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Nr. L7S. Freitag den 31. Juli Ivri^». achslsche Kolks j AmhhWs» Tageblatt tue Malirhrch Recht u. Freiheit !j! M 7. Jahrgang. läftlic- nach», mtt 7>.u«!li>hm, der Sonn-und KelUaz». sSr-reik, «lene., I > dtt» >» >ohne Sei»Nü>Id . «kr Oester. cv^d. Sri n » HollnnÜ.i'.loii l.tZeiwngrnroi-Iille«''«>e>«. inr-Innn-m-e <- «' - R.»,»e,'o-e > « ,» n»-». Für die Monate -lugusl untl September abonniert man auf die „sächsische Volkszeitung" n;it der täglichoa Ronmn- beilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von 1.21> FLK. sahne SesteilM) n Boten durch Haus Snldeiitenstreiche Mau kennt sie in der ganzen Welt und nimmt sie auf die leichte Schulter: Fohle»;, Pfeifen, Laternenanslöschen, Rausch und Katzenjammer. Jugendliche Torheit und jugendlicher Uebermnt feiern liier ihre Triumphe. Tie „akademische Freiheit" bürgt ja dafür, daß man diese Ein schränkungen nicht so scharf ahndet. Aber heute ist mit die ser akademischen Freiheit ein sonderbar Ting. Fn Berlin hat man diese dazu benutzt, um die nichtkorporierten Stu denten mundtot zu machen; es ist daher von hier ans eine Bewegung im (Hange, welche die gesamte akademische Frei heit anfheben will und die Studenten nur dem gemeinen Rechte zu unterstellen sucht. Fm Namen dieser akademischen Freiheit hat man in Testerreich die katholischen Studenten verprügelt und blutig geschlagen; in Preußen aber eröff- nete man einen Feldzug gegen die katholischen Studenten verbindungen, indem man die'en die Eristenzberechtigung abstritt. Graf Hoensbroech war einer der Hauptmacher im Streite. Tie katholischen Studentenverbindungen haben sich da mals tüchtig gewehrt; sie erhielten auch erheblichen Zu wachs und blühten besonders da, wo die Anfechtungen groß waren. In der letzten Zeit aber machten sich in den Reihen der farbentragenden katholischen Studentenverbindungen Strömungen geltend, die man nicht mehr als lose Stn- dentenstreiche anseheil kann, die man vielmehr im katholi schen Tentschland mit Ernst verfolgen »ins;. Tie Alten der Studenten wie die Alten Herren der Verbindungen haben Anlas;, genau znzusehen, wohin die Reise geht. Vor einiger Zeit ist gemeldet worden, das; die katholischen Verbindun gen der schwäbischen Universität Tübingen sich gegen den Ultramontanismns ausgesprochen hätten; dann kam ans Münster die Nachricht, das; sie nicht mehr an der Fronleich namsprozession teilnehmen würden; es stellte sich dann her aus, das; die Nichtbeteilignng sich nur ans eine lokale Pro zession beziehen soll. Nunmehr kommt ans Halle die Nach richt, wonach die dortigen katholischen Studentenverbindun gen folgende Thesen angenommen haben: „l. Tie katholi schen Verbindungen sind frei von jeden nitraniontanen, parteipolitischen Bestrebungen und sie verurteilen einseitige Parteipolitik studentischer .Korporationen, wo und wie sie immer verkommt. 2. Z»m Ausdrucke dessen verzichten die katholischen Korporationen daraus, sich als solche an den Katholikentagen zu beteiligen, denn diese Tagungen, ans denen religiöse und politische Tendenzen verschmolzen wer den, sind lediglich eine Verkörperung des nltramontanen Gedankens. 3. Tie katholischen Korporationen verurteilen ans daS schärfste das Eingreifei; kirchlicher Behörden in die freie wissenschaftliche Forschung und in die Lehr- und Lern- freibeit." Tiefer Beschluß muß nach Form und Fnhalt be dauert und auch mit aller Entschiedenheit znrückgewiesen werden: er beruht auf einer Unkenntnis der katholischen Weltanschauung, welche die jungen Tente erst studieren sollten, ehe sie sich z» Richtern derselben anfichwingen. Wir sprechen dies ans, obwohl nur Nüssen, daf; die akatholische Presse nun erst recht ins Feuer blasen wird; wo aber ein Uebel sich zeigt, muß es in den Ansätzen bekämpft werden. Tie Verbindungen inenden sich gegen „Ultramontanis mns"; vom Zentrum iß nichts gesagt, wohl aber von „ultra- montanen parteipolitischen Bestrebungen", wie die Gegner des Zentrums zu meinen belieben. Nun hat gewiß nie das Zentrum, weder die Zentrnmssraktion, noch die organisierte Zentrmnswählerschast die Forderung erhoben, das; die ka tholischen Studentenverbindungen sich in diese Partei stellen sollen. Als bei der letzten Reichstagswahl die Korps und Burschenschaften sehr stark sich an der Agitation betei ligten, als das Zentrum von allen Teilen bedroht war. da hat doch kein Mensch von den katholischen Verbindungen ge fordert, das; sie sich dem Zentrum zur Verfügung stellen sollen. Es war daher höchst überflüssig, diese Versicherung in dieser Form nbzngeben. Ganz unlogisch und nnkonse- anent aber ist, wenn die Verbindungen nun den Schluß ziehen, daß sie von den Katholikentagen nun fern bleiben, weil diese „religiöse und politische Tendenzen" verschmelzen und daher die „Verkörperung des nltramontanen Gedan kens" darstellen. Wir müssen den jungen Herren die Zu ständigkeit absprechen, dergestalt über die Katholikentage zu urteilen; Leute, die sich so anssprechen, waren wohl noch nie ans einen; Katholikentage. Diese Einrichtung ist wesentlich älter, als die katholischen Verbindungen selbst; sie ist viel älter, als die Studenten, die diesen Beschluß ge faßt haben. Ter .Katholikentag ist nicht eine „Verkörperung des nltramontanen Gedankens", sondern er ist eine katho lische Veranstaltung schlechthin. Päpste, .Kardinäle und Bi schöfe haben das dntzendmal ausgesprochen; die Redner und Leiter dieser Veranstaltung ebenso, und diese Leute müssen wissen, was sie wollen, sie alle können sich eine solche Kritik von jugendlichen Studenten verbitten. Man kann in die- sei; Auslassungen nichts anderes erblicken als einen 'Nieder schlag des liberalen Phrasennebels. An; schärfsten aber müssen nur uns anssprechen gegen den dritten Punkt der Thesen; da rufen wir den Studenten zu: Hände weg! Nicht ihr seid von Gott gesetzt und be rufen, nin den Glanbensschatz der Wahrheiten z» hüten, sondern es sind die Bischöfe, die „kirchlichen Behörden", welchen hier ein Tadel ausgesprochen wird. Tie Phrase von der „freien wissenschaftlichen Forschung" kann ja einen jungen Mensche» noch begeistern, der des Lebens Ernst und Schattenseiten nicht erkannt hat; der nicht weiß, daß diese gesamte Forschung mit der Auswahl prosenoraler Schwie germütter zu beginnen hat und daß geistige gesellschaftliche Beziehungen erforderlich sind. Wenn aber zum Beispiel ein Theologieprofessor lehrt, er sei ans grnnd der „freien wissenschaftlichen Forschung" zu dem Resultate gelangt, daß es keinen Gott gebe, daß Ehristns nicht Gottes Sohn, also ein Lügner sei, so kann nur ein Tor fordern, daß die „kirch- lscheu Behörden" nicht eingreifen sollen. Ter bäurische Kultusminister bat eine ganz richtige Stellung in dieser Frage eingenommen und nicht minder protestantische Pro fessoren »nie Panlsen und andere. So ist der ganze Beschluß eine höchst bedauerliche Ent gleisung, die wobl ans Veranlassung der zuständigen Alten Herren bald ans der Welt geschafft wird. Tas Lob der „Tägl. Rundschau" muß jeden; katholischen Studenten zei gen, daß er sich auf falschem Wege befindet, wenn er diese Resolution einläßt. Tie Masse der katholischen Studenten will auch von der Haller Resolution nichts Nüssen, aber wir hielten es für geboten, mit unserer Ansicht nicht hinter dem Berge zu halten, nachdem die herausfordernden Thesen be kannt geworden sind. Die „freien" (Hewerksckaflen, wie sich die sozialdemokratischen Gewerkschaftsorganisiatio- nen fälschlich nennen, haben wegen ihres Wohlverhaltens gegenüber der sozialdemokratischen Partei ans ihrem Ham burger Kongreß nun gar die Anerkennung und das Lob —- des „Genossen" Parvns gefunden. TaS will viel be sagen, wenn man sich daran znrückerinnert, wie wohl kan»; ein „Genosse" jegliche Regung der „freien" Gewerkschaften zur Selbständigkeit gegenüber der politischen Partei mehr beargwöhnt und demgemäß die Gewerkschaften behandelt hat, wie eben ParvnS. Tieses sein nnnmehriges Wohl wollen haben sie sich, wie er ihnen in der parteioffiziellen sozialdemokratischen Wochenschrift: „Tie Nene Zeit" (Nr. -11) bestätigt, dadurch verdient, das; sie sich in den Fragen der sozialpolitischen Gesetzgebung völlig auf den Boden der sozialdemokratischen Partei gestellt haben. „Genosse" Parvns scheint das übrigens auch ganz und gar erwartet zu ! haben. Ter Gewerkschaftskongreß habe hier „selbstverständ- ! lich" nichts anderes tun können, als sich den längst anfge- j stellten, in der Teffentlichkeit und im Parlamente vertre- ! lenen Forderungen der Sozialdemokratie anznichließen. Ter Kongreß habe auch, so sehr die Verhandlung in die De tails ging, keinen einzigen Mißstand ansgedeckt, der nicht schon vorher von der Sozialdemokratie ansgedeckt worden wäre. Somit haben sich die „freien" Gewerkschaften völlig als die braven Kinder erwiesen. So ganz zufrieden st „Genosse" Parvns nun mit ihnen gleichwohl »och nicht. Neben der Erkenntnis der Einheitlichkeit des proletarischen j Klassenkampses. der Notwendigkeit des Zusammenwirkens I der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie seien auf dem j Hamburger Kongresse jedoch auch Stimmungen und Re gungen zutage getreten, „die »vir am liebsten als gewerk schaftliche Fllnnonen behandeln wollen, die durchaus zn rückgewiesen werden müssen," so schließt Parvns seine Kon- greßbetrachlnna. Auf diese demnäclntige Behandlung „ge werkschaftlicher Fllnsionen" durch den „Genossen" Parvns wird man »in so mehr gespannt sein dürfen angesichts Bömelbnrgs stolzen Wortes ans dem Hamburger Kongresse: „Grundsätzliche Tifferenzen gibt es zwischen den beiden Hnnptteilen der Arbeiterbewegung überhaupt nicht mehr." Tb Herr Bömelbnrg liier mit seinem Urteile nicht etwas voreilig gewesen ist? Politische Nnndschou. Dresden, den 30. sZnIi 190«. — Der Kaiser empfing heute den Aichitckten Bodo Ebhard und nahm sodann den Vortrag des stellscrtr. lenden Ehefs des ZivilkabincttS Ncgiernngöprästdentci; v. Val"ntini entgegen. Des Nachmiltags unternahm Se. Majestät mit den Herren des Gefolges eine Antomobilsahrt nach dem Langenberge. Ter Grosiherzvg von Bade» hat de»; Prinzen Karl und dem Prinzen Franz Ludwig Ferdinand den Hansorden der Treue, sowie dem Staatsminister Freiherrn von Pode- wils das Großkrenz des Ordens Bcrtholds I. an der golde nen Kette verliehen. — Kultttsministcr Tr. von Mehner ist seit Sonntag an Fnflnenza erkrankt. Fetzt fühlt er sich etwas besser; er hofft, schon in den nächsten Tagen wieder seinen Obliegen heiten Nachkommen zu können. — In den höheren Militiirstlllcn ist für den nächsten Herbst em größerer Wechsel zu erwarten; dieser erstr-.ckt sich auf die näbeie Umgebung des Kaisers. Tas Verfahren gegen Tr. Schücking ist von dem zu ständigen Regierungspräsidenten eingeleitet worden. Dem Bürgermeister gehen zahlreiche Shinpatlüebeweise zu. Ter Abgeordnete Tr. Wiemer von der freisinnigen Volkspartei schrieb ihm, auch seine Partei stelle geschlossen hinter Schücking. Tas ist ja beim Freisinn kein Wunder. — Vom Flottcnvcrcinc. Ter neue Vereinspräsident, Großadmiral Köster, hielt ans der Landeshanptversanim- lnng des Landesverbandes Mecklenburg des Tentschen Flot tenvereins eine Rede, in welcher er die Navigation des Flot- tenvereinsschifses bei den sich gellend machenden Strömun gen als nicht leicht bezeichnete und die Liebe und Verehrung bervorbob, deren sich Fürst Salm im Flottenverein erfreue. Er hoffe, daß das Verhältnis des Flottenvereins znni Reichsmarineamte ein stets gutes sein werde und bat die Mitglieder um Vertrauen zum Präsidium und um Einig keit. Ter Vorsitzende des württembergischen Landesverban des, Erbprinz zu Hohenlohe-Langenbnrg, dankt in einem Aufrufe an die Mitglieder für das ilm; durch die Wahl zum Vorsitzenden bewiesene Vertrauen. Fn demselben wird ge sagt. ein nationalpolitischer Verein könne nur dann er folgreich für die Fnteressen des deutschen Vaterlan des wirken, »venu er als einheitliche Körperschaft den Sinn des Volkes in seiner Gesamtheit darstellt. Tie vor nehmste Ausgabe des württembergischen Landesverbandes sei, darauf lünznarbeiten, daß das neue Präsidium, welches mit voller Unabhängigkeit für die Stärkung der Wehrkraft einzntreten versprochen habe, bei diesem seinen Bestreben loyale und vorurteilsfreie Unterstützung finde. — Zum Falle Bernhard wird mitgeteilt. daß derselbe vorläufig eine für alle Teile befriedigende Lösung gefunden hat. die eine endgültige Beilegung demnächst erwarten läßt. Professor Bernhard hat sein EntlassungSgesnch nicht zurück« gezogen; dasselbe liegt dem Kultusminister noch vor. Professor Bernhard hat zunächst einen sechsmonatlichen Ur laub erhalten, der eventuell noch verlängert werden wird, sodaß er genügend Zeit zur Verfügung hat. diejenigen wissenschaftlichen Leistungen zu produzieren, welche die philosophische Fakultät an ihm zu vermissen glaubte. — Neue Abänderung der deutschen Gewerbeordnung. Fn den 3ä derselben ist nunmehr auch der Handel mit lebenden Vögeln ausgenommen worden. Der § 35 der deutschen Gewerbeordnung lautet in seinen; Eingänge also nunmehr wie folgt: „Die Erteilung von Tanz-, Turn- und Schwimmunterricht als Gewerbe, sowie der Betrieb von Badeanstalten ist zu untersagen, wenn Tatsachen vorliegen. welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden in bezug ruf diesen Gewerbebetrieb dartnn. Unter derselben Voraus setzung sind zu untersagen der Trödelhandel, der Handel mit lebenden Vögeln nsw. nsw." — Einzelheiten au« der Steuerreform. Freisinnige Blätter teilen nunmehr mit, daß Bier und Tabak besonders hart zur Steuer herangezogen werden sollen. Wir haben das schon vor mehreren Monaten gemeldet. Feiner be stätigen jetzt liberale Blätter, daß die Steuer auf Gas und Elektrizität sowohl Liät wie Kraft treffen soll, doch soll die Steuer ans Licht erheblich höher als die ans Kraft be messen werden, von der nur eine geringfügige Abgabe er- hoben werden soll, während gewisse Kraftbetriebe ganz frei bleiben sollen. Motiviert wird die Besteuerung von GaS und Elektrizität als angeblicher Ausgleich für die Zoll abgaben von Petroleum, das die Lichlgnelle der Minder bemittelten und des flachen Landes ist. während Gas und elektrisches Licht als Beleuchtung der Wohlhabenden und der Städte angesehen werde. Diese Mitteilungen sind zu treffend; als »vir sie aber zuerst vor l-1 Lagen brachte»;, da hat man gerade in liberalen Kreisen die Richtigkeit unserer Meldung zu bestreiten gesucht. — „Nonnen als Engelmacherinnen." Unter dieser und ähnlicher Spitzmarke ging dmch fast die ganze akatho lische Presse des Fn- und Auslandes die aufsehenerregende Nachricht, daß im Kinderhospiz in Gevace bei Mailand katholische Nonnen von 114 ihnen anvertranten Findlingen 143 haben verhungern lassen. Die diesbezüglichen behörd lichen Untersuchungen hätten schauderhafte Zustände zutage gefördert. Schuld an allein seien natürlich die katholischen Schwestern der Kongregation Znnk' ^rnnr. die das Kinder hospiz leiten. Dazu wird der 0. von kompetenter Seite mitgeteilt, daß zwar Uebelstände in der genannten Kindererziehrmgsanstalt bestehen, die Nonnen jedoch den selben vollständig fernstehen. Das Institut steht unter weltlicher Leitung und den 4 Schwestern ist nur die Pflege der Säuglinge anvertrant. Wie die beiden behördlichen Untersuchungen bisher ergaben, ist die hohe Sterbeziffer ans die geringe Zahl der als Ammen verwendeten Wär terinnen zniückznführen, die im vorgerückten Alter stehen und ungeniigende Nahrung bekamen. So hatte z. B. eine Amme täglich nicht weniger als 13—l-1 Kinder zu sängen. Uebrigens ist noch der offizielle Ausgang der Untersuchung abzuwarten. - - Fn den katholischen Schulen zu Güttingen soll, wie das „Göttinger Tagcbl." und die „Tägl. Nnndschan" dieser Tage zu berichte»; wußten, ein Schüler so stark geprügelt .