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Anzeigenannahme sür in- und ausländische Zeitungen, Giändiqe Wochenbeilagen: ^erbauung »no W^ „Das Leben im Bild" 2 — 2 „Die Frau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilage: L Mchlerschcincn einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugöpreiskiirzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Bad Gchandau, Donnerstag, den 10. November 4S32 76. Jahrgang Nr. 264 Die Kriegsteilnehmer im Volksleben von heute. Wie würde sich ihr Mchrstimmcnwahlrccht answirkcn? — Noch 820 vvv Kriegsbeschädigte und 1,1 Million Hinterbliebene. Die Kriegsopfer im Neichshaushalt. Bon Detlev Sievcking. Bei einer Bekanntgabe der grossen Nichtlinien für eine Verfassuugsrcform trat der Ncichsiuncnministcr kürzlich auch , mit dem Gedanken eines Zweistinnncnwahlrechts für die i Kriegsteilnehmer und die Familicnvorstände, Väter oder Mütter, in die Oesfcntlichkeit. Damit wurde eine Frage cmf- Herollt, die schon zn einer sehr bewegten Aussprache führte, weil dabei nicht nur die Ablösung vom Weimarer Wahlrecht, tondcrn auch vom Ncichstagswahlrecht Bismarcks in Frage rommt. Soweit der Ncichsinnenminister für die Gewährung einer Zusatzstimme an die Kriegsteilnehmer eintrat, knüpfte er an eine naheliegende Vorstellung von 1918 an. Damals kam cs zu der Senkung des Wahlrechts gegenüber dem alten j Reichstagstvahlrccht, um ausdrücklich die Kriegsteilnehmer der jüngeren Jahresklassen, nachdem sie mit der Waffe für Las Vaterland eingctrctcn waren, nicht von den Wahlen zur Nationalversammlung ausznschlicßc«. Käme es zu jenem Doppclwahlrccht, dann müsste mit einer Vermehrung Ler Stimmen um mindestens die Hälfte gerechnet werden, weil jene Kriegsteilnehmer, die Väter sind, sogar drei Stimmen »bgebcn könnten. Das hicszc also, daß bei einer Zahl von heute weit über 46 Millionen Stimmberechtigten rund c 7V Millionen Stimmen verfügbar würden. Davon käme auf > den ehemaligen Kriegsteilnehmer im Falle eines Rechts zur Abgabe von zwei bis drei Stimmen ungefähr ein Drittel der gesamten S t i m m c n z a h l. Diese Zahlcnaugabcn lassen schon erkennen, eine wie einschneidende Maßnahme die anaercatc Wablrcchtsändcruua sein würde Das besondere Gewicht der Kriegsteilnehmer im deutschen Volksleben tritt auch in diesem Zusammenhang wieder ein mal deutlich hervor. Von 1914 bis 1918 folgten insgesamt 13 Millionen Männer im Alter von 16 bis 45 Jahren bei Kriegsausbruch dem Ruf zu den Fahueu. Bon ihnen sind l weit über zwei Millionen nicht wicdergekehrt. Die Zahl : unserer Kricgstotcn wird amtlich zwar mit 1885 291 an- l gegeben. Dazu müssen aber noch die 170 000 Vermißten ge zählt werden. Wenn auch zahlreiche ihrer Angehörigen selbst j vierzehn Jahre nach Beendigung des letzten Waffenganges > noch mit so heißer Sehnsucht auf ihre Wiederkehr warten, daß solche Schwindelfälle wie der des Schneiders Hummel, der sich als Daubmaun ausgab, leider durchaus nicht zu den Seltenheiten gehören, so erscheint es doch nach menschlichem Ermessen unmöglich, daß auch mir wenige Tausend der Ver mißten noch am Leben sind. Vergegenwärtigt man sich die russische Toteuzahl von 2 250 000 bei einer doppelt so hohen Bevölkerung wie Deutschland, dann zeichnet sich die gewaltige Größe des deutschen Opfers im Weltkriege ab. Autcilsmäßm aus Vie Bevölkernngszahl verrechnet, reicht auch die Zahl der französischen Toten von 1 350 000 lange nicht an die deutsche heran. Unser Volk erfuhr durch deu Krieg in der Tat einen Aderlaß ohnegleichen. Allerdings verkauften die deutschen Truppen ihr Leben wahrlich teuer. Einem Gesamtverlust an Toten der Mittelmächte von uicht ganz 3,5 Millionen, darunter 1 Million der Angehörigen der alten österreichisch- Ungarischen Monarchie, nahezu 100 000 Bulgaren und 300 000 Türken, steht ein Verlust der Gegner von 5,2 Millionen Toten gegenüber, darunter 870 000 Engländer, 600 000 Italiener, 160 000 Rumänen. 120 000 Serben und 60 000 Amerikaner. Die deutschen Toten hinterließen Vcrsvrgungsberechtigte Hinterbliebene in einer Zahl, die heute noch mit 1,1 Millionen im Reichshaushalt verzeichnet ist. Dazu gehören jetzt noch 360 000 Kriegerwitwen, 333 000 Halbwaisen, 29 000 Voll waisen, 139 000 Eltcrnteile, 59 000 Elternpaare als Neutcn- uud 173 000 andere Hinterbliebene als Bcihilfencmpfänger. Von den 4 248 000 Verwundeten werden heute noch 820 403 als Kriegsbeschädigte unterstützt. Zu der Verwuudcteuzahl ist im übrigen hervorzuhebcn, daß sie auffallenderweisc hinter dem französischen von 4 340 000 nicht unerheblich zurückblcibt. Dafür gibt es nur die eine Erklärung der humaneren deutschen Kriegführung, die auf die Unschädlich machung des Gegners, nicht aber auf seine Tötung aogestellt war. Es liegt auf der Hand, daß dem, verglichen mit dein deutschen, weit größerem Gewehrkaliber der Franzosen auch viel gefährlichere Verwundungen folgten, ganz abgesehen davon, daß die hohe deutsche Toteuzahl auch auf die Ver- wcuduug vou Dum-Dumgeschvsseu der Gegenseite und dir eine besondere Vergiftungsgefahr hervorrufeuden franzö- ükchen Kuvrermautclaeschossc ^urückgcführt werden muß. Daraus erklärt sich Wohl ferner die große Zahl der jetzt noch zu versorgenden deutschen Schwerkriegsbeschädigten, die in ganz besonderem Grade trotz aller ärztlichen Kunst an Vcrletzungsfolgen leiden, die auch mit der Verwendung von unnötig schädlichen Kriegsmaterialien der Gegenseite Zusammenhängen. Für die Versorgung der Kriegsbeschädigten und der Hinterbliebenen aller Arten stehen im laufenden Haushalt unter Einrechnung aller schwerwiegenden Kürzungen durch fünf Notverordnungen seit dem Juli 1930 noch 1,124 Milliarden Mark bei 8,3 Milliarden Ausgaben des Gcsamthaushaltes zur Verfügung. Die Kriegsbeschädigten- menlen anein gelaufen ua; ans ou» Millionen Marr, jsap 8 Millionen Mark erhalten bedürftige Kriegsteilnehmer von 1870/71. Au dem gute» Willen zur Leistuug dieser Lasten, die ja nur ein geringfügiger Ersatz für die täglichen körperlichen und seelischen Leiden der Kriegsbeschädigten sind, kann nicht gezweifelt werden. Wohl aber fordert das deutsche Berlin. 10. November. In der Mittwochsitzung des Ncichskabinctts wurden zu nächst laufende Angelegenheiten besprochen: unter ihnen war der wesentlichste Punkt das Problem des Freiwilligen Arbeitsdienstes. Präsident Syrup hielt hierüber einen Vor trag, der zu dem Beschluß des Kabinetts führte, die Ar beitslager auch über den Winter fortbcstehen zu lassen. Dann beschäftigte sich das Kabinett in einer eingehenden Aussprache mit der innerpolitischen Lage. Die Aussprache ergab Einmütigkeit darüber, das; alles getan werden müsse, um zu einer nationalen Konzentration zn kommen. Das Ka binett denkt aber nicht daran zurückzutrelen. Das gilt auch für einzelne Milglieder des Kabinetts, über deren möglichen Rücktritt in den letzten Tagen falsche Gerüchte verbreitet wor den sind. 3m Gegenteil ist die Reichsregierung entschlossen, weiter ihren Weg zu gehen. Sie steht auf dem Slandvunkt. daß in einer so schwierigen Situation, wie wir sie jetzt haben, keine Zeit sür irgendwelche Experimente ist. Das praktische Ergebnis der Aussprache ist, daß der Kanzler am Donnerstag dem Reichspräsidenten entsprechende Vorschläge für die Verhandlungen mit den Parteiführern machen wird. Die Stunde des Empfangs beim Herrn Reichs präsidenten steht noch nicht fest Die Aussprache mit den Parteiführern soll sehr bald stattfinden. Der Zeitpunkt wird im Einvernehmen mit dem Reichspräsidenten festgesetzt wer den. Sicher ist jedenfalls, daß der Kanzler die Absicht hat, sich mit den Parteiführern ernst über die Lage auszusprechen. Außerdem werden in den nächsten Tagen auch Besprechun gen mit den Ministerpräsidenten der Länder staltfinden, soweit sie zu den Sitzungen des Neichsrats in Berlin anwe send sein werden. Diese Besprechungen werden frühestens am Freitag stattfinden. Mit deu Problemen der Vcrfassuugsrcform und der Kontingentierungsfrage hat sich das Kabinett noch nicht be schäftigen können; diese Dinge bleiben späteren Beratungen Vorbehalten. Reichskanzler von Vapen bei Hindenburg Berlin. Reichspräsident von Hindenburg wird heute (Don nerstag) den Reichskanzler empfangen, »in sich über das Ergeb nis der Verhandlungen des Kabinetts am Mittwoch berichten zu lassen. Nach einer Meldung Berliner Blätter wird damit gerechnet, daß der Reichspräsident den Reichskanzler beanstragt, in seinem Namen Verhandlungen über die Bildung der vom Reichskanzler in seiner letzten Rede erwähnten „nationalen Konzentration" zu führen. — Nach dem „ L o k n l a n z c i g e r " wiro der Reichskanzler nicht die Bildung einer Mehrhcitskoali- tion im Reichstage Vorschlägen, vielmehr an die Parteiführer die Frage richten, inwieweit sic grundsätzlich bereit sind, sich auf der Grundlage der bisherigen Wirtschafts- und Sozialpolitik und der weiteren Absichten des Ncichskabinctts für eine Zu sammenarbeit zur Verfügung zu stellen. Die Einzelheiten der Durchführung des Negicrungsprogramms sollen dann offenbar jeweilig mit den Parteiführern oder auch iu einem gegebenen falls zu bildenden Ausschuß besprochen werden. — Nach der „ D. A. Z. " sollen die Verhandlungen ein nicht allzu offizielles Gepräge tragen. Rach den Berliner Blättern werde» die Verhandlungen mit den Parteiführern wahrscheinlich noch in dieser Woche be ginnen, weil der Neichskanzlcr in der nächsten Woche am Mon tag in Dresden und von Donnerstag ab in Stuttgart, Karls ruhe und Darmstadt Staatsbesuche macht. Für eilige Leser. * Direktor Heurh Nathan von der Dresdner Dank ist im I Alter von 70 Jahren gestorben. Nathan leitete seit 30 Jahren an erster Stelle die Geschicke der Bank. Er war vor allem mit dem großen Finanzgcschäst der Dresdner Bank betraut. * Nach deu amtlichen Ausweisen betrug die Zahl der Ar beitslosen in der tschechoslowakischen Republik Ende Oktober 524 171 gegen 480 935 Ende September. * Bei der Präsidentenwahl in Nicaragna wurde der libe rale Kandidat Dacasa mit großer Mehrheit gewählt. Der neu- i gewählte Präsident tritt sein Amt am 1. Januar 1933 an. Bolr auch hier eine wcfcntltchc Senkung der Ver-i w a l t n n g s k o st e n, die heute noch die Nicscnsnmme vou 42 282 750 Mark betrage«. Es gehöre« der Verwaltung von 9200 Beschäftigte« nicht weniger als 943 höhere, 573!> mittlere und nur 435 untere Beamte nebst 2083 Hilfskräfte« an. Hier kann an Hunderten höherer Beamter und an mehr als tausend mittleren Beamten gespart werden im Interesse der Kriegsteilnehmer nicht nur, sondern auch in dein des Ansehens der Beamtenschaft. Vorstellungen der Städte Der Vorstand beim Reichskanzler. Berlin, 10. November. Der Reichskanzler empfing in Anwesenheit des Reichs-, arbeitsministers, des Reichssinanzministers und des Reichs innenministers, Oberbürgermeister Dr. Sahm-Berlin, Prä sident Dr. Wulert, Oberbürgermeister Dr. Scharnagl-Wün- chen und Oberbürgermeister Dr. Gocrdeler-Leipzig. Die Vertreter des Deutschen Städtetages wiesen ein dringlich auf die Zusammenhänge zwischen der Finanzlage der Gemeinden und dem Aufbauprogramm der Reichsregie- rung hin; ohne geordnete Gemeindefinanzen sei der Wie»! deranfbau der Wirtschaft schlechterdings unmöglich. Die Reichsregierung habe durch ihre bisherigen Maßnahmen ge zeigt. daß sie gewillt sei, die Arbeitslosenhilfe als eine ge meinsame Angelegenheit von Reich und Gemeinden zu be handeln, und habe die Gesundung der Gemeindefinanzen als vordringliche Aufgabe bezeichnet. Die Hilfsmaßnahmen der Reichsregierung vom 14. Juni und 3. November seien aber nicht ausreichend, um die kata strophale Finanznot der Gemeinden zu beheben, da die gro ßen Kommunalsragen, insbesondere die einheitliche Finan zierung und Organisation der Arbeitslosenhilfe, das kommu nale Ärbeitsbeschafsungsprogramm und die Regelung des kommunalen Schuldenwesens noch immer ungelöst seien. Rach eingehender Erörterung dieser Fragen sagte der Reichs kanzler eine baldige sorgfältige Prüfung der kommunalen Gesamtlagc durch die Rcichsregierung zu. BerMmlsr-Lebatte im Reichrrat Berlin, 10. November. Die bereits angeküniTiglc Sitzung des Verfassungsaus-- schusses des Reichsrals, in der die Streitfragen besprochen: werden sollen, die zwischen der Reichsregierung und den) Ländern wegen des Vorgehens des Reichskommistars gegen' Preußen schweben, wird am Sonnabend statlfinden. „FUMmer Fortschritt" Die französische Presse zur Kanzlerrede. Paris, 10. November. Die Rede, die Reichskanzler von Papen auf dem Bau- rett der Vereinigung der ausländischen Pressevertreter iu Berlin gehalten hat, wird in der Pariser Presse eifrig be sprochen. Das Organ Herriots, die „Ere Rouvelle", bezeichnet die Rede als einen ..fühlbaren Fortschritt". Dec Reichskanzler Blutige rwuhen in Eens 3 Tote, 15 Schwerverletzte Genf, 10. November. Die Union nationale, eine Bürgerparlci, die sich erst vor kurzem in Genf gebildet hatte, veranstaltete am Mittwoch abend im Gemeindcsaal des Plainpalais eine Versammlung, um öffentliche Beschwerde zu führen gegen die Rationalräte Ricol und Dicker. Unterdessen sprachen auf der Straße die Rationalräte Ricol und Trorchet zu einer großen Wenge. Gegen 9 Uhr wurden von der Wenge die Absperrungen durchbrochen, worauf die Polizei einschritt. Die Demonstration artete schließlich zu einem reinen Aufstand aus. Als die Kompagnie der Jnfanterie-Rekrutcnschule aus Ersuchen der Polizei einlraf, wurden die Soldaten angegrif fen, mehrere Rekruten in die Wenge hineingerissen, ihnen die Gewehre abgenommen und auf dein Boden zerschlagen. Nie Soldaten zogen sich nach dem Boulevard de Pont d'Arve zurück und schossen mit Waschinengewehren, als sie sich um- zingelt sahen. Die Erregung steigerte sich immer mehr und Lastwagen mit Waschinengewchrabteilungen wurden hcrcm- gesührt. Die Sanitäter brachten die Verletzten ins Kran- ienhaus. Rach den letzten Wcldungen zählte man 3 Tote und 13 Schwerverletzte. Keine Experimente -er Reichsregierung