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Hageßtatt für Unterhaltung W Geschäftsverkehr. Mitredactem: Theodor Drobtsch. ««zeige» i. dies. »a« jetzt»1v,y»n> Exempl. ersweint, finden eine erfolgreiche «erbr<it»»g. M«. »4 Sinntaü, den 3. April 18K4. Dresden, den 3. April. — Se. König! Majestät !hat dem Kirchschullehrer zu Blankenstein, Johann Gottlob Weber, aus Anlaß seines fünf zigjährigen Amtsjubiläums, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold verliehen. — Gestern Abend 8 Uhr wurde Se. Majestät der König von Brandeis, Ihre Majestät die Königin aber und Ihre König!. Hoheit, die Prinzessin Sophie von Charlottenburg zurückerwartet. — Berlin, 1. April. Ihre Majestät die Königin be gab sich am Mittwoch Abend auf den anhalter Bahnhof, um daselbst Ihre Majestät die Königin von Sachsen zu begrüßen, Nllerhöchstwelche von dort nach Charlottenburg zum Besuche Ihrer Majestät der verwittveten Königin weiter fuhr. Gestern Vormittag, nachdem Ihre Majestät die Königin der Parade im Prinzessinnenpalais beigewohnt hatte, empfing Allerhöchstdie- selbe den Besuch der Königin von Sachsen. — Ihre Majestät die Königin wohnte gestern mit Sr. Majestät dem Könige, der königlichen Familie und der Prinzessin Sophie von Sachsen der theatralischen Vorstellung bei, welche zu Gunsten der verwun deten Krieger von Mitgliedern der Gesellschaft im Schauspiel haussaale veranstaltet war. Allerhöchstdieselbe nahm auch heute die Parade vom Prinzessinnen-Palais aus in Augenschein. Im königlichen Palais fand hierauf ein militärisches Dejeuner statt Heute Mittag besuchte Ihre Majestät die Königin Ihre Majestä die Königin von Sachsen (Allerhöchstwelche von der „Börsen zeitung" mit Ihrer Majestät der verwittweten Königin Marie verwechselt wird) in Charlottenburg. — Der Stadtrath veröffentlicht ein Regulativ zur Bebau ung des zwischen der Königsbrückerstraße, dem Bischofswege, dem Jnfanteneexcrcierplatz und der königl. Staatswaldung ge- legenen Terrains, nach welchem auf der Seite der KönigS- brückerstraße freistehende Häuser, auf den übrigen Seiten aber geschloffene Häuserreihen zu errichten sind, dergestalt, daß der Bischofsweg eine Breite von 30 Ellen erhält. —^„Königliches Hoftheater. Freitag,den1. April — Mit Freude begrüßten wir an diesem Abend als Gast einen der würdigsten Vertreter der Schauspielkunst, einen wahrhaft deutschen Schauspieler, wie die Gegenwart nur wenige auszu weisen hat, Herrn Heinrich Marr vom Thaliatheater in Hamburg. Vor einer solchen Erscheinung muß die Kritik salu iren. Herr Marr gehört noch der alten guten Schule an. Er war der erste deutsche Schauspieler, der den Mephistopheles darstellte, als Göthe's Faust zu Braunschweig im Februar 1829 das erste Mal in Scene gesetzt wurde. Damals stand er mit Göthe selbst in brieflichem Verkehr. Obwohl über die Sechzig hinaus, ist Herr Marr doch noch sehr rüstig, und seine Sprache besitzt noch ihre volle Kkaft und Klarheit, sodaß sich hoffen läßt, er werde noch längere Zeit als ein Vorbild für jüngere Talente wirken. Er erschien an diesem Abend in der Rolle des Karl Gottlieb Menzinger in dem Schauspiel „der Kaufmann" von Benedix, da- neu einstudirt gegeben wurde. Wer für die DHönhkij und Leichtigkeit seiner Sprache, für die Freiheit seiner Auffassung, für die Feinheit seiner Detailzeichnung unempfindlich blieb, für den giebt es überhaupt kein deutsches Schauspiel mehr, sondern nur noch die Zukunftsoper oder auch die Kunstreiter bude, oder er gehört jenem Publikum an, das sich nur durch grobe Effecte, wie durch Rippenstöße, aus seiner Gedankenfaul heit Herauspuffen läßt. Der zweimalige Hervorruf des GasteS nach dem ersten Acte bewies, daß im Dresdner Publikum Urtheil und Geschmack noch vertreten sind. Menzinger ist der reiche Kaufmann in einer Stadt, wo der Kaufmannstand das Patrieiat bildet. Er wird unS geschildert mit seinem ausgebreiteten Geist, mit seinem sichern Ueberblick der Verhältnisse und in seiner großen Thätigkeit. DaS Stück will ihn ein wenig verherrlichen, gerade wie das bemooste Haupt den Studenten zu verherrlichen sucht, nur daß es im „Kaufmann" entschieden mit mehr Glück geschieht. Menzinger gehört zwar in das Rollenfach der ,edel- müthigen Alten", erfordert aber in der Darstellung eine Kunst des Jndividualisirens, wie sie nur ein vollendeter Charakterspieler aufbieten kann. Herr Marr führte die Rolle ausnehmend fein, geistvoll und liebenswürdig durch. Er beseelte dm etwas trock nen Alten mit einer frischen Jovialität, verlieh ihm in Sprache und Mimik den lebendigen Hauch, die Temperatur, die kleinen Zufälligkeiten der Wirklichkeit. Wer ihm aufmerksam folgte, wird gestehen müssen, daß er selten durch die scenische Kunst eine so angenehme Täuschung erfuhr, und, ohne jede starke Rührung, so lebhaft gefesselt wurde. Schade, daß uns hier augenblicklich das Wort nicht zu Gebote steht, geschmackvoll zu sagen, was uns lo außerordentlich gefiel. Versäume kein Freund deS Schauspiels die Gelegenheit, den Künstler selbst kennen zu lernen! — Die gesammte Ausführung des Drama'S war übrigens in Hinsicht auf das Ensemble besonder- lobens- werth. Nur Herr Koberstein zeigte sich nicht recht achtsam, wie uns dünkt. Vortrefflich waren Herr Jauner als der leichtfertige, geldstolze Kaufmannssohn, und Frl. Guinand al» die naive lebensmuntere Hedwig. Sonst erfreuten sich besonder» noch Herr Heese in der Rolle des alten Matrosen und Herr v. Strantz in der des titulaturensüchtigen Haushofmeister- beifälliger Anerkennung. — Unter dem Kommando eines Unteroffiziers traf vor gestern auf dem Leipzig-Dresdner Bahnhof ein Transport von 21 kranken Mann sächs. Soldaten aus Holstein hier ein. Die Nacht vorher waren sie in Magdeburg geblieben. Unter ihnen befand sich ein erblindeter Obersignalist, den Freunde und Be kannte am Bahnhof theilnehmend empfingen. Der Weg am Bahnhof nach dem Garnison Hospital wurde von sämmtlichen Soldaten zu Fuß zurückgelegt. Sie bestanden beiläufig au» allen Waffengattungen. — Vorgestern traf auf dem Leipzig-Dresdner Bahnhof ein aus 100 Rekruten bestehendes Kommando von Schneeberg irr ein. Dort waren dieselben ausexercirt worden. Am Bahn hof empfing sie der Bat.-Kommandant Major von Kochtitzkh, und unter dessen Führung und Musikbegleitung rückten sie spä ter in der Stadt ein,