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1» FedvUül 1850 Nr 10 Freitag Inserate aller Art werden ckit 6 Pfen- DleseS Blatt erscheint Dienstags u. Freitag» nnd kostet vierteljähr lich 10 Ngr., wofür e« durch alle Postanstal- trnund Buchhandlun gen zu beziehen ist. eistcriH-Zcttung.WW v Zeitung ängenqiümea. Ei« unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verleger: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Redakteur: 3n Commission: vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Comp. in Dresden. W e l t f ch a u. Erfurt. Von Berlin aus ist die Instruction hier angelangt, daß das Parlament am 20. März zusammen treten muß. Diese Kunde mußte, obgleich sie uns nicht ganz unerwartet kam, dennoch in die BorbereiluugSarbeiten eine noch größere Rührigkeit bringen, als sie bereits bisher staltgefunden. Sofort wurde die Zahl der Arbeiter in der Angustinerkirche auf 500 gesteigert, und wenn schon so jetzt fast buchstäblich Mann an Mann von Morgens 5 blS NachlS II Uhr arbeitet, so ergehen doch noch immer an sämmtliche Arbeitsleute Erfurts Aufforderungen zu neuen Meldungen. Unter den jetzt in der Kirche beschäftigten 500 Arbeitern befinden sich allein 200 Maurer, die übrigen sind meistens Handarbeiter; denn die Arbeit ist noch nicht so weit vorgeschritten, daß auch die übrigen Handthierungen in der Klosterkirche beschäftigt werben könnten. — Während deS Reichstags sollen hier dem Vernehmen nach lOO.Constabler, von denen Berlin 50 stellen wird, stationirt werden. — München. Die Aeußerungen des Justizministers, daß baS Amnestiegesetz in der Pfalz 8—9000 Schuldige von gerichtlicher Verfolgung befreien werde, und die Zahl der einer solchen Verfallenden sich auf eine höchst kleine Ziffer rebucire, haben durch die bisherigen Erfahrungen keine Bestätigung gefunden. Wohl sind in der Pfalz seit Beginn dieses Jahres viele Verhaftete entlassen worden, fast alle aber entweder, weil die Gerichte sie für unschuldig erkannt hatten, oder weil sie, wie z. B. die Mitglieder der Frei- schaaren, Kategorien angehörten, gegen die man ander wärts, wie in Baden und dem diesseitigen Baiern, eine Untersuchung gar nicht eingeleitet halte. In Folge deS AmncstiegesetzeS aber haben sich laut zuverlässigen Nachrichten nur sechs Angeschuldigten die Gefängnisse geöffnet, während die Zahl der politisch Verhafteten noch immer 100 übersteigt. Tagtäglich mehren sich die Klagen deshalb, Vie aus der Pfalz herübertönen und nach einer Erweiterung der Amnestie, nach Gewährung einer wahren Amnestie rufen. Die Linke der bairischen Volkskammer wird diesen Rusen Ausdruck geben und in einer der nächsten Sitzungen einen dahin zielenden Antrag einbringcn. (D.A.Z.) Mönchen. Hier nnd in auswärtigen Zeitungen war baS Gerücht von einem an die hiesige Garnison ergangenen Befehle zur Marschbereitschaft verbreitet. Da aber, wo das Gerücht hätte zuerst bekannt werden müssen, in den Kaser nen, Hai man von demselben nichts erfahren. Nicht so ganz Unbegründet ist eine andere Sage, wonach im Laufe der nächsten Monate eine abermalige Erhöhung des Armeestandes «intreten werde. Sind auch Befehle zur Einberufung der Reserven noch nicht erlassen, so hat doch das KriegSmini- sterium Einkeilung getroffen, um diese Einberufung schleu nigst bewirken zu können. — Kürzlich ist, und zwar, wie behaupt« wird, in Folge persönlicher Wahrnehmungen und Auftrages deS Königs, den Soldaten der hiesige» Garnison eine genauere Befolgung der Vorschriften über die dem Kö, nige zu ertheilenben Saturationen ans Herz gelegt worden. Eine zweite KriegSminifterialenlschließung hat die Balltoi- lelte der Offiziere zum Gegenstände gehabt und diese wich tige Frage glücklich dahin gelöst, baß die Uniformbrinkleider bei Hofbällen der weißen Kasimirhose zu weichen haben. — Theils seit 8, theilS seit 6 Monaten hält die hiesige Frohn- feste vier junge Männer unter ber Anschuldigung einiger Prcßvergehen und Preßverbrechen in ihren Mauern fest. Seitdem haben drei ordentliche und eine außerordentliche Sitzung deS Schwurgerichtes hier staitgchabt; der jetzigen Sitzung soll in kürzester Frist abermals eine außerordent liche folgen — von einer endlichen Erledigung der oben erwähnten Untersuchungen verlautet aber immer noch nichts. Der Abgeordnete Morgenstern hat deshalb eine Interpella tion an baS Justizministerium eingereicht. — Man har hier vielleicht mehr noch als irgendwo anders die Noth- wendigkeil gefühlt, aus den Nebeln herauszukommen, di« bas deutsche Verfassungswerk immer dichter umlagerten und alle Regierungen, mit Ausnahme der zwei Großmächte, bedrohten. Auch Würtemberg, Hannover und Sachsen fühl ten bas mit jedem Tage stärker, und Oesterreich hat einge- sehen, daß Negationen und unfruchtbare Noten die Natur der Dinge, nicht ändern können. Man ist über die Grund lagen der den übrigen deutschen Staaten vorzuschlagenben Verfassung einig, und unterhandelt mit Preußen über denBci- tritt. Bis zum I. Mai, dem Ende deS Interim, soll die neue Verfassung festgestellt sein. Six umfaßt das gesummte Deutschland und stellt ber Centralgewalt eine den einzelnen Kammern entnommene Landes, und Volksvertretung zirr Seile. Kommt das Werk, welchem man in Berlin schön seit einiger Zeit sich zuneigen soll, zu Stande, so erhalten wir eine der ehemaligen eidgenossenschaftlichen Verfassung ähnliche deutsche Tagsatzung. Stuttgart. In einem Artikel der Würtemberg« Zeitung erzählt Herr Römer, daß der ReichSverwefev dem Könige von Würtemberg einen Brief geschrieben harte, worin er demselben den Rarh ertheilte, die Reich-Verfassung nicht anzuerkennen. Die beiden Offiziere, welche im Juni vor. I. in Koblenz einen gewissen Germont verwundet hatten, sodaß er Tags darauf an den empfangenen Wunden starb, sind kürzlich der ihnen zuerkannten einjährigen FestungSstraf« im Wege der Gnade enthoben und zu ihrem im Groß- herzogthume Baben stehenden Bataillon entlassen worden! (Lith. Rachr.) In Münster wurde am 20. Januar an dem in dec Brigittenau schon einmal mit einer Erecution bedachten Robeit Blum in ekLzie eine Wiederholung derselben voll zogen. Ein Unteroffizier der hiesigen Garnison hatte einen