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Wochenblatt str - BifÄtofswerba, Stolpen «nd Umgegend, -Amtsblatt -es Königlichen Vrrichtoamteo und Les Stadtratheo zu Dischofswerda Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kostet vierteljährlich 12j Ng>» Inserate «erden nur bi« Dienstag und Freitag früh 8 Uhr angenommen. ' 61.! Mittwoch, den rr August. >1864. Der Kaiser der Franzosen und sein Sohn. Der kaiserliche Prinz ist am 16. März in sein neunte« Lebensjahr getreten. Der Erbe de« schönsten und gefähilichsten Throne« der Erde ist gegenwärtig ein hübscher, rothwangiger Knabe von der regelmäßigen, plastischen Gesichisbilvung seiner Mutter, und übrigen« nicht allzu kräftiger physischer Beschaffenheit, noch von sonderlich gefördertem WachSthum. Wie man in Hof kreisen versichert, wird er von seinem Vater wahrhaft abgöttisch geliebt und in reiferen Jahren gewiß schon bei Lebzeiten desselben berufen sein, einen bedeutenden Einfluß auf die Geschicke Frankreich« zu üben. Er ist von freundlicher, fast weicher GemüthSart, aber gleich wohl nicht leicht zu behandeln. Ein stark entwickelte« Bewußtsein von der hohen Stellung, zu welcher ihn. die Vorsehung berufen, geht bei ihm mit natürlicher Gutmülhigkeit Hand in Hand, er zeigt sich mild und roch zugleich befehlerisch, freundlich, aber entschieden, von herablassender Herzlichkeit. Dem Kaiser giebt die« oft zu denken, und er ruft dann wohl mit einem von Wohlgefallen und Kummer gemischten Gefühle au«: »Man sieht e« ihm doch gleich an, daß er auf dein Throne geboren ist." Keineswegs kann man aber sagen, daß diese« stolze, vornehme We sen de« Prinzen etwa eine Folg« seiner Erziehung wär«. Diese ist die ungezwungenste und natürlichste, welche einem Fürstenkinde nur zu Theil werden kann: den an geborenen Neigungen de« Prinzen wird — nach dem verständigen Willen seiner Eltern — der möglichst freie Spielraum gelassen; kein Hofmann, der ihm merk würdige Aeußerungen in den Mund legen, kein Schmeich ler, der ihn in gefährliche Täuschungen «inlullen darf. Mehr al« einmal ruft der Kaiser selbst seinen Sohn zu sich und spricht, am liebsten vor Zeugen: »Siehe, ich habe den größeren Theil meine« Leben» in der Verbannung oder gar in der Gefangenschaft verbracht, und ist wahrlich kein gefahrlose« Besttzthum, da« ich einst in Deine Hände legen werde." Öder er erzählt ihm von seinem unglücklichen Beiter, dem König von Rom, oder von den -erben Schickungen, welche seit einem Jahrhundert alle Thronerben Frankreich« betroffen haben. Dann wird wohl auch der Prinz nachdenklich, Rrunzehoter Jahrgang. aber weniger da« Gefühl der Demuth, al« da« kühner Entschlossenheit und selbstbewußten Vertrauen« scheint in seiner Seele zurückzubleiben. Kurz, da« Kind von Frankreich ist «in Eäsarlein vom Wirbel bi« zur Zehe. Wenn die Kaiserin selbst, welch« bekanntlich und sehr begreiflicher Weise an seiner Erziehung den wärmsten Äntheil nimmt, über ihn in Eifer gerätb, dann hört der Prinz die Mutter ms« gro ßen Äugen ruhig an, und wenn sie «ndlich geschloffen, zuckt er vornehm die Achseln und ruft etiquettewldrlg genug, aber ebenso drollig : Mamsn » peräll 8« töte" (Die Muller hat den Kopf verloren). Nicht» in »er Welt kann die Gönnermiene von seinem Angeflcht ver bannen. Und doch erzählt man sich wieder von der Innigkeit seine« Gemüth« die rührendsten Züge. Vor Kurzem befanden sich einmal der Kaiser, die Kaiserin und »er kaiserliche Prinz allein. Da« fürstliche Paar, welche« den Knaben beschäftigt glaubte, sprach eben von dem jüngsten Complote der vier Italiener, un» wie di« Revolution«partei jenseit« der Alpen von ihren Ver schwörungen und Mordversuchen nicht ablaffe. Da plötzlich Hirt man laute« Schluchzen, man steht auf und findet den Prinzen, welcher Alle» mit angehöri, in Thränen gebadet. Warum weinest Du? fragt« ihn der Kaiser, und der Prinz, noch immer schluchzen», antwortete trotzig mit halberstickter Stimme: Ich weine nicht, — und Schmerz und Scham kämpften in seinem Angesichte. Sachsen. Durch eine Bekanntmachung deS Ministerin»- des Innern wird das Einbringen von Rindvieh deS böhmischen LandschlagS wieder völlig freigegeben; wogegen galizisches und ungarische- Bieh von Böh men auS dann ringesührt werden kann, wenn durch ein von dem betreffenden Gemeindrvorstand amtlich auSgestrllteS und bestätigte- Certificat (Birhpaß) yachgewiesen ist, daß die nach Stückzahl und sonst näher zu bezeichnenden Thier« sich mindestens berelt- vier Wochen lang in Böhmen befunden haben, und wenn durch «in beigefügteS thierärztiicheS Zeugnttz Zeugntß dre Gesundheit der Dirhftücke beglaubigt