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Woche»- und Mchrichtsblatt zugleich HHistr-AMM für Loftdorf, KW, Amrdorf, Urdorf, Hl. Wien, KmiriHrort, UmMil md Mfsm. Amtsblatt für den Ltadtrat zn Wittenstein. - - —— rrz. Jahrgang. —— - > Rr. 26S. Sonnabend, den 21. November 1903. Dieses Blatt ercheint täglich «außer Sonn- uno abends für den folgenden Lag. VierleNnhrlicher Be»:rgüpr,ir ! A!k. 25 Pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. SO- Pf. — Einzeln« Nummer IO Pfnimge. BesteUuugen n.ümen außer oer Expedition in ^-chteninm, Zwickau erstraße 397, aUe r-otserl. Postanstallen, Postbolen, sowie die Austräger entgegen. Ins er ate werden die siinsgestwltene ltorvu-izk'le oder deren Raun, mit 10 Pwnmgen . ^rechne! - Annahme der Inieeote täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtigen Inserenten kostet die Sgesvaliene Zeile 15 Pfennige. — In Mich ks Mmkmlmirqts. Die nordamerikanische Machtpolitik, der republi kanische Imperialismus unter dem Sternenbanner, hat soeben einen neuen großen Erfolg erzielt. Der vorher lange Zeit verschleppte Abschluß des Panama kanalvertrages zwischen den Bereinigten Staaten von Nordamerika und der konförderierten Republik Columbia ist nunmehr zwischen der nordamerika nischen Regierung und der Regierung der neuge gründeten Republik Panama perfekt geworden, denn am Mittwoch abend ist in Washington der Ver trag betreffend den Bau des Panamakanals von- dem Staatssekretär Hay und dem Gesandten der Republik Panama, Bunan Barilla, unterzeichnet' worden, und die Bestätigung (Ratifikation) des^ Vertrages durch die beiderseitigen Regierungen wird< noch in dieser Woche erwartet. Wie man schon jetzt erfährt, erhielten die Vereinigten Staaten von' Nordamerika in dem Vertrage die vollständige Souveränität über das Gebiet des zu bauenden Panamakanals und wird derselbe dadurch ganz und gar ein großes nordamerikanisches Unternehmen, bei welchem alle anderen amerikanischen Staaten samt der neugegründetm kleinen Republik Panama nun nur noch Zuschauecrollen spielen. Dieser Er folg ist von den Nordamerikanern offenbar durch die von ihnen angezettelte und gestützte Revolution in Panama in wenigen Tagen erzielt worden, und ist das ganze echtamerikanischeBravourstückcheneinneuer Beweis für die,Allmacht, die der nordamerikanische Imperialismus in allen amerikanischen Fragen hat. Die Widerspenstigkeit der Republik Columbien in der Frage desPanama-Kanalswurdeinunverfrorenster Weise dadurch beseitigt, daß der columbische Pro vinzialstaat Panama mit Hilfe der nordamerikanischen Kriegsschiffe sich für eine unabhängige Republik er klärte, und die von Nordamerikas Gnaden geschaffene neue Republik Panama nun ihrerseits rasch den vor her vorbereiteten Panamakanalvertrag mit Nord amerika abschloß. Geschwindigkeit ist keine Hexerei aber wie Hexenmeister sind die nordamerikanischetz Staatsmänner doch bei der ganzen Affäre zu WerK gegangen und der Erfolg wirkt verblüffend. In acht Tagen haben sie eine neue Republik geschaffen und den seit Jahr und Tag schwebenden Panamakanal verlrag mit ihr abgeschlossen. Dergleichen Fixigkeit ist in der Staatengeschichte wohl bisher noch nicht vorgekommen. Die bockbeinige Republik Columbia hat nun nicht nur das leere Nachschauen, sondern sie muß auch schon noch ihren Provinzialstaat Pa nama samt dem Panamakanalprojekt und vielen Millionen Dollars fortschwimmen sehen. Im Interesse des allgemeinen Kulturfortschrittes und der Förderung des Weltverkehrs ist es auch mit Freuden zu be grüßen, daß die Vereinigten Staaten von Nord amerika das unter dem Franzosen Ferdinand von Lesseps entstandene, aber bekanntlich schmählich ver krachte Panamakanalprojekt in ihre kräftigen Hände ge nommen haben und nun rasch und sicher durchführen werden. Vom internationalen Standpunkte und von dem des europäischen Ansehens aus muß es allerdings be dauert werden, daß damals, als das französische Panamakanalprojekt scheiterte, nicht die Großmächte insgesamt sich über den Bau des Panamakanals verständigt und ein großes von ihnen garantiertes Aktienunternehmen geschaffen haben, um den Bau durchzuführen. Politische und finanzielle Schwierig keiten haben wohl damals dieses Projekt nicht fertig werden lassen, und Europas Handel und Verkehr kann sich jetzt wenigstens darüber freuen, daß der kühne nordamerikanische Unternehmungsgeist die Landenge von Panama durchstechen und eine Was serstraße für den Schiffahrtsoerkehr zwischen dem at- lantischen und dem großen Ocean schaffen wird, die es unnötig macht, ganz Südamerika zu umschiffen, um von dem atlantischen Ocean in den großen Ocean zu gelangen. Der Bau des Panamakanals wird also das großartige Seitenstück zu dem Suez kanal, welcher das Mittelländische Meer mit dem Roten Meere verbindet, werden, nur ist der Bau des Panamakanales wegen des gebirgigen Charak ters der Landenge von Panama noch ungemein schwieriger als seiner Zeit der Suezkanal, der durch sandiges Flachland gebaut worden ist, gewesen ist. Die nordamerikanische Tatkraft und Kapitalmacht wird wahrscheinlich aber auch in wenigen Jahren diesen schwierigen Kanalbau glücklich zu Ende führen. Politische Aundschau Deutsches Reich * Zur sächsischenWahlrechtsreform. Die Denkschrift zur Umgestaltung des« Wa h lrechts soll, wie bereits mitgeteilt wurde, erm gegen Weihnachten den Ständen zugehen. Di« konservativen „Dresd. Nachr." bemerken hierzu: „Dent vielgehegten Erwartungen wird dieser Ter min schwerlich entsprechen". Die allgemeine Erwartung war allerdings die, daß die Denkschrift, die immer noch mit dem Schleier des offiziellen Geheim nisses umhüllt ist, dem Landtage sofort nach seiner Eröffnung unterbreitet und somit der Oeffentlichkeit, die mit begreiflicher Spannung darauf wartet, bekannt werden würde. Wenn offiziös versichert wird, die Verzögerung beruhe nicht aus einer geringeren Bewertung der Sache, es sei aber parlamentarischer Brauch, daß dem Landtage zunächst der Gtat und das übrige tatsächliche Material zugcstellt werde, so befremdet es, daß die Regierung in einem solchen Falle, wo es sich um eine das politische Leben Sachsens auf lange hinaus beherrschende Frage handelt, nicht einmal von der Schablone abweicht. Erst hat die Regierung die famose „Vorkonferenz" hinter verschlossenen Türen verhandeln lassen und die Delegierten zu strengstem Schweigen über den Inhalt ihrer Vorschläge verpflichtet, dann hat sie dem Lande die Enttäuschung bereitet, daß sie anstatt einer Gesetzesvorlage eine Denkschrift ausge- arbntet hat, was die ganze Aktion auf Jahre hinaus zögert, und nun gibt sie durch die überlange Zurückhaltung der Denkschrift dem Ver dacht, sie habe kein aufrichtiges Interesse an der Wahlrechtsreform, neue Nabrnng. Das schwindende Vertrauen zur Regierung wird dadurch wahrlich nicht befestigt. (Allg. Zig > * Der Kaiser und d e r F a l l B i l s Der Kaiser hat sich, wie die „Börsenzeitung" mir- teilt, über den Prozeß Bilse eingehend Bericht er statten lassen. Der Kriegsminister und der Chef des Militärkabinetts sind mit dem Auftrag betraut worden, die Angelegenheit mit hervorragenden Heer führern zu beraten und ganze Arbeit auch in den einschlägigen Personalfragen zu machen. * Eine Wehr st euer, die nur die besser Situierten treffen soll, wollen die bayerischen Zen trumsabgeordneten im Reichstag beantragen. * Die deutschen Arbeiterschutz-Ge setze gießen ihren Segen auf einen immer größeren Kreis von Personen aus. Im Reiche gibt es jetzt nicht weniger als anderthalb Millionen Rentner aufgrund der staatlichen Versicherung. Kein anderes Land des Erdballs kann einer solchen Fürsorge für seine Arbeiter ähnliches an die Seite stellen. "Die Handelsoertragsverhand- lungen mit Belgien sollen nach Blätter meldungen begonnen haben; dieselben sind aber etwas ungenau. Tatsache ist, daß die belgische Re gierung mit der deutschen sich vor einiger Zeit über eine Erklärung im „Moniteur", dem belgischen offi ziellen Organ, einigte, dcs Inhalts, daß Vertrags- Verhandlungen mit Deutschland im Gange seien, und in der Tat sind auch die Vorbereitungen zu den eigentlichen Verhandlungen auf deutscher Seite mindestens ebenso weit, wenn nicht weiter, gefördert als auf belgischer, sodaß jederzeit in die eigentlichen Verhandlungen eingetreten werden kann. Belgien hat aber noch keine Kommissare für die Verhand lungen ernannt, und die deutschen Unterhändler sind einstweilen noch beschäftigt. Oesterreich-Ungarn. * Der neue ungarische Ministerpräsident Tisza ist nicht der Mann, der den Zerfall der habs ¬ burgischen Monarchie in eine österreichische und eine ungarische Hälfte aufhalten wird. Im Gegenteil, er erweitert den Riß zwischen den beiden Reichshälften. Körber, der österreichische Minister präsident, erklärte kürzlich, daß über den ungarischen Reichstag in Heeressachen der Wille des Kaisers gehe. Tisza antwortete darauf im Pester Abgeord netenhause höhnisch, daß die Bemerkungen des öster reichischen Ministerpräsidenten dilettantische Aeuße- rungen seien, über die er sich nicht äußern wolle. Es mache nichts aus, wenn das österreichische Staatsrecht über die Hoheitsrechte andere Bestim mungen enthalte als das ungarische Staatsrecht. Ab weichungen in dieser Hinsicht seien für Ungarn kein Unglück. Sicherlich würden alle Faktoren der un garischen Politik sich energisch widerfetzen, falls ver sucht werden sollte, nicht bloß theoretische Aeuße- rungen zu machen, in welchen er niemand beirren wolle. Türkei. * Aufständische Bulgaren haben das mohammedanische Dorf Lazar im Sandschack Kirk- Kiliffe niedergebrannt, 12 Einwohner er mordet und in die Moschee Bomben geschleudert. Die Bande ist dann geflüchtet und wurde verfolgt. Amerika * Sehr ernst ist die Lage in San Domingo. Die Stadt ist von 4000 Mann unter dem Befehl des Generals Pichardo vollständig eingeschlosien — In der vorletzten Nacht kam es in San Dommgo zu einem heftigen Kampfe. Es wurde ein allge meiner Angriff aus die Stadt unternommen, doch gelang es den Aufständischen nicht, die Stadt ein zunehmen. Von dem amerikanischen Kreuzer „Balti more" werden Seesoldaten gelandet und die ameri kanische Gesandschaft, das amerikanische Konsulat, und die Agentur der amerikanischen Lloyd- und Schiffskompanien mit Schutzwachen umstellt. / Aus Stadt und Land / Lichtenstein, 20. November. / *— Sinfonie-Konzert. Ueber das Sinfonie- „Konzert der Stadtkapelle, welches gestern abend im „Goldnen Helm" hier stattfano und gut besucht war, werden wir in einer der nächsten Nummern ausführ lich berichten. *—- Das Totenfest, der letzte Sonntag zugleich im Kirchenjahr, steht vor uns. Ein stiller, wehmütiger Gedenktag, an dem wir in ernster Stimmung zum Gottesacker pilgern, ein Gedenkzüchen der erinnernden Liebe auf den Hügeln mederzule«en. Jeder Grab hügel bedeutet einen Denkstem iür üne vollendete Pilgerfahrt aus dieser ELde, sie, die darunter ruhen, haben alle ausgerungen nach Hoffnungen und Ent täuschungen, die ihnen das Leben brachte. Müde haben sich Tausende nach dem ewigen Schlummer, der aller Unruhe und Rastlosigkeit ein Ziel setzt, gesehnt, sehnsuchtsvoll haben sich andere wieder an das Leben geklammert, von dem plötzlich zu scheiden, so schwer ist. Sie ruhen in Frieden, uns bleibt die Erinnerung und Pflicht, denen, welche uns jenen geraden, rechten Weg durch ein Leben der Tätigkeit wiesen, nachzueifern, auszuhalten in schweren Stunden, die niemanden erspart bleiben, wie jene ausgehalten haben. Wir schauen auch manches vergessene Grab, versunken und verfallen; Schuld und Gerechtigkeit, sie ruhen eng aneinander gebettet in der Erde, und wenn ein scheuer Blick einen solchen Platz trifft, so wollen wir doch daran denken, daß das Grab alles sühnt, daß die ewige Liebe nicht mit diesem Leben erlischt. Es bleibt ein nie verhallendes Mahnwort: Rasch tritt der Tod den Menschen an.' Kein Rang, kein Stand, kein Alter schützt vor dem grimmen Schnitter, der unerbittlich seines Weges geht. Wir haben es wieder gesehen in der traurigen Nachricht von dem überraschend plötzlichen Tod der liebreizen den kleinen Prinzessin Elisabet von Hessen- ein Fürstenkind, und doch ein armes Kind, dem ein hartes Geschick es versagte, von der Blutter Hand in den letzten Angststunden sich leise gestreichelt zu