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Amts- und Anzeigeblatt Är den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung I-er»lpre<Sel Ar. UV. Sonntag, dm 7. September LSLS ^-207 Derantwortl. Schriftleiter, Drucker und Verleger: EmilHannebohnin Mbenstock. «8. Jahrgang. Falle döherer Sewall — Krieg oder ionstigcr irgendwelcher .^rungen deb Betriebs der Zeitung, der Lieferanten oder der Ael-rderunuSeinrichtunflen — hat der Bezieher keinen Lnfpruch Lieferung oder Nachlieferung der^eitung oder au Rück zahlung deS Bezugspreises. del.-Adr.r -mt-ölatt. knuaSprei« vierteljährl. DU. 3.S0 etnschUeßl. de« .Illuftr UnterhaltungSblatteS- in der Geschäft«, ^«lle, bei unseren Boten sowie bei allen Reich«. ostanstalten. — Erscheint täglich abend« Li,«nähme der Eonn° und Feiertage für folgenden Tag. Im amtlichen Teile die yejpaltene Jelle Annahme der Anzeigen bi« spätesten« vormittag« 10 Uhr, für größere Tag« vorher. Eine Gewähr für die Ausnahme der Anzeigen am nächsten oder am vorgeschriebenen Tag« sowie an bestimmter Stelle wird nicht gegebm, ebensowenig für die Nichtigkeit der durch Kern, sprecher aufgegebenen Anzeigen. W Ekb«nbi«k, Larkfeld, hnndrMtl, SH Ntsheldr.M«M«srSa.Schrch«»«. " chSchckLertzLlMxr, Lssa, UmrchLtzensrL«, Mkmchal «sw. Die letzte Woche. Ter Reichspräsident Ebert hat in Begleitung des Wehrministws Noske die süddeutschen und andere Hauptstädte besucht und damit seiner offiziellen Tätig keit einen weiteren RepräsentationsrahmeN beige- lügt. Hoffentlich hat das Oberhaupt der deutschen Republik bei dieser Rundreise auch Einblicke in die tatsächlichen, immer noch sehr schwankenden Verhält nisse zu nehmen gewußt, um der Reichsregierung ge genüber die Notwendigkeit energischer Maßnahmen zur künstigen Sicherung der Ordnung vertretet, zu können. Es hat in letzter Zeit nicht an» allerlei Alarm gerächten gefehlt, die wir nicht im guten Glauben, daß es nicht so schlimm kommen werde, hei Seite legen können. Wir haben dafür zu traurige Er fahrungen gemacht. Bei Besuchen des früheren deut schen Kaisers ist oft genug gesagt, daß sie nur Aeußer- lichkeiteu dienten. Es liegt daher aller Anlaß vor, zu verhüten, daß sich an die jetzige Rundfahrt des Reichspräsidenten ähnliche Auslassungen knüpfen. Herr Ebert als Mann aus dem Volke wird auch un schwer erkennen, welche Stimmung im ganzen Volke herrscht. Durch die Verschiebung der Truppenver- minderung bis zum Frühling 1920 sind die Mittel der Regierung an die Hand gegeben, die Ruhe zu sichern. Tatkraft zur rechten Zeit beugt unliebsamen späteren Eingriffen vor. Die Besuche des Präsidenten Ebert scheinen übrigens zu beweisen, daß an eine neue Präsidentenwahl auf Grund der Reichsver fassung nicht gedacht wird. Tie Erörterungen, ob Feldmarschall von Hindenburg als Kandidat für eine solche Neuwahl aufzustellen sei, waren also ver früht. Ebensowenig wie es bisher gelungen ist, unsere Arbkitsverhältnisse wieder auf feste Grundlagen zu stellen und damit unsere ungünstige« Valutaverhält nisse aufzubessern, ist es gelungen, die Einfuhr- und Ernährungsbedingungen sicher zu stellen. Unlieb same Erscheinungen bei Ler Freigabe des Handels haben gelehrt, daß es noch sehr scharfer Kontrolle bedarf, damit die neu gewährte Freiheit nicht zu un lauteren Zwecken ausgenützt wird. Auch die größte Handelssicherheit darf nicht bedeuten, daß die Regie rung mit verschränkten Armen untätig daneben steht, sonst kommen wir überhaupt nicht wieder zu er träglichen Lebensmittelzuständen, deren wir doch schon für diesen Herbst und Winter bei dem bestehen den Kohlenmangel bedürfen. Tie Bemühungen, die Entente zu einer bedeutsamen Ermäßigung der ihr zu liefernden Kohlenmenge zu bringen, sind erfolglos gewesen, sie besteht auf der Abgabe von mindestens 20 Millionen Tonnen jährlich. Tas sind 400 Mil lionen Zentner im Jahr, die wir entbehren müssen. Und vorerst hat man in Paris mit der Zurückhal tung unserer Gefangenen ein Mittel in der Hand, uns zu zwingen. Tie Heimkehr von Trupps zu 1000 Mann will nicht viel besagen, da es sich doch im ganzen um über 700000 Köpfe handelt. Tie Entente weiß, was sie uns bieten kau«. Auch die Mil lion in Gold für die Tötung eines französische« Ser geanten in Berlin, der sich selbst in eine Schlägerei begeben hatte, ist bezahlt worden. Auch die Lage in der Rheinpfalz und in Ober schlesien ist noch nicht geregelt worden. Wenn die Franzosen sagen, daß sie sich zu den Abtrennungs- bestrebungcn einzelner ehrvergessener Deutscher neu tral verhalten, so bildet das ooch einen indirekten Freibrief für diese Leute. Umsomehr hat die deutsche Reichsregierung Anlaß, gegen diese Hochverräter schonungslos aufzutreten und sie rücksichtslos beim Kragen zu nehmen. Geschieht das nicht, so artet diese Hetzerei schließlich ebenso aus, wie wir es in Dberschlesien gesehen haben. Wir wollen doch so lange, als cs uns irgend möglich ist, Herr im eige nen Hause bleiben. Irgend welche Rücksichten brau chen wir nicht zu üben, denn auch wir erfahren nicht die geringste Rücksichtnahme, die uns zu Gegenlei stungen verpflichtete. , Tas 'offenbart sich sehr deutlich bei der Bera tung des Hriedensvertrages in der Pariser Depu tiertenkammer. Der Vertrag wird ja angenommen werden, aber die Redner machen gar keinen Hehl daraus, daß Frankreich darauf halten muß, seinen Einfluß bis zum Rhein vorzuschieben und diese Ge biete dem Denken und dem wirtschaftlichen Leben nach französisch zu machen, wenn sie auch dem Name« nach bei Deutschland bleiben sollen. Immer noch keine Lust, den Vertrag unverändert zu genehmige«, Hot der nordamerikanische Senat in Washington. Der Senator Knox hat das Verhalten der Entente mit so scharfen Worten gebrandmarkt, wie es noch nie geschehen ist. Zu ersehen ist aus diesen Bera tungen jedenfalls so viel, daß Präsident Wilson auf der Durchführung seiner 14 Punkte, unter wel- lben Deutschland am 11. November 1918 den Waffen stillstand schloß, in Paris überhaupt nicht bestanden hat. So muß denn auch Oesterreich jetzt seinen har ten, nur in nebensächliche« Punkten abgeändertew Friedens vertrag unterzeichnen. Italien zögert mit der Ratisizrerung der Friedensbedingungen, da es noch größere Konzessionen gegenüber den Südslawen heraus schlagen 'will. Von einem großen bevorstehenden Angriff der russischen Antibolschewisten und der Entente auf Petersburg und Moskau ist immer noch dre Rede, praktisch in die Erscheinung getreten ist er aber noch nicht. Dagegen scheint es wirklich, als ob England mit Len Gegnern der russischen Revolution einen Vertrag abgeschlossen hat, die es unterstützt, wofür ihm große Handelsvorteile zugesichert werden. Es ist die alte Sache, England hat stets zwei Eisen im Feuer und versteht es, eins zur rechten Zeit zu schmie den. Als Zar Nikolaus 1917 mit Deutschland Frie den Mießen wollte, machte England die Revolution in Rußland. Heute, wo die Revolution ziemlich ab gewirtschaftet hat, nimmt es die Gegner unter seine Fittiche. Es verdient in jedem Fall. IVm. Tagesgeschichte. Deutschland. - Erne Umbildung des Reichs Mini steriums wird mehrfach angekündigt, und sie ist auch begreiflich angesichts der harten Nuß der Lö sung der Finanzfragen, besonders der Vermögens abgabe, und wirtschaftlieben Fragen, die es noch zu knacken gibt. Jetzt, wo der internationale Verkehr sich wieder geltend zu machen beginnt und ohne die künstlichen Hindernisse der Entente schon ganz an deren Umfang genommen hätte, als es der Falt ist, stellt sich doch heraus, daß mit sozialistischen Prin zipien allein diese verwickelten Dinge nicht zu löse« sind. Wir können die Weltwirtschaft nicht entbehren, wenn wir wieder hoch kommen wollen und die An- uahm.e theoretischer sozialistischer Prinzipien würde uns mit einer chinesischen Mauer umgeben, hinter d^r wir wie Mäuse in der Falle säßen. Auch, der Sozia lismus muß modern, zeitgemäß sein, und heute mehr denn je. Eine neue Note. Freiherr v. Lersner überreichte dem Obersten Rat eine Note, die eine Rechtfertigung des Admirals v. Reuter bei der Ver senkung der deutschen Flotte in Scapa Flow be zweckt. — Eine K o h l e n zw a n g s n o te der En tente? Wie die „Badische Volkszeitung" von iMm Berner Berichterstatter erfährt, hat der Oberste Nat Ler Alliierten beschlossen, falls Deutschland die vor- geMic-bene Menge Kohlen (20 Millionen Tonnen jährlich^ bis zum 81. Dezember 19l9 nicht vertrags mäßig abliefert, ihm am 1. Januar 1920 eine Note zu überreichen, in welcher mitgeteilt wird, daß die Lebensmittelzufuhr für Deutschland aufs neue gesperrt wird, und zwar soll die Verfü gung am Tage der Zustellung in Kraft treten. Fer- ner wird in der Note verlangt werden, daß die neun stündige Arbeitszeit für die Bergarbeiter in Deutsch land sofort einzusühren ist, endlich behalten sich Lie Alliierten vor, die deutschen Kohlengebiete zu be setzen. — Das Kaffee-Einsuhrverbot wird demnächst auf Anordnung des Reichsernährungsmi nisters Schmidt aufgehoben werde». Ter Ter min Lieser Aufhebung/kann mit Rücksicht auf ge wisse geschäftliche Maßnahmen der Reichsregieruna noch nicht bekanntgegcben werden, doch kann es sich nur um wenige Wocl,en bis zur völligen Freigabe der Kaffee-Einfuhr handeln. Lettischer Vertragsbruch Die lett- ländische Regierung in Riga, der lettlänöische Ge schäftsträger in Berlin und die lettische Presse leug nen, daß am 29. Dezember 1918 in Riga zwischen dem deutschen Gesandten und der lettläudischey Re gierung ein Vertrag geschlossen worden ist, demzu folge die deutschen Kurlandkämpser das lettische Bür gerrecht und damit das Recht auf Siedlung erwor ben haben. Tie Regierung, der Geschäftsträger und die Presse Lettlands entstellen damit die Tatsachen. Tie beiden in Betracht kommenden Paragraphen des am 29 Dezember 1918 in Riga abgeschlossenen Ver trages lauten wörtlich: Riga, den 29. Dezember 1918. Vertrag zwischen den Bevollmächtigten des Deutschen Reiches und der provisorischen lettländi- schen Regierung. 1. Tie provisorische lettländische Regierung erklärt sich bereit, allen fremdstaatlicheu Heecesangehörigen, die mindestens vier Wochen im Verbände von Freiwilligenformationen beim Kamp fe für die Befreiung des Gebietes des lettländi scheu Staates von den Bolschewiki tätig gewesen sind, auf. ihren Antrag das volle Staatsbürgerrecht Les lettischen Staates zu gewähren. 4. Tie in Aus führung von 8 1 notwendigen Listen über Zu- und Mgänge von Freiwilligen werden der provisorischen Regierung mindestens einmal wöchentlich übersandt. Es wird auf Grund dieser Listen zwischen den Ver tragschließenden festgesetzt werden, welche deutschen Staatsangehörigen sich das Staatsbürgerrecht ge mäß Z l erworben haben, gez.: August Win ui g, deutscher Gesandter in Riga. K. Ulmanis, Mi- nistcrpräsident; Fr. Paegel, I. Sanlits. Es ist zu bemerken, daß dieser Vertrag vom gegenwär tigen Ministerpräsidenten Ulmanis unterzeichnet wurden ist, der heute den moralischen Mut auf bringt, Liesen Vertrag zu brechen. Angesichts dieses frevelhaften Vertragsbruches kann man den berech tigten Unwillen der deutschen Soldaten in Kurland sowie ihr Vorhaben, auf der Einlösung des von der i leitländischen Regierung vertraglich zugesicherten ! Versprechens auf Ansiedtungsmöglichkeit in Lettland ! begreifen, io sehr man auch die Weigerung der Trust- i Pen, dem Rückzugsbefehl der deutschen Regierung Folge zu leisten, verurteilen muß. Oesterreich. Eine nachträgliche Sicherung ge gen Len Anschluß Teutsch Oesterreich s. In Len Friedensvertrag mit Oesterreich ist nachträg lich ein Artikel eingefügt worden, der den Anschluß an Teutschland verhindern soll Es ist Artikel 88 und hat folgenden Wortlaut: Tie Unabhängigkeit Oesterreichs ist unabänderlich, außer mit Zustim mung des Rates des Völkerbundes. Folglich ver pflichtet sich Oesterreich, sich ohne Zustimmung des Rates einer jeden Handlung zu enthalten, welche ferne Unabhängigkeit direkt und indirekt in irgend eurer Weise gefährden könne, indem es an den An gelegenheiten einer anderen Macht teilnimmt und dies inbesondere bis zu seinem Eintritt zum Völ kerbünde. - Ter Staatskanzler Dr. Renner ist aus St. Germain in Wien eingetrofse«, um dem Hauptausschusse und der Nationalversammlung über den Friedensvertrag.zu berichten. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Friedensvertrag ange nommen werden wird, und zwar von de« Ehristlich- Sozialcn und den Sozialdemokraten, während die Großdeutichen dagegen stimmen werden. Ter Oberste Rar hat di- Bedenkzeit für die Ablehnung oder Aw- nähme des österreichischen Friedensvertrages um 48 Stunden verlängert. Amerika. Wilsons Werbe reise für den Völ kerbund. Präsident Wilson hat am Tonnerstag i« Columbia im Staate Ohio seine erste Rede über de» Völkerbund gehalten. Er erklärte, daß er beabsichtige, das Land zu besuchen und überall über die Pariser Verhandlungen und den Standpunkt, den er dort für Amerika vertreten habe, Bericht zu erstatten. Prä sidcnt Wilson reist in einem Extrazuge und wird von 30 Journalisten begleitet. In 27 Tagen wird er eine Reise von lOOOO Meilen zurücklegen uwd während dieser Zeit 30 Reden halten. In Colum bia wohnten etwa 4000 Menschen seinem Vortrag bei.