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Königliche- Amtsgericht. Itrotsoliieotelmi'. Expeditionszeit: S—12 Uhr vormittag- und 2—s Uhr Nachmittag» an jede« Werktage. . Brand, am 1. August ^899. Der Stadtgemeinderath. entgegengenommen. Freiberg, den 10. Januar 1900. V. L. 5,00. und Tageblatt Amtsblatt sür dic lüaigliihm und Wtischm Behörden za Freiberg und Brand Verantwortliche Heilung der Redakttoar Georg Burkhardt. Aavringen in Griindbiichsachcn werden, wenn sie nicht vorher angemeldet oder wirklich dringlich sind, der Regel nach nur während der Dienststunden von 9 bi- 12 Uhr vormittag- Bekanntmachung. Die städtische Sparkasse zu Brand verzinst Einlagen mit und gewährt Darlehne auf Grundstücke bei mündelmäßiger Sicherheit. 8 14. Die Ladung eines Fuhrwerks darf nicht mehr als 70 Zentner betragen und über haupt die Leistungsfähigkeit der Zugthirre nicht übersteigen. Die Radhöhe der Rollwagen darf mcht unter 56 Zentimeter, die Felgenbreite der Last fuhrwerke bei einer Belastung von über 50 Zentner nicht unter 10 Zentimeter betragen. Der Berkehr von mit mehr als 70 Zentnern belasteten Fuhrwerken ist nur nach be sonder» dazu eingehotter Genehmigung des TtadtrathS, sowie gegen Gewährung einer besonderen Vergütung wegen Beschädigung des StrabenpflasterS zulässig. Aba. Dr. Oertel-Freiberg (kons.) führte Folgendes auS: Ich möchte mir gestatten, eme ganz andere Angelegenheit im Einverständniß mit meinen politischen Freunden hier in aller Kürze zur Sprache zu bringen. Als bei der ersten Lesung des Etats der Herr Staatssekretär Graf Posadowsky sich der Mühe unterzog, das aufzuführen, was während der Amts führung des Herrn Reichskanzlers für die Landwirthschaft gc- than worden sei, erwähnte er m erster Linie und mit besonderer Betonung das Börsengesetz vom Jahre 1896. Von unserer Seite wurde ihm dazwischen gerufen, daß dieses Börsengesetz unseres Erachtens noch nicht durchgeführt worden sei. Es wird dem Herrn Staatssekretär nicht unbekannt geblieben sein, daß weite, urtheilsfähige und sachverständige Kreise im Lande da von überzeugt sind, da^ thatsächlich in 3 Punkten dieses Bör- senaesetz noch nicht zur vollen Durchführung gekommen ist. Zu nächst die Frühbörse! Diese Frllhbörse ist nach unserer Ucber- zeugung entweder Börse, dann muß sie dem Börsenaesetz unter stellt werden; oder Markt, dann muß sie der Marktpolizei un lerstellt werden. ES ist aber undenkbar, daß eine Institution, wie die Frühbörse, weiter bestehen kann, ohne als Börse unter das Gesetz, oder als Markt unter die Polizeibestimmungen ge stellt zu werden. Der zweite Punkt ist der, daß in dem Heili- gengeistspittel nach wie vor ein Handel getrieben wird, den wir als börsenmäßia aufzufassen gezwungen sind. Die Börse im Heiligengeistspittel ist die Nachfolgerin der Börse im Feenpalast. Letztere rst geschloffen worden, und die Schließung ist, wie all gemein bekannt, vom preußischen Oberverwaltungsgericht als zu Recht erfolgt erklärt worden. Wenn nun die Geschäfte im Heiliaengeistsplttel in Form und Inhalt die gleichen sind, wie die, die im Feenpalast gemacht wurden, und wenn ferner die ganze Heiligengeistspittel-Börse errichtet worden ist zu dem ausgesprochenen Zweck, die als ungesetzlich bezeichnete Börse im Feenpalast zu ersetzen, so ist nach den fundamentalen Gesetzen der Logik selbstverständlich, daß die Börse im Heiligengeistspit tel demselben Schicksal verfallen muß, dem mit Recht die Börse im Feenpalast verfallen ist. Der dritte Punkt! Im Heiligcn- geistspittel werden „handelsrechtliche LieferungSgeschäfte" mit Getreide gemacht, die nach unserer Meinung Börsengeschäfte m Sinne'des BörsengeseheS sind. Diese handelsrechtlichen Lie Politische Umscha«. Freiberg, den 12. Januar. Ein deutsch-englischer Zwischenfall aus dem Jahre 1870. Obwohl sich heute auch die linksstehen den Blatter ihre von früheren Zeiten her beliebte Engländer- freundschaft so ziemlich abgewöhnt haben, können sie doch der Versuchung nicht ganz widerstehen, die augenblickliche Erreg ung des deutschen Volks durch den scheinbaren Nachweis zu beschwichtigen, daß wir es als Kriegführende seiner Zeit Eng land gegenüber nicht anders gemacht haben. Die „Franks. Ztg." läßt sich nämlich über einen Fall auS dem deutsch-französische» Kriege Folgendes schreiben: „Damals mußte das flottenae- waltige England es sich gefallen lassen, daß man deutscherse,tS sechs englische Handelsschiffe nicht nur beschlag nahmte, sondern sogar zerstörte, obwohl die Berechtigung zu diesem Akte juristisch sehr zweifelhaft war und eine neutra- litätswidrige Handlung seitens der betreffenden SchiffSeigen- thümer beziehungsweise Kapitäne gar nicht in Frage kam. Ende Dezem her 1870 hatte nämlich die deutsche Kriegsleitung diese sechs mit Kohlen beladenen Schiffe bet Duclair fortgenommen und in die Seine versenkt, um die Passage eine» französischen Kanonenbootes, welches unseren Truppen viel ge schadet, zu verhindern. Der englische Botschafter in Berlin bezeichnete in einer Note vom 30. Dezember diese» Verfahren al» „»Itngatder oarr»rr»at»bl«" (durchaus unverantwort lich). Fürst Bismarck dagegen berief sich zur Rechtfertigung erungsgeschäfte haben eine Form, die, von Kleinigkeiten abge- ehen, übereinstimmt mit den handelsrechtlichen Lieferungsge- chäftcn, die bisher in den Börsenpapieren gemacht wurden, be züglich deren der Terminhandel durch das Börsengesetz verboten worden ist, und die durch eine ReichSgerichtSentscheidung neuer dings alS Börsengeschäfte im Sinne deS Börsengesetze» bezeich net worden sind. In diesen drei Punkten ist nach unserer lieber- zeugung und der weiten Kreise im Lande ein Gesetz nicht durch- ten bat und evtl, neue Erwägungen über weitere Maßregeln zusagte. Von Seite der bürgerlichen Parteien kamen nur zwei Be schwerden, während der fortgesetzte Ausbau der Inspektion mehr fach warme Anerkennung sand. OberlandeSgerichtsrath RoerensC.) tadelte die mangelhafte Durchführung des Gesetze» gegen den unlauteren Wettbeiverb, namentlich gegenüber dem AuSvelkauss- schwindel, der allerdings durch ein wenig verständliches Erkennt- niß des Reichsgerichts geschützt werde, eine Kritik, der sich übrigen» der Staatssekretär vollkommen anschloß. Die zweite Beschwerde von bürgerlicher Seite kam vom Äbg. vr. Oertel- Freiberg (k.), der in neuerer Zeit häufiger in solchen Fällen als Wortführer seiner Partei austritt. Er tadelte die mangel hafte Durchführung de» Börsengrsetzc» und erklärte die Zusam menkünfte des Berliner Getreidehandels für ungesetzlich. Vom Regierungstlsche wurde ihm die Antwort, daß Verhandlungen zur Herbeiführung einer gerichtlichen Entscheidung schweben; bis zu dieser möchte man die Sache ruhen lassen. — Besiiedigt ver beugte sich Graf Posadowsky, als der Präsident die Bewilligung seine» Gehalte» aussprach. Bekanntmachung. In Gemäßheit gesetzlicher Bestimmung ist für den 81. Dezember 1899 bei der Alter»- rentenbank eine Inventur aufzunchmen. Zu diesem Behuse werden die am gedachten Tag« bei genannter Bank verficherlen Personen, welche nicht bereits im Rrntengenuffe stehen, aufgefordert, baldigst ihren gegenwärtigen Wohnort entweder bei der AltrrSrentenbank hier, Landhau»straße Nr. 16, oder bei einer von deren Agenturen schriftlich oder mündlich anzuzeigen. Dabei ist da» Einlagebuch deS Versicherten vor- zulegen oder die Nummer des Buches und der Name und da» Geburtsdatum de» Versicherte«, sowie besten bürgerliche oder berufliche Stellung anzugeben. Für minderjährige oder unter Vormundschaft stehende volljährige, ingleichen für unter Pflegschaft stehende Versicherte sind diese Angaben durch die gesetzlichen Vertreter zu bewirken. DreSde«, am 2. Januar 1900. Königliche AlterSrentenbank-verwaltung. vr. Vtltvr. Klering. Belastung der Fuhrwerke; Radhöhe« vetr. Im Nachstehenden wird 8 14 der hiesigen Straßenpolizeiordnung vom 12. September 1887 mit dem Bemerken erneut zur Kenntniß und Nachachtung veröffentlicht, daß Uebertretungen nach Z 104 der Ordnung mit Geldstrafe bi» zu 150 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen ge ahndet werden. Freiberg, am 10. Januar 1900, Lie EtadtpolizeidehSrde. Vgl. Aus dem Reichstage. (Eigenbericht.) nk. Berlin, 11. Januar. Graf Posadowsky hat heute bereit» sein Gehalt in zweiter Lesung bewilligt bekommen. So schnell ist e» schon seit langer Zeit nicht mehr abgegangen; jo waren z. B. im vorigen Jahre nicht weniger als fünf Sitzungstage dazu erforderlich. Die dies malige verbältnißmäßig kurze Beralhung dieses so überaus wichtigen Etatspostens wird man als ein erfreuliches Zeichen für die immer bessere Ausgestaltung und rmmer wirksamere Durch führung der sozialen Fürsorge betrachten müssen. Krasse Fälle sozialer Ungerechtigkeit und Grausamkeit werden immer seltener, und so wird der Stoff für wirksame AgitationSreden der äußersten Opposition immer magerer. Gras Posadowsky kann sich in erster Linie zu diesem Wandel beglückwünschen, und er war denn heute offenbar auch bester Laune. Mit einer gewissen Zuvorkommen heit hörte er heute auch die Reden der Sozialdemokraten auf merksam an und stand ihnen Rede und Antwort, fast immer sorgsame Prüfung und geeignetensall» Abhilfe versprechend. Besonder» beinerkenSwerth ist eS, daß der Staatssekretär gegenüber den sozialdemokratischen Beschwerden über die angeblich parteiische Zusammenstellung der Berichte der Gewerbe- injpektoren — Beschwerden, denen sich allerdings auch Vertreter anderer Parteien schon mehrfach angeschloffen hatten, erklärte in Zukunft diese Zusammenstellungen ganz fallen und die Originalberichte in «xtenso, nur mit einem übersichtlichen Sachregister versehen, veröffentlichen lassen zu wollen. Dieser Entschluß, der nicht nur von den Sozialdemokraten gebilligt, sondern auch von vr. Pachnicke (fr. Vgg), vr. Hitze (C.) und anderen bürgerlichen Abgeordneten mit Genugthuung begrüßt wurde, wird wiederum dazu beitragen, den Agitationsstoff gegen die Reichs-Centralstelli. zu vermindern, denn sür die Original berichte der Inspektoren trägt diese ja keine Verantwortung. An der heutigen Debatte hatten, wie stets beim NeichSamt des Innern, den Lvwenantheil die Sozialdemokraten, aus die 4 Redner mit 6 verhältnißmäßig langen Reden entfielen, wenn sie auch, wie schon erwähnt, viel weniger unisangreich waren als in früheren Jahren. Diese Reden waren alte Bekannte, insofern sich schon ganz ähnlich und von denselben Rednern bei jrüheren Gelegenheiten gehalten worden sind. Während gestern mehr allgemein gesprochen wurde, waren es heute Spezialreden, von den Partei-Spezialisten vorgrtragen. Der Bergmann Sachse unterzog die Verhältnisse im Berg-und Hüttenwesen einer scharfen Kritik, tadelte namentlich die angeblich mangelhafte und parteiische Bergwerksinspektion und stellte die alte Forderung der Hinzu ziehung von gewählten Arbeiterdelegirten zur Inspektion. Ihm traten der Bergwerksdirektor Abg. Hilbet (nl.) sowie dieGeheim- räthe Freund und Fischer-Sachsen entgegen, indem sie dem Redner Uebertreibung vorwarse» und darauf hinwiesen, daß die allerdings ziemlich ungünstigen Verhältnisse im Bergbau sich stetig besserten; die Unsälle hätten sich relativ verringert, und im letzten Jahre seien 65 neue JnspektionSbeamte in Preußen angestellt worden. Abg. Molkenbuhr bemängelte, wie schon in früheren Jahren, die Berechnung der Unsallrenten sür die Seeleute, die hart brnachtheiligt würden. In der That hat der Reichskanzler in dieser Beziehung bereit» Schritte zur Abhilfe gethan, aber «och de» Abgeordneten Ansicht seien sie nicht weit genug gegangen. Ministerialdirektor v. Woedtke sagte weitere Prüfung zu. Ein von Molkenbuhr dargelegter Fall besonderer Härte gegen einen Verunglückten wurde von der Regierung sowohl al» vom Hause al» geeignet bezeichnet, eine Abänderung der Gesetzgebung zn veranlassen. Abg. Rosenow verbreitet« sich über die Mängel der HauSindustri« und insbesondere über die damit in engem Zusammenhänge stehende Kinderausbeutung und be gründete wiederum die alte Forderung der Ausdehnung der Ge werbeinspektion auf die HauSindustrie. Und Abg. Hoch endlich Vagt« über Mißstände auf dem Gebiets de- Bauarbeiterschutze-, woraus Gras Posadowsky die Ergebnisse der Umfrage abzuwar Auktion. DienStag, den 23. Januar 1900, Vormittag» 10 Uhr kommen in MulVa 9 Lack guter Tischlertet« gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Sammelort: Egg'- Gasthof. Brand, am 11. Januar 1900. Gerichtsvollzieher. Auktion. Montag, den 15. Januar 1900, Vormittag» 10 Uhr kommt in Linda 1 Kalde gegen Baar,ahlung zur Versteigerung. Sammelort: Gasthof daselbst. Brand, am 11. Januar 1900.81ldvrm«nn, Gerichtsvollzieher. geführt worden, daS von der Mehrheit det Reichstage» be schlossen, vom BundeSrath angenommen und von Sr. Maj. dem Kaiser vollzogen worden ist. Diese bedenkliche Thatsache woll ten wir heute in breiter und ausführlicher Weise erörtern. Wir haben inzwischen vernommen, daß jetztLierhandlunaen schwe ben, die sicher binnen ganz kurzer Zeit zu einem Ende und böckst wahrscheinlich zu einem Ergebnisse führen werden. Wir halten eS in Folge dessen für nicht zeitgemäß, und nicht der An gelegenheit selbst dienend, wenn wir heute ausführlich die Air gelegenheit erörtern wollten, behalten unS jedoch diese Erörter ung ausdrücklich für die dritte Lesung vor, glauben aber, heute schon die bestimmte Erwartung aussprechen zu müssen, daß die Zweifel, die wir an der Durchführung deS Börsengesetzes mit Recht hegen, so oder so beseitigt werden. Entweder haben wir Recht mit unserer Auffassung, dann muß daS Bdrsengesetz durchgefllhrt werden unter allen Umständen. Oder wir btfm- >en uns mit unserer Auffassung im Unrecht; dann ist der ge- etzqeberische Wille, der dem Börsengeseh zu Grunde lag, that- ächlichnickt zur Ausführung gekommen. Denn der gesetzgebe rische Wille gmg beim Börsenaesetz eingestandenermaßen dahin, alle Spiel- und Differenzgeschafte mit Getreide, mit Brodfrucht unmöglich zu machen, und Alles, waS die Funktion der Börse erfüllen soll oder will unter das Börsengesetz zu stellen. Da Beides noch nicht der Fall ist, so muß entweder da» Börsenae setz, wie ich sagte, durchgefübrt werden, oder der gesetzgeberische Wille muß m einer einwandfreien Form zum Ausdruck kom men, mit kurzen Worten: eS muß eme Reform des Börsenge- setzes eintreten, zu der wir mögli^st bald Uberzugehen hätte«. Ich glaubte, obgleich wir die Angelegenheit heute aus Rücksicht aus die Verhandlungen weder grundsätzlich noch ausführlich zu behandeln entschlossen sind, doch diese Bemerkungen machen m müssen, um den Herren von den verbündeten Negierungen die Bedeutung und den Ernst der Sacke zu Gemüthe zu führen, Es wird in den weitesten Volkskreisen nicht verstanden, daß die Verhandlungen, die seit Jahren schweben, noch kein Ergeb niß gezeitigt haben. Es muß aber auf alle Fälle vermieden werden, daß sich im Volke die Meinung festsetze, daß ein Reichs gesetz in der Weise umgangen werden könne, wie es nach meiner Ueberzeugung in diesem Falle gescheht« ist und geschieht. (Bra vo! rechts.) ^°s. i Ers»«nt jeden Wochentag Abend»'/,g Uhr sür den j -«-o- orderen log Preis vi.n.ljShrli» 1 Mk 80 Psg. SüNNaveNÄ. ttLN 13 AlltMar. «irworotlichkOPsg.: dui» d - Post - Mk. 2b Psg. Inserate werden bi» vormittag» 1t Uhr angenommen. Preis für die Soaltzeil« 15 Psg. Außerhalb de» LaadzerichtSbezirk» 16 Psg. 1900.