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Voigtländischer Anzeiger. 25. Stück. Freitags den 20. Iuny r8v6. Cromwell rettet sein Leben gegen mehrere Verschwörungen, die man gegen ihn an- spinnt. Es giebt nicht selten Begebenheiten indem Leben der Menschen, die ans Wunderbare gren zen, weil man ihren Grund nur mit der größ ten Schwierigkeit auffindet, so wie es auch Menschen giebt, denen alles glücklich von stat ten gehl, denen die kühnsten und mißlichsten Unternehmungen gelingen, und die den augen scheinlichsten Gefahren entkommen. Unter diese Glückskinder gehört der Prorektor oder Usur pator Cromwell, gegen den mehrere Ver schwörungen angesponnen, aber jedesmal ent deckt wurden, ob es damals gleich noch keine solchen alldurchschauenden und alles wissenden Polizeiminister gab, als dieses in unsern Zeilen der Fall seyn soll. — Unter diejenigen Ver schwörungen, die auf die auffallendste Art ent deckt wurden^ und,die vielleicht die gefährlich ste war, gehört diejenige, welche Einer seiner vertrautesten Freunde und Günstling^ Na mens St axlo, gegen ihn angezettelt Hane. DieserStaplo befandstch eben beiCrom well, als Nachrichten von einigen entdeckten Verschwörungen einliefen. War es nun Scherz oder war es Verdacht, da Cromwell nie mand trauere, genug er sagte zu seinem Lieb, linge: „Das hatte ich doch nicht gedacht, Stap- lo! daß Du ein heimlicher Royalist, einFreund der Stu arte wärest! Ist das der Dank für meine Wohlthaten?" Staplo, der Cromwell kannte, ver lor die Fassung nicht und erwiederte uner schrocken: „Jhro Hoheit find Hvel berichtet; Sie hqben in England keinen getreuem Unter- than als mich." „Es ist auch nicht böse ge meint," gab der Protektor zur Antwort, und behielt Staplo zur Tafel. Während beide nach der Tafel im Zimmer herumgiengen, meldete man den Capitaiu H u l l. Der Protektor ließ ihn herein kommen. Der selbe flattere ihm Bericht von der Ausführung der erhaltenen Befehle ab, die keinen Bezug auf Staplo hatten, und überreichte dem Pro, tektor, der mit ihm auf die Seile ans Fenster getreten war, einige Papiere. Beim Durch lesen derselben schüttelte er einigemal den Kopf, und rief endlich aus: „Seht doch, seht doch! was mir die Leute für Dank erweisen, die von mir die größten Wohlthaten empfangen haben!" Bei diesen Worten gerielh Staploin To desangst, weil er glaubte, der Protektor mei ne ihn. Voller Verwirrung warf er sich ihm zu Füßen und bat um Gnade: „Seine Hoheit möchten es nur seiner Frau und seine» Kindern nicht