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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.10.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19131001027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913100102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913100102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-10
- Tag 1913-10-01
-
Monat
1913-10
-
Jahr
1913
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flbcnd<Ruggabe füe * *»tP3‘8 und Pnrart* dur$ tmftr* traget V» JU JJ»pr• 11 ♦ und epeditture Imoltägltd) Ine flaue gebraut: monatlich 1.25 W., olertel)a»rll<b 3.15 01. Bel der «ejäjäftefteUc, unfern Filialen und RuegabtReUtn abgebelt: monatlich 10J., clcrtelffibrUd) 3 UL Durch die poft: innerhalb Deutfcbtanöe und der dcutfdten Kolonien monatlich 1.50 UL, oierteljäbrlid) 4.50 01., auofditielMid) PoRbefteUgeld. Dae teipjtger Sägeblatt erscheint »erHage Itnal, Sonn« n. $eiertage imal. 3n letpjtg, den Uachbarorten nnd den «Orten mit eigenen Filialen wird die Rbendauegabe noch am Rbend dee Crfdfeinene Ine flaue geliefert. Berlitt et Redattion t3n den Selten 17, $ernfpred)>RnRbluß: Oloablt Ur. 007. ftanbeteiJdtunö Amtsblatt bes Rates unb besPolbtiamtes ber Stabt ieipzto Bedattion nnd Sef^aftofteUe: ^obanniegafTc Ur. S. ♦ Jemfpre<h«Rnf<hluB Br. 14007, 10003 und 14000. 107. Jahrgang füt 3 °fcrate aue lelpjlg und Umgebung Ole /»n^KlyKlipiClJn • ifpalttgepetitjeiletspf.,die Rclla.-nejtllel 01., »en auemärte 30 Pf., «etlomen 1.20 01.. Jamitien* u.tleine Rnjeigen die Petitjeile nur20Pf.,Onferate oon Behörden Im amtlichenSeil die petttjclle 50 Pf. «efdiafteanjeigen mit piaboorfdjrift Im Prelfe erhöbt. Rabatt nach Serif. Seilagegebübr: PefamtauflageSOI.proSaufendextLPoftgebilbr. Rnjeigen»Rnnabme: Jobannlegaffe«, bei fdmtlldten JUlalcn dee Zeipjlger Cageblattee und allen Rnnoncen>Cxpedltlonen dee 3n» und Auelandee. eefdidfteftelle für Serlin u.die Pr.Brandenburg: OireftlonWalter$lieget, Berlin W. 10, Olargaretbenltrage 0. Jemfpred)»Rnfd)lu8: Zühom 0071. Ur. 499. RUttmotH, den l. Oktober. 1913 Das * 2Bie aus 'JBien »erlaufet, Mafien fid) btc ÜRafebobuIgaren ben Mlbanefen a n g e« f (bl off en- (S. M- Art.) * 5 ü n f fRorbftaaten 'JR e ? t f o s befdjloften, einen eigenen Staaten bunt) ju gründen. (S. Ausl.) * Mach einer Bonboner SReFbung fall ber Er» finber öcs Dicfelmotors, Dr. D i c f e l, bet einer Seefahrt ertrunten fein. (S. Madjr. o. läge.) * Vei einem Gtjenbabnunglüd auf ber Mbeirufcrbcbn unweit ber Station Vonn*Gller« ft r a b c wir ber. eine Verfon getötet unb neun oer» letjt. (S. ffarfir o. läge.) Der ßdjacber mit ©röeit und Siteln. 3)ian ift in Berlin einem Drbenshänbler auf bie Spur getommen, ber fief) Dr. jur. 21. be 2RoIe be S^alct nannte unb auf bem 5n* feratentoege ben lippefdjen Sjofratstitel ausbot. Das 3-üxftlid) ßtppe|d)e Gtaatsminifterium er* Härte öffentlid), es tenne ben Dr. jur. 21. be Viole be (Sfjalet nidjt. Die berliner Kriminal* polijei, oon ben Detmolber amtlichen Stellen (Staatsninijterium unb ^ofmaridjallamt) um Ermittelungen erjudjt, hat unterbefjen feft* gejtellt, baß ber Drbenshänbler mit 2ied)t 1 feinen Dottortitel füfjre, aud) nidjt „2lboofat“ fei, nie er ftd) aufterbem nod) bezeichnet patte. 3n ber polixeilidjen Vernehmung er* Härte ber Xitelljänbler feine Snferate aus augenblicflidfer 9tot; er fei genötigt geroefen, c‘* ®e*b au vetithaffen. Diefer 'JJlann fd)eint jeoenfalls mit „untauglichen Viitteln“ gear* beitet ju haben; ihm tarn es nur auf ben Vor* fdjuß berer an, bie nicht alle werben. 2ßie aber ber Orbensfchacher „richtig“ betrieben wirb, ohne baff man ihm beitommen fann, bas be* weift bas 'Munbfcftreiben einer englifdjen girma, bas immer wieber oerfdjicft wirb unb aus bem uns ber folgenbe, Auszug 3ur Verfügung gejtellt wirb. Der englifdje Drbenshänbler fdjreiot: „Geehrter $err! Geftatfeii Sie mir junädjft, ben oieljc!) oerbreiteten Glauben ju wiberlegen, baß es firt) hier um einen Drbensfauf hanbelt. Seber 9Jien|d) weiß, bah nur regierenbe Häupter Drben oerleiben fönnen, jeber IDlenfct) weih aber aud), bah ber Souoerän nicht jeben, bem er einen Drben oer> leiht, fennen fann, bah alfo fein allein entjeheibenber SBille burd) äuhere llmftänbe in Veroegung gefefct, bah et beeinflußt werben fann unb nur meiner jahrelangen ftrena reellen fjanblungsweife oerbanfe id) es, bah meine Verbinbungen mir geftatten, Drbens» oerlethungen in biefer SBeife ju erwirten, oefonbers baburdj, bah bie jur (Erlangung bes Drbens angelegte Summe ju militärifchen ober wohltätigen ^weiten Verwenbung finbet. Der hefte Veweis für meine Medjtlichteit, bie fidierfte Garantie, bah ich bas Vcr* Iprochene wirtlich ausführe, liegt offenbar barin, bah id) feinerfei Vorausbezahlungen beanfpruche, fonbern nur Sidjerftellung bes Setrages bei einem foliben Sefchäftstiaufe. Sfflit einem foldjen Jtehe ich in Deutfdjlanb bereits 20 Sabre in Verbinbung unb basfelbe fann aud) bie befte 2lustunft über mich geben. (Es ift bamit jeber 3weifel an ber Meellität meiner öanblungsweife unmöglich gemacht, um fo mehr, als id) noch befonbers hetootbeoe, bah, falls ein Auftrag nicht burchgefüljrt werben fönnte, nichts an mich ju jahlen ift." yiadjbem ber Drbensljänbler in biefer Sßeife nad) bem Vertrauen feiner 2lbreffaten geangelt hat, macht er ein ganses 2ßarenlager auf oon Drben, 2lbel=, Varon» unb (Srafentiteln, oon «poftiteln, (Ehrentiteln, (Eljtenfleicben unb fogar Äonfulaten: „(Seneral* unb Visetonfulate fann ich gutfituierten rejpettablen Herren in 9?efi* bens*, öanbels* unb Seeftäbten oon oerfefjie* benen Staaten oerfdjaffen, oorausgefeht, bah fie bort nicht befeht ftnb. Sßreis oon 4500 3Jir. an.“ Unter ben Drben wirb bei Deutfd)* lanb angeboten: „Das 9iitterfreu3 eines fehr beliebten unb hod)angeiel)enen Dtbens eines beutidjen Staates 5000 s JJif.; auch Celjrentreu3e oerfdjiebener Staaten.“ Der Drbenshänbler, ber [ich V. Sßalben, Vrinceh Square, Äenfington^arf, ßonbon S. (E. unterfdjreibt, macht nod) befonbers barauf aufmertfam, bah »auch hier nicht 2lnge* führtes meift 3U fdjaffen ift, ba ftets neue Ver* binbungen angefnüpjt werben“. Damit foll ge« jagt fein, baß bcutjdje Drben unb Xitel nod) in oiel gröberem iOiafje auf Saget feien, als in bem an beutfehe Sntereffenten oerfdjicften Schreiben angegeben werben. Die Drbens* fdjacherfirmen oerfenben Schreiben in ben oer* jdjieben [ten Sprachen unb an alle möglichen fiänber. 3n ben ^Sreisliften, bie an anbere fiänber oerttieben werben, finben Jich beutfdje 2lus3eid)nungen minbeftens in berfelben groben 2ln3al)l, wie öfterreid)ifd)e Drben 3. V. in ber beutfd)en Vieislifte genannt werben. Die Drbens* hänbler hüten fich, in ben beutfdjen Sirtularen allsuoiel beutfdje Drben auf3U3ät)len, um nicht Der Vhilnloph 51t ßauie. 3u Sibcrots 200. Gfeburtsfag. Gin lebenbiges unb anschauliches Vilb oon Diberots Verfönlichfeit unb Sjäuslicpfeit gibt uns ber beutfdje lUlaler unb Spätere SRündjener Galerie» bireftor 3of)ann Gfjriftian oon lUlannlid), ber im 3aÖre 1772 Varis bejuetjt hat unb burch bie Gräfin oon JJorbad) aud) bei bem berühmten Dichter* philofcpöen cingefiibrt worben ift. SJlannlid) fdjreibt barüber in feinen ßebenserinnerungen: „Sils id) mid) eines borgens bei Viabame «jorbach unb ihrem älteften Sohne (Ghriftian) befanb, jagte fie ju uns: ,,3d) will Gud) mit bem „Vbilofophen“ näher befannt machen. '-Berühmte Vienfdien muh man in ihrer intimiten Sjäuslidjteit auffudjen, um fie genau fennen ju lernen unb befjer beurteilen ju fönnen.“ Diberot wohnte bamals in ber Mue be l’Unioerfitß, an ber Gde ber 9?ue laranne, im fedjften Stod. 2Bir trafen ihn ohne Verücfe an, in feinen Sdjlafrod aus rotem SBolljeug gehüllt oor bem Äaniine fitjenb, auf beffen Schwaches tfeuer ein grober Dopf gefetjt war. Graf Ghriftian unb ich würben ihm oorgeftellt; er empfing uns mit jener gewanbten §öflichfeit, bie ben Ußelt* mann tennjeichnet Die Gräfin wünfdjte auch feine lochtet ju be* grüben; fie würbe gerufen. 3d) hatte bas junge Viabdjen bereits in unferem Valais gefehen; bei fid) äu Sjauie tarn fie mir nun oiel überfpannter oor, als fie es bei uns gewefen war. Sßährenb ihrer 2ln* wefenheit tat bet Vater ben VCunb nicht auf. Sd)liefjlid) fdjicfte et fie wieber weg, bamit fie ihrer URutter bei ben häuslichen Slrbeiten helfe. 2lls fie bas 3immer oetlaffen hatte, jagte Diberot ju uns- „Gs imponiert mit biefes junge 2Räbd)en; es ift fo geiitreid), bah id) in feiner Gegenwart faum 311 Sprechen wage.“ 'Natürlich erwiberte man, baft es bei ber lodjter eines jo berühmten Vhilojophen gar» nidjt anbers jein fönne SBährenb wir ihm bieje Komplimente machten, öffnete fid) jät) bie lür. unb ein wahres 'JRarttweib, fdjledjt gelleibet. bie £jaube fchief auf ben Kopr ge» letjt. mit fdiwarjcn yjaarfträhnen, bie ihr übet fjals unb Gejicht herabfiefen, unb einem Sdjnurrbait oon jpanifdjem labat unter b«t3laje unb auf ber'ffiange, Awei Kiöbe $olj unter bem 'llrm unb einen Schaum* löffel in ber fianö, trat in bas 3immer unb »rtjritt. ohne uns im geringsten ju beachten, auf ben Kamin ju. Diberot hatte fid) hajtig erhoben, um ihr Vlatj ju machen. SBährenb jie bastener inDrbnung brachte unb ben Xopj abjehäumte, ber bas ^Mittagsmahl bes Vhiloiophen barg, bas er ben Gerichten ber tönig* liehen lafel oorjog, gab er uns mit weitaufgeSperrten Sugen ju oerftehen, bieje Verfon nicht ju Stören, unb beobachtete ielbft tiefes Schweigen. 3d) wußte nicht, was id, oon biefer grotesten Geftalt halten tollte; nadjbem fie fich erhoben unb nun mit bem Schöpf* löffel oor uns ftanb, Stellte fie Dioerot ber Gräfin als feine ftrau oor. 3ene oerfehlte natürlich nicht. fie ju beglüdwünfdjen, bie Gemahlin eines ebenfo weifen wie berühmten Vhiloiophen ju fein. „SBas ba, bas foll aud) nod) ber 'jRühe wert fein!“ er* wiberte Sic mit heilerer Stimme. „Diefer große Vüilofoph hat ja nidjt einmal fooiel, bafe et ben Kochtopf ans geucr fefcen tann.“ Dann entfernte fie fid) ohne jeben Gruft unb warf bie lür hinter fid) ju. / Diberot nahm nun wieber feinen Vlaft ein unb fagie ju uns: „3d) füge mich ihrer ßaune, fie ift fehr auf bas leibliche unb ich auf bas geiftige 2Bohl meiner lodjter bebadjt; fie forgt für alle meine Ve* büriniffe, es gebricht mir an nichts, unb mit oieler Gebulb bin id) enblid) bal)in gelangt, mid) in aller Sanftmut mit biejen rauhen Schale abjufinben, bie im Grunbe einen guten Kern in fid) fchlieftt.“ Ohne gerabe ffrau Diberot als iantippe ju bezeichnen, nannte bie Gräfin ben VhHofopben einen zweiten Sotrates, ein Veiname, auf ben er nur einige Vhrafen ber Vefdjeibenheit oorjubringen wußte. SRad) ben üblidjen Mb- fdjiebstomplimeiiten wanbte fich Diberot an mid) mit ben Sßorten: „2Bas Sie betrifft, jo nehme ich Sie ju meinem 'Mußen in Vcfdjlag; befudjen Sie mid) oft, id) liebe bie Künfte leibenfdjaftlid) unb glaube, einiges baoott ju oerftehen. 3d) liebe aud) bie jungen ßeute 3hrer Mation; fie befißen nidjt immer bie aleidjen Kcnntniffe, wie bie unjeren, aber was fie wiffen, wifjcn fie grünblid). unb bas ift mehr wert. Sjerr Vemeßrieber (ein junger beutfdjer 'JRufiter, ber ber Xodjter Diberots Klaoieruntcrrid)t erteilte) bat mid) in biefer Meinung beftärtt, unb Sie werben es zweifelsohne aud) tun." Vei einem fpäteren Vefudje. ben 'JRannlid) eben* falls mit bem Hingen Grafen Ghriftian oon tforbad) bei Diberot machte, empfing er einen hefteten Gin* brud oon ber ftrau Diberots. Sic war reinlich ge* tfeioet unb beljanccltc bie beiben Gälte „auf gut bürgerliche Mrt“. Sie trug zwar eine „etwas Steife 5>öflidjfeit jur Sdjau. bie jebod) Vertrauen ein* flÖBtc.“ Graf Jorbad) war oon ihrem SBefen eingenommen. 2luf bem Heimwege fagte er ju 'JRannlid) „fiabeu Sic nidjt bemertt, wie fehr meine 'JRutter oon all biefen GnjtjHo* päbiften jum Veiten gehalten wirb, bic im Grunbe aufgelegt Gljarlatans finb. 3it bas nicht eine ganz treff» liehe ftrau, mit ber ffir ioeben gesprochen haben unb was beulen Sic benn oon einem Vhiloiophen, ber einer ioldjen bie 'Molle ber Xanttppe zuweift, nur um fid) für einen Sotrates ausjugeben?" So bösartia war es nun nidjt. Dioerot war zwar fein muftergültiger Gatte, aber ein guter Vater unb ein heroorragenber ftreunb. Vei einem fpäteren Aufenthalte in Varis ift 9Rannlid) nod) einmal mit Diberot jufammengetom* men. Der beutidjc SRaler zeigte ihm feine Arbeiten unb war auf bie Kritit bes franzöftfehen Künftlers fehr gefpannt. Diberot oerrtcielte junächft bie lüre unb faßte fid) lange idjwcigenb hin: bann Sprang er aut unb umarmte 'JRannlid). „3d) bin entjüdt übet 3h« Arbeit“, rief er aus, „mein junger all3U auffällig 3U werben unb bie Verfolgung ber Vehörben auf fid) 3U sieben. 2Bas an bem gansen Drbensfdjadjer, fooiel an beutfehen Verhdltniffen liegt, 2Bahtes ift, geht aus bem hier oeröffentlichten Schreiben beutlich heroor: Die Ejänbler hoffen ober oer* fpredjen wenigftens, burd) gewifte Vejieljungen unb Verbinbungen auf maftgebenbe Verfönlidj» feiten ein3uwirfen, bie feine Ahnung haben, auf welchen Schleichwegen man mit (Empfeh* lungen unb SReferensen oon Drbensfanbibaten an jte herantritt. Diefe maftgebenben Verfön* lidjfeiten follen bann bie Oroensfommiffionen ober gar bie regierenben dürften „beeinfluffen“, wie es in bem 3itfular heiftt. güljrt bieje Ve* einfluffung 3U einem (Erfolg, fo gebärbet fid) ber Drbenshänbler gegenüber feinen Äunben fo, als habe er ben Drben ober Xitel bei ben £>of* behörben erwirft unb fteeft feinen Vermittler* lohn in bie Xafche. Der oon Gcftwinblern betriebene Drbens* fdjacher braucht faum nod) ber öffentlichen Ver* adjtung empfohlen ju werben. Xroßbem follten bie ^Regierungen ben gröftten 2ßert barauf legen, in jebem einselnen galle bie Ver* hältniffe fo flarzuftellen, baft niemanb mit unlauteren Abftdjten (Erfolg haben fann. 2Benn eine oerbienftlidje Xat, ein namhaftes Gelbopfer für eine gemeinnüßige 2lnftalt burd) einen Xitel ober einen Drben an* erfannt wirb, fo läßt fid) bagegen nichts ein* wenben; es macht aber einen üblen Ginbrucf, wenn ber gute 3n>ect sur Siebenfache, bie (Erlangung bes Drbens 3ur Ejauptjadje wirb. (Einfchrän* fung ber Verleiljunaen ift bas befte 'JJiittel bem entgegenjuwirfen. Die überhanbnehmenbe Sucht nach 2leufterlichfeiten gehört 3U ben (Erjdjet* nungen, bie unferer 3«« feine (Ehre machen. Derldiürfttns des fllbanelenaufltanües. Die älakeöobulgaren greifen ein. SB i e n, 1. Dttobcr. 9lach SRelbungen oon glaub» wütbigffet albanefifrf;et Seite aus Dutajjo nehmen bie Kam pfe einen immer gröfteten Umfang an. Den M1 b a n e f e n haben fich bie 3M a t e b 0 b u l * g a t e n in bebeutenber 3«hl angefchloften, unb beibe haben jufammen bisher gliidlid) gegen bie Serben operiert. Vicht weniger als jmanjig jerbifdje Kanonen würben oon ben Mlbanejen bei Tibra unb ctruga erbeutet. Sine Veftätigung ber 91el- bung, baft Ed)rtba gefallen fei, liegt bisher nicht oor, bod, h*’ftt es, baft bie Mlbanejen unb bie Mlatebobul* garen, jufammen etwa 20 000 SRann, erfolgreich gegen üdjriba oorbringen. Unter ben Mlatebobu’garen be* finben fid, bie militärifd) organijierten Vanben, bie in beibc.c Valtantriegen bas Rrei» torps unter bem General Genew gebilbet hiben Tie Sage ift für bie Serben fehr ernjt geworben, nnb es wirb großer Mnftrengungen ihrerjeits bebürfen. um ber Mlbanefen $err ju werben. (Bttad pahfta über die Zukunft Albaniens. Sßien, 1. Dttobcr. Auf eine 3taflc ber ,,'Jleucn freien V«ife“ an Gffab V a i d) a über feine Vlänc unb fein Verhältnis jur prooiiorifdjcii Mc* gierung lieft Gffab Vafcha folgcnbes antworten: „Die Albanefen finb einig barin, r a b i t a l e Reformen einjuführen. 3 s m a 11 Kemal hat nur Valona für fid). Die meiften Stabte unb Ve» jirfc {teilen folgenbe fünf ftot-berungen: Der Sih ber Regierung ift nach Durajjo ju per* fegen. Die Vilbung eines nerantwortlichcn Kabinetts hat ju erfolgen. Vei ben Groß» möchten finb bringenbe Schritte ju unternehmen, um bic unoerjügltthc Grnennung eines ff ü r |t e n her* beijuführen. Die Regierung oon Valona foll auf geforbert werben, ber fRation eine bctaillierte 'M c d) n u 11 g über bie Ginnahmen unb Mus* gaben oon ihrem Amtsantritt bis zum heutigen läge oorjulegen. Vor ber Anlunft bes Sürftcn foll feinem A u s l äji ö c r eine K 0 n 3 e f f i 0 n er* teilt werben.“ Sjinjugefügt wirb, baft in ben Ge» bieten Albaniens alles ruhig ift, aber bie Veoöllc* rung beharre auf ihren berechtigten ^orberungen. (Montenegro bementfert. Getinje, 1. Dftober. (Vrcftburwu.) Die Matt), richten über bic angebliche Einnahme oon Xuji burd) bie 'JRaliftoren fowic über Kämpfe jwifdjen montenegrinif^en Truppen unb auf« ftänbifd)cn Albanefen bei S l a o a unb G u j i n j c finb erfunben, ebenfo bic Jlad)rid)t oon ber Gr* fdjieftung angeiebener Albanefen in Guiinje. Mn ber monfenegriniid)*albgneiifd)en Grenjc ift feine Muhcftörung oorgefommen. greunb. 3h« Sarbengebung ift wahr, frifd) unb träftig, bie Kompofttion einfad) unb reich, ohne habet überlaben ju fein. 3fj« 'JRadje ift forgfältig, ohne 'Müd)ternheit.“ Dann wanbte er fid) ploßlid) mit ber tftm eigenen Cebbaftigfeit gegen XRannlid) mit ber Stage, ob er reidj fei. „Ohne ge* rabc arm ju fein, bin id) aud) nidjt reid).“ „2Bollen Sie es werben?“ ,,'Jßenn es mit ehrlichen 'JRitteln möglich ift, wie fie 2Rr. Diberot nur oorfdjlaaen tann, warumnidjt?“ „DannfinbSieein gemachter 3Rann. 3d) bin oon ber tufftfehen Katferin (Katharina II.) be* auftragt, unfere beiten Künftler in ihren Dienft ju ftellen. Sic hat mit babei oolltommen freie §anb gelaffen. 3d) wähle fie nad) meinem Velicben aus, habe bie Vreifc iu beftimmen unb bie Gegenftänbe anjugeben. Sie fetjen, wie oorteilbaft bas für Sie fein wirb, unb weichet jRubm unb 'Meid)tum jugleid) 3bnen wintt.“ Snfolge bet 3urüdhaltung 'JJiann* lidjs ift es jebod) ju feiner weiteten Verbindung gefommen. fiunlt und Wiftetildjaft. Amtliche 9lad)tith(en oon bet UniDerfttät fieip* jig. JRadjbem bet aufteretatmäftige auftcrorbentliche Vrofeftor Dr. meb. 'JRdi; U ö I) l e i n einen Auf als Vrofettor bes Kranfenhaufes 'JUeftenb unb (feitet bes ftäbtiidjen batfetiologiidjen Unterfudjungsamts inGharlottenburg angenommen hat, ift ihm pom Königlichen OTiniftertum bes Kultus unb öffentlichen Unterrichts bie erbetene G n 11 a f f u n g aus ber Stellung als außeretatmäßiger aufterorbent* lidjer Vrofeftor in ber 2Rebtjinifd)en Salultät unb Mftiitent bes Vathologifdjen 3nftituts anberUniocr« fität Ceipjig mit bem 30. September biefes 3ahres genehmigt worben * 9leuernannte §od)fd)ulprofejforen. König Stieb* rid) Muguft oon Sad)|en hat, wie uns aus D r c s = ben berichtet wirb, ben Dberingenieut bes 'JBetfs fRürnberg ber 2Rofd)inenfabrit Mugsburg=9lürnberg Karl Kußbad) jum orbentlichen Vrofeftor für 'JRafdiinenefemcnte in ber SRcdjanijchen 'Abteilung ber Xedjnifdjen f>od)fd)ule inDtcsben ernannt, ferner ben orbentlirtjen Vrofeftor an ber Unioerfität Gjernowiß Dr. Softanncs Kto m aper jum 0. Vro* fejfor für alteGefd)id)te an bet UnioerfitätVeipjig unb enblid) ben 0. Vrofeftor an bet Unioerfität Vonn Dr. meb. SBalter K t u 1 e jum 0. Vrofeftor ber Öpgiene an ber Unioerfität Setpjig. * Auf bet Suche nach Mabium. 2ßie uns be richtet wirb, ift in oerfchfebenen Orten bet nächften Umgebung oon St. 3oad)imstt)al, namentlich in Dberwiefenthal, bem betannten Sportplaß, Uranpechblenbe, aus ber befnnntlid) bas fojt» bare Vabium gewonnen wirb, in abbauwürbiger JJlenge gefunben worben. Schon oor 60 3ah«n ift in bem 1872 ftillgelegten Schachte „Unoerhofft Glüd" am Vutbach Uranpechblenbe gefunben worben. Diefer etfoffene Schadjt toll nun burch Dr. Grnlt Vaoes unb Dr. Glbers in §annooet wieber in Ve* trieb gefeßt werben. 'Mach Angaben alter Verdiente follen and) auf einer großen £>albc bes Vergwertes bebeufeitbe 'JRengen Uranpedjerjc oerftürjt liegen, ^öffentlich bewahrheiten fid) bic|e Angaben. * Mus bem Xhcaterleben. „3r a u Kar b i na l“. eine Komöbte bes leipziger Dtdjters Ul rid) Steinbor ff. ift foeben 00m Direftor Vurdjaro zur Uraufführung am Stabttheater in V r e m c r * hauen angenommen worben. — Mm 30. Dftober finbet am M 11 e n b u r g e r Jjoftljeater bic Urauf* führung bes breiattigen Sdjaufpiels „ Anna Voletjn“ oon Sjjalmar 'JJletbell ftatt. Der Autor ift ein norbtfdjer Dramatiter, ber mit biefer Aufführung überhaupt z«» n erften 3Rale auf ber bcutfdjen Vühnc zu 'JBorte tomnit. — Gabriele b’Mnnunjio ooilenbetc foeben ein neues itaiieni* fdjes Stürf „31 £ a r bas nodj im Vaufe biefes 'Jßinters in 'JJi a i l a n b zur Aufführung ge* langen wirb. — Gin rontantifdjes Vujtfpiel oon 3Rar Vrob „Mbfdjieb oon ber 3ugenb“ würbe oon' 'JRar 'Meinharbt zur Uraufführung am Deutjcften Theater angenommen. — Der Sjerzog oon SDleiningen ocrlteb bem Direftor bes ötabt* theaters in 3 ui i d a u Sr’bo Grell anläßlich feines 25jährigen Künftlerjubiläums ben erneftinifdjen Öausorben für Kunit unb 'JBiftenfchaft. Der Sürft oon 'Meuft j. £. oerlieh bem 3ubilar bas Ghrentreuj 3. Klaffe. * 2Bas ift Kitfd)? 'Moba fRoba fdjreibt ber „$ranff.3tg.“: Die 'JVörterbudjfommiifion ber König* lid) Vatjrifchen Mfabemie ber 2Biffenfd)aften oerfenbet eben einen 3«i0ebogen, bet fid) mit bem 'Ufert Kitfd) befebäftigt unb feinen Ableitungen: Kitfdjijeb, oer« titfehen. fitidjig unb Kttfchöfe. Schon munteln bie Sachgefeinten, bas 'JBort wäre jungen Urfprungs, aus ben lechziger 3ahren, unb in ben 'JJiünchner Atelier» entftanben. — 3d) glaube ber einzige Beifeenofte ju fein, ber bie Gtpmologie bes 'JBortes angeben fann — unb bamit meine Kenntnis nicht etwa burd) meinen allju frühen Tob oerloren gehe, {teile id) zu ewigem Gebenten feft; Kit|d) hängt mit Kitt zufammen. Kitt bebeutet in ber Gaunerfpradje Gelb (unb wirb wohl Verballhornung irgenbeines jübifchen ober flawifdjen SBortes fein). Mus Kitt ift oertitfdjen ent« ftanben, ju Gelb machen. 3n biefer Vebeutung haben wir auf bem Gtjmnaftum bas SBort gebraucht. 3Ran fieht, ber 'M5eg oon ba jur gegen« wärtigen Vebeutuna bes SBortes ift nicht mehr weit: Kitfd) ift bas wohlfeile, bas leicht« oertäufüche, bas Schein * Kunftwerf. 3u 3eiten bes Vurentrieges nannte man in 'JRünd)en einen fehr repräfentatioen Vilbbauer, ber leidjtoer« fäufließe fflerfe fdjuf, ben „Vorb Kitebener“ — biefen Sptßnamen bat ihm ber IRaler 3ofef Sutterer ge« geben. Vertitfd)en aber beiftt nicht mehr wie ehe« bem verlaufen, fonbern oertäuflid) machen: ba» Scharfe, Große fo lang oerwäftern, oerbünnen, oer« juefern, oerbürgerlichen — pertitfehen, bis au» todjwefelfäure Vtmonabc wirb
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