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Rr 2S7 Donnerstag, den 13. Juni 1S18 tzauptschriftlelker: Dr. Everch, Leipzig Verlag: Dr. Reinhold L To., Leipzig Der Feind erneut geworfen Starke französische Gegenangriffe verlustreich gescheitert — Bisher IS 000 Gefangene und mehr als 1S0 Geschütze — 3S Flugzeug in 2 Tagen abgefchoffen Der deutsche Heeresbericht AmWch. Große- Hauptquartier, 13. Juni. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Zeitweilig cm flehender Arkilleriekampf. Oertliche Infanterie gefechte. Heeresgruppe Deutscher Kroaprinz. Südwestlich von Noyon führte der Franzose erneut stacke Gegenangriffe beiderseits der großen Straße Noye—E st re es —S t. DenlS. Unter schwersten Verlusten brach auch dieser An sturm zusammen. Mehr als 60 Panzerwagen liegen zerschossen auf dem Kampffelde. Die Gefangenenzahl ist auf über IS 000 gestiegen. Die Bente an Geschähen beträgt ngch bisherigen Fest stellungen mehr als ISO. Bei Abwehr der feindlichen Gegenan griffe fielen einige unserer bis in die vorderen Infanlerielinien hinein aafgefahreaen Geschütze in Feindeshand. Nördlich der Aisne drangen Sturmabteilungen in die feind lichen Gräben. Südlich der Alsne griffen wir nach stacker Ar. tiüeriewicknng den Feind an und warfen ihn aus feinen Linien östlich von Lukr y—D ommiers über Liese Orte hinaus zurück. Nördlich von Lorcy wurde derSavieres - Gru«o vom Feinde gesäubert. Wir machten mehr als 1S00 Gefangene. Mehrfach wiederholte feindliche Angriffe nordwestlich von Thckteao-Thierry brachen verlustreich zusammen. In den beidea letzte» Lagen wurden 3S feindlich» Flugzeuge Gompisgne von drei Seiten bedroht Basel, 13. Joni. (Ltg. Drahtdericht.) Das „Echo de Paris' meldet: Der deutsche Druck zu beiden Seilen der Oise verstärk! sich täglich. Der Feind hat neue Verstärkungen cingeseht und seine Anstrengungen verdoppelt. Eompiegne ist von drei Seilen ge fährdet. Deutsche Vortrupp«, haben das Vorgelände der Stadt, von deren Milte sie kaum noch 10 Kilometer entfernt stehen, und die andauernd beschaffen wird, erreicht. .Daily Mail' berichtet, man muffe auf überraschende Vor. stoße der Deutschen auf neuen Frontleilen gefaßt sein. Man könne augenblicklich nicht klar erkennen, ob der Angriff gegen Tompiegne weitergeführt wird, und ob er eine Ablenkungsoffensio« oder einen HauptabsäMitt in den feindlichen Kriegsplänen darstelle. DaS Blatt l-offi, daß die Waldungen von Compidgae und Loigne für den weiteren deutschen Vormarsch ein ernstliches Hindernis bieten werden. Der .Basler Anzeiger' berichtet: Der deutsche Vorstoß gegen Tom- piegne zwingt General Foch, seine Pläne gegen SoissonS endgültig auf- zugcben. Seme Hanptsorge wird im Gegenteil daraus gerichtet sein müssen, nicht «noch noch Lompiegne zu verlieren, das inzwischen von den Deutschen außerordentlich schwer bedroht ist. Zwar wird es dem fran zösischen Generalissimus iu viel kürzerer Zeit möglich sein, den neuen Stoß zu parieren, als den Hauptstoß am Dornenwege, alber er sieht damit neuerttch ein Stück seiner Bewegungsfreiheit dahin schwind eu. Uckerath bei AeimS, bei Tompiegn«, Amiens und in Flandern, sieht er sich genötigt, seine Reserven zur Deckung lebens wichtiger Fronttcile bereilzvhalten, während die Gefahr an der gesamten Front stündlich und fast sichtbar zunimwt. Die ernste Mitteilung Lloyd Georges und Llemenceaus über die bangen Tage und die Erschöpfung der Reserven, an deren Stelle jetzt die Amerikaner treten müßten, sind nur zu erklärlich. Zürich, 13. Juni. (Eig. Drahtdericht.) Der «Zürcher Tagesanzeiger' meldet: Der Druck der deutschen Armeen gegen Paris dlelbtbestehen, und jede Angrisfshandlong, die auf der Front don Lhateau-Thierry bis Montdidier stattfindet, kann als eine Ver schärfung dieser allgemeinen Bedrohung angesehen werdea. Es ist zu erwarten, daß die deutschen Angriffe nun wechselweise bald tm Ge biete östlich der Oise, bald westlich davon erfolge» werden, um die gegne rischen Reserven hin und her zu ziehen und zu ermüden, wobei dann aber noch nicht gesagt ist, daß di« Fortsetzung der wirklichen Offensive auch in dieser Richtung erfolgen wird. Die Verteidigung von Paris Amsterdam, 13. Juni. (Drahtbericht.) .Daily Mail' meldet aus PariS: Im Anschluß an die Vorarbeiten der Abgeordneten der Departe ments Seine et Oise betreffend die Verteidigung von Paris weisen die Pariser Militärkrillker darauf hin, daß noch nichts über die Frage der Anlegung von Unterständen im Falle einer Beschießung von Paris besprühen worden ist. Sie schlagen vor, der Vorsitzende des Pa- riser Gemeinderates soll ein« Zusammenkunft einberufen, um über die Frage der Verantwortlichkeit der Gemeinderaksmikglieder in dieser Hin sicht zu beraten. Die Sozialisten forderten ein kräftigeres Auftreten ihrer Führer und sind der Meinung, daß zwar mit Recht gehofft werdea dürfe, daß der Feind zum Stehen gebracht werden kann, ober daß die Gefahr doch noch n, ch 1 vollständig gewichen sei. Sie erklären, daß man innerhalb eines Tages leicht 10 000 Arbeiter für die Anlegung von Unterstünden erhalten könne. Basel, 13. Sani. (Eig. Drahkbericht.) Die .Morning Post' meldet: Die Pariser Bahnlinie nach Reims »st seit Togen zeit- weise gestört, doch erleidet der Verkehr Parts—Reims dadurch keine Unterbrechung. Man Hal die Uebcrzevgung, baß der Vorstoß bei Lompidgne dazu dient, die Absichten des Feindes zu verschleiern, der olles zu einem Hauptstoß vorbereitet. Die militärische Lag« hat sich zweifellos seit dem 2?. März nicht zu unseren Gunsten ent wickelt. Köln, 13. Juni. (Eig. D r a h t b « r i ch t.) Die .Köln. Volksztg.' meldet aus Zürich: .Trotz der Besserung, die in anserea Linien eiage- lrelen ist,' schreibt -erve, .bestehl die Bangigkeit immer noch.' Herv«i befllrchtck, daß di« Deutsche» ihr« ManL»rt«dtnist»aea für «i««n H»»ptschl«§g«t"PErts kneyMtrt««». Es ist «t» Punkt, wo «bi AehMleg mrser«n Beoötk«r>MM «s Hs dnn z linkt >mb dtn abgefchoffen. Hauptmann Berlhold und Leutnant Menkhoff er rangen ihren 33^ Oberleutnant Schleich seinen 20. und 30., Leut nant DeUjens feinen 20. und 21, Hauptmann Reinhardt seinen 20. Luftsieg. Der Erste Generalquarkiermeister. Ludendorff. (W.T.B.) Polen und der wirtschaftliche Wiederaufbau Ostpreußens Im Hinblick auf den Berliner Besuch des Grafen Burma schreibt unS unser ostpreußischer Mitarbeiter: Drehscheibe unserer großen Bahnen, eS ist Herz und Kopf Frank reichs. Herve weist dann darauf hin, daß di« französischen Dioffionen nicht zögerten, Calais zu decken, als eS bedroht schien und daß hoffent lich nicht eine falsche Scham di: Franzosen abhalle, Paris im Notfall Lurch englische Divisionen decken zu lasten. Französischer Trost Basel, 13. Juni. (E i g. Drahlberrcht.) Die Basler Blätter berichten aus Paris: Die .Liberte' versichert, daß England eine neue Krafkanstrengung unternehmen wird, um den neuen Angriff, den der russische Abfall im Gefolge hatte, aufzuhaltea »ad zunichte za machen. Auch Italien wird seine Mithilfe nicht versagen. Indirekt wird «ine italienisch-englische Gegenoffensive on- gedeukel. Bis zu diesem Augenblick, so betont die .Liberte'» muß jedoch noch die Losung gelten: Durchhalte«! Zürich, 13. Juni. (Eig. Draht bericht.) Der «Zürcher TageSanzciger' berichtet: In Mazedonien und Palästina und ans den übrigen östlichen Kriegsschauplätzen dauert d:e erhöhte Feuer tätigkeit fort! Es wäre nach diesen Anzeichen nicht ausgeschlossen, daß nach früherem Beispiele die Entente nochmals versucht, auf allen Fronten za gleicher Zeit zu einer EinheltSoffensive aoSzuholen. General Fock erklärte bereis, daß er hoffe, einen geeigneten Zeil- punkt zur Gegenoffensive baldmöglichst zu finden. St. Gallen, 13. Joni. (Eig. D r a h t b e r i cht.) Das „Sk. Gallener Tagblatt" l-erichtet: Die französischen Blätter sind der Ansicht, daß d-e Deuischen versnchen werden, auch gegen Villers Toll« retS und Preyl neuerdings vorzvstoßen, wo sie die Oise er- reichen und im Besitz der Anhöhen die Franzosen nötigen können, Compiegne zv rävmen. Dadurch erhält der deutsch« Vorsprung bei Montdidier und der Vorstoß gegen Tompiegne westlich der Oise ein südliches Gegenstück. Schwere Artilleriekämpfe an der italienischen Front Zürich, 13. Juni. (Eig. Drahtdericht.) Der .Zürcher Anzeiger' meldet, daß die schweren Artilleriekämpfe auf der ganzen Westlich ter Front vom Slilfer Joch bis zum Tonale aadauern u»d daß <uss den Bergen der Zentral- und der Ofischweiz seit letzten Sonntag der Kanonendonner von der italienischen Front her in einer seltenen Deutlichkeit und Stärke vernehmbar ist. Die .Idea Razionale" und di« .Epoca' kündigen den Begin« der österreichischen Sommeroffensive gegen Italien an. die nicht mehr lange auf sich warten lasten werde. Alle Anzeichen hinter der österreichischen Front sprechen jetzt für den «nmiltelba bevor stehenden Angriff, de» man ja schon lange erwartet hatte. *- Zürich, 13. Juni. (Eig. D r a ht b « ri ch t.) Dem «Avanti' zu folge haben die Sozialisten in der italienischen Kammer für die Wiedereröffnung die erstmalige Einbringung der sozialistischen Frie- densinlerpe Nation beschlossen, sowie die Einbringung einer zweiten Interpellation, di« von der Regierung eine Erklärung dar über fordert, wie sic sich gegenüber neuen feindlichen Frie densangeboten zu verholten gedenkt, um bald das Ende des Welt krieges herbeizuführen. Nach Mailänder Meldungen haben in de» letzte» Tagen in Turin und Mailand neue Verhaftungen von Gewerkschafts- und So- zialistenführcrn statlgcfonden. Daft ganz Finnland für die Monarchie Kopenhagen, 13. Juni. (Eig. Drahtdericht.) Nach einer Drahtmeidung aus Helsingsors hat die R e g i e r u n g im Landtag eine Gesetzesvorlage über die Li n f ü h ru n g d e r Mon archie inFinnlanü eingebrocht. Die Stimmung ist im ganzen Lande überwiegend für die Einführung der Monarchie. Obwohl die junofinnischen Parteien sich gegen die Einführung der monarchi stischen Staatsform ausgesprochen Haden, veröffentlich«» 118 be kannt» IunafUmen einen Aufruf, worin sie sich als entschieden« An- hchrger der Monarchie autfprecherv - In dem Nachtrage zu der Denkschrift über Beseitigung der Kriegsschäden in den vom feindlichen Einfall berührten Landes teilen, der kürzlich dem preußischen Abgeordnetenhaus« zuging, ist auch dem Wiederaufbau des oskpreuhischen Handels und Gewerbes ein besonderes Kapitel gewidmet. Mit Recht; denn wenn auch die wichtigste Aufgabe die Wiederbelebung der landwirtschaftlichen Produktionskraft Ostpreußens, die ja für das gesamte Reich von größter Bedeutung ist, sein mußte, so würde unsere Provinz doch die Nachwirkungen des Russeneinfalls und der hier besonders starken Kriegsansorderungen in Jahrzehnten nicht verwinden, wenn ihr Handel und Gewerbe bei der Wiederherstellung ganz der eigenen Kraft überlassen geblieben wären. Tatsächlich ist denn auch sehr viel geschehen, um diesen Erwerbszweigen bei der Ueverwindung der Kriegsfolgen zu helfen. Vorentscyädigungen, die Errichtung einer Kriegskreditbank nebst Kricgshilfskasse für Ostpreußen und einer Pfandbriefanstalt für Beschaffung erster und zweiter Hypotheken, Schaffung einer Verdingungsstelle der Handwerkskammern für den Wiederaufbau eines Kriegsverbandcs ostpreußischer Genossen schaften zur Förderung der genossenschaftlichen Organisation d«L ostpreußischen Handwerks und die Bewilligung von Lisenbahnvor- ^zrrgStarisen zur Erleichterung der Hcranjcbaffunq von Baumaterial, Maschinen usw., das waren einige von den Mitteln, mit denen man teils die Notlage zu lindern, teils den Unternehmungsmut neu zu beleben versuchte. Und der dadurch erzielte Nutzen ist sicher nicht gering anzuschlagen. - Trotzdem wird auf diese Weise bestenfalls erreicht werden, daß Handel und Gewerbe in Ostpreußen ungefähr den alten Friedensstand wieder erreichen. Dagegen würde der neue Aufschwung, den sie gerade vor Ausbruch des Krieges nehmen wollten, indem sie teils aus eigener Kraft teils mit Unterstützung der Provinz und der Staates weilausschauenüe B c r k e h r s r c f o r m p l ä n e in Angriff nahmen, und der zu der Hoffnung berechtigte, daß der weite wirt schaftliche Abstand Ostpreußens von den meisten anderen preu ßischen Provinzen erheblich verringert werden würde, für lange Zeit, wenn nicht für immer unmöglich werden, wenn mit den eigentlichen Wiederausbauarbeiten nicht die Sicherung eines gesteigerten wirtschaftlichen Verkehrs mit den ehemals russischen, jetzt selbständigen Ge- G e b i e t e n z m i s ch e n der Ostsee und dem Schwarzen Meer Hand in Hand ainoe. Die Absicht, Ostpreußen auch da die Wege zu ebnen, ist nun zwar sowohl bei den unmittelbar interessierten Handels- und Ge- wcrbekreisen als auch bei den Pwvinzialbehörden vorhanden, ober die Hauptaufgabe wird nicht ihn:.n, sondern dem Staate und Reiche zulailen, denn diese allein werden dafür sorgen können, dch die in Ostpreußen in Aussicht und Angriff genommenen Arbei ten für Verbesserung und Erweiterung des Eisenbahn- und Binnen schiffsverkehrs auch jenseits der jetzigen Grenzen ihre Fortsetzung und Ergänzung finden, wie es auch allein in ihrer Hand liegt, über haupt erst die politischen Grundlagen zwischen den preußischen Ost marken und dem der Erschließung harrenden Neuland zu schassen. Vor allem aber ist es Sache des Reiches, zu sorgen, daß bei der end gültigen Regelung der Beziehung zu Polen kcincneuenwirt. sch östlichen Schranken im Süden unserer Pro vinz errichtet werden, die lähmend auf die Entwicklung unserer Industrie und unseres Handels und Gewerbes wirken mühten. Polen ist nicht nur als selbständiger Abnehmer und Liefe rant für Ostpreußen wichtig, sondern es beherrscht auch einige der Hauptverkehrslinien zwischen Ostpreußen und derUkraine. Es kann daher sowohl Handels- als auch verkehrs politisch einen außerordentlich starken Einfluß auf die Ein- und Ausfuhr Ostpreußens und der übrigen preußischen Ostprovinzen ausüben, wenn es das Recht erhält, ein«? absolut selbständige Wirtschaftspolitik zu treiben. Dies wird nun zwar schwerlich ein treten, wenn Deutschland bestimmenden Einfluß aus die Gestal tung der staatlichen Zukunft Polens ausübt. Sehr bedenklich könnte die Sache werden, wenn es zu der sogenannten austro- polnischen Lösung käme. Diese wird hier geradezu gefürchtet. Einmal aus politischen Gründen, weil Ost preußen neuerdings gleichfalls von der polnischen Invasion stärker bedroht wird als je zuvor und wohl mit Recht annimmt, daß ein mit Oesterreich verbundenes Polen auch die letzte Scheu vor der Verfolgung seiner Ausdehnungsbestrebungen verlieren wird. Dann aber vor allem aus den erwähnten wirtschaftspoliti- s ch e n Erwägungen. Oesterreich und besonders Ungarn und Galizien lind im'Handelsverkehr mit Polen die natürlichen Konkurrenten der Ost Provinz en Preußens. Der neue Wirlschastsbund init Oesterreich-Ungarn wird vielleicht einige der bisher vorhandenen Rivalitäten aus gleichen, aber er wird nicht imstande sein, den handelspolitischen Vorteil aufzuheben, den Oesterreich-Ungarn von der Eingliederung Polens in sein Wirtschaftsgebiet haben würde. Und darunter würden in erster Linie die preußischen Ostprovinzcn und von ihnen wieder ganz besonders Ostpreußen leiden, denn ihm würde jede Ausdehnung seiner Handels- nnd verkehrspolitischen Tätigkeit nach Süden und Süüosten zu auf das äußerste erschwert, jo, vielleicht sogar die Behauptung seiner bisherigen Beziehungen Labln m». möollch gemacht werb«.