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MsdmfferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Rr 205, -- 86. Jahrgang Telegr Adr : .Amtsblatt' Wilsdruff- Dresden Postscheck Dresden 2640 Freitag, den 2 September 182? Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, NL'SSÄ: »--»«»bl-» ft- Wiftdruff L Um,°s-Nd ?^v^?5"^E6egen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Rcichspfennige. Dor- geschriebene Erscheinung-- tage und Platz»arfchristen werden nach Möglichkeit kN sv kL M Lk : Amt Wilsdruff Nk. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme b:s norm.10 Uhr. - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermitteltcnAnzeigen Übernehmen wir keine Garantie. Jeder Ra batl anspru ch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden muß oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nr hmen alle Bermittlun gsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. vanxiger prägen in 6enk. Rettet die Ernte! Das merkwürdige Wetter dieses Jahres läßt Befürch tungen für die diesjährige Ernte aufkommen. Schon im Vorjahre hatten die Naturgewalten in großen Teilen Deutschlands vielfach Mißernten oder doch Schäden an oem zuerst so verheißungsvoll aussehenden Ernteertrag ver ursacht. Schließlich stellte sich der Schaden doch nicht als so groß heraus, wie anfänglich befürchtet wurde, war aber immerhin noch groß genug. Es ist zu hoffen, daß sich auch in diesem Jahre nicht alle Befürchtungen bewahr heiten werden, die man jetzt noch hegen muß. Aus verschiedenen Gegenden sind von der Land wirtschaft dringende Rufe nach einer schnellen Ernte hilfe ergangen. In einigen hat man schon Militär in Bereitschaft stellen müssen. Diese Notrufe haben auch die Parlamente aufgegriffen, und es sind schon Anträge ge stellt worden, bestimmte Gebiete als Notstandsgebiete zu erklären. Allerdings aber haben die Vollversammlungen, da noch immer Parlamentsferien sind, dazu noch keine Stellung nehmen können. Es ist jedoch anzunehmen, daß diese Anträge sofort nach Beginn der Parlamentsarbeiten mit Vorrangstellung erledigt werden. Bei diesen Auseinandersetzungen dürfte es nicht aus bleiben, daß man sich über Abhilfsmittel unterhalten wird, um in Zukunft die durch das Wetter verursachte ungünstige Lage der Landwirtschaft nicht noch weiter zu verschlim mern. Der Landwirtschaft wurde von einigen Leuten ge sagt, der Appell an das Militär wäre vielleicht nicht not wendig gewesen, wenn rechtzeitig Anstalten getroffen Worden wären, stets die notwendige Arbetterzahl in der Landwirtschaft zur Verfügung zu haben. Dann wären ge nügende Kräfte vorhanden gewesen, auch in einer verhält nismäßig kurzen Zeitspanne zwischen zwei Negenperioden die Ernte zu bergen. Damit wird die Arbeiterfrage überhaupt be rührt, die stets ein Schmerzenskind auf dem Lande ge wesen ist. Dies war schon vor dem Kriege so. Damals konnten die sogenannten Sachsengänger einen gewissen Ausgleich bringen. Aber der Quell dieser Arbeitskräfte »lieht nicht mehr so wie früher. Auch das ist mit eine »olge des Friedeusverirages mit seiner Neugestaltung der Grenzen im Osten, die uns außer dem Getrcideüber- schutzland auch noch einen großen Teil der landwirtschaft lichen Hilfskräfte nahm. Bei der ganzen heutigen Finanzlage kann der Land wirt sich unmöglich stets einen großen Stab von Arbeitern halten. Die Landwirtschaft ist mehr als jeder andere Be trieb auf Saisonarbeit angewiesen, so daß zeitweilig großer Arbeiterbsdarf eintritt. Nichts wäre da gegebener, . dre produktive Erwerbslosenfürsorge M Tätigkeit treten zu lassen. Ein großer Teil der Er werbslosen und besonders der städtischen geht aber nicht auf das Land. Es würbe zu weit führen, hier auf alle Ursachen dieser Erscheinung einzugehen. Es genügt, sie zu konstatieren. Das allein führt schon zu dem Schluffs, daß alles getan werden muß, hier Wandel zu schaffen. Der Landwirt hat mit städtischen Arbeitern öfter keine guten Erfahrungen gemacht, so daß er vielleicht gegen diese eine gewisse Abneigung hat. Bei der ganzen Lebens haltung der städtischen Arbeiter ist die Unkenntnis von landwirtschaftlichen Dingen aber zum Teil erklärbar. Das sollte man sich schließlich überall sagen und deshalb der Tatsache Rechnung tragen, daß die Arbeit eines Städters auf dem Lande zunächst nicht so erfolgreich sein kann als die eines Mannes, der stets auf dem Lande gelebt hat. Hier heißt es, Geduld haben und auf beiden Seiten den guten Willen zum Ausgleich der Gegensätze zu zeigen. Fragen der Landwirtschaft sind mehr als alle anderen solche, die das gesamte Volk angehen. Es genügt da nur ein Blick auf die Handelsbilanz. Jede Erntever schlechterung übt auf diese einen großen Einfluß aus. Das an unserer Ernte Fehlende müssen wir im Auslande kaufen. Die großen Summen des Vorjahres sprechen in dieser Beziehung eine beredte Sprache und ermahnen uns stän dig, hier nichts unversucht zu lassen, um unsere Landwirt schaft auf eine immer höhere Stufe zu bringen. Dabei spielt nun die Arbeiterfrage eine besonders wichtige Rolle. Hier ist zuerst der Hebel anzusetzen. Gegen Naturgewalten sind wir ohnmächtig. Wir können aber durch geeignete Maßnahmen wenigstens erreichen, daß die Wetterschäden nicht noch durch organisatorische Mängel in» Staate ver größert werden. Hilfsmaßnahmen in Württemberg. Die württembergische Regierung hat infolge der schweren Schädigung der Ernte verschiedene Notmaß nahmen in die Wege geleitet. Zunächst soll die Reichs wehrdivision V zu den ErntearLeiten herangezogen wer- den. Zwecks künstlicher Trocknung des Getreides wuroe ein Abkommen mit Brauereien und teilweise stillgelegteu Molkereien geschlossen. Die Beschaffung zinsloser Dar lehen bzw. zinsloser Stundung der zurückzuzahlenden Rentenbank- und Düngerkredite will die Negierung för dern. Auch Steuererleichterungen, und zwar in Gestalt von zinsloser Stundung der Landes- und eventuell auch der Rechssteuern, sollen in Erwägung gezogen werden. Beginn der 46. Ratstagung. Polen und Danzig. In Genf ist am Donnerstag die 46. Ratstagung unter dem Vorsitz von Villegas-Chile eröffnet worden. Die Sitzung war geheim. Die einzige neueErscheinung im Rat ist der chinesische Gesandte aus Lissabon, Wang; Frankreich wird durch Paul-Boncour und Polen durch Sokal (der polnische Außenminister ist erkrankt) am Rats- Usch vertreten. Neben der Festsetzung der Tagesordnung und Rege lung einiger administrativer Fragen »vor die Sitzung vor wiegend einigen Anträgen Danzigs gewidmet. Senats präsident Sahm war infolgedessen bei diesen Verhand lungen zugczogen. Es handelte sich dabei im wesentlichen am zwei Fragen: um die Forderung Danzigs auf Beendi gung eines am 8. Oktober 1921 abgeschlossenen provisori schen Abkommens, das Polen die Berechtigung verleiht, Ken Hafen von Danzig als Anlegehafen für seine Kriegsschiffe solange zu benutzen, wie es über keinen eigenen ausreichenden Hafen verfügt. Danzig erklärt nun mehr, daß der polnische Kriegshasen von Gdingen hin reichend ausgebaut sei, um dieses Provisorium entbehrlich zu machen. Gegen den polnischen Protest wurde nach einer Debatte, an der u. a. die Vertreter Deutschlands, Frankreichs und Italiens teilnahmcn, beschlossen, diese Frage auf der Tagesordnung zu belassen. Die zweite Frage betrifft die Verlegung des polnischen Munitionsdepots von der Wester platte im Sinne der bereits auf der Junitagung des Rats erörterten Danziger Anträge. Da hierbei die grundsätz liche Frage aufgeworfen wird, ob eine frühere Ent scheidung des Nates ausachoben werden soU, und zwar oicjenige vom 14. März 1927, so wurde beschlossen, zunächst ein Koinitee einzuselrcn, zu dem jedes RatZmitglied einen Juristen entsenden kann. Der sachliche Teil des Danziger Antrages wird dann im Falle einer Klärung dieser Grund frage in bejahendem Sinne anschließend zur Bchandluna lommen. Die nächste Sitzung ist auf Freitag angesetzt und wird gleichfalls zunächst nicht öffentlich sein. Die weitere Tagung wird vor allem der Prüfung der seit der Juni- feffion des Nates vom Völkerbund geleisteten Arbeit ge widmet sein. Der Rat wird zu entscheiden haben, welche Folgen den Beschlüssen verschiedener Völkerbundkom missionen gegeben und inwieweit den Schlußfolgerungen internationaler Konferenzen entsprochen werden kann, die seit der letzten Zusammenkunft getagt haben. Er wird Weiter beschließen müssen über die Form, welche der Wirtschaftsorganisation des Völkerbun des gegeben werden soll. Daneben wird sich der Rat be schäftigen mit einer Anzahl Begehren, die ihm von Neuer Abflug aus Amerika. Befürchtungen wegen Hamiltons Flugzeug. Obwohl von Kanada aus alle auf den» Atlantik be findlichen Schiffe alarmiert worden sind, Ausschau nach dem englischen Flugzeug „St. Raphael" zu halten, ist es seit der Überquerung Irlands nicht gelungen, irgend etwas über das Flugzeug zu erfahren. Normalerweise hätte es bereits an» Donnerstag morgen über Neufundland sein müssen. Die Flieger haben Benzin für nur 43 Stun den bei sich. Der Ovtimismus der Bevölkerung ain Lan dungsplatz in Ottawa begann bei der Verschlechterung der Witterung nachzulassen. Sir John Carding, der mit seinem Eindecker bereits einmal von London in Ontario aus den Atlantik zu über- gueren versuchte, ist nun zum zweitenmal nach England gestartet. So befinden sich zurzeit zwei Flugzeuge in ent- argengesetzter Richtung über dem Ozean. Negierungen von Mttgliedstaaten vorgelegt wurden, so insbesondere mit dem Begehren der griechischen Regierung nach einer amtlichen Interpretation der Artikel 190 und 192 des Versailler Vertrages betreffend das Verbot, nach welchem Deutschland keine Kriegsschiffe und kein Material für Kriegsmarinen bauen und aus führen darf. Dandervelde aus Genf abberufen. Brüssel, 1. September. Das Telegramm, das Vander- velde nach Brüssel zuttickttes, hat ihn erst in Genf erreicht, wohin er bereits abgereist war. Dies erklärt, warum Vandervelde trotz ollem in Genf erschienen ist. Vandervelde wird heute Freitag in Brüssel erwartet und noch am gleichen Nachmittag an dem ange- sctzten Ministerrat tostnehmen. In dieser Sitzung wird über die Fanktireur-Enciuete und die Geschäftsordnung der hierfür einge setzten Kommission Beschluß gefaßt werden. * Griechenland kandidiert für die Wahl in dem Völkerbnndsrat. Eens, 1. September. Der griechische Außenminister Poly tia Hai heute dem Völkerbund offiziell die Mitteilung zugehen lassen, daß Griechenland seine Kandidatur zu der bevorstehenden Wahl in den Völkerbund ausstellt. Damit kandidieren bisher auf die durch das Ausscheiden der Tschechoslowakei freiwerdende Rotsstelle Finnland, Dänemark, Griechenland und Portugal. Die besten Chancen dürste jedoch nach Auffassung in Völkerbunds kreisen gegenwärtig Dänemark haben, da die Kandidatur Finn lands bei vielen Staaten sus erheblichen Widerstand stoßt. * Vertagung der Abrüstungs-Debatte? Genf, 1. September. Wie heute gerüchtweise verlautet, soll bei der gestrigen Zusammenkunft zwischen Chamberlain und Briand in Patts eine Vereinbarung zwischen den beiden Außen ministern erzielt Wochen sein, die zum November einberufene Sessicn der vorbereitenden Abrüstungskommiffion des Völker bundes aus unbestimmte Zeit zu vertagen. Argentinien und der Völkerbund. London, 1. September. Der argentinische Außenminister Gallardo gab heute bekannt, daß Argentinien die Einladung der Völkerbundskommission für Verbindunas- und Transitfragen an genommen hat. Er fügte aber hinzu, daß die Entscheidung -er Regierung keineswegs bedeute, daß Argensimen gewillt sei, dem Völkerbunde wieder beizutreten. Während das Tiefdruckgebiet im Raume zwischen Gröulaud und Irland sich weiter verflacht, dringt von der Mitte des Ozeans her der hohe Luftdruck ostwärts vor. In der Tiefdruckrinne, die über dem Osten der Ver einigten Staaten liegt, hat sich ein Teilties entwickelt, das in weiterer Ausbildung begriffen ist. Auf seiner Rückfeite wehen stürmische nördliche Winde. Am Nordabhang des mittelatlantischen Hochs ist allent halben eine westliche Luftströmung erkennbar, die 30 bis 40 Kilometer Stundeugeschwindigkeit erreicht. Infolge dessen ist für einen Flug von Europa nach Nordamerika noch immer kräftiger Gegenwind auf der ganzen Strecke vorhanden, das Wetter also noch nicht günstig. Von Konstantinopel weitergeflogen. London, 1. September. Die amerikanischen Weltslicger Schlee und Brock sind heute mit ihrem Flugzeug, der „Stolz von Detroit", von Konstantincpel nach Meppo weitergeslogen. * Auf dem Bromberger Flugplatz ist während eines Probefluges ein polnisches Militärflugzeug aus etwa dreißig Meter Höhe abgestürrt. Der Mlot ist leicht, der Mechaniker schwer verletzt. In Orly (Frankreich) hat sich ein neues Flugzeug unglück ereignet. Der Kommandant der dortigen Militär fliegerabteilung, ein Leutnant, stürzte bei einem übungs- flug aus hundert Metern tödlich ab. * Fliegerehrung für Hindenburg. München, 2. September. Am Donnerstag vormittag star teten 10 Flugzeuge der Verkehrsflicgerschule in München in Schleißheim zu einem Fluge nach Dietramszell, wo sie über dem Schloß eine Hvldigungsadreffe für den Reichspräsidenten ab- warfen. Ureur unck quer über cken Orean