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N'ückrnblatt für Pulsnitz, Kiinigslnuch, Radrbkrg, Rüdrlnirg, Moritzburg uni» UnlgrgcnL Erscheint: Mittwoch» und Sonnabend». Abonnementspreis: letuschließUch dc» jeder Sonnabend-Nummer beiliegenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. Inserate werden mit 10 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Uhr hier aufzugeben. Amts öl alt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Htadtrathes zu Aulsnih. Geschäftsst-NE Mr KönigsbrKH; bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. SechsnnSdreitzigstcr Jahrgang. Dresden: Annoncen-Bureaus Haasenstei» L Vogler u. Jnvalideubaot. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwort!. Ncdacteur Alwin Endler in Pulsnitz. Druck und Verlag von Paul Weber's Erben in Pulsnitz. Leipzig: Rudolph Rott» vr/lt» von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken VdS? 144 4 Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen mag der Betrag bestiegen oder nicht. ^XPkälilON llk8 Ami8dIäti8G, 13. Scptcmvcr 1884. 74. Tommvcnd. Auf dem die Firma F. A. Seidel L Sohn in Großröhrsdorf betreffenden Folium 123 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute verlautbart worven, daß - Herr Kaufmann W'rieilrie ausgeschieden ist. Pulsnitz, am 8. September 1884. Das Oeiek»! in GroßröhrÄorf o n i g l i ch e Amt s g erich i. v.: Wolf, Aff. Bekanntmachung. Mit dem am 30. September dss. Js. fälligen zweiten Termin der Einkommensteuer ist It. Verordnung des Königlichen Finanzministeriums zur Deckung des Verwaltungs aufwandes für die Handels- und Gewerbekammer zu Zittau ein Zuschlag von vier auf jede Mark desjenigen Steuersatzes mit zu erheben, welcher nach der im Einkonm^nsteuergesetze enthaltenen Skala auf daS in Spalte ä. des Einkommensteuercatasters eingestellte Einkommen enthält, was den betreffenden Gewerbetreibenden hiermit bekannt geMKHt wird. Pulsnitz, am 7. Juli 1884. , - Der S k 'a d t r a t h . Schubert, Brgrmstr. Die Czarenreise nach Polen. Am Montag Vormittag ist Kaiser Alexander III, seinen Neisedispositionen genau entspcechend, mit seiner Gemahlin und begleitet vom Großfürsten-Thronfolger, den Großfürsten Wladimir, Georg und Nicolai dem Aelteren, sowie den Ministern v. Giers, Graf Tolstoi, Poffiet, Wannoihskt und Graf Woronzoff-Daschkow, in Warschau eingetroffen. Der Umstand, daß den Czaren neben seiner Gemahlin vier Großfürsten und unter ihnen der Erbe des russischen Kaiserthroncs und vor allem sämmtliche hervorragendere Mitglieder des Petersburger Cabinets begleiten, hebt seine Reise nach der Hauptstadt Russisch-Polens weit über die Bedeutung einer gewöhn lichen Manöverreise hinaus und in der That wird ja jetzt auch osficiöserseits zugestanden, daß der Endzweck der Reise des russischen Herrschers nach seinen polnischen LandeStheilen die Begegnung mit Kaiser Franz Joseph sei. Noch ist es unbestimmt, ob dieser Begegnung auch Kaiser Wilhelm beiwohnen oder ob sich Kaiser Alexander mit seinem kaiserlichen Großoheim zu einer späteren Zeit, vielleicht nach Beendigung der Manöver am Rhein und an einem erst noch ausfindig zu machenden Otte begrüßen wird, vorläufig tritt nur die Zusammenkunft zwischen dem Selbstherrscher aller Reußen und den österreichischen Monarchen mehr in den Vordergrund. Als Ort derselben wird jetzt mit vieler Bestimmtheit das an der Warschau-Wiener Eisenbahn gelegene Städtchen Skierniewics, von wo eine Linie nach Thoru abzweigt, genannt. Das daselbst befindliche Jagdschloß soll bereits vollständig zum Empfang der demnächst zu erwartenden hohen Gäste hergerichtet sein und heißt es, daß die Ent- revue am 15. und 16. September stattfindsn werde. Die Bedeutung derselben ist schon wiederholt in der Presse hervorgehoben worden und für jeden, der die allgemeinen politischen Verhältnisse einigermaßen scharf zu beurtheilen weiß, liegt sie auf der Hand, sie beweist vor Allem, daß wie einerseits zwischen Rußland und Deutschland, so jetzt auch zwischen dem Czarenreiche und der habsburgischen Monarchie ausgezeichnete Beziehungen herrschen und dieses Factum soll nun auch äußerlich durch die Begegnung beider Herrscher besiegelt werden. Dieselbe wird besonders für die große Menge, welche sich gegenüber dem Austausche friedlicher Versicherungen zwischen der Diplomatie zweifelnd zu verhalten pflegt, den Schritten der Staatsoberhäupter aber das größte Vertrauen entgegenbringt, wie sichtbares Zeichen und greifbares Zeugniß dieser Beziehungen bilden. Gerade zwischen Oesterreich und Rußland haben längere Zeit Mißtrauen und Abneigung geherrscht und wenn auch inzwischen eine Aussöhnung eingetreten ist, so scheint man doch in weiteren Kreisen des Volkes noch nicht gänzlich von dieser Thatsache überzeugt zu sein, dies wird aber geschehen, wenn sich Kaiser Alexander und Kaiser Franz Joseph in Skierniewice sreundschaftlich die Hände drücken und somit auch den letzten Rest des gegenseitigen Miß trauens zwischen ihren Völkern beseitigen. Der Czarenreise nach Polen liegt indessen wohl noch ein anderes ^Notiv zu Grunde. Aus verschiedenen An zeichen läßt sich mit ziemlicher Bestimmtheit entnehmen, daß die Anwesenheit des Kaisers in der polnischen Haupt stadt auch bezweckt, eine Versöhnung zwischen dem noch immer insgeheim grollenden Polenthum und Rußland herbeizusühren oder wenigstens anzubahnen. Verschiedene neuerliche Maßregeln der russischen Negierung Polen gegenüber deuten darauf hin, daß man in Petersburg bestrebt ist, die noch in alter Abneigung gegen das ver haßte Moscowiterthum verharrenden zahlreichen polnischen Elemente von dem aufrichtigen Wohlwollen der Regierung des jetzigen Czaren für die polnische Bevölkerung zu überzeugen und eine Annäherung an die russischen Sieger herbeizusühren. Der persönliche Verkehr des russischen Herrschers mit den Repräsentanten der Warschauer Ge sellschaft ist hierzu offenbar ein sehr geeignetes Mittel und der begeisterte Empfang, den das russische Kaiserpaar auf seiner Reise von Petersburg nach Warschau in Wilna, in welcher Stadt die Polen einen bedeutenden Bruchtheil der Bevölkerung bilden, gefunden hat, scheint in der That für den Besuch des Herrscherpaares in Polen von gün stigster Vorbedeutung zu sein. Immerhin wird man freilich die Erfolge der Czarenreise nach der zuletzt er wähnten Richtung hin abwarten müssen. Zeitereignisse. Pulsnitz, 12. September. Wie uns mitgetheilt wird, findet Sonntag, den 21. d. M., auf hiesigem Schützenhaus eine von Mitgliedern des Gesangvereins „Sängerbund" unter gütiger Mitwirkung anderer Kräfte veranstaltete öffentliche theatralische Abendunterhaltung statt. Es gelangen hierbei „Nur keine Hausfreunde", Lustspiel von Friedländer, und „Englisch", Lustspiel von Görner, zur Aufführung. Namentlich letzteres, den eng lischen National-Charakter trefflich schilderndes hübsches Lustspiel, dürfte an die Lachmuskeln des Publikums die höchsten Anforderungen stellen und wünschen wir, da sicher einige genußreiche Stunden damit in Aussicht stehen, ein recht volles Haus. Nach dem Theater findet Ballmusik statt. — Auf Anordnung des evangelisch-lutherischen Lan des-Konsistoriums wird am 14. Sonntag nach Trinitatis, den 14. d. M., eine allgemeine Kirchenkollekte zum Zwecke der Erbauung einer Kirche in Zwota veranlaßt. Die Bewohner des ZwotathaleS, weich' letzteres dicht an der böhmischen Grenze gelegen und größtentheils von armen Waldarbeitern, Harmonika- und Instrumentenmachern bewohnt wird, bedürfen dringend einer neuen Kirche, da die alte Hammerkapelle, 1760 für die Arbeiter des seit dem kingegangenen Hammerwerks erbaut, baufällig wird; auch der Raum des Kirchleins mit kaum 200 Sitzplätzen ist für eine Gemeinde von 2100 Seelen gänzlich unzu länglich, so daß die Besucher des Gotteshauses, welche ost mehr als eine Stunde weit herbeikommen, keinen Platz finden und an der Thür wieder umkehren müssen. Seit 15 Jahren hat aber die vermögenslose Gemeinde ein Pfarrhaus, eine Parentationshalle, ein Schulhaus und einen neuen Gottesacker angelegt und zu diesen Zwecken eine Schuld von gegen 40,000 Mk. ausgenommen, womit nunmehr auch die Mittel der Gemeinde erschöpft sind. Pulsnitz. Oeffentliche Hauptverhandlungen des Königl. Schöffengerichts Dienstag, den 16. September Vormittags Uhr. — Mit Montag, den 15. Septbr., gehen die Gerichtsserien zu Ende und nehmen die sämmt- lichen amtsgerichtlichen Geschäfte wieder ihren regulären Verlauf. — Gerade zur Zeit der Obsternte entstehen nicht selten Meinungsdifferenzen zwischen den Betheiligten da rüber, wem bei Nachbargrundstücken überhängende oder übergefallene Früchte gehören. Durch Z 363 des sächs. Bürger!. Gesetzbuchs ist diesbezüglich bestimmt: „Auf das Grundstück des Nachbars überhängende Früchte ge hören dem Eigenthümer des Stammes, welcher jedoch zum Behufe ihrer Abbringung das Grundstück des Nach bars nicht Wider dessen Willen betreten darf. Ueberge- fallene Früchte sind Eigenthum Dessen, welchem der Grund und Boden gehört, auf den sie gefallen sind". — Auf die gesetzlich zulässige Zeitdauer der Tages- Beschäftigung eines jugendlichen Fabrikarbeiters im Fa brikbetriebe ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 20. Juni 1884 nicht nur die un mittelbar der Herstellung von Fabrikaten dienende Arbeit, sondern auch jede andere den Zwecken des Fabrikbetriebes außerhalb der Fabrikräume dienende Thätigkeit, insbe sondere auch die Herbeischaffung von Arbeitsmaterial, Vas Heranholen von Nahrungsmitteln, die von den Arbeitern in der Fabrik verzehrt werden, und auch das in den merkantilischen Betrieb der Fabrik fallende Aus tragen von Rechnungen, einzurechnen. Dagegen ist eine in der Hauswirthschaft des Fabrikherrn stattfindende Beschäftigung des jugendlichen Arbeiters nicht einzurechnen. — Der September eröffnet die lange Reihe der Monate mit dem „r", an denen der eine dies, der an dere das auzusetzen hat. Gelobt werden sie vorher ge wöhnlich nicht viel, obgleich das unrecht ist. Besonders der September ist noch einer der schönsten Monate im Jahre, obgleich es schon herbstlich zu werden anfängt und hier und da langsam ein Blatt nach dem anderen sich färbt und von der Baumkrone zur Erde herabfällt. Auch mit den Hellen langen Tagen ist es bald vorbei, und gar nicht lange mehr wird cs dauern, bis die be- kannlen weißen Fäden, der Alteweibersommer, manch' hübsches Köpfchen umschlingt. Das beste aber, was der September bringt, ist die reine klare Lust, und wer »nr