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«eschSstsstelle und R-dattlo«, Dresden «A. 16, Holbeinstrahe 4M Nr. T8 LS. Jahrg. Freitag den 10. März 1916 Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 ? Brzugspreisi «»»«ab« > mit illnslr. Beilage vierteljährlich !».I« ^1. In Dresden und ganz Deutsch- und frei Haus jk.k»2 in Oesterreich 4.4» K. «»»gab« v vierteljährlich 1.NO X In Dresden itnd ganz Dcuischland frei Haus ».«» in Oesterreich 4 U7 X. rinzel-Ntunmer 1« Z. Die Sächsische VolkSzeitung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. 2 0 o c Anzeigen: Annahmevou Sieschästsanzeiae»bis IVUHr. von Aamilienanzetge» bis I I Uhr von» Preis sii, diePetil Svailzeile80 Z im ReNa- meleil 8U gür undeutlich geschriebene, sowie durch gern, spreche! anigegcbene Anzeige» sünne» wir die Lcrantwortlichleit surdie Nichtigleit des Teiles j nicht übcntehnien. Sprechstunde der Redaktion: 11—I» Uhr vorm. O Organ der Ientrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Tkrieg mit Portugal Krieg mit Portugal Wir haben jetzt einen offenen Feind mehr. Gestern meldeten wir, das; der deutsche (istnandte jn Lissabon unter Ueberreichnng einer Erklärung seiner Regierung den Auf trag hatte, seine Pässe zu verlangen. Und im Laufe des spätnachmittags kam eine weitere Meldung, die den Schluß der deutschen Erklärung enthielt, nach welchem Deutschland sich als im Kriegszustände mit Portugal betrachtet. Wie schon . gesagt, haben wir damit einen offenen Feind mehr, geheim unterstützte Portugal schon lange unsere Feinde. Wie kam es nur zu diesem Kriege? Portugal hat die in seinen Häfen befindlichen Schiffe beschlagnahmt und Deutschland hat dagegen erfolglos Einspruch erhoben. Nach einem zwischen Deutschland und Portugal bestehenden Vertrage hat jeder der beiden Staaten wohl das Recht, die in leinen Häfen sich befindenden Schiffe zu regnirieren, aber es sind daran doch zwei Bedingungen geknüpft. Ein mal nius; der Staat, dem die Schiffe genommen werden, vorher verständigt und die zu leistende Entschädigung vorder festgesetzt werden. Dann soll die Beschlagnahme sich nur auf die Anzahl beschränken, die zur Befriedigung eines staatlichen Bedürfnisses erforderlich ist. Gegen beide Be stimmungen hat die Portugiesische Regierung verstehen. Sie bat nieder vorher mit Deutschland dir Höhe der Ent schädigung vereinbart, noch hat sie sich auf das erforderliche Mas; beschränkt. Sie hat einfach am 28. Februar 1010 die sämtlichen deutschen Schiffe in den portugiesischen Häfen beschlagnahmt. Tie deutsche Erklärung läßt erkennen, daß Deutschland sich diese Maßregel nicht einfach gefallen ließ, sondern es heißt da: „Unmittelbar nach Bekanntwerdcn dieses Vorganges erhielt der kaiserliche Gesandte in Lissabon Dr. Rosen Auf trag, g egen di e M a ß n a h m e zu protestiere n und ihre Aufhebung zu verlangen. Die betreffende Note wurde am 27. Februar der portugiesischen Negierung über geben. Ungeachtet dieser Tatsache, verbreitete die portu giesische Negierung in Lissabon in ihrer offiziösen Presse die Nachricht, daß eine deutsche Protestnote ü b e r h aupt nicht e risti e r e. Jn der portugiesischen Kongreßsitznng leugnete der Jnstizininister sogar offiziell das Vorhandensein der Note ab. Die von dem kaiserlichen Gesandten verlangte Richtigstellung der Pressenotiz unter blieb. Erst am 4. Mürz erschien der hiesige portugiesische Gesandte im Aufträge seiner Regierung im Auswärtigen Amt, um eine Note zu übergeben, welche die deutsche Forde rung ablehnte. Eine Abschrift dieser Note wurde an dem selben Tage dem kaiserlichen Gesandten in Lissabon über geben. Darauf erhielt dieser die Abweisung, der portugie sischen Regierung die nachstehend wiedergegebcne Erklärung zuzustellen. Tie Uebergabe dieser Erklärung soll heute in Lissabon erfolgen. Eine Abschrift derselben wurde dem hiesigen portugiesischen Gesandten übermittelt." Jn der Erklärung wird nun der Nachweis geführt, daß die. portugiesische Negierung seit Kriegsbeginn ständig unsere Feinde, namentlich die Engländer, unterstützt hat. England hat in kultnrwidriger Weise seinen Kampf gegen uns auf die Kolonien ausgedehnt und dort leistete Portugal willig Hilfe, indem es Truppendurchzüge gestattete, Kohlen- stationcn errichtete, Stützpunkte zuließ uird dergleichen mehr, während Deutschland keinerlei Vorteile ziehen durste, sondern in dem portugiesischen Parlament noch auf das gröblichste beschimpft wurde. Tie deutsche Erklärung schließt mit folgenden; Satz: „Dir kaiserliche Regierung sieht sich gezwungen, aus dem Verhalte» der portugiesischen Regierung die not wendigen Folgerungen zu ziehen. Sic betrachtet sich von jetzt ab als mit der portugiesischen Regierung im Kriegs- zu stand befindlich." Die Langmut der deutschen Regierung hat mit dieser Erklärung ein begreifliches Ende gefunden. Gewiß ist ein neuer Feind nicht gerade angenehm, aber wenn aus einem geheimen Feinde lediglich ein offener wird, so schadet er nichts. Es ging nicht an. daß Portugal sich einfach unserer Schiffe bemächtigte, zumal es diese nicht für sich, sondern für England gebraucht. Nach einer Meldring aus London werden nämlich die deutschen Handelsdampfer von eng lischen Schiffahrtslinien in Betrieb genommen werden. Die Dampfer sollen für den Transport von Koh len und Kriegsmaterial von England nach Italien und Saloniki verwendet werden. Die portugiesische Regierrmg vercharlerte die Dampfer für die Dauer des Krieges an eine Motze Lissaboner Firma, welche die Ver- Harterung an die englischen Linien vermittelt. Damit wird die Notwendigkeit der deutschen Erklärung deutlich 1 Das Neueste vom Tage 1 Zer MW »Me TMMW (Wiederholt, weil nur in einem Teil der gestrigen Auflage enthalten.) (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, t». März 1910. Westlicher Kriegsschauplatz Vielfach steigerte sich die beiderseitige Artillerietätig keit zu größerer Lebhaftigkeit. Die Franzosen haben den westlichen Teil des Grabens beim Gehöft Maisons-de-Champagne, in dem gestern mit Handgranaten gekämpft wurde, wiedergewonnen. Westlich der Maas sind unsere Truppen beschäftigt, die im Rabenwalde noch befindlichen Franzosennester aus zuräumen. Oestlich des Flusses wurden zur Abkürzung der Ver bindung unserer Stellung südlich des Douaumont mit den Linien in der Woevre nach gründlicher Artillerievorbe reitung das Dorf und die Panzerfeste Vaux nebst zahlreichen anschließenden Befestigungen des Gegners unter Führung des Kommandeurs der 9. Neservedivision, Generals der In fanterie v. Guretzky-Cornitz, durch die Posenschen Reserve regimenter 6 und 19 in glänzendem nächtlichen Angriff genommen. Jn einer großen Zahl von Lustkämpfen in der Gegend von Verdun sind unsere Flieger Sieger geblieben; mit Sicherheit sind drei feindliche Flugzeuge abgeschossen. Alle unsere Flugzeuge sind zurückgekehrt, mehrere ihrer tapferen Führer verwundet. Feindliche Truppen in den Ortschaften westlich und südlich von Verdun wurden aus giebig mit Bomben belegt. Durch den Angriff eines französischen Flugzeug geschwaders im Festungsbereiche von Metz wurden zwei Zivilpersonen getötet und mehrere Privathäuser beschädigt. Im Lustkampfe wurde das Flugzeug des Geschwader führers abgeschossen. Er ist gefangengenommen, sein Be gleiter ist tot. Oestlicher Kriegsschauplatz Russische Vorstöße gegen unsere Vorpostenstellungen hatten nirgends Erfolg. Wie nachträglich gemeldet wird, wurden die Bahn- anlagcn an der Strecke nach Minsk sowie feindliche Trup pen in Mir in der Nacht zum 8. Februar von einem unserer Luftschiffe angegriffen. Balkan-Kriegsschauplatz Die Lage ist unverändert. Oberste Heeresleitung. Zu der Erstürmung der Pauzerfeste Vaux heißt es ;»; „Lokalanzeiger": Fort Vaux war nächst dem Dorfe Douaumont die stärkste Stütze der Ostfront des Festungsrayons von Verdun. Nach den, Falle von Donau- mont übernahm es die Aufgabe der Verteidigung dieser Front. Durch die Einnahme von Vaux können wir nun mehr nicht mir von Osten aus der Ebene, sondern auch von Norden ans dem Plateau selbst die erfolgreiche Arbeit fort setzen. Die „Vos fische Zeitung" schreibt: Das deutsche Volk habe im Gegensatz zum französischen in den letzten Tagen seine Ruhe voll bewahrt. Es wisse, daß eS Vertrauen haben kann und wird dieses bei allen;, was noch folge, weiter offenbaren. Die Morgenblätter heben hervor, daß General v. Guretzky-Cornitz, unter dessen Befehl zwei Pommersche Reserveregimenter Vanx stürmten, Märker ist. dargetan. England hat durch die erfreuliche Tätigkeit unserer Unterseeboote so viel an Schiffsraum verloren, daß ein Notstand eingetreten ist, der min mit portugiesischer Hilfe beseitigt werden soll. Schon im Mai vorigen Jahres, unmittelbar vor Ausbruch der blutigen Revo lution, deren Urheber Joga Ehagas, der Pariser Gesandte und Intimus von Costa, gewesen ist, trat der englische Gesandte mit den; anmaßenden Ansinnen an die portu giesische Regierung, die in den portugiesischen Häfen ver ankerten deutschen Dampfer England angeblich zu Ver st' » ii d eteiitr a ii s Port e u leihweise zu überlassen. Da mals war es England nur darum zu tun, einen Streit zwischen Portugal und Deutschland herbeiziifiihre» und die Dampfer nachher ausschließlich z» Mniiisions- und Truv pentranspvrten zu benutzen. General Piemanto Castro wies die Zumutung ans das entschiedenste zurück, ebenso wie dies der Präsident Arriaga einem ähnlichen Ansinnen gegenüber zur ;seit der Ministerprnsidentschaft Machados getan hat, als England für ein dringend benötigtes Darlehn die S cb i s s e De ii t s ch l a n d s a I s P fand u n ter - läge begehrte. Die gewaltige Schiffsraiimnot hat schließ lich England veranlaßt, den Lissaboner Widerstand zu über winden — wahrscheinlich durch viel Geld. Portugal ist in seinen iiiniierpvlitisctzen Verhältnissen seit dem Ende des Königtums vollständig verworren. Es bat sich aber scbvn vorher von England vollkommen ab hängig gemacht und konnte sich bei seinen inneren Zu ständen, selbst wenn es gewollt bätte, nicht mehr loslösen. Die Geschichte der Verbrüderung sei liier kurz erzählt: Am 2, Februar 1901 begab sich König Karl I. von Portugal zn den Beisetznngsfeierlichkeiten für Viktoria I. nach Lond v n , wo er bis zum 20, d. M, verblieb. Dort wur den auch nähere Bündnisverabrednngen getroffen, zn denen sich „Dailv Mail" folgendermaßen äußerte: „Das Bündnis zwischen Portugal und England ist ans dem starken Felsen gegenseitiger Interesse» gegründet. England ist nicht nur Portugals bester Kunde, sondern kann auch mit seiner großen Flotte die Kolonialbesitziingen seines Verbündeten garantieren und verhindern, daß sie das Schicksal Kubas und der Philippinen ereilt, Portugal kann uns anderseits seine Flottenstationen benutzen lassen und uns die indirekte Hilfe seiner völlig wohlwollenden Neutralität in der Telagoa-Bai geben." — Zn Anfang September (1901) fand denn auch eine großartig verlaufene portu giesisch - englische Flotte »Verbrüderung statt. Als damals im Hafen von Lagos sechs portugiesische Kriegsschiffe übten, gesellte sich zu diesen das gesamte eng lische Kanal- und Mittelmeergeschwader mit 16 Panzer schiffen, 8 Fregatten, 10 Kreuzern, 10 Torpedo- und 6 Kanonenbooten und 8 Kohlentransportdampfern mit ins gesamt gegen eine halbe Million Tonnengehalt, über 24 000 Mann Besatzung und gegen 000 Geschützen. Seit dieser Zeit ist Portugal im Hörigenverhältnis zn England geblieben. Die Dienstbeflissenheil der kleinen Republik hat nun den Höhepunkt erreicht. Der Krieg mit Deutschland nimmt seinen Anfang. Haben wir Ursache, uns darüber z» bennrnhigen? Nein! Portugal hat ein „stehendes Heer" von 2 8 0 0 0 Man n. Eine Heeresreform steht zwar schon ans dem Papier, aber sie ist noch nicht in die Wege geleitet. Wenn alles, was mit Waffen umzug^hen weiß, einbernfen werden kann, dann bringt Portugal ' 200 000 Mann ans die Beine, aber nicht an die Front, und nicht sofort schlagfertig. Selben wir also dem neuen Feinde mit Ruhe entgegen, er wird den Siegesmarsch des deutschen Heeres nicht aufhalten. Ein Feind mehr — ein Grund mehr, alle Kraft znsammenzunehmen und draußen und drinnen durchzuhaltei; mit freudiger Begeisterung bis zum vollständigen Siege. X Z» -er Kriegserklärung an Portugal sagt das „Bert. Tagebl.", Deutschland habe es vermieden, die Verhandlungen noch durch die überflüssige Zeremonie eines Ultimatums zn verlängern. Das Maß der nnldernden Umstände, das man Portugal als Vasallen Englands be- Ivilligt habe, hatte längst die Grenze des Erträglichen er reicht. Jn der „Voss. Ztg." heißt es: Bismarck hat mit Recht einmal gesagt. Latz Langnrut und die Hoffnung auf Dank barkeit schlechte Requisiten der Politik seien. Im Kriege diene man der Wiederherstellung des Friedens am schlech testen dadurch, daß man dem Kriege vorenthält, was des Krieges ist: Vorbeugende Energie.