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Tiellslcui, 24. November 1925 Im Jolle höherer Gewalt erlisch: je-e Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenaufträg«? u, L,w:.:ng o. s^chaoenersatz Für unoeull. u. d. Fern« u nur Anzeigen übernehmen wir keine Be« gnttvar:ung. Unverlangt eingesandte u. m. Rückportq mein versthene Rta>iuskrip!e werv. nicht aufdewahrt^ Sprechstunde o. Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmittag» Hauplschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Dressen. Nummer 270 — 24. Jahrgang Sinal wöch. Bezugspreis: für Novbr. 3.— einschl. Bestellgeld. Anzeigenpreise: Die Igesp Petitzeile 8üL. Stellengesuche 20 L. Die Petitreklamezeilr, 89 Milli meter breit. 1 Offertengebühren für Selbstabholer 20 L, bei Ueberscnöung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 L, Sonntags-Nr. 15 L. Geschäftlicher Teil: IolefFohmann. Dresden. M»»Nld»o» 0N> rrimil iLisgililkgli sL«Ik«St»Ia»tr»0« klmili- slttlsWÜIltl »ll«» ttr» wcschust.flelle, Truck nud Vertan' Sorouia- Vuchdruikere! GmbH., Dresüen-A. Ui, Holbciilslr.is!?«,. Fernruf »2722. Peslscherkkoulo TreSdeu 14797 BmiUouIlN Bassenac «: Friüsche. Trc-tde». Für chriflliche Poltlik und Kultur Redaktion der Sächsische« 'VvIkSzeitunn DreSdcu-AIlft, 16, Hotbeinstrlihe 4», gcrnrm »272» imd g»538. Kann sie nur durch einen Appell an die Wähler gelöst werden? — Das beMagens- werle Schauspiel -er Republikaner Paris, 28. November. Naächem der Artikel, der die Kon solidierung der Schatzanweisungen für die Dauer von 25 Jahren vom 1. Januar an vorsah, gestern nachmittag in der Kammer mit 278 gegen 275 Stimmen abg elehnt worden ivar, begab sich Painleve zum Präsidenten der Republik, um ihm die Gesamt demission des Kabinetts zu überreichen. Die Demission wurde angenommen. In politischen Kreisen nimmt man mit Bestimmt heit an, daß der kommende Ministerpräsident Bei and sein wird. Als Finanzminister wird Doumier genannt. Die Kam mer hat sich aus Dienstag vertagt. Bei der Finanzdebatte in der Kammer war das Kabinett bereits am Vormittag mit knapper Not einer Niederlage ent gangen. Paris 23. November. Der Präsident der Republik begann um 6.30 Uhr mit den üblichen Beratungen zur Regierungsbil dung. Er empfing den Präsidenten des Senats, de Selves, um 7 Uhr den Präsidenten der Kammer und darauf dcMonzie. Paris, 23. November. Eine Unterredung Herriots mit dem Präsidenten der Republik dauerte dreiviertel Stunden. Ten Journalisten verweigerte Herriot jede Auskunft. Präsident Dou- mergue setzt heute seine Beratungen fort. In informierten Krei sen wird viel von einem Kabinett Briand gesprochen. Verschie dene Politiker vermuten auch, daß Leon Blum mit der Kabi nettsbildung beauftragt werde. Paris. 23. November. Wie verlautet, wird die Unter zeichnung des Vertrages von Licarno am 1. Tezentt>er durch die Kabinettskrise keine Verzögerung erfahren, da Briand für de» Fall, das; ei» neues Kabinett bis zu diesem Tage nicht gebildet ist, die Ratifizierung >m Namen Frankreichs vornehmen wird. Paris, 23. November. Das Blatt des Kartells der Linken, die „Ere Nouvelle" gibt folgend: Uebersicht über die Krise: Die gegenwärtige Krise erscheint infolge der Lage des Staatsschatzes und der Verwirrung des Marktes, der einer scham losen Spekulation ausgeliefert ist, als eine der schwersten, die je dagewcsen Ist. Die parlamentarische Verwirrung ist außerordent lich. Die Kommunisten und die radikale Linke, die durch die radikalen Ueberläuser und die kleine Gruppe Le Trogue verstärkt ist, sind die Schiedsrichter für eine feste Majorität. Man sicht keinen Ausweg aus dieser gefährlichen Krise, die nur durch einen Appell an die Wähler gelöst werden zu können scheint. Wir wollen auf die Gerüchte der Wandelgänge, wo sich Sie parlamen tarischen Schöngeister und die Porieseuiilc-Kandidattn, ohne Rücksicht auf den Zorn, der im ganzen Lande aussteigt. belüll- gen, keinen Wert legen. Das sind gefährliche Spiele n:r das Parlament selbst, denn bei dem beklagenswerten -cha > : der republikanischen Zersplitterung ersaht der Uebe.d. atz ach die stärksten Demokraten. Die faschistische Reaktion, die : ..h unse ren Fehlern ausspäht, gewinnt jeden Tag an Beden. Wenn man den wirklichen Charakter der Majorität prüft, die Painleve gestürzt hat, so kommt man zu dem Schluß, daß sic keinen ernsten Hinweis auf die Bildung des nächsten Kabinetts zeigt. Dle sieg reiche Koalition ist unzusammenhängend und unri-.chrii-iä:, da sie die Anhänger und Gegner der Inflation umfaßt. Sie ljl a-ss un fähig, eine Regierung zu bilde». Paris, 23. November. Nach der Beendigung ocr Tagung der Parteileitungen der vier Fraktionen des Kartells der Linken wurde kurz nach Mitternacht der Presse eine Mitteilung zu gestellt, in der die Vertreter der vier Fraktionen erklären, sie könnten ihr Vertrauen nur einer Regierung schenken, die ent- schlossen sei, eine Politik entsprechend dem wiederholt zum Aus druck gcbrachtenMillen des Landes zu betreiben, und die mit der durch die Umstände gebotenen Energie die Verteidigung der Republik und die Finanzsanierung sicherstelle. Einige Mitglis- der der radikalen Linken wohnten der Versammlung der Kav- teifiwrtcieii auf ihre persönliche Verantwortung hin bei. St* erkläre», daß sie heute ihrer Fraktion die Entschließung d« Kartellparteien mitieilen würden, Paris, 23. November. Wie Havas zur Beratung der Links parteien berichtet, haben sich sämtliche Debatteredner de» The;en zugunsten der Ausrechterhaltung des Kartells der Linken und seiner Verstärkung im Rahme» des Möglichen angeschloffe«. Alle Redner sollen auf der Notwendigkeit bestanden haben, sich «ine» unbedingten Parteidisziplin zu beugen und die Widerstände M besiegen, die sich einer Politik der Verteidigung der RepnbM cntgegenstellten. Die sozialistische Parlamentsfraktio» beschloß gestern abend, für heut« den Verwaltungsrnt der Partei einzubcrufen, um ihn über die Lage und die Möglichkeit des Zusammentritts des Nationalralcs der Partei zu befragen, der sich über die Frage der Beteiligung der Sozialisten an der Regierung aussprcchcn soll. Kullurimperialismus Von Dr. Hermann Rolle, Bautzen. Sieben Jahre Kamps um die Schul«, Kamps um das christ liche Schulideal liegen hinter uns, und noch ist keine Aussicht, daß der unselige Streit um die Jugend, um den inneren Ge leit und die äußeren Formen unserer Schulerziehung sobald sein Ende finden werde. Alle Versuche, die bisher das neu« Deutsch land unternommen hat, seine Volksschule auf eine neue Grund lage zu stellen, sind auf heftigen Widerstand gestoßen: Das Schul kompromiß der Weimarer Verfassung vom 11. August 1919, der am 22. April 1921 an den Reichstag gelangte, von dem damali gen sozialdemokratischen Staatssekretär im Reici>sministerium des Innern. Heinrich Schulz, ausgeavbcilete erste Entwurf zum Reichsschulgesetz und nun auch der zweite Reichsschuigesetzent- murf, der von dem Ministerialrat Giirich aus dem preußischen Ministerium sttr Wissenschaft, Kunst und Volksbildung im Auf träge des Relchsiniienministeriums ausgearbeitet worden ist und der Anfang September durch eine gewisse Fachpresse der Leh rerschaft einen vorzeitigen Weg ln die Oeffentiichkeit fand. So leidenschaftlich auch das Weimarer Schulkompromiß befehdet morden ist, so steigerte sich -er Abivehrkampf schon bei dem Schulzschen Entwürfe zu noek größerer Heftigkeit. Gegenwärtig aber inszenieren die verschiedenen Gruppen der Opposition ein wahres Trommelfeuer gegen den neuen Entwurf, und so schrill auch die Dissonanzen sind, mit denen diese kriegerische Ianit- scliarenmusik unser Ohr erfreut, zuletzt findet sich alles zusam men in dem kräftigen Unisono-Schlachtgesang: „Stürzt das Scheusal in die Wolssschlucht!" Die Hoffnung aber, den un seligen Streit um Schule und Jugend endlich durch einen ehr lichen Derständignngsfrie-en begraben zu könne», rückt aufs neue in unbestimmte Ferne, und die deutsche Volksschule bleibt weiterhin in der kritischen Situation einer ungeklärten Rechts lage. Der Widerstand gegen alle bisher unternommenen Ansätze einer reichsgesetzlichen Regelung des deutschen Bsiksschulivesens enlstammt im Grunde dem trotz unüberwindbarer verfassungs mäßiger Hindernisse immer aufs neue wieder hervortretcnden Bestreben, eine einheitliche gemeinsame Schule für alle Kinder ohne Unterschied des Bekenntnisses und der Weltanschauung zu erzwingen. Daß die am Weimarer Kompromiß beteiligten Parteien durch feierliche Anerkennung der Rechte der Er- zichungsberechtigien ans die Schule, wie sie in Artikel 116,2 der Verfassung ausgesprochen ist, selbst auf eine Zivangseinheitsschule verzichtet haben, haben zwar die unentwegten Verfechter des un bedingten Einheitsschulgedankens durch ihre erbitterte Be kämpfung eben dieses Duldungs- und Kompromißartikels der Verfassung, der ihnen ihr Schulideai zerstörte, deutlich genug ein gestanden. Das hindert sie aber nicht, jede» Versuch des Reiches, die den Erziehungsberechtigten durch die Verfassung verbürgten Ansprüche auf Errichtung von Schulen ihres Bekenntnisses ge setzlich zu regeln, als im Widerspruch mit der Verfassung stehend zu bekämpfen. Die Ueberlegung, daß ein Sozialdemokrat, wie Heinrich Schulz, der Bekenntnisschule in seinem Entwurf nicht einen Fußbreit Boden mehr einrüumen werde, als ihm dies durch die Verfassung selbst unbedingt geboten erscheint, l>at in den Köpfen der meisten liberalen, sozialdemokratischen und noch weiter links stehenden Gegner des ersten Entwurfes keinen Raum. Sie l)altcn trotz Artikel 146,2 krampfhaft an ihrem utopischen Ideal der Zwangseinheitsschule fest, glauben, unend lich fern aller vernünftigen Realpolitik, den Eltern ihre verfas sungsmäßigen Rechte entwinden zu können, und treiben so eine wirklichkeitsfremde, kurzsichtige, unduldsame und geradezu ver blendete Schulpolitik, deren Erfolg kein anderer als Staats sekretär Schulz gekennzeichnet l)at, ivenn er auf dem Sozial demokratischen Parteitage sich über die Schulpolitik der radi kalen Lehrerschaft dahin äußerte: „Die falsche und unziveck- müßige Opposition des Deutschen Lehrervereins gegen den Ent wurf (.d h. gegen den ersten von Schulz selbst bearbeiteten Ent wurf) hat schließlich nur den Gegnern Nutzen gebracht". Den Vorwurf, allzu leicht einem unbelehrbaren Doktrinarismus zu erliegen, hat man nicht zum erstenmal gegen die Lehrersckiaft er hoben. Daß er nicht unberechtigt ist, dafür liefert die Haltung weiter Teil« der Lehrerschaft im Schulikampfe ein besonders deutliches Beispiel. Zähigkeit im Verfolgen von Zielen, an sich ein Zeichen von Willensfestigkert, wird sinnlos, wen» diese Ziele in Utopien liegen und wenn mit der Verfolgung solcher Ziele kostbare Arbeitskraft und mühsam zusammengebrachte Vereins gelder (wie die 1921 zur Bekämpfung der Reichsschukpoiitik vom Deutschen Lehrerverein ausgeworfenen 506 OVO Mark) völlig nutzlos verschweirdet werden. Diese unduldsamen, von jeder verständigen Realpolitik sich himmelweit entfernende Schulpolitik einer gewissen Lehrer schaft verliert nach zivei Seiten die Fühlung mit den gegebenen Verhältnissen. Einmal bekämpft sie die verfassungsmäßig ge währleistete Bekenntnisschule; dagegen möchte sie die als gemeinsame Schule nach der Verfassung unmögliche weltliche Schule ohne Religionsunterricht zur Pflicht- und Zwangsschule für alle inachen, statt sich damit zu begnügen, wie es die Verfassung will, diese weltliche Schule als Sonder schule zu erhalten und als gemeinsame Schule die in Artikel 146,1 verankerte „Gemeinschaftsschule" hinzunehmen, an der man allerdings deshalb kein Wohlgefallen finden will, weil für diese nach Artikel 149,1 bekenntnis mäßiger Reli gionsunterricht ordentliches Lehrfach ist. Den von der Verfas sung gewiesenen Weg zu einer gemeinsamen Schule mochte man aus Gegnerschaft gegen die dort sestgelegte Religion ols Lehr gegenstand nicht gehen, und so lief man jahrelang dem selbst gezimmerten Ideale einer religionslosen Einheitsschule nach und opferte so der blinden, oft geradezu zu wütendem Fanatismus sich steigernden Religionsfeindschaft jede reolpolitische Vernünf tigkeit. Unbeirrt von allen Mißerfolgen der mit großem Lärm veranstalteten Werbefeldzüge, zur Empfehlung seines neuen öchulideals, starrte man stieren Bliche» nach der ^weltlichen" Taube auf dem Dache, statt sich mit dem „simultanen" Sperling in der Hand zu begnügen, den man wegen gewisser Reste von „konfessioneller" Färbung (in dem i» Ucbereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaft zu erteilenden .Religions unterricht) verschmähte. So hat inan sich mit solch blinder Allcs- oder Nichtspolitik schließlich selbst von jeder Mitwirkung an der Gestaltung der Dinge ausgeschaltet; denn die Einheitsschule, die jener unberatene, doktrinäre Radikalismus will, konnte auch der sozialdemokratische Bearbeiter des ersten Neichsschui- gesetzentwurfes aus den Schulartikeln der Weimarer Verfassung nicht herausdestillieren, und wenn dessen Nachfolgerschaft im Reichsministerium des Innern selbst ein unentwegter USP.- Mann oder ein Kommunist oder — einer der Führer des Deut schen oder Sächsischen Lehrervereins übernähme, sie müßten alle das Revolutionsideol der weltlichen Einheitsschule hoff nungslos fahren lassen und sich für ihre Neichsschulpolitik zu den in der Verfassung niedcrgelegten Grundsätzen bekennen, die die Einheitsschule nur mit konfessionellem Religionsunterricht kennen, die das Elternrecht respektieren und so auch der Be kenntnisschule ein Lebensrecht geben. Selbst ein so unbedingter Gegner aller christlichen Schulerziehung, wie Herr Arzt, ehedem Bezirksschrrlrat von Dresden I, würde, wenn ihm die Bearbei tung des dritten Entwurfes eines Reichsschulgesetzes zufallen sollte, seinen schulpolitischen Freunden keine ivettliche Zwangs einheitsschule offerieren können, ebensowenig wie er seinen christ lichen Gegnern die Bekenntnisschule nehmen könnte, und es wäre ein Schauspiel für Götter, ivenn dann aus einen solchen Bearbeiter der Groll der „Weltlichen" sich entlüde und auch für sein Werk der Scheiterhansen errichtet würde, wie bisher für Artikel 146,2, sowie Entwurf 1 und 2. Mit der Gegnerschaft gegen olle positive Religion hat man sich aber nicht nur in die Sackgasse einer völlig verfehlten Schul politik verrannt, aus der ein ehrlicher Rückzug kaum mehr möglich erscheint, sondern damit ist vor allem auch das für das Gedeihen der Schularbeit so wichtige Vertrauensverhältnis zwi schen Elternhaus und Schule von Grund aus erschüttert worden. Wer die natürlicl)en Erzieher des Kindes in der Weise heraus fordert, datz er ihnen jedes Mitbestimmungsrecht über den in neren Geist der Schnlerziehung streitig macht und in diesem Na turrecht der Eltern nichts als eine Beeinträchtigung der Freiheit des Lehrers sieht, der darf sich nicht wundern, wenn sich auch die Eltern zur Verteidigung ihrer bedrohten Rechte zusammen schließen uns sie mit Argwohn und Mißtrauen die Arbeit der Schule verfolgen. So einfach läßt sich die Grenze zwischen der Freiheit des Lehrers und dem Rechte der Eltern nicht ziehen, daß erster« ebenso unbedingt bejaht wie letzteres verneint wird. Wenn es Lehrer gibt, sie mit dem Christentum völlig gebrochen hoben, die aber gleichwohl für ihre Wirksamkeit absolute Frei heit fordern, dann kann es niemand m der Weit christlichen Eltern verübeln, ivenn sie sich dagegen wehren, daß sie von Staats wegeiVbazu gezwungen werden sollen, ihre Kinder jenen Berusserzichern auszuliesern, vor deren Geis! sie zu schützen ihre Gewissens- und Christenpslicht ist. Jedes Elternhaus, d.w sich seiner Erzieherpsiicht bewußt ist, überwacht den Umgang ststner Kinder und hält diese vor Verbindungen zurück, durch die ihnen Gefahr droht. Wem Religion und Christentum Lebcnswerte sind, die er seinen Kindern vererben will, wie kann der ruhigen Gewissens seine Kinder Lehrern überantworten, von denen er weiß, das; sie, ivas er selbst sc!)ützi und als Höchstes verehrt, längst über Bord geworfen haben. Billigt aber der Staat dem Lehrer ein uneingeschränktes Recht auf Freiheit der Lehre zu und zwingt er ohne Rücksicht auf die geistige Haltung der Lrhrer die Kinder samt und sonders in eine gemeinsame Schule, wo sic wehrlos auch solchen Erziehungseinfliissen ausgelieserl werden, die die Eltern ein Recht und die Gewisscuspfllcht abzumebre» haben, dann macht sich der Staat einer Gcwissensknechtung schul- dig. die eines modernen Kulturstaaies, der nur als Sinai der Gewissensfreiheit Daseinsrecht besitzt, unwürdig ist. Die Lehrer, die so ungehinderte Freiheit der Lehre sür sich fordern und zu gleicher Zeit sich für die weltliche Pslichtschuic einsctzen, haben für Eltern und Kinder nur Zwang, brutalen Gewissenszwang übrig: „Freiheit, die i ch meine!" Katholische Elter» aber dürf ten zuletzt Neigung empfinden, die katholische Schule, deren ganz« geistige Grundhaltung unverrückbar scststeht. gegen die innere Unsicherheit der weltlichen Schule mit ihren Lehrern aller Schattierungen, von denen jeder für sich auf dem Rrchie cbcn seiner persönlichen Lehrfreiheit besteht, einzntauschcn. Das Wort von der „freien Schule" und dem „freien Lehrer" mag un serer freiheitslüsternen Zeit schmeicheln, sofern diese blind genug ist, zu übersehen, daß solche schrankenlose Freiheit der Lehre bei der weltanschauliche» Zerrissenheit, die unser Volk zerklüftet, zugleich die Vergeivaliigung -der Rechte der Eltern und des Kin des bedeutet. Wie ivcnig übrigens sene Lehrer, die sich jetzt so laut dar über entrüsten, daß durch den neuen Entwurf zum Reichsschul gesetz die Gewissensfreiheit für den Lehrer ausgclzoben werde (siehe die Protesterklärung des Sächsischen Lchrervcreinsi). selbst bereit sind, andersdenkenden Lehrern Meinungsfreiheit zuzu gestehen, das lehren in eindrucksvoller Weise die Vorgänge bei den amtlichen Haupikonserenzen der Lehrerschaft in Dresden und Bautzen. Während es bisher Gepflogenheit mar, bei diesen offiziellen Veranstaltungen in wissenschaftlichen Vorträgen päda-