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Zächfische Vorszeitung Bezugsbedingungen: vt« .vorMM»«'«rlcheivt l«L«, w,che»1a, r achnnNagL v Uhr mV dem Vqtum de» st>It,e»den »o«« «e vevs^edühr detrL,« ,I0 Marl vZert^ttheNch oder t-0 Psg. für jeden MoE Vie .VorfM»»«' ist Z» dezirhen durch di« kaiserliche« postonstaUaa, die Londbrieftrügrr and durch ve« frei«Lieferung in,hau» erhob« di« Paß noch N« LujttlluogrgedLhr von « pf^ Leletzramm-Adr.: vorszeitung vrerden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags »Blatt" Amtsblatt für die Kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Kgl. Amtsgericht Dresden, die Kgl. Horstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde Gberlößnitz Anzeigen-Preise: Vie «iaspaltig« Seil« I» pfg., uni« .«n^jandt- 40 Pia ktnzeiami.Knnahm« «folg« bi» nnttag, 12 UM. — Knuahm«I1«ll»u Md: Uns«« S«lchäp»ß»0», Vein« MÄE »a„. Ur. 4. ZnvaAdeudank. haajenftetn » Vogl«, Md. Mols«. ». L. Vaud« t So tu Leipzig. Zrantfurt «. M.; ».Uohl«nU«ssU»dorf: hua°Müäü«tn»»tzschen. broda, Dtto vtttrich in »«Kendorf, Hugo Vpitz in Lenbnig. lleuo stra, umll Nollau in Sertöwttz. Nud Grimm in Vreden-Wölfnitz, 5n<-dnch lleuck, - in Lohedaud«, Mtnh. woich« in Mopchdurg. Otto ltunalh in Lotto, Max Zeurtch in k »schwitz Telephon: Dresden, Nr. 3916. Dresden, Mittwoch, den 8. Februar 1905. Nr. 32. 67. Jahrgang. Erziehung zur Vaterlandsliebe. Während sich in unserm deutschen Botte auf der einen Seite ein gewaltiges Streben nach äußerer und geistiger Entwickelung kundgibt, zeigt sich auf der andern eine solche Abkehr von allem Hohen und Edeln, daß man versucht ist, zu glauben, es seien Aeußerungen einer kranken Einbildungskraft. Da heißt es für uns, auf der Wacht zu stehen; denn wollten wir hier lässig bleiben, so würden wir uns schuldig machen des Ver rates an der heiligen Sache des Vaterlandes; auch uns ailt der Mahnruf: „Gebt acht, daß der Staat nicht Schaden leide!" Mehr als je heißt es jetzt, in den Herzen der Heranwachsenden Jugend die Liebe zum Vaterlande zu pflegen und zu stärken und die Treue zu pflanzen gegen Kaiser und Reich, Landesfürst und Vater land. Die ganze Erziehung soll auf dies Ziel ge richtet sein. Der Keim zur Vaterlandsliebe liegt im Herzen jedes Menschen; es ist die Liebe rur Heimat, zum Vater hause. Jedem ist die Stätte heilig und unvergeßlich, wo er geboren ist, wo seine Eltern über ihm gewacht haben, wo er unzählige Jugendfreuden sorglos genossen hat. Gemeinsame Sprache, Kleidung, Sitte, kirchliche, bürgerliche und vaterländische Feste, gleiche Staatsform, aleiches Staatsoberhaupt, gemeinsames Leid, gemeinsame Erhebung — dies alles gibt die Erkenntnis, daß ein Band viele umschlingt So entwickelt sich langsam der Familiensinn zum Gemeinsinn, zur Vaterlandsliebe, die stark genug wird, auch in Tagen der Not Gut und Blut freudig zum Opfer zu bringen. Die Vaterlands liebe ist nun aber nicht nur ein schönes, edles Gefühl, sondern auch eine religiöse Pflicht und als solche ist sie auch unserer Jugend schon darzustellen: „Seid untertan der Obrigkeit, tue Gewalt über Euch hat — denn alle Obrigkeit ist von Gott." — „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist" — das ist Eotteswort, das find die ehernen Säulen unseres StaatS- grbSudes. Wird an ihnen gerüttelt, so schwankt das ganze Gebäude, und wir alle werden unter seinen Trümmern zerschmettert werden. Was man nicht kennt, das kann man auch nicht lieben. Daher ist es notwendig, daß unsere Jugend mit der Geschichte des Vaterlandes bekannt gemacht werde, mit seinem Volke, seinen Sitten und Ein richtungen, mit seinen Siegen und Niederlagen, seinen Helden, insbesondere aber mit der Geschichte seines Herrscherhauses. Erzählen wir der Jugend die Ge schichte unsere- Vaterlandes, von seinem Ruhm, aber auch vou seinen Verirrungen! Füllen wir diejenigen Tage aus mit geschichtlichen Erinnerungen, welche wir als treue deutsche Männer noch heute feiern! Er wärmen wir das Herz, erweitern wir den Anschauung-- kreis! Zeigen^wir der Jugend, wie über unser deutsches Vaterland Sonnenschein und Unwetter dahingezogen sind, daß Gerechtigkeit ein Volk erhöht, daß die Sünde aber der Völker Verderben ist! Laßt schon die Jugend es begreifen, wie Gotte- Hand die Geschicke ganzer Völker lenkt! Nickt früh genug kann eS dem Heran wachsenden Geschlecht zum Bewußtsein gebracht werden, wie sich da- deutsche Volk unter schweren Opfern und Kämpfen die Selbständigkeit errungen, wie es im Kampfe Das Neueste. Der deutsche Kronprinz traf gestern abend in München ein und reiste nach kurzem Aufenthalt nach Florenz weiter. Die Handelsverträge werden im Reichstag nun doch erst am Donnerslag rur Beratung kommen und einer Kommission überwiesen werden. Ter finnländische Senatsprokurator Johnsson ist in seiner Wohnung erschossen worden. In Sosnowice ist der Belagerungszustand erklärt worden. Die russischen Adelsversammlungen in Peters burg und Warschau richteten an den Zaren Adressen über die gegenwärtigen Wirren. In Warschau ist es wieder zu Zusammen stößen zwischen Militär und Streikenden gekommen, wobei es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. gegen äußere und innere Feinde sich bewährt hat. Machen wir die Vergangenheit nutzbar für die Gegen wart, daß sich unsere Jünglinge dereinst mit berech tigtem Stolze deutsche Männer nennen dürfen und als treue hingebende Glieder ihres "Stammes dem Vater lande dienen, eingedenk des kernigen bismarckischen WortS:'„Wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt!" Auch die Musik ist ein mächtiger Faktor in diesem Erziehung-werte. Nehmen wir die vaterländischen Ge sänge, an denen wir so reich sind, die herrlichen Lieder unserer großen Barden Arndt, Körner, Schenkendorf, Rückert, mehr in unser häusliches Leben auf! Die Jugend hat eine ganz besondere Vorliebe für derartige Lieder, singen wir sie mit ihr, nicht einen Vers oder zwei, sondern soviel ihrer sind! Erzählen wir auch die Begebenheiten, welche mit dem Liede verknüpft sind! Vor allem aber ist notwendig, daß das, was zu Herzen gehen soll, auch von Herzen kommt, daß wir selbst von der Vaterlandsliebe beseelt sind. Auch das beredteste Wort ist nichtig und leerer Schall, wenn wir es nicht Mitempfinden. Entziehen wir unsere Jugend allen bösen Einflüssen, errichten wir in ihr ein feste- Bollwerk gegen die andringenden trüben Fluten der roten Vater- landsloseu, denen nichts auf Erden heilig ist, und zeigen wir, daß auch die Vaterlandsliebe „stark ist wie der Tod, daß auch Ströme des Wassers sie nicht mögen vernichten!" Politische Weltscharr. Deutsches Reick. Der Kaiser unternahm gestern morgen den gewohnten Spaziergang im Tier garten, empfing dann im königlichen Schloß den Grafen Alexander Münster und hörte die Vorträge des Ministers v. Podbielski und des Chefs des Zivilkabinetts, Wirkl. Geh. Rats Or. v. Lucanus. Die Besserung im Befinden des Prinzen Eitel Friedrich schreitet stetig fort. Seit Freitag weilt der Prinz bereits täglich kurze Zeit außerhalb des Bettes, in den Nächten schläft er andauernd und ruhig. Fürst Ferdinand von Bulgarien ist auf neuerliche Einladung deS Kaisers gestern nach Berlin abgereist. Prinz Karl von Asturien, der Führer der spanischen Gesandtschaft, wird heute Dienstag abend in Berlin erwartet. Herzogin Cecilie zu Mecklenburg, die Braut deS Kronprinzen, ist Sonntag abend mit ihrer Mutter, der Großherzogin-Witwe Anastasia, von Cannes nach Florenz abgerrist, um dort einige Wochen mit dem Kronprinzen, der sich gestern früh von Berlin dorthin begeben hat, zu verleben. Der neue Handelsvertrag mit Deutschland wird in der Schweiz mit sichtlicher Zurückhaltung, aber im ganzen nicht ungünstig beurteilt. Er sei nicht so gut ausgefallen, wie die Optimisten hofften, aber auch nicht so schlecht, wie die Pessimisten fürchteten. DaS ungefähr ist das Leitmotiv der Zeitungsftimmen. Gegen die neuen Handelsverträge hat seitens der deutschen Industriellen bereits eine lebhafte Protestbewegung eingesetzt. Am Sonntag haben in Berlin die Vertreter der Schuhindustrie aus ganz Deutschland zu den neuen Verträgen Stellung genommen. Dem Vernehmen nach soll bei einigen Bataillonen der Armee die Zweckmäßigkeit einer Feldbeklei dung ausprobiert werden. Es ist hierzu die Farbe des grauen Monteltuch» gewählt worden. Als Muster für den Rock ist der blusenartige Schnitt, der von den Mannschaften der ostasiatischen Besatzungsbrigade ge tragen wird, genommen worden; jedoch habe« die Röcke, da sich der Klappkragen bei angestellten Versuchen in der Armee nicht bewährt hat, einen niedrigen Steh kragen erhalten. Die Sichtbarkeit der blanken Knöpfe auf die verschiedensten Entfernungen soll bei dieser Ge legenheit gleichfalls au-probiert werden. Der schneidige Zivil lord der englischen Admira lität, Mr. Lee, der Deutschland den Krieg erklären will, erfährt allerseits die gründlichste Abfuhr. Er behauptet zwar, wie gestern schon telegraphisch berichtet, seine Rede sei falsch wiedergegeben worden, indessen be gegnet diese Au-rede vielfachen Zweifeln. Die „Time-" besprechen Lee» Rede und sagen: „Auch wir haben sicher lich keine Idee, Deutschland anzugreifen; warum also sollten die Deutschen so fürchterlich beunruhigt sein, oder vorgeben, es zu sein, weil wir auf See getan haben, oder zu tun beabsichtigen, was Deutschland und jeder andere Festlandsstaat beständig zu Lande tut. Wir pasien unsere Reichswehr den neuen Verhältnissen an. Nicht unsere Zukunft allein liegt auf dem Wasser, unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart ebenfalls. Wir gedenken, sic mit unserer ganzen Macht gegen jeder mann in allen Punkten zu verteidigen. Schließlich behaupten die „Times", LeeS Rede enthalte kein Wort, daß sich einer Drohung nähere, noch ein Wort, das sich mehr auf Deutschland anwenden laste als auf eine andere Großmacht in den nordischen Gewässern, zwischen der und England böses Blut zu erregen die Deutschen beständig bestrebt seien. — Es ist sehr freundlich von den „Times", daß sie nicht die Absicht haben, Deutschland mit Krieg ru überziehen. Andere englische Blätter üben solche Rücksicht und Schonung nicht, sondern wünschen, daß die deutsche Kriegsflotte vernichtet werde, ehe noch die Kriegserklärung in den Zeitungen zu lesen wäre. Es sei beispielsweise auf die halbamtliche „Army and Navy Gazette" hingewiesen. „Fürchterlich beunruhigt" über die Verstärkung der britischen Seestreitkräfte ist in Deutschland kein Mensch; und bestreitet auch niemand den Engländern das Recht, ihre Militär- und Marine- Verhältnisse durchaus nach ihrem eigenen Gutdünken zu gestalten. Die Austastung, als ob Lees Rede zu keinen Bedenken Anlaß geben konnte, wird hinreichend durch die Tatsache widerlegt, daß Herr Lee selbst die abschwächende Berichtigung für nötig hielt. Daß aber die Deutschen bestrebt seien, zwischen England und einer anderen Großmacht böses Blut zu machen, ist eine so törichte Unterstellung, daß sie keiner ausführlichen Zurückweisung bedarf. Sollte unter der Großmacht in den nordischen Gewässern Rußland gemeint sein, so sorgen für das „böse Blut" die Engländer selber so eifrig, daß einem dritten Volk kaum etwas zu tun übrig bliebe. Die Siebener-Kommission der streikenden Bergleute im Ruhrrevier hat folgendes Telegramm an den Reichskanzler Gräfin v. Bülow gesandt: „Die von den streikenden Bergleuten des Ruhrreviers gewählte Siebener-Kommission wird sich erlauben, Ew. Exzellenz umgehend eine Eingabe einzureichen bezüglich der Stellung der Bergleute zu der im preußischen Landtag angekündigten Novelle, betreffend das preußische Berg gesetz und den im Reichstage angekündigten Gesetz entwurf, betreffend Rechtsfähigkeit der Arbeiterberufs vereine. Ew. Exzellenz teilen wir dann ergebenst mit, daß die gesamte Siebener-Kommission bei dem Verein für die bergbaulichen Interessen telegraphisch um eine Unterredung nachgesucht hat, zur Besprechung folgender ermäßigter Forderungen: I. eine lüpr^entige Lohn erhöhung (an Stelle des zuerst geforderten Minimallohns); 2. kommt ein Gedinge nicht zustande, so soll der Durch- schnitt-lohn gleichartiger Arbeiter gezahlt werden und nicht wie bisher, der ortsübliche Tagelohn; 3. nach Aufnahme der Arbeit soll keine Maßregelung der Streikenden vorgenommen werden; 4. gute Deputat kohlen auch für bedürftige Invaliden und Bergmanns witwen; 5. humane Behandlung. Auf Grund der beabsichtigten Verhandlungen soll die Arbeit eventuell sofort wieder ausgenommen werden. Die Siebener- Kommission. Johann Effertz, Altenessen, Karlstraße." — Reichskanzler Graf Bülow hat Herrn Effertz darauf gestern morgen telegraphisch geantwortet: „Ihr Tele gramm habe ich erhalten und danke Ihnen für Ihre Mitteilung. Im allgemeinen Interesse halte ich eS für dringend geboten, daß die Arbeit jetzt, wie Sie am Schluß in Aussicht stellen, sogleich wieder ausgenommen wird Für diesen Fall bin ich auch gern bereit, Ver treter der Arbeiter und der Unternehmer zur weiteren Verhandlung zu empfangen." — In den 18 Revieren des Oberbergamtsbezirks Dortmund und auf der Zeche Rheinpreußen sind gestern 63,838 Arbeiter bei einer Gesamtbelegschaft von 260,126 angefahren. Mithin fehlten 196,288 Arbeiter gegen 197,079 am Sonn abend. Der Truppentransportdampfer Belgrano, der nach beendeter Reparatur in Rotterdam am 4. Febr. weitergegangen war, hat gestern morgen um 8 Uhr Ouesfant passiert. An Bord alle» wohl - Nach Meldung General- von Trotha vom 5. d. M. wurde am 27. Januar bei Urikuribi-, 15 Kilo-