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MMusserTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, TagtSlutt' er;cheint täglich nach«, 5 Llhr fLr dr« La-. Bezugspreis: Bei Abholung in «Br-chSstsstrNc und b?n Au-gabesteÜrn 2WK. i» Monat, dei Zustellung durch die Boten 2,39 Mk.» bei Postdestelluug A-trag» , , . . gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wrlsdruff u. Umgegend P-ftbo»«» »»»»»,.«-«>!»- *»«« «d «^chSft»st«r?n ! u L—L ach»«« ,» j«krr tz«lt B«- «t,«,«». Im gc-Uc höhn«- Sewall, Sri-, ob«: Io»ftt,er »itriedGstärun,«« besteht »ei» Anspruch aus Lieferung « S«N««, »b«r Lirjun« brr V«,»g,preis«,. — Rücksendung «ingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn P,rt» deUiegt. für Mrgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespalteue Rau«reUe A)G«ldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Brkanntmachunge»40^»r»" Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezrile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Vachrvrisrmgegebühr 20 Goldpsennig. Vr-r- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahm« bis vorn». ISUHr < - -- Für die Richtigkeit durch Fernruf üb«rmilt«lten Anzeig«» übernehmen wir keine Garantie. Jeder Babatranfpruch erlisch», menu »er Betra, k» - Klage eingez.ge» werden »atz »der der Auftraggeberin Konkur, gerät. Anzeigen nehmen »I!« Bermittlnng.fteiic» «,«,„ G« WU«»r«ffer Tageblatt enthält dis amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgericht« und Stadtrats zu Wilsdruff, Forftreutamts Tharandt, Finanzamt« N»ff« Nr 27 — 85 ZshrgSAg. Telegr Adr: .Amtsblatt« W i! sL ruff-Dre«d eu Postscheck: Dresden 2640 Montaff, den 1. Februar 1826 Ltnsere Wirischafisprobleme. Eine Rede des Neichswirtschastsmnisters Dr. Curtius. Der Landesverband Baven der Deutschen Volksparte, veranstaltete in Heidelberg eine Tagung für Handel und Industrie, an der auch R-ichsnnrtschaftsminister Tr. Curtius teilnahm. Nach Begrüßunqsworten des Landes- vorsitzeildeu sprach Reichswirjschastsminister Dr. Curtius. Ausgevend von den augenblicklichen Nöten der Wirtschaft, erklärte Dr. Curtius, das; man sich heute vorüber streite, ob es sich um eine Produktions- oder um eine Ndsay- frise handele. Eins sei von dem anveren unzertrennbar. -Ale beste »Ute kür die «berwinduna der Krise Geschworene - Richler. Von einem bekannten Juristen wird uns geschrieben: Während seit der Verordnung vom 4. Januar 1924 sm Kraft vom 1. April 1924 ab) die Strafprozeßordnung «nd das Gerichtsverfassungsgesetz in Deutschland in der Art abgeändert worden sind, daß im Deutschen Reiche Schwurgerichte im eigentlichen Sinne nicht mehr bestehen, sondern nur GroßeSchösfengerichte, welche diese irreführende Bezeichnung tragen, beabsichtigt man setzt in Frankreich, die Schwurgerichte mit größerer Macht vollkommenheit als bisher auszustatten. Der französische Senat hat beschlossen, einem Gesetzentwurf zuznstimmen, wonach die Geschworenen nicht nur den Wahllpruch Men, sondern auch an der Festsetzung der Str a f e beteiligt werden. Diese Fortbildung entspricht nicht nur der Bedeutung wirklicher Schwurgerichte, sondern stellt sich auch als eine organische Fortbildung des alten deutschen Rechtsgedankens dar, wie er sich in echten Schwurgerichten widerspiegelt. Die Besonderheit der Schwurgerichte liegt darin, daß sie die Rechtsprechung über die wichtigsten Straftaten Männern und Frauen aus dem Volke übergeben, um eine Sicherheit dafür zu haben, daß die Gesetze im Sinns der icchtsbildenden Volksgemeinschaft angewendet werden. Die Rechtswissenschaft (oder was man gemeinhin dar unter versteht) hat eine andere Entwicklung genommen, ^'br j« das Urteil nicht ein schwerer Eingriff in die Ppbensbedingungen und Existenznotwendigkeiten der Vsteiligten, sondern ein Stoff zu literarischer und theo- Äischer Verarbeitung. Nicht nur bei der Anwendung des Rechtes, sondern auf allen Gebieten menschlichen ^missens und Könnens läßt sich immer wieder beobachten, daß die beste Praxis schon nach Ablauf einer kurzen Zeit der Gefahr der Verstopfung und Verkalkung erliegt. Eine so ausgezeichnete Verwaltungsgrundlage, wie sie tzZ uns z. B vor fünfzig oder vor hundert Jahren geschaffen worden ist, hat sich bei der Entwicklung der menschlichen Verhältnisse nach Umfang und Tiefe als unbrauchbar er wiesen, sobald ihr die lebendige, quellhafte Verbindung mit dem wirklichen Geschehen fehlt. Wer die heutige Rechtswissenschaft, die den echten Schwurgerichten nicht freundlich gegenübersteht, unbefan gen vom Standpunkte der Anwendung des Rechtes aus beurteilt, wird finden, daß eine ständige Fühlung mit dem Leben, mit den Vertretern des Recht schaffenden Volkes eine nicht zu umgehende Notwendigkeit ist, um gutes Recht sprechen z« lassen. Die Tätigkeit des wissenschaftlich ar beitenden Juristen besteht heute nicht so sehr im eigenen Nachdenken und in der selbständigen, unbefangenen Auf- nahme tatsächlicher Vorgänge, als vielmehr in der Durch forschung der Bücher und Zeitschriften, um Meinungen aller Art und Entscheidungen über den einzelnen Fall zu- wmmenznbringen Wobei nebenher vermerkt sei, daß nicht etwa sparsam und zweckmäßig gearbeitet werden kann, denn die Entscheidungen des Reichsgerichtes und der Ober- landesgerjchje bilden nicht nur den Inhalt gewisser, aus- Mießlich hierfür bestimmter, in Buchform erscheinender Sammlungen, sondern sie sind das Rückgrat und der Nach- weis einer Existenzberechtigung für eine große Zahl von -Zeitschriften. Bei dieser vom Leben sich abwendenden Bedeutung der Rechtswissenschaft könnte die ständige Erneuerung des Nechtsgefühls durch Männer und Frauen aus dem Volke eine Entwicklung bedeuten, um so mehr, als die Gesetze doch nur Menschenwerk, vielfach Stückwerk sind. Die Fähig keiten der Gesetzgeber haben sich mit dem Steigen ihrer Aufgaben nicht verbessert, so daß angesichts der offenkundi gen Mängel der Gesetze das Gericht stets zurückgehen müßte auf den lebendigen Quell des Rechtsgefühls und der Rechtschöpfnng, an die Vertreter des Recht und Sitte schaf fenden Volkes. Wenn die Schwurgerichte wieder hergestellt würden, müßte man daran festhaften, daß die Geschworenenbank von der Richierbank vollständig getrennt ist, soweit es sich um den Wahrspruch (schuldig oder nichtschuldig) handelt, «ofern dann aber nach dem Schuldspruche über die Strafe Felder! ist, wäre zu erwägen, ob Gericht und Ge- gemein>am hierüber beraten und entscheiden, Mittel der Strafabmessung und ^trafausmessung der Wille des Schwurgerichtes vereitelt oder unmöglich gemacht wird. Für die Bestrebungen auf Wiederherstellung der von richterlicher Mitwirkung freien Geschworenenbank bildet die in Frankreich sich vollziehende Verbessernng der Strafprozeßordnung eine wichtige Er gänzung. Dr. P. P. Me keirrWWMunÄL hat MleMgen! 21- Millionen vrmsÄe bslrsik. Die erste Zone ist geräumt! Aus allen GarnisliuMdten wie Düffeldorf, Homberg, M. Gladbach usw. sind die Truppen abgezogen. Der Abmarsch hat sich ohne Zwischen fälle vollzogen. Ähnlich wie in Köln fanden auch in an deren Städten Sonntag nacht Besreiungsfeiern statt, an denen die gesamte Bevölkerung begeistert Anteil nahm. Mit der Räumung der ersten Zone sind 646li Quadratkilo meter deutschen Bodens mit 2^ Millionen Einwohnern von mehr als siebenjähriger Fremdherrschaft wieder befre i t. Die Nheinlandkommiffion hat im übrigen eine Reihe von Ausweisungen zurüügenommen, die in die Zeil vor dem Nuhrkampf fallen. So gegen den früheren Ober bürgermeister von Wiesbaden, Dr. Gläffing, den früheren Gymnasialdirektor Dr. Maurer, den Leiter der Deutsch nationalen Vollspartei in Wiesbaden, Meppen, den Po lizeipräsidenten Krause, de» Polizeidirektor Dr. Thon, den Polizeirat Streibelein, ebenfalls früher in Wiesbaden. Außerdem hat sie einigen Beamten der Deutschen Reichs- Post, deren Ausweisungsbefehl sie bereits früher zurüüge nommen hat, nunmehr die Wiederaufnahme ihres Dienstes gestattet. Der Westausschuß sür Rhein, Saar und Psalz be schloß eine gemeinsame Jahresheimatlagungin Köln sür Sommer 1926. Ferner wurde beschlossen, aus Anlaß der Räumung der Kölner Zone eins Feier im R e i ch s t a g s g e b ä u d e zu veranstalten, die zugleich dem Gedächtnis des vor 150 Jahren geborenen rheinischen Patrioten und bahnbrechenden Publizisten Joseph Gör- r e s gewidmet sein und in einen Appell zur Erhaltung des banlich gefährdeten Kölner Doms ausklingen soll. Als Zeitpunkt sür die Feier ist Sonntag, der 7. März, -in Aus- sicht genommen. Oie Kölner Ione frei! Wte sie Räumung sich vollzog. In Köln ist am Sonnabend nachmittag 3 Uhr, wie vorgesehen, die englische Flagge auf vem Hotel Exzelsior, dem bisherigen Hauptquartier der Besatzung, niedergeholt worden. Schon lange vor Beginn der Zeremonie ver sammelte sich am Domplatz eine nach Tausenden zählende Menschenmenge Der Platz ebenso wie der Bahnhof wur den von der Polizei um 2 Uhr abgesperrt. Um 2.45 Uhr marschierte sie l. Kompagnie des 2 Bataillons des Kinas Zhrop Shire Ligh-Jnfanterieregiments mit klingendem Spiel auf vem Platz vor.dem Don auf. Eine kurze Pa rade, minutenlanges Stillstehen, dann gab der komman dierende Offizier, Oberst Taorpe, das Zeichen zum Niever- holen der Flagge. Die Militärkapelle spielte die englische Nationalhymne, währens die Menge der Zuschauer in Hurrarufe ausbrach. In Stärke von 500 Mann zog dar auf der letzte Nest der Besatzung zum Bahnhof, von wo sofort der Abtransport erfolgte. Einige Zeit nach dem Einholen der englischen Flagge wurde auf dem bisherigen britischen Hauptquartier eine riesige schwarz-weiße Preußenfahne unter ven brausenden Hochrufen der noch immer zahlreich auf dem Domplatz ver sammelten Menge gehißt. Glückwunschtelegramm deö Ministers Severing. Der preußische Minister des Innern hat an den Ober- präsidenten der Nheinprovinz anläßlich der Räumung der I. Zone seine Glückwünsche ausgesprochen. Der Oberprä- sidenr hat seinerseits seine Glückwünsche für die Behörden und die Bevölkerung des geräumten Gebiets in einem Telegramm an die Regierungspräsidenten in Aachen, Köln, Düsseldorf und Koblenz zum Ausdruck gebracht. * Kölns Besatzungsieiden. Amtliches Zahlenmaterial. Eine von der Stadt Köln herausgegebene Denkschrift mit statistischem Material über die Besatzung enthält die folgenden erschütternden Angaben: Durch Gewalthandlun gen kamen zu Tode 18 Personen, durch rücksichtsloses Fahren britischer Kraftwagenführer 82, so daß im ganzen 100 Personen im Stadtgebiet Köln durch die Besatzung ihr Leben eingebüßt haben. 977 weitere Personen erlitten durch Übergriffe der Besatzung körperliche Schäden, so vaß die Gesamtzahl der Personenschadensfälle 1077 beträgt. Durch Gewaltmaßnahmen der Besatzung erlitten 3951 weitere Personen Schäden. Vor den britischen Kriegs- gerichten standen 8206 Personen. Verhängt wurden von den britischen Militärgerichten insgesamt 628 Jahre Es- sängnis, darunter ein Fall mit lebenslänglichem Gefäng nis. Diese Strafen sind zum größten Teil vollstreckt wor den,-wenn auch in einigen Fällen durch den Oberstkom- mandierenden der Nheinarmee die Strafe teilweise erlassen oder in Ausnahmefällen ganz erlassen wurde. Neben diesen Freiheitsstrafen wurden noch in einer Reihe von Fällen Geldstrafen verhängt, und zwar in Höhe von insgesamt rund 42 Billionen Papiermark und 2950 Reichsmark Aus der Stadt Köln wurden wegen Gefährdung der Sicherheit, des Unterhalts und der Bedürfnisse der Befatznnqstrnppen gemäß Ordonnanz 283 185 Deutsche und 74 Ausländer ausaewieien. müsse von der Wirtschaft selbst kommen. Der Staat könne nur Hilse zur Selbsthilfe leisten. In erster Linie müsse eine starke Beschränkung ver Aus gaben der öffentlichen Hand, besonders in ven Gemeinden, eintreten. Der Reparationsagent Gilbert habe in seinem Bericht über die Auswirkungen ves Dawes- Gutachtens im ersten Jahre, der übrigens sehr optimistisch gehalten sei, besonoers auf sie Verschwendung in den Gemeinden hingewiesen. Er Hosse, vaß bald eine Steuerreform uns damit auch eene Steuer erleichterung geschaffen werven könne Jetzt gelte es, über den toten Punkt zu kommen uns hierfür neue Wege zu suchen. Die Schaffung einer neuen Organisation zur Kreditsicherung bei den Exporten uns die Exportför derung nach Rußland seien die nächsten Aufgaben. GchragwßtterkaLafirophen. Zahlreiche Todesopfer in Amerika. Durch eins Schlagwetterexplosion in der Grube „Hs- lene" in Birmingham wurden 82 Bergarbeiter verschüttet. 25 Knappen wurden gerettet, die übrigen 57 Bergleute fanden bei der Explosion den Tod. Durch eine Schlagwetterexplosion aus der Kohlengrube .Orient" bei Westprantesort sind fünf Berg leute ums Leben gekommen. An der Unglücks- stelle ist ein starker Brand ausgebrochen. Nach Ansicht der Zechenleitung ist es den getroffenen Sichsrhcttsmaßregeln zu verdanken, daß über 1000 andere Bergleute von den Folgen des Unfalls nicht betroffen worden sind. Nach Aussage der Beamten ist durch die Anwendung des Ge- steinstaubverfahrens und durch andere Vorkehrungen Un- glückssällen, insbesondere der Möglichkeit ausgedehnter Schlagwetterexplosionen, in weitgehendem Maße vorge- beuat. Die Gimnes-KSoite verkamst. An di« Linien „Deutsch-Austral" und „Cosmos". Bekanntlich stand seit einiger Zeit die gesamte Stin- Verkauf. Es bewarben sich von deutschen Eckn,f«hrtsftm»n um die SÜnnes-Flotte sswobl die x-a Pag als auch der Norddeutsche Lloyd und schließlich die durch Interessengemeinschaft verbundenen Linien „Dcm-ch- Austral" und „Cosmos". Der Zuschlag ist nun auf das Angebot der Deutsch-Australischen Dampfschiffahrtsgesell schäft und der Cosmos-Linie gefallen. Danach nbcrneh men diese beiden Linien einfach das gesamte Aktienkapital der Hugo Sünnes A.-G. für Seeverkehr nnd Überseehandel von 5 Millionen Mark zum Kurse von 120 ?L, also zu ins gesamt 6 Millionen Mark. Außerdem wird aber auch die auf der Flotte ruhende hypothekarische Belastung in Höhe von 21 Millionen Mark übernommen, so daß sich der gesamte Verkaufspreis auf 27 Millionen Mark stellt. Da für bekommt Dentsch-Austral-Cosmos eine Hochseeflotte von 28 modernen Fracht- und Passagierschiffen mit einem Gehalt von rund 140 000 Tonnen. Die Interessengemein schaft Austral-Cosmos rückt damit in die Reihe der deut schen Großreedereien auf, die sich der Hapag und dem ' Norddeutschen Lloyd ebenbürtig an die Seite stellen können. ! Mchüge Beratungen des Auswärtigen Ausschußes. Reise Stresemanns nach Paris. Nachdem die Regierung Luther durch ein, wenn auch nur kleines, Vertrauensvotum des Reichstags sich stabili siert hat, geht sie uunmehr daran, die durch ven Vertrag von Locarno vorgcschriebenen Aktionen in die Wege zu leiten. Als erste Tat soll der Beitritt Deutschlands zum Völkerbund vollzogen werden. Zu diesem Zweck ist der Auswärtige Ausschuß des Reichstages sür Mittwoch dieser Woche eiuberufen worden. In ihm wirs Außenminister Dr. Stresemann Mitteilungen über die Rückwirkun- gen der Konferenz von Locarno geben, die im engsten Zu sammenhang mit der bevorstehenden Anmeldung Deutsch lands zum Völkerbund stehen. Wen» a»ch die Regierung einer sormülen Genehmigung des Auswärtigen Aus schusses oder des Reichstages zur Absendung des Eintritts- gesnches nicht bedarf, va dieses Einverständnis bereits mn -er Annahme der Locarnogesetz« ausgesprochen worden ist, so hat doch der Minister des Äußern leincr-c't zugelaat.