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IIVHWUUMW8 ß 'D^R V ZI ll Il Lokatzeilung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Annahme ven Inseraten bi, »«»mittag i» Uh».^ Inserat» werden mit ,o Pf für di» Spaltzril» b«r»chn» TabellartschrrfSatz nach d»sond»r«m Laris Vie „Ottendorfer Zeitung- erscheint Dienstag, Donner», tag und Sonnabend abends. B ezugspreis vierteljährlich l Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Nr. 55. Sonntag, den 6. Mai 1906. 5. Jahrgang. Deutliches und Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, den 5. Mai ^os — Am Donnerstag fanden in den Morgen stunden wieder internationale wissenschaftliche Ballonaufstiege statt. Es stiegen Drachen be mannte und unbemannte Ballons in den meisten Hauptstädten Europas auf. Der Finder eine« jeden unbemannten Ballons er hält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt Und an die angegebene Adresse sofort tele graphisch Nachricht sendet. — Sin großer Rückgang de^,Preise ist, so schreibt die „Tgl. Rundschau" für Rindvieh, siir fette Schweine und auch beim Magervieh eingetreten. Auf den meisten Viehmärkten blieb in der letzten Zeit ein beträchtlicher Ueberstand. Dagegen konnte die Nachfrage nach Ferkeln nicht befriedigt werden. In Landsberg a. d. W. Beelitz in der Mark und anderen Orten sind die Preise um 10 Mark für den Zentner Schlachtgewicht zurückgegangen. Trotzdem sind die Fleischpreise im Kleinhandel noch immer sehr hoch. — Schützet die Singvögel! so rufen zwir Tausenden und Abertausenden von Freunden derselben zu. Leider gibt es noch viele Menschen, welche den Wert der Vermehrung dieser nützlichen Tlere nicht würdigen, obwohl sie es hauptsächlich find, welche zum Wohle der Menschheit Großes beitragen, sie befreien die Obstbäume von schädlichem Gewürm und schützen die Wälder vor Kieferspinner, Nonnen rauben rc. Ein einziges Meisenpaar vernichtet Millionen von Schädlingen an Wald- und Obstbäumen, unermüdlich und emsig svähen sie mit ihren scharfen Augen in die Ritzen der Bäume nach schädlichen Insekten, Würmern und Larven. Besitzer von Parkanlagen, Gärten und Wäldern: Lasset Vorrichtungen treffen zum Schutze der Singvögel, damit lustiger Vogel gesang wiederhalltl In der jetzigen Nistzeit find es auch besonders die Katzen, die den ge fiederten Sängern Viel Sorge bereiten. Die Katzen treiben gegenwärtig ihr vogelmörderisches Wesen bei Tag und Nacht; sie freßen die noch nicht flüggen Vöglein in großer Anzahl auf. Um nun unsere Singvögel vor diesem ihrem gefährlichsten Feinde, sowie vor Iltis u. a. sicher zu schützen, muß man diese wegschaffen, und dazu ist das beste Mittel: die Katzenfallei Jeder Gartenbesitzer stelle in der jetzigen Brüte zeit der Vögel eine solche Falle (zu beziehen von Weber in Haynau in Schlesien), er wird staunen, was er für Gesindel fängt. Das wird den Katzenliebhabern nicht angenehm sein zu hören, aber es liegt bei ihnen, sich ihre Lieblinge zu schützen, indem sie diese an ein Kettchen legen, während der nächsten sechs Wochen. — Gegen NahrungSmittelsälschung bet der Viehmast richtet de^ Deutsch- Fleischcrverband eine Eingabe an die Retchsregierung. Es handelt sich dabei um stark ölhaltige Futter mittel usw., wie die „Allg. Fleischer-Ztg." mit teilt. Dresden. Der bekannte amerikanische Milliarär John Davids Rockefeller, welcher mit Familie unter anderem Namen im Hote Bellevue hier abgestiegen war, hat Dresden wieder verlassen. — Am Donnerstag Nachmittag gegen einhalb vier Uhr sprang aus der Bergfahrt eines Personendampfer« eine Dame zwischen Laube gast und Hosterwitz in selbstmörderischer Absich in die Elbe, nachdem sie ihr Kind an einen sicheren Platz auf dem Schiffe gegeben hatte Mit schneller Entschlossenheit machte ein Tei der Schiffsmannschaft sofort das Rettungsboot klar, und ihren angestrengten Bemühungen ge lang es, die Dame noch lebend zu retten, wo rauf sie herbeigerufenen Schiffern übergeben und so noch lebend ans Land gebracht werden konnte. — Zu den Geständnissen des Raubmörders Nax Dittrich schreiben die „Leipz. N. Nachr." )er Lederarbeiter Max Dittrich aus Dresden, rer, wie bereits gemeldet, uMcr dem Verdachte >er Ermordung der Frau Privata Opitz im Lalde bei Königstein verhaftet wurde und dann roch weitere sieben Mordtaten eingestand, hat nzwischen noch einen weiteren Mord zugegeben o daß Dittrich nunmehr des Mordes in neun verschiedenen Fällen geständig ist. Am Mitt woch nachmitlag wurde er von der Kriminal polizei dem Gerichte übergeben. Dittrich hat außer der Frau Privata Opitz das 6 jährige Töchterchen der Familie Schönherr in Riesa und die Schiffers-Ehefrau GraSnick aus Gosen umgebracht. Dann hat er einen weiteren Mord in der Berliner Umgegend im Herbste vorigen Jahres verübt, und außerdem noch uns Mordtaten aus dem Jahre 1900 auf dem Gewißen, die er in Oesterreich beging. An- angS leugnete Dittrich die ihm zur Last ge egten Verbrechen, sodann aber gestand er nach und nach seine furchtbaren Taten ein und legte auch ein volles schriftliches Geständnis ab. Man war aufrichtig erstaunt darüber, in welch larer und sachlicher Weise der Verbrecher seine Mordtaten erzählte und sie hinterher auch zu Papier brachte. Die Beamten, die in den etzten Tagen mit Dittrich zu tun hatten, haben nicht einen Augenblick die Empfindung gehabt, einen geisteskranken Menschen vor sich zu haben. Inklar ist freilich noch der Grund, der Dittrich n den meisten Fällen zur Verübung der ent- ctzlichen Taten bewog. — Weiter sei noch leuchtet: Der schwer vorbestrafte Max Dittrich wurde im Jahre 1900 in Oesterreich nnter dem Verdachte, die jetzt von ihm zugestandenen fünf Mordtaten ausgesührt zu haben, in Unter- suchungshaft genommen. Zu einer Verurteilung kam es indeßen nicht, da Dittrich von Dresden aus reklamiert wurde, weil er wegen konstatierten Irrsinns seinerzeit hier festgesetzt worden, aber dann ausgebrochen war. Gr wurde infolge- d-ßen nach Dresden ausgeliefert und dem städtischen Irren- und Siechenhanse zugeführt, aus dem er u iederholt auszubrechen versuchte. Mehrfach erreichte er auch seine Absicht. In diese Zeit der Freiheit fällt die Mordtat an der Frau Opitz und die weitere Mordtat im Herbst vorigen Jahres in der Berliner Gegend, während die übrigen sieben Verbrechen von den Maßenmörder im Jahre 1899, bezw. 1900 ausgeführt wurde. Am 9. April dieses Jahres nun wurde Dittrich als' geheilt aus den Dresdner Heilanstalt entlaßen. Er verübte alsbald eine Reihe von schweren Einbrüchen, die ihn schon früher ins Zuchthaus führten und begab sich seiner Aussage nach direkt nach Berlin. Die Ermordung der Frau GaSmetster Kruß in Zöblitz leugnete Dittrich dagegen mit Entschiedenheit ab, er will vielmehr am Mord tage auf dem Wege nach Berlin sich in Dobrilugk aufgehalten haben. In wie weit diese Angaben zulreffen, das wird die bereits im Gange befindliche Erörterung ergeben. Den Umständen nach zu schließen, gewinnt es bereit» jetzt 'den Anschein, als ob Dittrich an dieser Mordtat tatsächlich unbeteiligt sei, obwohl, wie schon berichtet, das Zöblitzer Verbrechen mi den von Dittrich verübten eine auffällige Ähnlichkeit unschwer erkennen läßt. Während Dittrich in Berlin war, fiel der Verdacht, die verschiedenen Einbruchsdiebstähle begangen zu haben, auf ihn, und aus direkten Antrag der Dresdener Kriminalpolizei wurde Dittrich am Freitag von der Berliner Polizei in seiner dortigen Wohnung im Hause Sebastianstraße Nr. 2 (nicht in einer Kaschemme) festgenommen Am Sonnabend beförderte die dortige Polize den Verhafteten in die Irrenanstalt Herzberge bei Berlin, weil Dittrich dort als geisteskran bekannt war und auch aus dieser Anstalt sich früher gewaltsam befreit hatte. Inzwischen waren in der ehemaligen Wohnung DittrichS in Dresden die Kleidungsstück- d-r ermordeten Frau Opitz ausgefunden worden, so daß er in dem Verdacht des Mordes geriet. Ein von hier nach Berlin entsandter Kriminalinspektor ordnete in der Heilanstalt die strenge Be wachung des Verhafteten an, und nachdem die bezüglichen amtlichen Dispositionen eingegangen waren, wurde Dittrich am Montag nach Dresden gebracht. Hier ließ er sich erst am Dienstag zu den bereits gekennzeichneten Eingeständnißen herbei, nachdem er ursprünglich hartnäckig geleugnet hatte und u. a. angab, die bei ihm Vorgefundenen Kleidungsstücke der Frau Opitz in einer Herberge von dem be- annten Unbekannten gekauft zu haben. Die von Berlin aus verbreiteten anders lautenden Meldungen sind unrichtig. Der Ruhm, ein Scheusal in Menschengestalt für immer un- chädlich gemacht zu haben, gebührt einzig und allein der Dresdner Polizei, die den Dittrich u dem Geständnisse seiner Taten veranlaßte und die somit auch Anspruch auf die 3000 M Belohnung besitzt, die wegen der Ermordung der Schiffersehefrau GraSnick seinerzeit aus gesetzt wurden. — Der Rat hat die Löwenapotheke, Ecke Altmarkt und Wilsdrufferstraße angekauft, um das bedeutende Verkehrshindernis, das dieses Gebäude in der an sich sehr schmalen aber -bhaft frequentierten Straße bildet, zu be- eitigen. — Auf dem alten Annenfriedhofe soll trotz charser Proteste nun doch ein steinerner Zirkus errichtet werden. Mit dem Bau gedenkt man in allernächster Zeit zu beginnen. — Wegen unerwiderter Liebe schoß sich am Freitag abend ein vorübergehend hier auf« Miger Buchhalter auf der Windmühlenstraße rn der Nähe der Arbeitsstätte seiner Aus erkorenen in selbstmörderischer Absicht eine Kugel in Kopf. Er wurde noch lebend in das Friedrichstädter Krankenhaus gebracht, in dem er verschied. — Wie gerüchtweise verlautet, soll eine Hamburger Firma, das früher im Besitz der Dresdner Bank gewesene Grundstück auf der Wilsdruffer Straße, jetzt König Albert-Cafe, für 95 000 Mark, nach anderen Versionen für 130000 Mark vom Besitzer Hotelier Sendig ermietet haben, um ein neue» Warenhaus zu errichten. Von anderer Seite wird dagegen mitgeteilt, daß zunächst nur ein großes Konfektionshaus in allen Etagen dieses Ge bäudes errichtet werden soll. — Am Freitag früh gegen 6 Uhr ging ein Wirtschaftsgebäude des Gutsbesitzers Scheibe in Vorstadt Altkaditz in Flammen auf. Drei Stunden danach wurde durch die Kriminalpolizei eine bei dem Genannten in Stellung befindliche Magd bereits als Brandstifterin festgenommen. Priestewitz. Infolge plötzlich überkommener Geisteskrankheit mußte am Freitag ein hiesiger Einwohner in die Hrilananstalt Hubertusburg verbracht werden. Naundorf. Ein frecher Diebstahl wurde hier ausgesührt. Der Wirtschaftsbesitzer Neidack sand am morgen die Schweinestalltüre offen stehen. Neidack ahnte mit Recht nichts gutes. Langfinger hatten zwei Schweine aus dem Stalle gestohlen. Neidack erstatte sofort An zeige an die Gendarmerie-Station Schönfeld. Tiefenau. Aus seiner Behausung hatte sich der hiesige herrschaftliche Förster Menzel heimlich infolge Verfolgungswahnfinn entfernt. Bis Frauenhain war er mit dem Rad gefahren hatte dieses dort stehen gelaßen und war nach Berlin abgefahren. Jetzt hat er in einer Heilanstalt Unterkunft gefunden. Lorenzkirch. Unterhalb der großen Fähre wurde ein unbekannter Leichnam einer wahr scheinlich dem Arbeiterstande angehörenden, 20 bis 25 Jahre alten, kräftigen Frauensperson ortspolizetlich ausgehoben. Der Leichnam war im Verwesungszustande und mochte etwa ein halbes Jahr im Waßer gelegen haben. Freiberg. Am Donnerstag abend ist hier die Ho zmehlsabrik von Gretschel und Opitz mit vielen Vorräten und sämtlichen Maschinen bi» auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Die Entstehungsursache soll in Selbstentzündung zu suchen sein. Der Schaden ist erheblich, weil das Etablissement wegen Explosionsgefahr nicht versichert werden konnte. Zwei Feuer« wehrleute und die beiden Besitzer erlitten er- jebliche Brandwunden. Leipzig. Eine aufregende Szene spielte ich am Freitag vormittag in der zwölften Stunde in dem Grundstück Wettiner Straße 71 m L.-Lindenau ab. Dort erschien plötzlich ein unges Mädchen auf dem Dache und drohte in >ie Tiefe zu stürzen. Sofort wurde die Feuerwehr herbeigerufen, ehe sie aber ein greifen konnte, stürzte das Mädchen auü einer Höhe von drei-Stock in den Hof herab, wobei es sich mehrere Knochenbrüche und innere Ver- etzungen zuzog. In der Unglücklichen wurde eine 25 Jahre alte Arbeiterin aus Coburg er- annt, die in der Uhlandstraße in L.-Lindenau wohnte und die nunmehr nach dem Diakonissen« jause in L.-Lindenau übergeführt wurde. Sir lürfte die Tat in einem Anfall von Geiste»- törung verübt haben. — Ueber die Kosten des Umbaues der alten Rathauses kursierten in der Bevölkerung aller« ei Besorgnisse, welche Herr Stadtbaurat Scharenberg aver in der letzten Stadtverordneten sitzung durch die Erklärung dämpfte, daß man mit der bewilligten Bausumme auskommen werde, Die Befürchtungen hatten in dem Imstande Nahrung gefunden, daß für den Um bau 'der „Alten Wage" am Markt über 25000 Mk. nachverwilligt werden mußten. — Ein hiesiger Restaurateur war mit 15 Mark Strafe belegt worden, weil die Mitglieder einer bei ihm konzertierenden Damen kapelle sich nach Schluß der Vorträge zwar entfernt, nach dem Umkleiden aber als Gäste wiedergekehrt waren. Die angerufene richter liche Entscheidung fiel zu Ungunsten jde» Wirtes aus, In Artistenkretsen erwartet man, laß die Berufsorgane derselben sich weiter mit der Angelegenheit befaßen werden. Stötteritz. Ein beklagenswerter Unglücks fall ereignete sich in der hiesigen Schönbach- Straße, Daselbst wurde die 6 Jahre alte Tochter der Witwe Bärthel aus der Christian Weiße-Straße beim Ueberschreiten de» Fahr weges von einem Straßenbahnwagen erfaßt und überfahren. Dem Kinde wurde hierbei ein Bein zertrümmert, so daß die Kleine sofort zu einem hiesigen Arzte und später nach dem Leipziger Stadtkrankenhanse gebracht werden mußte. Zittau, Der neu gegründete Verein für Feuerbestattung in Zittau tritt mit einer Mit gliederzahl von weit über 400 ins Leben. Wie stark die Idee der Errichtung eine« Krematoriums in Zittau bereits Wurzel ge schlagen hat, zeigt die Tatsache, daß von drei Mitgliedern je 5000 M., zusammen 15000 M für den Zweck zur Verfügung gestellt wurden, obwohl die Subskription noch garnicht eröffnet ist Schlettau i. Erzg. Ein Brandstifter scheint in unserer Stadt in letzter Zeit sein Unwesen zu treiben. Nachdem vor etwa erst 8 Tagen ein Haus am Marktplatze durch Feuer zerstört worden ist, sind am Donnerstag abend in der 10. Stunde drei aneinandergebaude Scheunen bis auf die Umfassungsmauern abgebraunt. Von den Täter fehlt jede Spur. Werdau. Ein 19 Jahre alter Laufbursche in einer Fabrik hat seinem Prinzipal nach und nach eine bedeutende Summe Geldes entwendet indem er sich gewöhnlich morgens in da» Kontor einschlich und dem Kaßenbehälter, den er mittel» Dietrich öffnete Beträge, bi» zu 10 Mark entnahm, der Dieb gestand seine Schuld ein, will aber das Geld zum Schulden bezahlen verwendet haben. Limbach. In dem Prozeße wegen der anonymen Briefe wurde die Angeklagte Frau Bürgermeister Goldenberg wegen Beleidigung auf Grund des § 181 des Strafgesetzbuches mit 100 Mk. Geldstrafe belegt.