. Tharandt, Men, Mealeha und die Umgegenden. Imtsblutt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Ugl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. No. 41. Dienstag, Sen 23. Mai 1893. Das in HerzsgLwalde bei Wilsdruff gelegene Brauereigrundftück sammt^Jnventar^soll sofort verkauft werden, und sind Offerten baldigst an den Unterzeichneten gelangen zu lassen. Dresden, am 13. Mai 1893. Rechtsanwalt ««»Isv Waisenhausstraße 35 II Tr. Tagesgeschichte. Der Großherzog von Baden hat das 20. Stiftungsfest deS Heidelberger Militärvereins benutzt, um die Lebensfrage der Nation in einer zündenden Ansprache zu erörtern, die nicht ver fehlen wird, weit über die Grenzen Badens hinaus alle deutschen Herzen zu bewegen. In dem Tone edelster Volksthümlichkeit mit schlichten Worten, die des Verständnisses in weitesten Kreisen gewiß sind, zeichnet der Großherzog die Bedeutung des Heeres für ein gesundes Volksthum. Wir entnehmen der kernigen An sprache folgende Hauptstelle. Erwarten Sie nicht meine Herren, daß ich mich über die Gegenwart ausspreche, über die Ereig nisse, die in der letzten Zeit die ganze Nation erfüllen, die nicht nur das Deutsche Reich stark in Bewegung gesetzt, sondern auch die Aufmerksamkeit des Auslandes in hohem Grade auf sich gelenkt haben. Es giebt Ereignisse, und zu diesen gehören die letzt erlebten, die ich nur andeuten will, über die ich vor ziehe, zu schweigen. Viel lieber knüpfe ich an die Zeit, von der wir vorhin sprachen, und die jetzt 20 Jahre hinter uns liegt, denn da finden wir die Kraft, die wir brauchen, um der Zukunft getrost entgegen zu sehen. Ich beschränke mich daher, von den Aufgaben zu reden, die uns Allen und insbesondere dem Militär-Vereine gestellt sind. Das liegt, wie mir scheint, sehr einfach, Sie alle haben das militärische Leben durchgemacht, haben kennen gelernt, welche praktische Schule das ist, welche Kraftentwickelung für jeden Einzelnen daraus entsteht, und daß, wenn die militärischen Aufgaben richtig ersaßt werden, der Einzelne eine Erziehung durchlebt, die durch das ganze Leben und für alle Lebensberufe yorbildlich sind. Nichts kann dabei mehr erreicht werden, als diejenigen Eigenschaften, durch die Großes und Dauerndes erreicht werden kann: Selbstständig keit, Hingebung und Treue. Sie Alle, meine Freunde, haben diese Erfahrung gemacht, und sehr viele von Ihnen haben den großen Kr'eg mitgemacht, die schönste und dauerhafteste Lebens schule, die man sich denken kann, denn da lernt man erst, was es heißt, sich hingeben, Hingebung an das Ganze zu üben und dadurch eine Kraft zu entwickeln, die sich dahin ausdrückt, nicht Viele aber Gute. Mit der Güte erreicht man bei Weitem mehr, als mit der Zahl. Jedes einzelne Jndividium muß ein stehen können mit der ganzen Kraft und Ausdauer, die in ihm lebendig ist und die Sie Alle im Kriege kennen gelernt haben. Diese ganze militärische Lebensschule ist von großer Bedeutung für die jüngere Generation, da liegt die Gmndlage für unsere Zukunft. Trachten Sie Alle danach, daß die Jugend es er kennen lerne, was es heißt, dem Heere anzugehörcn. Nicht daß es eine Ehre ist, daß es eine Pflicht ist, nein, es ist ein Vorzug, ein sehr großer Vorzug, der aber erkannt werden muß. Zu dieser Erkenntniß müssen Sie Alle, die Aelteren besonders, beitragen, damit bas Verständniß dafür wächst, daß es sich ver breitet und daß man die Bedeutung kennen lernt von Dem, was es heißt, dem Heere anzugehören. Wenn diese Erkenntniß um sich greift und wenn das richtige Verständniß immer mehr Platz gewinnt, dann, meine Herren, können wir einer besseren Zukunft entgcgensehen. Zu meinem Bedauern muß ich sagen: dermalen ist eg nicht so. Es wird zu wenig verstanden, was dezn Hcerx anzugehören, weil zuviel nach der Person S"^"t wird. Es ist der Egoismus an der Tagesordnung, statt der Selbstlosigkeit, und der Egoismus hat deshalb zuge nommen, weil die Begehrlichkeit zunimmt. Hüten wir uns davor, seien wir nüchtern, bescheiden und trachten wir mit Dem auszukommen, was wir haben. Das sind die Grundlagen jeder christlichen Ordnung und ohne die giebt es keine frohe Zu kunft. Wenn ich in der Lage bin, Ihnen diese ernsten Worte zuzurufen, so bin ich gedrängt durch die Schwere der Zeitver- ha.tmffe, und Sie Alle werden mich gerne verstehen. Trachten wir darnach, daß uns bleibe was geschaffen worden ist, was mit Vieler Blut und Vieler Tod erkämpft wurde. Dafür sind wir Alle verantwortlich, jeder Einzelne so gut wie die ganze Gesellschaft. Trachten wir danach, daß uns Daß erhalten bleibe, und daß es sich weiter entwickele zum Glück des Reiches und zum Glück jedes einzelnen Deutschen. Daß das so wird, vertraue ich der Kraft des deutschen Volkes, denn so alt ich bin, mein Herz ist noch jung und frohen Muthes, glaube ich daran, daß die deutsche Nation noch genügend Jugendkraft hat, um auch über die schwersten Zeiten hinwegzukommen. Mit dieser Zuversicht wende ich mich an Sie und fordere Sie auf, ein dreifaches Hoch auf unser liebes deutsches Vaterland auszubringen. Der Vorstand des Konservativen Landesverems für das Königreich Sachsen war am Sonnabend, wie das „Vater land" mittheilt, in Dresden fast vollzählig zusammen, um die RcichstagSwahlen zu besprechen. Man war allgemein der An sicht, daß ein Abschluß irgend welche« Kartells weder angängig. noch geboten sei, daß aber die Parteigenossen und Wahlaus schüsse in den einzelnen Kreisen, wenn irgend möglich, Ver ständigung mit den nahestehenden Parteien, insbesondere der deutsch-sozialen und nationalliberalen, sowie der sächsisch fortschrittlichen suchen und sich mit ihnen zu gemeinschaftlichem Vorgehen einigen möchten. Der Vorstand erläßt folgenden Aufruf an die Gesinnungsgenossen: In der ernsten Stunde einer schweren Entscheidung richten wir das Wort an unsere sächsischen Gesinnungsgenossen. Die Mehrheit des Reichstages hat die unentbehrlichen Forderungen für die Sicherung des Friedens der deutschen Nation abgelehnt. Ein gesicherter Friede ist die unerläßliche Bürgschaft für das Gedeihen von Handel und Gewerbe, Handwerk und Landwirthschaft, Kunst und Wissen schaft. Erscheinen die Opfer, die hierfür gebracht werden müssen, auch groß, sie sind unerläßlich für die Wohlfahrt des Reiches, für die Existenz der Nation. Die Opfer lassen sich aber auch mildern, wenn zu den Kosten der Heeresvermehrung vorzugs weise die Kreise der Börse herangezogen werden, die bisher in ungerecktfertigter Weise das Privilegium der Steuerfreiheit ge nossen. Dies haben unsere konservativen Vertreter im Reichs tage erstrebt, sie sind in der Minderheit geblieben. Eine ge schlossene Koalition von Sozialdemokraten, Deutschfreisinnigen, Anhängern des CentrumS und des linken Flügels der Antisemiten .hat im Reichstag abermals den Beweis geliefert, daß ihr die Rücksichten der Partei höher stehen, als die des Vaterlandes. In dem bereits begonnenen Wahlkampfe wird die schmachvolle Verleugnung der Vaterlandsliebe durch allerlei Täuschungen zu verschleiern gesucht. Gesinnungsgenossen, laßt Euch nicht irre führen! Die Sicherung des Friedens als unentbehrliche Grund lage aller sittlichen und wirthschaftlichen Entwickelung der deutschen Nation, die Förderung dieser Entwickelung in erster Linie durch Bewilligung der geforderten Heeresvorlage, sodann durch Schonung der Kräfte der ehrlichen Arbeit, durch Schutz des Gewerbes, des Handwerks und der Landwirthschaft und durch Beseitigung der Privilegien der Börsenkreise, das ist unsere Losung im bevorstehenden Wahlkampfe. Wir wollen ein christ liches Volk unter christlicher Obrigkeit, eine deutsche Nation unter deutschen Fürsten und einem deutschen Kaiser sein und bleiben. Fort mit dem sich vordrängenden und zersetzenden jüdischen Einflüsse auf unser Volksleben, aber auch fort mit der jüdischen Lüge, dem jüdischen Betrüge im Munde derer, die sich zwar Deutsche und Christen nennen, aber nur auf die Untergrabung von Deutschthum und Christenthum ausgehen, indem sie beides den verwerflichsten Parteizwccken unterordnen. Hoch die deutsche Nation und das sächsische Volk. Hoch Kaiser und Reich! Hoch König und Vaterland! Die sozia ldem okratische Wahl bewe gung ist bereits in regem Flusse. Allenthalben sind schon Parteikonferenzen ab gehalten oder wenigstens für die allernächste Zeit ausgeschrieben. An die 200 Kandidaten hat die Sozialdemokratie bereits auf gestellt, den allergrößten Theil derselben zwar ohne jede Aus sicht auf Erfolg, aber mit der Absicht, jede, auch die kleinste Stimmenzahl registriren zu können. Es wäre darum kein Wunder, wenn auch bei dieser Wahl ein Stimmenzuwachs der Sozialdemokratie gemeldet werden könnte. Einen solchen „Erfolg", einen solchen „neuen großen Sieg" herbeizuführen, das ist der Zweck der zahlreichen sozialdemokratischen Kandidaturen. Hoffentlich aber sind diesmal die „Mitläufer" ein wenig klüger als im Jahre 1890; damals wollten sie auf ungefährliche Weise ihrer Opposttionslust fröhnen und ihrer Unzufriedenheit eklatanten Ausdruck geben, sie haben aber dadurch die Sozial demokratie ungemein gestärkt und deren Propaganda gefördert. Wir hoffen, daß eine ganz erhebliche Anzahl dieser früheren „Mitläufer" sich diesen Effekt klar machen und nicht auch am 15. Juni in den gleichen Fehler verfallen wird. Die „Ge nossen" betreiben die Landagitation auf das intensivste und in sonderheit sind in den Pfingstfeiertagcn massenhafte Dorf wanderungen mit Vertheilung von Flugschriften geplant. Der „Vorwärts" fordert sogar schon alle sozialdemokratischen Rad fahrer auf, sich behufs schnellerer Besorgung der Agitation den Wahlkomitees zur Verfügung zu stellen. Wie also die Sozialdemokraten alles aufbieten, um möglichst glänzende Erfolge zu erreichen, so müssen auch die Landwirthe einmüthig zusammen stehen, um diesen Ansturm gleich im Anfänge energisch zurück- weisen zu können. Thüren und Thore zu vor den sezialdemo- kratischen Agitatoren und hinaus mit ihnen aus den Dörfern! Das ist die richtigste und erfolgreichste „Taktik" diesen Un ruhestiftern und Aufhetzern gegenüber. Ein schweres Brandunglück wird aus Metz gemeldet: In der Nachl zum Sonnabend fiel ein Haus in dem dichtbevölkerten ältesten Stadttheile an der Seille so rasch einer Feuersbrunst zum Opfer, daß drei Einwohner, ein junger Mann, eine Frau und ein achtjähriges Mädchen, nicht mehr entfliehen konnten; die Leichen fand man halb verkohlt unter den Trümmern. Die Frau eines auf der Reise befindlichen Geschäftsmannes suchte sich und ihre elfjährige Tochter durch einen Sprung aus dem Fenster zu retten, büßte den verzweifelten Versuch aber gleich falls mit dem Leben, während die Tochter schwere Verletzungen erlitt. Aus Frankreich kommen nachstehende interessante Nach richten: Für alle östlich von Paris gelegenen Festungen und großen Garnisonen, Paris inbegriffen, ist eine beschleunigte Verproviantirung angeordnet worden, trotzdem dadurch bei den gegenwärtigen hohen Preisen, namentlich für das Futter enorme Unkosten erwachsen. Ferner siud alle Zollwächter, Forst- und Bahnbcamten, sowie die Polizeiorgane an der deutschen Grenze angewiesen worden, unter allen Umständen Grcnzzwischenfälle zu vermeiden; falls solche aber dennoch vorkommen, sofort te legraphisch den Ministerpräsidenten mit Umgehung der dienstlichen Instanzen zu benachrichtigen. Auch die Militär- und Gen darmerie-Behörden in den östlichen Departements wurden an gewiesen, vorsichtig bei sogenannten Spionverhaftungen zu sein. Ein Komitee von französischen Friedensfreunden, an dessen Spitze Jules Simon und einige Senatoren stehen, veröffentlicht einen schwungvollen Aufruf an die Männer und Frauen Frankreichs, sie mögen durch Unterzeichnung einer Friedenser klärung eine großartige Kundgebung veranstalten. Diese Massen erklärung des französischen Volkes solle zunächst die französische Regierung und das Parlament von den wahren Bedürfnissen und Gefühlen der Franzosen unterrichten. Es solle ausge sprochen werden, daß der Weg des Friedens und der Gerech tigkeit nicht mehr verlassen werden dürfe. Die Politik solle es sich fortab zur Aufgabe machen, durch Schaffung von per manenten Schiedsgerichten und anderen Rechtsmitteln eine Herrschaft des Rechtes zwischen den Völkern herzustellen. Frank reich, das zuerst die Menschenrechte anerkannte, müsse auch ohne weiteres Zögern die Rechte der Völker anerkennen. Die heiligsten dieser Rechte seien das Recht auf Frieden und das Recht auf Gerechtigkeit. Im Aufruf wird ferner noch gesagt, daß Frankreich keine neuen Menschenschlachtungen wünsche, vielmehr in aller Treue für die vom Vaterlande gewaltsam losgerissenen Kinder deren Rechte nur vor der öffentlichen Meinung der Welt vertreten wolle, bis die Stunde der im manenten Gerechtigkeit komme, von der Gambetta sprach. Vaterländisches. Wilsdruff. Herrlicher Sonnenschein und erquickendes Maiengrün hatte am 1. Pfingstfeiertag Tausende von Menschen in die freie Gottesnatur gelockt, um an dem Tage der h. Pfingsten die Allmacht und Güte Gottes zu bewundern und die köstliche Blumen- und Waldesluft zu genießen. Und war wirklich nicht Alles so? Waren es nicht die klangreichen Glocken unserer Kirche und deren der Umgegend, die uns in aller Frühe das Erscheinen des h. Pfingstfestes verkündeten und dann der Morgengottesdienst, wo uns die Macht der Ausgießung deS h. Geistes in wirklich hochfeierlicher Predigt geschildert wurde? Und trug hierzu nicht der Gesang einer lieblichen Frauenstimme in der Kirchenmusik bei? Ja, Alles dies erhob des Menschen brust und füllte sie mit Lieb' und Lust. — Auf das morgen Mittwoch im „Hotel zum Adler" stattfindende Künstlerkonzert verweisen wir an dieser Stelle noch mals. Herr Violinist Bachmann und der Componist Colberg, sowie Frl. Malmeds werden gewiß ihr Möglichstes thun, um den Abend zu einem höchst genußreichen zu gestalten. — Am kommenden Sonntag Nachm. 4 Uhr findet im Hotel z. Adler eine Wählerversammlung des „Conserv. Vereins im Amtsbezirk Wilsdruff" statt, in welcher sich der von der „Cons. Partei" und dem „Bund der Landwirthe" für die be vorstehende Reichstagswahl aufgestellte Kandidat, Herr Geh. Bergrath Förster, den Wählern vorstellen und seine politischen Grundsätze vorlegen wird. Eine gleiche Versammlung findet an genanntem Tage Abends 7 Uhr im Gasthof zu Groitzsch statt. — Bei dem am 16. Mai in Freiberg abgehaltenen Remontemarkt wurden circa 100 Stück Pferde vorgestellt, es konnten aber nur S Stück als brauchbar zu Armeezwecken an, gekauft werden. — Dresden, 18. Mai. In einer gestern Abend von den Vertrauensmännern des Konservativen Vereines einberufenen Versammlung wurde Glasermeister Stadtrath Wetzlich zum Reichstagskandidaten für Dresden-Altstadt aufgestellt. Derselbe nahm die Wahl an und erklärte, daß nicht seiner Person, sondern dem Stande, dem er angehöre, die Ehre gelte. Weiter be tonte er, daß er das Wohl des Vaterlandes im Auge behalten werde. Er habe sich vorgenommen, sich nicht zu weigern, der Wehrkraft des Reiches das zu gewähren, was zur Erhaltung