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des Leip« ruf » von ibrik W rr. Air Die deutsche Regierung und die Wilsonnote Berlin, 18. Oktober. (Drahtbericht.) Die offiziöse .Nordd. Allg. Ztg.' schreibt: Die Antwort -es Präsidenten Wilson aus die Note -er deutschen Regierung vom 12. ü. Ai. ist früher, als man erwartet hatte, eingetroffen. Das große Schriftstück beschränkt sich nicht auf eine Aeußerung darüber, ob die in der deutschen Note «rörterten drei Punkte eine genügende Antwort auf die Frage der ersten amerikanischen Note darstellen, sondern für die Diskussion ! werden teils weitere Fragen gestellt, teils erweitert sie dieselben. Es wird also etneneueGegenäußerungderdeutschen Regierung notwendig werden, so daß das praktische Ziel der Aussprache, die Herbeiführung eines Waffen stillstandes und die Einleitung von Friedensver- handlongen, noch nicht sofort erreicht ist. Die Auf- lnellung -es Prinzips ist neu, daß die durch die Räumung zu schaffende Lage die heutige militärische Ueberlegenheit der Entente unangetastet lasten müsse. 3m Zusammenhang mit dieser Frage erhebt die Note gegen die deutsche Kriegführung den Vorwurf der Ungesetzlichkeit und beschuldigt sie unmenschlicher Handlungen. Der Vorwurf ist unberechtigt und übersieht zum mindesten die militärischen Notwendigkeiten, unter deren Zwang Kie deutsche Heeresleitung handelt, solange nicht die Einstellung oer Feindseligkeiten erreicht ist. Die Beantwortung der ameri kanischen Note erfordert eingehende Beratungen. Dabei wird die deutsche Regierung sich weiter von dem Geist der Versöhnlichkeit und dem Wunsche nach Beendigung des Zur Räumung Laons (Von unserem Kriegsberichterstatter.) Westen, 15. Oktober. Nachdem unser gestriger Heeresbericht gemeldet hak, daß wir nörd lich Laon neue Stellungen eingenommen haben, feiert ein französischer Funkspruch den Einzug General Mangins in die Stadt. Die Einwohner hätten den Befreiern »inen festlichen Empfang bereitet. Demgegenüber wir- festgestcllt, daß die meisten Einwohner während der schweren Be schießung der letzten Tage inS Hinterland geflüchtet sind. Allerdings hat Laon viele Keller und Katakomben, in -en der Nest der Bevöl kerung vielleicht Zuflucht fand. Mit ihrer Begeisterung über ihre Befreiung wird eS nicht weil her gewesen sein. Sie werden sehr froh über das Ende der Beschießung gewesen fein. Noch vorgestern berichtete der Kriegsberichterstatter der .Basler Nachrichten', der frühere Pariser Berichterstatter der .Slraßb. Post', Morf: .Durch das Glas betrachtet, erscheint Laon nur wenig beschädigt, aber man zittert bei dem Gedanken, daß die Deutschen dlesec Stadt das nämliche Schicksal bereiten könnten wie Eambrai. Diese Zerstörung der Stadt durch die Deutschen ist ein fach unverständlich für solch«, welche sich möglichst Mühe geben, in die deutsche Denkweise einzudrlngen.' Herr Morf muß durch ein sehr schlechtes Glas gesehen haben. Ich war verschiedentlich in Laon während der Tage der Beschießung durch die schwersten Kaliber. WaS in Eambrai zerstört ist, geschah lediglich durch feindliche Granaten, die ganze Straßen züge in Flammen aufgehen ließen. Unser Rückzug in neue Stellungen geschah unbehindert, ja unbemerkt vom Feinde und ohne daß irgend welche Zerstörung stattfand. Herr Morf hat umsonst gezittert. Er mag seine Bemühungen, in die deutsche Denkweise einzudringen, getrost ein stellen, denn an seine Redlichkeit in dieser Beziehung glaubt doch kein Deutscher. Alfred Richard Meyer, Kriegsberichterstatter. Bedingungslose Kapitulation der Türkei? Genf, 16. Oktober. (Eig. Draht bericht.) Die .Neue Korrespondenz' meldet: Die Antwort des Präsidenten Wilson auf den Friedensschritt der Türkei, schreibt .Daily Mail', werde sich in zwei Worte zusammenfassen lassen: Bedingungslose Kapitulation. Nachher werde das Schicksal der Türkei durch die Alliierten geregelt werden. Die Türkei müsse dem Ver bände die Dardanellen und den Bosporus und ihre Kriegsschiffe ausliefern. Haag, IS. Oktober. (Eig. Draht bericht.) .Daily RewS' melden: Die türkische FriedenSnot« wurde durch di« ameri- bonische Regierung der englischen Regierung übermittelt. England würde bebingungtlos« Kapitulation fordern. Man er wartet, daß die Türkei dieseForderunge« annehmenwerd«. * Wie«, IS. Oktober. (Drahtbericht unseres Sonder berichterstatters.) Nach einer Genfer Meldung der .Neuen Freien Presse' ist laut Konstantinopeler Meldungen Enver-Pascha noch immer Herr der Lage. Auf seinen und Talaat-PaschaS Befehl ist die Zusammenziehung von 20 größeren und kleineren Kriegs schiffen zum Schuhe Konstantinopels erfolgt. Die österreichisch-ungarische Krise Wle», 16. Oktober. (Drahtberlcht unseres Mit arbeiters.) Die dreifache inne r Ministerkris« ist in Stagna tion getreten. Man findet keinen neuen Minister, und somit bleibt der alte. Freiherr von Huss ar ek kann nicht demissionieren, weil keinNochsolger aufzu treiben ist. Die Demission W « kerlet wurde nicht angenom men, well WlassieS, Ludwig Navay und Graf Apponyi abgclehut haben. , Graf Andraffy Außenminister Budapest, 16. Oktober. (Drahlbericht.) .Az Est' meldet: Graf Julius Andrassy wird sofort nach seiner Rückkehr a«S -er Schweiz zum Minister detZlrohern ernannt y^r- Blutvergießens leiten lassen und so ihren Entschluß unter Wah rung der Interessen des deutschen Volkes fassen. Räumung Der deutsche Heeresbericht war bei Schluß der Redaktion noch nicht eingelroffen 41 VW Tonnen versenkt wtb. Berlin, 15. Oktober. (Amtlich.) 3m Atlantischen Ozean versenkten unsere U-Boote 41 VW Br.-N.-To. Handels schiffsraum, darunter mehrere Tankdampfer und mit Kriegs material beladene Dampfer. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Staatssekretär Gröber über die Kriegsanleihe: Keine Regierung, kein Reichstag wird es jemals wagen dürfe», die Sicherheit der Kriegsanleihe anzutasten. den. Beinahe sämtliche Faktoren des öffentlichen Lehens, dar unter Gras Tisza, sind dafür, daß Gras Andrassy auf dem Ball platz einzieht. Wien, IS. Oktober. (Drahtberlcht unseres Mit arbeiters.) Wie unser Wiener Berichterstatter erfährt, befindet sich Julius Andrassy in der Schweiz, wo er mit den Vertretern der englischen Autokratie Verhandlungen führt. Die Initiative zu diesen Verhandlungen soll von englischer Seite auSgegangeu sein. In der Begleitung deS Grasen Andrassy befindet sich auch sein Schwieger sohn, der gewesen« Staatssekretär GratPallavieini. Es ver- lautet, daß nach dem Ausfall der Verhandlungen in der Schweiz Graf Julius Andrassy zum Mini st er des Aeoßern oder zum FriedeaSunterhändler ausersehen fei. Wilsons Antwort an Oesterreich ( .) Genf, IS. Oktober. (Elg Drahtberlcht.) Der .Heralb' meldet aus New Bork: Der Präsident wird Oesterreich-Ungarn konkrete Vorschläge für die Neuordnung der Monar chie und für Leu Eintritt in FriedeaSbesprechungen unterbreiten. Andauernde Beratungen in London Basel, IS. Oktober. (Eig. Drahtberlcht.) Die .Morning Post' meldet am Dienstag früh: Die Minister haben alle Empfänge und Reisen abgesagt, um wichtige Angelegenheiten, die das Kabinett la den nächsten Tagen fortlaufend in Anspruch nehmen werden, zu beraten. Wir stehen vor wichtigen Entscheidungen über den AuSgang d:S Kriege-. Französische Stimmen zur Wilsonnote Haag, 16. Oktober. (Eig. Drahtberlcht.) Hollandsch NieuroS Bureau meldet drahtlos aus Paris vom 15. Oktober: Die heutige Abend- presse ist vollkommen mit Wilsons Antwort an Deutschland ein verstanden. Das .Ioural des DdbatS" schreibt: Die Noten auS Washington haben allmählich einen zersetzenden Einfluß auf die Inneren Zustände in Deutschland gehabt. Die Linie Max von Baden ist genau so gut eingedrückt wie die Hindcnburglinie. Nach jeder Antwort Wilsons kommt die deutsche Diplomatie dem Abgrund näher. Wir werden uns nicht darüber beklagen, daß Wilson nicht die große Methode eines Frontangriffes befolgt hat, aber wir freuen uns darüber, daß er auf seinem Gebiet genau so gut vorgehk wie Marschall Foch auf dem militärischen Gebiet. Die deutsche politische Reserve ist gleichzeitig mit der deutschen militärischen Reserve erschöpft. Köln, 16. Oktober. (Eig. Drahtberlcht.) Die .Köln. Ztg.' meldet aus Genf: Nur .Oeuvre' und .Populaire' sprechen die Erwartung aus, Wilson werde die Unterhandlungen fort sehen. Die übrige Presse ist empört über den .hinterlistigen' Vorschlag eines gemischten Ausschusses. Sie verlangt von Deutschland außer dem Rückzug noch andere Bürgschaften. Der .Petit Parisien' bezeichnet als solche die Besetzung mehrerer einstweilen noch deutscher Städte, wobei das Blatt deutlich auf Metz und Straßburg hinwetst. Prinz Friedrich Karl über seinen Regierungsantritt Helfingfors, 14. Oktober. Der Berliner Korrespondent von .Hel- singin EamonmatS' g bl an, auS sicherer Quelle erfahren zu haben, Prinz Friedrich Karl habe v?r einigen Tagen gelegentlich eines Besuches in Berlin geäußert, daß er die finnländische Krone unter keinen Umständen sogleich annehmen, seinen Entschluß vielmehr von der Entwicklung der Ereignisse abhängig machen werde. Di« Thronbeste gung könne frühestens in zwei Jahren statt- ftndrn. Bis dahin müße eine Interimsregierung eingeführt werden. Der Prinz hebe hervor, daß er sich in keiner Weis« Finnland auszudrängen wünsche. Deutsch-rumänische Verhandlungen über die L)obrudscha,raae Bukarest, 16. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Aus eine Anfrage des Abgeordneten Stoian antwortete der rumänische Außenminister Arion, daß zwischen den Mittel mächten und Rumänien gegenwärtig Verhandlungen zwecks Lösung der Dobrudschasrogc im Gange seien. Der Minister be tonte, daß Deutschland und Oesterreich-Ungarn dar größte Ent gegenkommen für. die rumänischen Wünsche reiae^ Von unserem miliiärischen Mitarbeiter.') Präsident Wilsons Vorschlag einer Räumung der von uns besetzten Gebiete Nordsrankreicys und Belgiens zwecks Herbei führung einer Verständigung über den Abschluß eines Waffen stillstandes ist in der Antwortnote der deutschen Regierung vom 12. Oktober angenommen worden. So schwer es jedem, der sein Vaterland liebt, ankommen mag, sich diesen Uir den ersten Augen blick kaum faßlichen Gedanken zu eigen zu machen, jo müssen wir uns doch, wenn auch widerstrebend, klarmachen, daß unsere Oberste Heeresleitung und alle übrigen Faktoren ihm zugestimmt Huben und daß somit, sofern nicht besondere, ungeahnt« Schwierigkeiten von selten unserer übrigen Feinde gemacht wer den, mit einer bevorstehenden Räumung gerechnet werden muß. Dabei mag der Osten zunächst vollkommen außer Betracht bleiben, lycil die Dinge dort in militärischer wie völkischer Hinsicht voll kommen anders geartet sind als an der westlichen deutschen Ab- ' wehrfronl. Anderseits müssen wir uns vor Augen halten, daß ein Waffenstillstand mit erstmaligen Friedcnsverhandlungen noch lange Kern Friedensschluh ist und daß bei allem, was hier allerseits aus dem Spiele steht, mit Rückschlägen zu rechnen ist, die einen plötzlichen Wiederausbruch der Feindseligkeiten zur Folge haben können. So könnte die vorgeschlagene Räumung, ihre rein technisch äußerst schwierige Durchführung vorausgesetzt, aus Gründen militärischer und auch wirtschaftlicher Art, niemals in kurzer Zett, sondern nur in Wochen vor sich gehen. Handelt es sich doch, ganz abgesehen von der Zurückbeförderung der nach Millionen zählen den Truppen selbst, vor ullem um die Zurückschasfung enormer unS ' gehöriger Bestände allen erdenklichen Heeresgeräts und Bedarfs vom schwersten Geschütz und seiner Munition bis zur letzten Haferrallon und Konservenbüchse. Die solchergestalt in Feindes land aufgehäuften Millionenwerke an Vorräten aller Art, an Eisenbahn-, sonstigem Transport- und Verpfiegungs-, wie Be- . Kleidungsmaterial können doch billiger Weise nicht dem Feinde überlassen werden. Dazu kommt, daß die von uns mit sorgfältig stem Bemühen nicht nur in unserem Interesse, sondern vornehmlich auch tm wohlerwogenen Interesse der Bewohner des feindlichen, von uns besetzten Landes geschaffene Militärverwaltung nur in planmäßiger Form, Schritt vor Schritt durch die früheren, gegnerischen Behörden wieder abgelöst und ersetzt werden kann, wozu, sofern nicht alles drunter und drüber gehen soll, wiederum eine gewisse Zelt des ruhigen Ilebergangs gehören würde. Ferner muß dem deutschen Heere und den Truppen der Ver bündeten die erforderliche Zeit zu ordnungsmäßigem Abtransport und Wiederausmarsch in einer neu zu bildenden zurückverleglen heimatlichen Front bleiben. Eine solche kann aber auch erst er richtet werden, wenn alle die vorerwähnten Maßnahmen vollkom men und reibungslos durchgeführt sind. Es ergibt sich also klar, daß die Ansicht des Präsidenten Wilson, ein Waffenstillstand käme nur nach erfolgter Räumung unserseits in Betracht, undurch führbar wäre, selbst wenn der gute Wille dazu vorhanden fein würde. Anderseits wäre die immerhin nicht unmögliche plötzlich« Wiederaufnahme der Kämpfe während der Dauer unseres bereits eingelelteken Abtransportes katastrophal. Deshalb müssen unter allen Umständen bindende Sicherungsmaßnahmen dafür getroffen werden, daß das geräumte Gebiet des für neutral zu erklärenden belgischen Staates in seinem eigensten Interesse von keinem der alten Gegner betreten werden darf. Würde doch bei einem etwa in fortwährendem Kampf erfolgenden Zurückgehen unserer Heere, also in einer Fortsetzung unseres Abwehrschlachtverfahrens, sofern es uns aufgezwungen werden sollte, weitere Städte und Flecken, weitere umfangreiche, bisher verschont gebliebene Gegenden deS französischen und belgischen Landes in Schutt und Trümmer sinken. Ein Umstand, den unsere Gegner selbst für kaum wünschenswert halten dürften. Würde also, w.e vorher gesagt, Belgien für neutral erklärt, und dürfte es sich selbst somit ebenfalls am Kampfe nicht mehr beteiligen, sofern die Feindseligkeiten wieder ausbrechen sollten, dann würde der Schauplatz der zukünftigen Kämpfe zwischen der Grenze des Großherzogtums Luxemburg und der Grenze der Schweiz liegen, also unmittelbar an unseres Reiches Grenze. Bliebe uns demnach selbst die Bedrohung unserer rechten Flanke von Belgien her erspart, so bliebe immer noch die bei Kämpfen an unserer Westarenze zwischen Luxemburg und der Schweiz, un serem wertvollen Industrie- rmd Kohlerchebiet drohende Gefahr einer bedenklichen Nähe deS Operationsgebietes, die drohend« Zerstörung großer Werte durch Einbeziehung in die Kampfzon« mit ihren weitreichenden Vernichtungsmitteln. Aus alledem geht hervor, wie unendlich weit unsere Regle« rung und die mit ihrem Vorgehen einverstandene OberheereS- leitung den Feinden entaegengckommen ist. Mill Präsident Wllson also wirklich den Versuch machen, der Well den Friede» wiederzugeben, so muß er für Sicherungen in der gedachten Rich tung, zu einer gerechten Verteilung von Licht und Schatten für beide Teile, mindestens durch Schaffung einer neutrale» Zone, die Handhabe bieten. v. R. Die Zurückverlegung unserer Front (gir.) Zürich, IS. Oktober. (Eig Drahtberlcht.) DI« .Züricher Morgenzeilung' stcllt fest, daß der deulsche Rückzi!? oi". t m Gebiet« der Siegsriedlinie zwischen Eambrai and St. Qoenti« in dts Wotanstellung sich in guter Ordnung und ohne größere Verlusts an Menschenleben und Material vollzogen habe. ES sei weder de» Engländern noch den Franzosen gelungen, di« ZurSckverlegung der g«O» ,, D«- A'iklgS rrr »y- '»«lchrtabee*^