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Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Neummdsechszigfler Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dtese- Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag-, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-preiS, auch bei Bez/thung durch die Post, 1 Lhlr. tv Ngr. — Annoncen, die bis Mittag- 12 Uhr eingehen, werden in die TazS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spater eingehende"«nnoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. ,, < , , - , Donnerstag. 1838. Die Weltlage. Cherbourg ist ein Kriegshafen, England gerade gegenüber und sehr nahe gelegen, von Napoleon I. zu bauen begonnen, seitdem mit geringen Unterbrechungen von den Bourbonen älterer Linie, Louis Philipp und Napoleon Hl. fortgebaut und befestigt. Daselbst wird LouiS Napoleon nächstens die Königin von England empfangen und Feste geben, die nach den Versicherungen der Zeitungen an Glanz und Pracht alles übertreffen sollen, was in dieser Art das neukaiserliche Frankreich noch gesehen hat, und daS will viel sagen! Die Königin von England wird kommen, das englisch-französische Bündniß, von welchem man gewiß nicht ohne tiefen Grund das Fcstsitzcn Louis Napoleons auf dem Kaiserthrone guten Theils abhängig glaubt, scheint aufs Neue befestigt, Oesterreichs stille Bemühungen, wenn es deren angewendet hat, den britischen Leoparden dem französischen Adler zum Feind zu machen, wären demnach gescheitert. Erklärlich wäre dieß dadurch, daß England wohl möchte, aber nicht kann, weil es gegen wärtig nicht in der Lage ist, sich in neue Verwickelungen und Händel einzulasscn, da es in Indien und China alle-Hände noch lange voll zu thun haben wird und selber den groben Amerikanern höflich nachgcben mußte. Trotz dieser bevorstehenden Friedens- und Freundschafts-Kundgebungen zwischen den beiden Seemächten, trotz der unverkennbaren Annäherung Englands an Oesterreich und deren beiderseitigem jedenfalls innigeren Einverständniß, als es zwischen England und Frankreich besteht, trotz dem, daß man über das Raubnest Montenegro neuerlich in Paris in Einigkeit aufs Reine zu kommen scheint, die Donaufürstcnthümer-Angelegenheit ebenfalls in Regelung begriffen ist rc>, dauern die Rüstungen in Frank reich ohne Unterlaß fort. Wer da glauben wollte, diese seien darauf be rechnet, die Leutlein jenseits des Rheines eine Zeit lang in Athem zu erhalten oder der französischen Armee die lange Weile zu vertreiben, der kennt LouiS Napoleon und die Franzosen schlecht. Will Frankreich in Zeiten in der Nähe deS „kranken Mannes" eine feste, einflußreiche Stel lung sich sichern und dazu Montenegro benützen? Rechnet es dabei auf Rußland, dem ohne Zweifel daran gelegen sein muß, daS seit dem Krim feldzug in der Türkei verlorene Ansehen wiederzugewinnen? Wird das gemeinsame Interesse Rußland und Frankreich vereinigen, um so mehr, da elfteres den Groll gegen Oesterreich, dem eS Undank vorwirft, noch lange nicht verwunden hat? Oesterreich wenigstens scheint zu fürchten, daß Frank reich und Rußland seine Absichten auf die Donauländer zu Wasser zu machen bemüht sind, deshalb paßt es scharf auf, deshalb sucht es Eng lands Freundschaft eifrig; deshalb, sagt man, habe man den ältesten Be werber um Frankreichs Thron, den unter dem Namen Graf von Chambord in Oesterreich lebenden letzten älteren Bourbon nm kaiserlichen Hofwagen von seinem Sitze FrobSdorf nach Wien in die Hofburg zur Tafel geholt, deshalb ihn in Frankfurt a. M. die Anhänger seiner Ansprüche empfangen lassen. Deshalb, sagt man weiter, ertöne jetzt aus Oesterreich, als habe man ein Vorgefühl drohender Gefahr und ein Bedürfniß nach Hilfe, stärker als je der Ruf nach Einigkeit und , bundesfreundlichem Zusammenhalten nach Deutschland herein, deshalb lege man dort gegenwärtig so großes Gewicht auf die Einigkeit mit Preußen, der zweiten Macht Deutschlands. In Preußen dagegen glaubt man, daß man in Wien in zu vielen Dingen den Wünschen und Ansprüchen Preußens entgegen sei, als daß man nmt Oesterreich einträchtig Zusammengehen könne. Preußen verlangte däSMlt- besatzungSrecht der Bundeöfcstung Rastatt in Baden. Daß ihm dieß nicht gewährt werden soll, schiebt man preußischer SeitS Oesterreich in die Schuhe. Man behauptet, die beengte Lage, in welcher die fünfte Großmacht durch die Krankheit ihres Herrschers sich befindet, solle benutzt werden, um ihr in deutschen Angelegenheiten so viel als möglich an Einfluß zu irehmen, und die preußischen Zeitungen sind äußerst ungehalten auf Oesterreich, daS sie Hinweisen auf Piemont, die Lombardei, auf Ungarn, auf die Pro testanten, als auf lauter gefährliche Stellen, auf die Feindseligkeit Ruß lands, auf daS drohende Zerwürfniß mit Frankreich rc. Za, manche preußische Zeitungen sind fuchswild auf den gesummten deutschen Bund. Vor der Hand und der Feste in Cherbourg halber wird ein Sturm schwerlich sich erheben. Die Engländer mögen wohl größere Rücksicht auf Oesterreich als Bedingung der Erscheinung ihrer Königin in Cherbourg gestellt haben, denn seitdem machen die französischen Zeitungen verzweifelte Anstrengungen, ihre früheren Ausfälle gegen die erste denische Großmacht in höflichere Sprache umzuwandeln. Aber auch nach den Festen in Cher bourg dürfte noch keine unmittelbare Gefahr für den Weltfrieden drohen, trotz aller französischen Rüstungen. Es ist zwar schlimm,' wenn Frankreich und seine Armee sich langweilt; aber der innere Zustand Frankreichs, der immer und immer Transporte von vielen Hunderten Unruhestiftern nach Cayenne und Algier nöthig macht, die Finanzen dieses Landes, daS drin gende Friedensbcdürfniß Rußlands und die übermäßige Beschäftigung Englands in Asien scheinen uns hinlängliche Bürgschaften auch eines längeren Friedens zu sein. Zeitungen. , Sachsen. Dresden, 12. Juli. Landtag. 1. K. Bewilligung von 17,000 Thlr. für Bad Elster. Berathung über Zusätze zur Armcnordnung. — Morgen wird in der 2. K. über die zweite Abthcilnng des Einnahme- budgcts verhandelt werden. Wir theilen nur mit, daß für die nächsten beiden Jahre auch noch der außerordentliche Stempelsteuer-Zu* schlag (ercl. deS Erbschaftsstempels) wegfallen soll. Plauen. In' der am 17. Juli d. I. Vormittags 9 Uhr beim König!. Bezirksgerichte allhier zu verhandelnde» Untersuchung gegen den Webergesellen Heinrich Gottlob Müller aus Mühltroff, Raubversüch rc. betreffend, ist die Oeffentlichkeit ausgeschlossen, was zur Berichtigung der in der vorigen Nummer deS Voigtl. Anzeigers enthaltenen Notiz andurch den Lesern bekannt gemacht wird. Leipzig, 11. Juli. Wie wir aus glaubwürdiger Quelle verneh men, hat der Rath der Stadt Leipzig zur würdigen und feierlichen Ge staltung der gegen Ende August allhier abzuhaltenden 16. Hauptversamm lung des Gustav-Adolph-VereinS die ansehnliche Summe von 3000 Thlr. durch Beschluß zur Disposition gestellt. Der Rath hat dadurch bewiesen, welche Achtung er dem Vereine zollt, der einst durch den sel. Superinten denten vr. Großmann mit ins Dasein gerufen worden ist.. Chemnitz, 10. Juli. Nachdem das Privilegium unserer Stadtbank