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Amts Blatt des Aönigl. Amtsgerichts und des Städtisches Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor« puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. zu Wutsnih Als Beiblätter: 1. JllustrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis Vierteljährl. 1 M. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Zn^at- > —sind bis Dienstag und Freitag Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annonccn-Bureaus von Haascn- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. D uck und Verlag von E. L. Förfter's Erden in Pulsnitz. MchtUUdVierjigKeV Jahrgang. Verantwortlicher Redakttur^ Gustav Häberlein Mittwoch. »c. L 8. Januar 1896. Im Handelsregister für den hiesigen Amtsgerichtsbezirk wurde heute auf dem die Firma Ernst Berger in Pulsnitz betreffenden Folium 59 verlautbart, daß nicht mehr Herr Adolf Ernst Berger, sondern der Kaufmann Herr Julius Edwin Seifert in Pulsnitz Inhaber der Firma ist und daß die Firma künftig Ernst Berger's Nachs. I. E.,Seifert lautet. Pulsnitz, am 3. Januar 1896. Königliches Amtsgericht. , Weise. Bekanntmachung, das diesjährige Musterungsgeschäft betreffend. Alle in hiesiger Stadt aufhältlichen militärpflichtigen Personen, welche entweder a., im Jahre 1876 geboren, oder b., bereits in früheren Jahren zur Stammrolle angemeldet, aber znrückgestellt worden sind, werden in Gemäßheit § 23 der deutschen Wehrordnung vom 28. September 1875 aufgefordert, in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Jebruar 1896 unter Vorzeigung ihrer Geburtsscheine und bez. der im 1. Gestellungsjahre empfangenen Lvosungs- und Gestelluugsscheine behufs Eintragung in die hiesige Rekrutierungsstamm- rolle auf hiesiger Rathsexpedition Cat.-Nr. 311 sich anzumelden, oder durch ihre Eltern, Vormünder, Lehr-, Brot- und Fabrikherrcn anmelden zu lassen. Geburtsscheine sind nur von solchen zur Anmeldung gelangenden militärpflichtigen Personen vorzulcgen, welche nicht in Pulsnitz, sondern auswärts geboren sind. Gleichzeitig werden die ersteren aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, daß ihre militärpflichtigen Söhne, Commis, Gewerbsgehilfen und Lehrlinge pp., welche jeweilig von hier abwesend sind, während der oben angegebenen Frist zur vorschriftsmäßigen Anmeldung gelangen. Wer die vorgeschriebene Anmeldung zur Stammrolle unterläßt, wird mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft. Pulsnitz, am 2. Januar 1896. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Em deutsch-englischer Jnteressenstreit in Südafrika. In dreister, ganz ungerechter Art haben die länder gierigen Engländer über Nacht einen Angriff auf die von holländischen Ansiedlern (Boern) gebildete Transvaal-Re- publik in Südafrika unternommen. Bekanntlich sind die beiden Boren-Staaten Transvaal-Republik nnv Orange- Freistaat den in Süd-Afrika nach der Alleinherrschaft strebenden Engländern schon lange ein Dorn im Auge und hat England bereits im Jahre 1877 mit Wässerige- Walt Vergeblich versucht, der staatlichen Unabhängigkeit der Boern ein Ende zu bereiten. Nun sind die Engländer auf ein neues schlaues Mittel verfallen, die Transvaal- Republik zu vernichten. Nachdem schon eine ganze Woche lang die englischen Zeituugen darauf hingewiesen haben, daß alle als „Ausländer" in der Transvaal-Republik lebenden Menschen, natürlich darunter sehr viele Engländer, in der Republik keine Rechte hätten, sind achthundert Mann der unter dem Protektorate Englands stehenden und von Sir Cecil Rhodes geleiteten Chartered Company in die Transvaal - Republik mit Waffengewalt eingefallen und marschiren dir.kt auf die Hauptstadt der Transvaal- Republik Johannisburg los. Natürlich hat der Präsident Krüger sofort Gegenmaßregeln ergriffen und seine Boern aufgeboten, nm die frechen Eindringlinge wieder aus der Transvaal - Republik zu vertreiben. Da die Bande des Sir Rhodes aber auch mit einei Anzahl Schnellfeuerkanonen und sehr guten Gewehren bewaffnet ist, während die Boern wohl nur Jagdbüchsen zur Verfügung haben, so kann dieses Mal die Republik Transvaal von den Engländern überrumpelt werden. Bei dieser ganzen Affaire kommt nun aber ein inter nationales Vertragsrecht und ein deutsches Interesse in Frage. Wie kommt England dazu, zu gestatten oder gar zu veranlassen, daß Sir Rhodes mit seiner Bande in die Transvaal-Republik einfällt? Die englischen Zeitungen suchen zwar mit viel Phrasen die Sache so darzustellen, als ob die unter dem Kommando des Sir Rhodes stehende Bande für die Rechte der in Transvaal lebenden Engländer kämpfe, aber auf solche englische Kniffe fällt doch m Eu ropa kein Politiker mehr herein. Die in Transvaal wohnenden Engländer leben nämlich dort als „Ausländer" und die Boren werden schon wissen, warum sie diese Eng länder und andere Abenteurer und Glücksjäger noch nicht als gleichberechtigte Bürger in ihren Staatsverband aus genommen haben. Vor allen Dingen steht in der Affaire aber auch ein deutsches Interesse auf dem Spiele, denn Deutschland besitzt auch im südwestlichen Afrika ein sehr großes Colonialgebiet und kann deshalb nicht zugeben, daß das ganze übrige westliche und südliche Gebiet in Englands Hände falle. Wie der „Köln. Zeitung" gemeldet worden ist, hat daher auch die deutsche Negierung an das englische Cabinet die amtliche Anfrage gerichtet, welche Schritte England angesichts des Einfalles bewaffneter Banden aus einem englischen Schutzgebiete in die friedliche Transvaal - Republik zu ergreifen gedenke, um den durch das Völkerrecht und die internationalen Verträge verbürgten Rechtszustand wieder zwischen der Transvaal-Republik und den englisch-afrikanischen Colonien herzustellen. Eng land, welches früher auf Kosten der europäischen Groß mächte im Auslande seine Colonialräubereien beging, darf auf solche Weise nie und nimmer fortfahren, andere Länder zu schädigen und willkürlich Länderbeute zu machen. Auch sind die Zeiten vorbei, wo das deutsche Reich in afrikani schen Fragen nicht gefragt zu werden braucht. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monate December 1895 463 Einzahlungen im Betrage von 32952 Mk. 25 Pf. geleistet, davon erfolgten 176 Rückzahlungen im Betrage von 29 425 Mk. 80 Pf. — Auf unsere neuliche Notiz betr. eine Verordnung der königlichen Kreishauptmannschaft in Bautzen über An kündigung von Geheimmitteln fft an uns wiederholt die Frage gestellt worden, ob der Verkauf der darin angeführten Heilmittel verboten sei, und erklären wir hier mit ausdrücklich, daß der Verkauf von denjenigen Mitteln, deren Zusammensetzung bekannt ist, nach wie vor in den Apotheken nicht verboten ist, sondern nur die öffentliche An kündigung derselben eine Beschränkung erfahren hat. Pain- Expeller, Sprangersche Salbe, Mariazeller Magentropfen und andere eingeführte Volksmittel, deren Zusammensetzung auf der Etiquette oder im Prospekt angegeben ist, können daher jederzeit aus der Apotheke bezogen werden. — Nachdem seit dem 1. Weihnachtsfeiertage bis jetzt die Tage nur durch etwas späteren Untergang der Sonne um wenige Minuten länger geworden sind, nehmen sie vom 5. Januar auch durch zeitigeren Sonnenaufgang zu, darum muß die Zunahme dann schneller vor sich gehen. Im Laufe des Januar wächst die Tageslänge überhaupt um 1 Stunde 9 Min., denn am 1. Januar betrug sie nur 7 Stunden 55 Minuten, am Ende des Monats wird sie 9 Stunden 4 Minuten betragen. — Prof. Falb hat auch für das beginnende Jahr eine ganze Reihe von kritischen Tagen in seinen Kalender ausgenommen. Kritische Tage erster Ordnung stehen zu erwarten am 30. Januar, 28. Februar, 29. März, 27 April, 9. August, 7. September, 6. October und 5. November. Kritische Tage zweiter Ordnung sind: der 13. Februar. 14. März, 13. April, 26. Mai, 10. Juli, 23. August, 22. September und 4. December; schließlich dritter Ordnung: der 14. Januar, 12. Mai, 11. und 25, Juni, 24. Juli, 21. October, 20. November und 20. December. Das Jahr zählt nicht weniger als 24. kritische Tage. — Die neue Erfindung, direkt aus Korn Brot her zustellen, ohne ersteres vorher in Mehl zu verwandeln, erregt vielfach in hohem Maße die Aufmerksamkeit der Land- wirthschaft. Von der Art, wie sie im Interesse der Land- wirthschaft verwerthet werden kann, wird es abhängen, in Wie weit es den landwirthschaftlichen Genossenschaften gelingen wird, einen wichtigen Theil des ihnen jetzt so verhängnißvollen Zwischenhandels in die Hand zu be kommen. Sind es die Genosfinschaften selbst, welche durch den Erwerb dieser Erfindung sich die Möglichkeit ver schaffen, ihr Korn unmittelbar in Brot umzuwandeln, so ist damit der landwirthschaftlichen Produktion überhaupt eine wesentliche Hilfe gewährt. Um so schlimmer aber muß sich die Lage gestalten, wenn eS eine an der heimischen Produktion nicht interessirte Getreidehandelsfirma ist, die die Erfindung erwirkt und zum eigenen Nutzen ausschlachtet. Dann steht zu befürchten, daß die Spekulution ein nur noch wilderes und verderblicheres Treiben entfaltet. Wir können hier auf die Erfindung selbst nicht näher eingehen; wir wollen nur die Hoffnun; aussprechen, daß die Land- wirthschaft und vor Allem ihre unabhängigen genossen schaftlichen Organe die Augen offen haben. — Auf Skorbitzer Revier wurde am 4. Januar eine Hofjagd abgehalten, an welcher Se. Majestät der König uud Ihre König!. Hoheiten die Prinzen Georg, Friedrich August und Albert mit den Herren der Begleitung, sowie einige zu dieser Jagd mit Einladungen bedachte Kavaliere theilnahmen. Das Jagdfrühstück wurde im Bahnhofe zu Mügeln eingenommen, während die Jagdtafel Nachmittags in der Königlichen Villa Strehlen stattfand. Die Gesammt- strecke, bestehend in 262 Hasen, erwarb Herr Hoflieferant Carl Müller, Pirnaischer Platz. — Zur Klärung der vielumstrittenen Frage, ob die wirthschaflliche Lage der arbeitenden Klassen sich in der Neuzeit verbessert oder verschlechtert hat, liefert einen neuen förderlichen Beitrag eine Arbeit des Referendars im Sta tistischen Bureau des König!. Sächs. Ministeriums des Innern, Herrn Rudolf Martin, die weitergehende Auf merksamkeit erregt hat. Au« der interessanten Arbeit, die einen sorgfältigen historischen Vergleich mit den analogen Veihältniffen des 16. Jahrhunderts ausführt, erhellt, daß sich die Lage der arbeitenden Klaffen im 19. Jahrhundert beständig verbessert hat, und zwar ganz besonders in der zweiten Hälfte, während im 16. Jahrhundert, und zwar ebenfalls am meisten in der zweiten Hälfte, eine erhebliche Verschlechterung eingetreten ist. Im Einzelnen ermöglicht die vortreffliche sächsische Statistik über den Fleischverbrauch, die bis zum Jahre 1835 zurückreicht, folgende Feststellungen : Seit 1835 zeigt sich eine Anfangs geringere, dann stärkere Steigerung des Verbrauchs an Rind- (ausschließlich Kalb-) und Schweinefleisch pro Kopf der Bevölkerung. Es ergiebt ich nämlich, daß bei einer B-Völkerungszunahme von 129 Prozent in dieser Periode der absolute Verbrauch um 403 Prozent und der jährliche relative Verbrauch an Rind- und Schweinefleisch pro Kopf der Bevölkerung um 119 Prozent und der relative Verbrauch in den letzten 6 Jahrzehnten für den Einzelnen von 15,8 kg auf 34,6 kg gestiegen ist. Eine Steigerung des Fleischverbrauchs auf den Kopf der sächsischen Bevölkerung in den letzten 60 Jahren um mehr als 100 Prozent dürfte in der That ein wesentliches Argument zu Gunsten derjenigen Ansicht, sie eine Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen behauptet, in die Waagschale werfen. Es wäre widersinnig,