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Nr. L«S LS. Jahrg. Mittwoch den 19. Juli 191« vezngdtzret», »«»««»« X mit tlluslr. Beilage dierteljdhrlich »I« In Dresden und ganz Deutsch land frei Haus j» L» kl Oesterreich «.LSIi. »u»gab« l, vierteljährlich 1.8« In Dresden und ganz Deutschland frei HauS ».»» in Oesterreich «.«? »i. Einzel-Nummer 1« Dt« BLchMche BolkSzeitung erscheint an allen Wochentagen nachmittag». Sächsische Geschäftsstelle und Redaktion' > Dresden »A. 16, Holbeinstratze Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147»? Anna von lllnzitgrni hme von cheschtistSanzeigcn bis Famiiienanzeigen bi» 11 Uhr I«U»r. vorm. Preis slii diePetit-Lpaltzcile S« im ReNa- mcteil 8« ^ Für undeutlich geschriebene, sowie durch ssern- svrccher ausgegcbette Anzeigen kdnncn wir die Beranlwortlichleit sürdieSüchligtcit de» Leite» nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaltion: 11-1» Uhr vorm. ! Organ der Zentrumspariei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen.' Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Deutschland und Italien Eine italienische Frage Im Vordergründe der politischen Erörterungen der italienischen Presse steht augenblicklich dos Verhältnis Italiens zn Teiitschüind. Bekanntlich herrscht zwischen den beiden Ländern kein offizieller Kriegszustand, denn der .Urieg wurde 101st nur zwischen Testerreich-Uugaru und Italien erklärt, aber es gab und gibt in diesem unruhigen Lande eine ganze Anzahl Politiker, die den Kriegszustand auch ans Tentschland ausgedehnt haben wollen. An Reib- 'lächen hat es seit dem denkwürdigen 21. Mai lOIst nicht ge fehlt, aber zn einem Bruch ist es bisher' nicht gekommen. Nun scheinen sich die Gegensähe etwas znspihen zn wollen, wenigstens ist uns gegenüber der Ton in einigen italie nischen Blättern etwas lebhafter geworden, (beben wir mal der Ursache nach. Am l!l. Mai 101 st, also zwei Tage vor dem schmählichen italienischen Pertragsbruch, erneuerte der italienische Botschafter in Berlin im Anstrage seiner Ne gierung den bei Ausbruch des Weltkrieges abgeschlossenen Vertrag, wonach die Schonung der Personen und des Eigen tums ans Gegenseitigkeit sür die .(iriegsüauer verbürgt wurde. Allerdings gab man diesem Vertrag zunächst eine einjährige Tauer. Nun haben sich italienische Kreise zum großen Teil nicht sonderlich an den Vertrag gestört. Italie nische Banken zahlten ausnahmslos die Guthaben deutscher Banken nicht aus, italienische Amtsstelle» lehnten seit langer Zeit Zahlungen an Deutsche ab, die italienische Ne gierung beschlagnahmte unter Bruch des deutsch-italienischen Handelsvertrages deutsche Schisse und die Zahlung der Ent schädigung wurde verweigert. , Tie leitenden deutschen Kreise haben diesem Tun wohl aufmerksam aber nicht han delnd zngesehen. Irgendwelche Gegenmastregeln wurden bisher nicht unternommen. Am 30. April l!1l0 hat nun die italienische Negierung ein Zahlungsverbot erlassen. Hier gegen erhob die deutsche Reichsleituug Beschwerde und daraus hat die italienische Negierung geantwortet, sie erachte sich nicht mehr an das im Mai >010 getroffene Abkommen gebunden. Naturgemäß mustte die italienische Mastnahme deutscherseits mit einer entsprechende» Gegeumastualnne be antwortet werden. Deshalb nmstten alle deutsche» Bauten die italienischen Konten sperren und weiterlstn wurden die Nentenzahlnngen nach Italien eingestellt. Bezüglich der letzteren ist zu bemerken, das; alljährlich eine Menge Italie ner als Arbeiter nach Tentschland komme», die dort uiäst nur viel Geld verdienen, sondern auch au den blechten und Pflichten der sozialen Versicheruugsgeselze teiluebmeu, daher gibt es in Italien seht eine ganze Menge Leute, die aus Grund der deutschen sozialen Geseke rentenberechtigt sind. Tie deutsche Gegenmastregel hat mertwürdigweise in Italien nicht nur Aufsehen erregt, sondern auch Entrüstung bervorgernfen. Das erscheint uns unnötig, denn in Italien must man bei einiger Vernunft sich darüber klar sein, das; irde unangenehme Mastregel sofort eine Gegen mastregel Hervorrufen must. Wir tonnte» und durften die. vielen italienischen Nadelstiche und die amtliche Siegelung daraus nicht ruhig hinnehmen. Tos deutsche Interesse und die deutsche Ehre verlangen ein Eingreifen im falle einer Schädigung unserer berechtigten Ausvrüche, und daher be grüßen und unterstützen wir die Maßnahmen der deutschen Negierung. Wie kommt nun Italien zu all diesen kleinen, kleinlichen und endlich amtlichen Maßregeln uns gegenüber. Gewiß ist es Deutschland gegenüber seil dem Treubruch mit unserem Verbündeten nicht frenudscliastlich gesinnt ge blieben, aber zn einer offenen .Kriegserklärung lag bisher kein Grund vor. Tie eigentliche Neibungssläche fehlte. Trotzdem haben englische Kreise immer und immer wieder gesteht, um Italien zn einem Krieg mit Deutschland zn trei ben, insbesondere um es zur Beteiligung an dem Wirt- »chaftskriW gegen die Mittelmächte zu veranlassen. Tie Sperrung der Kohlen- und sonstigen Zufuhr, die Herauf- beschwörnng eines wirtschaftlichen Notstandes und der gleichen Tinge mehr sind englisches Wert, das Italien voll ständig unter die Knute bringen und in der Abhängigkeit von England bringen sollte, wie sie Portugal schon seit Jahr hunderten hatte. Italien mußte auf englischen Befehl, daS zeigt sich jetzt sonnenklar, Tentschland ständig zur Kriegs erklärung reizen, damit dieses die Verantwortung sür das »en blutige Ringen erhielte, einen feind mehr besaß und io die Möglichkeit des Sieges noch weiter hinansgeschoben wurde. Was wird nun werden? In einigen italienischen Blättern, die der Negierung und den maßgebenden Poli tikern nahestehen, wird die Im ge einer Kriegserklärung .verneint, Kriegshetzer bejahen sie. Tie nächste Zeit wird lehren, wer den größten Einfluß hat. Auf-der anderen Seite werden neue Maßnahmen, wie die Einziehung deS ge samte» deutschen Eigentums gewünscht. In diesem falle könnte Tentschland entsprechend anworten und wir ständen ^ »»»»»»»» H Das Neueste vom Tage ^ Ski MW deM WMW. (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, l!>. Juli 1010. Westlicher Kriegsschauplatz Im Somme-Gebiete wurden gestern abend das Torf Lougueval und das östlich an das Tors anstoßende Gehölz Telville von dem Magdeburger Iusanterieregiment Nr. 20 und dem Altenburger Regiment in hartem Kampfe den Engländern wieder entrissen, die neben großen blutigen Verlusten 0 Offiziere, 230 Mann an Gefangenen einbüßten and eine beträchtliche Zahl Maschinengewehre in unserer Hand ließen. feindliche Angriffe gegen unsere Stellungen nördlich Ovillers sowie gegen den Südrand von Pozv-res wurden bereits durch Sperrfeuer unterbunden und hatten nirgends den geringsten Erfolg. Südlich der Somme scheiterten französische Teil- .angrisse nördlich von Barleur und bei Belloy, au anderen Stollen kamen sie über die ersten Ansätze nicht hinaus. Rechts der Maas setzte der feind seine vergeblichen An strengungen gegen unsere Linie aus der „Kalten Erde" fort. Nördlich von Ban - de - Sapt war eine deutsche Patrouillenunternehmung erfolgreich Oestlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des G e n e r a l f e l d m a r s ch a l l s v. Hin. denburg: Südlich und südöstlich von Riga haben unsere tapferen Regimenter die wiederholte», mit verstärkten Kräften ge führten rnsstschen Angriffe unter ungewöhnlich hohen Ver lusten für den feind znsammenbrechcn lassen. Heeresgruppe des G e n e r a l f e l d m a r s ch a l l s Prinz Leopold von Bayern: Tie Lage an der front ist unverändert. Ans die Bahnhme Horodzieja und Pogorjelzv, der mit Truppentransporten belegten Srrecke Minsk Richtung Barm nowitjchi wurden von Miseren fliegergeschwadern erfolgreich zahlreiche Bomben abgeworfen. Heeresgruppe des Generals v. Linsingen: Teilweise lebhaftere feuertätigkeit des Gegners, be sonders am Stochod sowie westlich und südwestlich von Luck. Armee des Generals (strafen von Bo ihm er Keine besonderen Ereignisse. Balkan-Kriegsschauplatz Nichts neues. Oberste Heeresleitung. Tie Abreise der „Tcutschlniid" Berlin, 10. Juli. Nach dem „Berl. Tagebl." fün digen die Neuyorker Zeitungen sür morgen die A b r e i s e d e r „T e u t s ch l a n d" ans Baltimore an. Tie „Deutsch land" hat 1200 Tonnen Nickel und Kautschuk geladen. Vor der Ehesapeake-Bucht wurde» englische .Kreuzer beobachtet. Wie „Newyort Herald" meldet, soll Kapitän König erklärt haben, daß etwa l2 Handels-Unterseeboote in einigen Wochen fertig gestellt sein werden. König.Konstantin war in Lrbrnsgrsnhr Wie die „Voss. Ztg." berichtet, melden französische Be richte ans Athen, das; bei dem Brande von Tatest König Konstantin in größter Lebensgefahr geschwebt habe. Er beaufsichtigte bis zum lebten Augenblick die Löscharbeiten und wurde plötzlich v o n d e u f l a m »i e n e i n g e h ü l l t. Er sprang aus einer Höhe von st Metern in einen Graben, wo er infolge des falles und Rauches b e w u ß tlos lie gen blieb. Er wurde dort von Soldaten ausgehoben und sortgetrageu, während sich die Personen seiner Um gebung auf der Suche nach ihm verbrannten. Große Hitie i» Amcrita Nach dem „Berl. Lotalauz." melden die „Basl. Nachr." aus Neuyork,, das; in Stadt und Distrikt -Neuyork seit einigen Tagen eine Hibe von 10 Grad im Schatten herrsche. Etwa 100 Personen seien dem Hihschlag bereits erlegen. erneut vor derselben frage. Vielleicht habe» die Italiener sich weniger über die finanzielle Seite geärgert, als über das von Deutschland in Belgien erlassene Verbot der Heim fahrt wehrpflichtiger Italiener. Jedenfalls ist zwischen den beiden Ländern bezw. deren Negierungen ein Streik vor handen, über dessen Austragssouu im Augenblick eine Klar heit nicht geschaffen werden kann. Vielleicht ist es uia: un wichtig, sich jetzt schon darüber llar zu.werdeu, was ns. im falle eines Krieges mit Italien zu befürchten haben. Ein direkter Angrifspuntt ist nicht vorhanden. Ter Kamps lönnte sich höchstens an der deutschen Westfront alstviolen. Eadorua müßte seinen Verbündeten Truppen senden und das hat er bis zur Stunde abgelebut. weil er seim Leute immer selbst brauchte. Dringen die frauzosen und Eng länder aber aus eine Truppeujeudung. so muß sie von den bisherigen Kampffronten genommen werden und den Maunsthaftsschwund der franzosen ersehe». Ob mm dazu bereit sein wird! Jedenfalls liegt sür uns kein Grund zur Beunruhigung vor. Warten wir ab, ob das Land des fort gesetzten Treubruchs sich nicht doch in letzter Stunde darauf besinut, daß es einmal als ehrlich gegolten hat. Das Kapitalabfindungsgesel; Das Kapitalabsindungsgeselz tritt am 2st. d. ü.. in Kraft. Es bringt, sowie es vom Reichstage nach verschie denen Verbesserungen der Negieruugsvorlage verabschiedet worden ist, eine ganze Reibe von sozialen Wohltaten, namentlich sür die arbeitenden Klasse». Es bandelt sch; um die fürsorge für alle diejenigen, die i» dem Kamm kür das Vaterland au ihrer Gesundheit Schaden gelitten habe:.. Tie Bestimmungen des Gesetzes verdienen daher in den wei testen Kreisen Beachtung. Seine wesentlichsten Bestimmungen gehen dalstn, das; eine K a p i t a I a b f i n d u n g an Stelleder In v a - lidenr e n t e unter gewissen Voraussetzungen gewährt werden kann. Ein Recht aus die Kapitalabsindung besteht also nicht. Tie Zubilligung der Kapitalabsindung muß durch einen Antrag durch de» Rentenempfänger oder die. Witwe des aus dem felde der Ebre Gebliebenen beim zu ständigen Bezirksseldwebel bezw. bei der Ortspolizeibehörde nachgesucht werden. Ter Zweck der Kapitalabsindung ist der Erwerb oder die Hebung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines e i g e n e u (st r u n d b e sihe s. Tie Gewährung der Kapitalalniuduug hängt von einer Reibe von Voraussetzungen ab. Ter Versorgungsberechtigte »ms; das 21. Lebensjahr vollendet, aber das stst. »oll nicht überschritten haben. Ausnahmen können zugelassen imrden. ferner muß der Versorguugsanspruch auerlaunt und ein späterer Wegfall der Kriegsversorgung nicht zu erwarten sein. Endlich wird hinreichende Gewähr für zweckmäßige Verwendung des .Kapitals verlangt. Tie Kapitalabstnüung soll einen Teil der Versorgungsgebübrni'se umfasse:: und zwar kann sie umfassen: die .Kriegszulage, die Verstümme- luugszulage, die Tropenzulage, die aus Grund des Militär- Hinterbliebeneu-Geselzes zustehendeu Bezüge n'ir die Witwe eines feldwebels, Vizeseldwebels, Sergeanten mit Vizeteld- webellöhnung oder eines Zugführers der freiwilligen Kriegskrantenpflege bis zur Höhe von 300 Mart: für die Witwe eines Sergeanten, Unteroffiziers, Zugsübrersiellver- treters oder Sektionssübrers der freiwilligen Kriegskr.mteu- vslege bis zur Höbe von 2st0 Muri : für die Witwe eines Ge, meinen oder einer jeden anderen Person des Unterverso- nals der freiwilligen Kriegstrantenpilege bis zur Hove von 200 Mart. Tiefe Beträge können also ;u dem oben au ge gebenen Zweck kapitalisiert werden. Ter w eiter: Teil der VersorgungSgebühruisse verbleibt de» Abgesuudenen als b a r e R e u t e. Ter B e r e ch n u n g d e r A b s i n d u u g s i u m m q wird das Lebensjahr zugrunde gelegt, das der Antragstellelk in dem aus die Autragstelluug folgenden Jahre vollendet. Unter Berücksichtigung dieses Lebensalters ist folgendes Vielfache der zur Abfindung gelangenden VersorguugS- gebührnisse zu zahlen: bei dem 21. Lebensjahre da: I>>„, fache, bei dem 22. Lebensjahre das i3sst färbe, be: dem 23. Lebensjahre das Ursache, und so fort mit jedem Lebens, sichre das 'jfache weniger, also z. B. mit dem 31. Teoens- sichre das lOsache, mit dem 17. Lebensjahre das !2sache. Vom 13. Lebensjahre ab, bei dem das 1 l ch stiebe gezahlt wird, wird sür jedes Lebensjahr das chchebe weniger ge zahlt, so das; das stO. Lebensjahr das 10ch suche, das st3. Le- venssichr das och fache. das stst. Lebensjahr das 3> scheue der mr Abfindung gelangenden Versorguugsgebühruijsi erhält. Tamil die Wohltat der Kapitalabsindung im Sinne des Gesetzes seinen Zweck nicht verfehlt, ist die Bestimmung ge troffen, das; die Absiuduugssumme z u r ü ck g e z ab ! t wer- den muß, wenn sie nicht innerhalb einer angemessenen frist