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MOmfferTageblatt Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. 5 für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespalten« Raumzeile 20 Rpfg., die 4-»^paitene Zelle der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennig, die 3 gespaltene Reklamrzeile im textlichen Te^ Reichsmark. MachrveijungsgedL^r 20 Reichspfennige. Bor- geschrtebeneErschrinungL- —, _ tage und Playvorschrifte» »erden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen- annakme bis l'orm.lOUHr. - ———— Für die Richtigkeit d« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatiansprn ch erlischt, wenn der Betro g drrrch Klage eingezogen «erden muß oder derAuftraggederin Konkurs gerLt. Anzeigen nehmen LÜeDcrrnittUtngLstelleneutgege«. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, V« .Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 8 Uhr. Vezugspreia: Bei Adholung in der Geschäftsstelle und den Ausgadestrüen 2 AM. im Monat, bei Ansteünug durch die Boten 2.3o AM., de, Pottbestellun« r RM. zuzüglich Abtrag- er .. ... . __ - - . gebühr. Einzelnummern ISRpfg.ALeBokansta cn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umpepend Postboten und,nsereAus. träger und Geschäftsstellen - ? nehme, zu jeder Zeit Be. ftellungen entgegen. JmFlllLt höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rückseudrmg eingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Dienstag, den 8 Januar 1928 Nr. 6. — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' Wiisdrufi-Dresden Posticheck: Dresden 26«? Gerben sind Kroaten. Nun haben die Schüsse in der Serbischen Skupschtina, wo ja vor einer ganzen Reihe von Monaten die hervor ragendsten Führer der Kroaten einfach abgeknallt wurden, doch noch eine Wirkung ausgeübt, die ganz eigen artig jst; einen Staatsstreich von oben her. Und zwar einen solchen, der einen stark militärischen Anstrich hat, denn die wichtigster, Ministerien, nämlich das Präsidium und das Innere, hat der bisherige Kommandeur der königlichen Garde, der General Zivkowitsch, über nommen. Da die Pressefreiheit sofort aufgehoben, jede Kritik an den diktatorischen Maßnahmen der Regierung verboten ist, läßt es sich im Augenblick natürlich nicht sagen, welches die letzten Gründe für das Vorgehen des Königs Alex ander gewesen sind. Das Parlament ist auseinander gesprengt, jede politische Versammlung, sogar vertrau licher Art, ist gleichfalls verboten, so daß kaum feststellbar ist, ob und wie stark sich ein Widerstand gegen das neue, unumschränkte und durch keinerlei verfassungsrechtliche Be stimmungen gehemmte Regime geltend machen wird, von wem er ausgehen kann und welche Kräfte in diesem be sonders stark von Parteiungen durchzuckten Lande die ver lorene Machtposition wtederzuerobern versuchen werden. König Alexander. Auch die Proklamation, die der König Alexander ver öffentlichte und die sich in scharfen Ausdrücken gegen die Fruchtlosigkeit des parlamentarischen Getriebes wendet, kommt über sehr allgemein gehaltene Wendungen nicht hinaus. Eine Andeutung geht aber dabin. daß es be sondere Aufgabe der neuen Negierung sein soll, „die natio nale und staatliche Einigkeit zu wahren' Es ist ja dem Parlament und den Parteien nicht gelungen, die durch jene Schüsse in der Skupschtina blutig beleuchtete Spannung zwischen den Serben und den Kroaten in einer Weise zu mildern, daß die Kroaten ihre Autonomie- abstchten aufgegeben hätten. Vor ein paar Tagen erst sind die jetzigen Führer der Kroaten zum König eingeladen Worden. Der überhitzte Nationalismus der an der Macht befindlichen Serben verhinderte jedes Entgegen kommen und hat bisher übrigens auch eine gründliche Klärung der politischen Zusammenhänge sener Bluttat im Belgrader Parlament zu verhindern gewußt: hieß es doch, daß dabei sehr hochstehende Politiker, ja Minister kom promittiert seien. Gegen das Parlament in feiner jetzigen Gestalt richtet sich das Vorgehen des Königs — und man weiß, das Beispiel der rumänischen Neuwahlen beweist dies, unter welchen Seltsamkeiten bei den Balkanvölkern solch ein Parlament zustande kommt. Und wie noch viel selt samer es „arbeite»' d h, sich in der Hauptsache mit einem wilden Parteienkampf beschäftiat, der an Rücksichtslosig keit nicht das geringste zu wünschen übrigläßt. Der König versucht ja nun das Volk gegen dieses Parlament ans- ruspielen unterläßt es vorsichtigerweise aber nicht, sich die notwendigen Machtmittel für den Kampf gegen das Parlament zu verschaffen. Und das wichtigste darunter ist die Verhängung des Belagerungszustandes für eine vorläufig noch unbestimmte Zeit. Die nachträgliche Rechtfertigung dieses Staatsstreiches — denn die Verfassung von 1921 ist diktatorisch durch ein fache königliche Willenserklärung außer Krakt gesetzt — wird nicht ansbleiben, wenn es König Alexander gelingen sollte, einen Ausgleich zwischen den Kroaten und Serben zu schaffen, ohne vom Einspruch des Parlaments dabei behindert zu sein. Bei den serbischen Parteien der Skup schtina befindet sich aber keine überragende Führerpersön lichkeit, seit der alte Patschitsch nicht mehr am Leben ist, dessen Hauptwerk die Schaffung des neuen Jugo slawiens war. Aber auch die Nachfolger des Kroaten- führers Radi 1 sch, der seinen im Parlament emp fangenen Wunden schließlich zum Opfer fiel, sind nicht von so hervorragender Bedeutung wie jener Mann, auch nicht von seiner unbedingten Starrköpfigkeit, die jedes Paktieren mit der herrschenden Scrbenpartei ablehnte. allerletzt die Gcburtsstättcn moder ^uhrerpersonllchkeuen, und beispielsweise,Bra- Zer Ltaatsstrei! Die durch die überraschenden und sofort in Kraft ge- setzten Verfügungen des Belgrader Hofes geschaffene Lage stellt sich als »«beschränkte und durch keine Parlaments- gemalt oder Verfafsungsbestiinmungcn beeinflußte Dilta- tur des Königs Alexander dar. Das Parlament ist auf gelöst und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Zum Mi- «isterprSsidenten ist der Befehlshaber der Garde, General Zivkowitsch, ernannt, der als letzte, auf militärischem Wege gesetzgebende Stelle vor dem König zu betrachten ist. Im Amtsblatt wurde bereits ein Gesetz über die Be fugnisse des Königs und die höchste Verwaltung des Staates veröffentlicht Es besteht ans 21 Artikeln, durch die dem König die Legislativ- und Exekutivgewalt über tragen wird. Wetter werden im Amtsblatt veröffentlicht ein Gesetz zum Schutze der öffentlichen Sicherheit und der Ordnung in, Staate, ein Gesetz über die Abänderung des Pressegesetzes und ein Gesetz über die Abänderung der Gemeindcverfassung. Das Pressegesetz führt die Vorzensur ein Das Gesetz zum Schutze des Staates löst sämtliche aus religiöser oder nationaler Grundlage organisierten Parteien auf Die Ge meindevertretungen werden ans Grund der neuen Be stimmungen über die Gemeindeverfassung annulliert. In Belgrad, Agram und Laibach werden die Gemeindever tretungen von dem König, in anderen Gemeinden von dem Obergespan ernannt werden. Höchste Glaatsautorilät der Minister. In der Ansprache, die der König an die neubernfenen Mitglieder der Regierung hielt erklärte er ». a.: „Alle mir allein verantwortlichen Minister stellen ab heute jeder in seinem Ressort die höchste Staatsautorität dar. Diese Autorität der Behörde müssen Sie und Ihre Nnteraebenen hochhalten und ihr bei jeder Gelegenheit Respekt ver schaffen Sie dürfen nicht eine Umgehung und auch nicht die kleinste Verletzung des Gesetzes zulassen. In Erwar tung. daß in Dingen der national n Eintracht Gleichheit und Gleichberechtigung im Interesse aller Serbo-Kroaten und Slowenen gepflegt und entwickelt werden, fordere ich Sie auf. Ihre Pflicht zu erfüllen." Das neuberukene Kabinett bringt Persönlichkeiten kns Amt, die anscheinend ziemlich genau nach den ver- lianu, der gleichfalls verstorbene frühere MMlsserpra- sidenl in Rumänien, hat seine Gewaltherrschaft mit durch aus unparlamentarischen Mitteln aufrechterhalten. Man wird abzuwarten haben, ob und wie dieses politische Experiment König Alexanders glückt. Daß er dabei seine Krone, vielleicht noch mehr einsetzt, weiß er genau als Herrscher in einem Land, wo Dolch und Pistole bei der Austragung parteipolitischer Gegensätze überaus locker sitzen. Aber die Einsührung der Diktatur mutz doch offenbar Wohl als das letzte Hilfsmittel erschienen sein, um der Schwierigkeiten Herr zu werden, die in diesem 1919 zusammengeflickt-n Lände gerade in letzter Zeit zu einer den Staatsbestand bedrohenden Höhe angeschwollen sind. MW ArMr m Mer MM. Berlin, 7. Januar. Der Verband der Bergbau-Indu striearbeiter Deutschlands veröffE'cht bemerkenswerte Ausfüh rungen an die Adresse des RepaMioncagenten, in denen es heißt: „Parker Gilbert hat einen Bericht hrrausgegeben, brr auf den Erundton gestimmt ist, daß Deutschland verhältnismäßig leicht die ihm im Dawesplan zugcdcchten Reparationszahlungen lei sten könne. Den Beweis hierfür will Gilbert erkennen in der Tat sache, daß Deutschland bis jetzt seine Reparationsleistungen prompt erfüllt hat, wobei die deutsch Wirtschaft verspreche, daß auch in Zukunst ine bis jetzt beobachtete Leistungsfähigkeit gegeben sei. Die deutsche Wirtschaft besteht aber nicht nur, wie Parker Gilbert anzunehmen scheint, aus Steuereingängen, Reparationsabgaben von Reichsbahn und Industrie, Aktiemenlen und geliehenem Aus landsgeld, sondern auch aus arbeitenden Menschen. Diese letzte ren aber sind das Objekt, dem in erster Linie ein Werturteil über deutschen Wohlstand und deutsche Leistungsfähigkeit zugrunde ge legt werden muß. Und wie steht es hier? Kein Mensch wird im Ernste behaupten wollen, daß die Lage der deutschen Arbeiter schaft als zufriedenstellend bezeichnet werden kann. Gerade Parker Gilber müßte bas am- besten wissen, da er doch Gelegenheit hat, den Unterschied i» der Lebenshaltung des deutschen und des ame rikanischen Arbeiters ans eigener Anschauung zu studieren. War um ist der Agent nicht einmal hinabgestiegen zu den Massen der Arbeiter? Dort hätte er gemerkt, daß ihr Lebeneverhaltnis im Vergleich zum menschlichen Notwendigen noch jammervoll genannt werden rnuß, und daß die Wirklichkeit doch etwas anders aus sieht, als sie sich cm grünen Tisch herauskalkulieren läßt. Das menschliche Wohlergehen ist Sinn und Zweck des Wirtschaftens. Die deutsche Arbeiterschaft und ihr sozialwirtfchastliches Wohl- I in ZiMmn schiedenen Landesteilen und ihren Interessen ausgesucht sind. Ministerpräsident und Minister des Innern, General Para Zivkowitsch. und Kriegsministcr General Stovo Hadjitsch zeigen, daß das Militär geschloffen hinter dem König stcüt. Von den anderen Ministern sind neun Serben, vier Kroaten, einer Slowene und das mit drei Portefeuille« bedachte Bosnien ist durch einen Kroaten und zwei Serben vertreten, die Landeshauptstadt von Kroatien, Agram, durch zwei, Dalmatien durch einen Minister. Befriedigung in Kroatien. In Agram und ganz Kroatien soll der Staatsstreich mit Befriedigung ausgenommen worden sein, soweit die zensurierten Presseäußerungen es erlernen lassen. Der Präsident der bäuerlich-demokratischen Koalition Tr. Ma- tschek erklärte Journalisten, daß der König seinen, Ma- tfcheks. Vorschlägen entsprochen und damit im Sinne des verstorbenen Raditsch aebandelt habe, der die Worte svrach: „Es gibt keine Verfassung, keine Gesetze mehr, es gibt nur den König nnd das Volk." * Verfrühte Hoffnungen. Agram, 7. Januar. Die Belgradfreun-liche Presse Ag rams erklärt, daß der Staatsstreich König Alexanders bis Kroaten und die serbisch-orthodoxen Kroaten vollauf befriedige und ihnen eine Hoffnung auf Erfüllung ihrer Forderungen gebe. Dr. Mat sche! habe cm 6. Januar Pressevertretern erklärt, er Hosse, daß nach Beseitigung der zentralistischen Verfassung die Ideale der Kroaten verwirklicht und sie Herren in ihrem eigenen Heime würden. Obwohl dieser Optimismus bereits durch das Bekanntwcrden brr Liste des diktatorischen Kabinetts, das durchweg den kroati schen Forderungen ablehnend gegenüberstehende Personen auf- weist, wesentlich beeinträchtigt wird, so ist man sich in den Krei sen der Kroaten jetzt nach Bekanntgabe der Auflösung der Ge- meindrautonomie und aller kroatisch-nationaler Pareien, Vereine und Organisationen vollkommen darüber im. klaren, daß das ab solutistische Regimes weit davon eräfernt ist, auch nur einen Teil der kroatischen Forderungen zu erfüllen. ergehen ist urd bleibt der wichtigste Faktor für jegliche Wirt schafts- und Reparationspolitik." Schade nur, daß die Sozialdemokratie bisher gar nichts ge tan hat, um ihre Anhänger über die schädlichen Folgen des Da wesplanes gründlich auszuttären. Die Weder SWerMUN. Endgültige Ernennung am 10 Januar. Paris, 8. Januar. Die Reparationskommission wird, wie bereits gemeldet, in ihrer Sitzung am 10. Januar die Ernennung der Delegierten von Belgien, Fr-mkreich, Großbritannien, Italien und Japan für den Sachverständigenausschuß vornehmen. In Paris nimmt mm an, daß die Ernennung der deutschen Dele gierten durch die Reichsregierung voraussichtlich mit der Er nennung der Sachverständigen der Eläubigermächte durch die Reparationskommission am kommenden Donnerstag zusammen fallen wird. Die offiziösen Delegierten der Vereinigten Staaten werden bekanntlich gemeinsam von den süns Gläubigermächlrn und Deutschland ernannt werden. Die vorcmssichtlichr Liste der alliierten Sachverständigen dürste folgendes Aussehen haben: Frankreich: Moreau, Gouver neur der Bank von Frankreich und Parmentier, Direktor im Fi- NMzministerrum, ehemaliges Mitglied des Dawes-Komitees und Mitglied des Transferkomftces. Großbritannien: Sir Josiah Stamp, Verwalter der Bank von England, früher Mitglied des Dc-wes-Kvmitees und Lord Revelstoke, Verwalter der Bank von England. Italien; Pirelli, früheres Mitglied des Dawes-Komi- tecs und Professor Suvitch. Japan: Mori, früherer Finanzaktache an der Londoner Botschaft und Aoki, Vkzegouverneur -er Kaiser lichen Bank von Icqxm. Belgien: Francquis und Eult. Botschafter von Hoesch reist noch Berlin. Paris, 7. Januar. Der deutsche Botschafter von Hoesch begibt sich am Dienstag nach Berlin. Man darf annehmen, -aß er dort mit Dr. Stresemann Besprechungen haben wird. Die Unter haltung dürste sich in der Hauptsache auf die Reparationsfrage erstrecken. Nach 150 Stunden oelandet. Los Angeles, 7. Januar. Nach l öOstündigem Dauerflug wurde der Eindecker Ouestion Mark um 2.12 Uhr nachmittags zur Landung gezwungen, nachdem die Bes tzung schon um 1Z6 Uh: eine Störung des linken Motors gemeldet hatte.