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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich i Mark 20 Pf. prss»nn>«ranlio. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 63. Dienstag, den 28. Mai 1878.3. Jahrg. AMMi für Inserate werden bi» spätestens Mittags des vorhergehenden TageS deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Tagesgeschichte. Berlin. Die vom Untersuchungsrichter des Stadtgerichts ge führte Voruntersuchung wider Hödel ist, soweit dieselbe den gegen den Kaiser gerichteten Mordversuch betrifft, nunmehr beendigt; die Akten werden voraussichtlich Anfangs dieser Woche der OberstaatS - anwallschaft beim Kammergericht zur weiteren Veranlassung in dieser Sache zugehcn. Nach den während der Voruntersuchung erfolgten Ermittelungen in Bezug auf das Attentat ist nicht der geringste An haltspunkt für die Annahme vorhanden, daß noch andere Personen außer Hödel an dem Attentat direkt betheiligt sind, und die Staats anwaltschaft hat es auch aufgegeben, nach dieser Richtung hin weitere Ermittelungen anstelle» zu lassen. Dagegen sind dafür, daß Hödel den Mord schon einige Zeit vorher geplant hat, besonders folgenoe drei Tbalsachen durch die Voruntersuchung ermittelt resp. festgestellt worden. Erstens hat, wie zeugeneidlich feststeht, Hödel in einer Volks versammlung, welche in Schkeuditz bei Leipzig stattgefunden Hal, mehrere Sätze ausgesprochen, in welchem er seine „Feindschaft" gegen den deutschen Kaiser hervorhob, ferner spricht er in dem an seine Mutter einen Taz vor dem Attentat gerichteten Briefe die Absicht aus, zu einer verhängnißvolle» That zu schreiten; am gravirendsten sind seine bekannten Aeußcrungen dem Photographen gegenüber, wonach dieser mit seinem Bilde binnen Kurzem «in gutes Geschäft machen würde. Diese letzte Tbalsache wird übrigens von Hödel zugcstandeii mit der Motivirung, daß er bei dieser prahlerischen Aeußenmg sich gar nichts gedacht habe. — Trotzdem nach den erwähnten Ermittelungen das Attentat ausschließlich von Hödel ausgegangen ist und andere Personen daran nicht betheiligt sind, das gerichtliche Verfahren also mit be sonderen Schwierigkeiten zur Klarlegung der Thatsachen nicht zu kämpfen haben wird, so wird doch der Staatsgerichtöhof die Sache an sich ziehen und seinem Urtheilssenate zur Aburtheilung zuwcisen. Die Oberstaatöanwaltschaft beim Kammergericht beabsichtigt gutem Ver nehmen nach von dem ihr zustehenden Recht, die Verweisung der Sache an das hiesige Schwurgericht zu beantragen, keinen Gebrauch zu machen, weil das Gesetz vom 25. April 1853 als Regel hinstellt, daß der Staatsgerichtshof über Hoch- und LandeSverrathSsachen ent scheide und zu einer Abweichung von dieser Regel in dem vorliegenden Hochverrathsprozeß keine Veranlassung vorliege. Dagegen werden von dem Verfahren bei dem StaatSgerichtshofe die von Hödel begangenen konkurrirenden Verbrechen der versuchten Töktung seiner Verfolger aus geschlossen sein, weil dieselbe begleitende» Verbrecher weder für die Entscheidung in der Hauptsache, noch für die Slrafabmessung — im vorliegenden Fall kann bei einer Verurtheilnng nur auf eine Sache, und zwar auf den Tod erkannt werden — von Bedeutung sei» können. — Die gründliche Verhandlung vor dem StaatSgerichtshofe wird voraussichtlich öffentlich staltfindeu. Metz, 2l. Mai. Seit dem 15. d. M. ist ein neuer Verkehrs weg zwischen Elsaß-Lothringen und dem Reiche dem Betrieb übergeben worden, nämlich die neue Moselbahn Metz-Oiebenhofen-Sierk-Trier. In militärischer Beziehung ist die neue Bahn, namentlich wenn sie bis Koblenz fortgeführt sein wird, von hervorragender Bedeutung. Dagegen wird, wie der Magd. Ztg. geschrieben wird, durch dieselbe die Ausführung des noch von der französischen Negierung ausge arbeiteten und auch von der deutschen Regierung aufgenommenen Projektes der Schiffbarmachung der Mosel von hier bis Diedenhofen wohl auf unbestimmte Zeit verschoben werden, obgleich die Herstellung dieses WassekkegeS, der durch Anschluß an den Moselcanal von Nancy bis Koblenz führen würde, durch die neue Bahn nichts weniger als überflüssig geworden ist; namentlich würde derselbe zur Hebung der Eisenindustrie des MoselthalrS wesentlich beitragen. London, 21. Mai. Die Feld-Eisenbahn, die hier fertiggestellt wird und jeden Augenblick eingeschifft werden kann, soll im Fall eine» Krieges zwischen Jsmid und dem Schwarzen Meer gelegt werden. — Wie das Wochenblatt „The World" erzählt, beschäftigen sich die eng lischen Militärbehörden neben den Rüstungen sogar schon mit der Frage, ob und inwieweit Kriegsberichterstatter zugelassen werden sollen, und haben sich von einige» ver erfahrensten unter den Letzteren Gut achten darüber auSgebeten. Eins derselben lautete folgendermaßen: „Wenn ich ein britisches Heer in Europa befehligen sollte, würde ich mir jeden Correspondenten fünfzig Meilen weit vom Leibe halten." London, 25. Mai. Der „Standard" schreibt: Wir können mit ziemlicher Zuversicht die Angabe erneuern, daß die englisch-russischen Schwierigkeiten in der Hebung begriffen und die Friedensauösichlen heilerer sind, als seit geraumer Zeit. Lokales und Sächsisches. — Wir mache» wiederholt darauf aufmerksam, daß mit dem 1. Juni d. I. folgende Münzen werthlss werden: 1) die Einsechstel. Thalerstücke (5-Gr.-Stücke) deutschen Gepräges, 2) die Vs-, V«- und Vs-Thalerstücke landgräflich hessischen und kurhessischen Gepräges, 3) die auf Grund der Zehntheilung des Groschens geprägten 2-Pfennig- stücke und die auf Grund der Zehn- und Zwölftheilung des Groschens geprägten 1-Pfennigstücke (Vs-, Vis- und Vrs-Groschenstücke), 4) die nach dem Markshstem ausgeprägten 5-, 2- und 1-Pseiinigstücke mecklen burgischen Gepräges. Also fort mit allein Kupfer, auf dem nicht „Deutsches Reich" steht. Stollberg, 24. Mai. Abermals haben in unserer nächsten Nähe Verhaftungen wegen Falschmünzerei stattgefiniden. Am ver- gangener Mittwoch Nachmittags wurden in Niederwürschnitz der Bergarbeiter F. I. Ficker und der Tagarbeitcr Joh. Siegert gefäng lich emgezogen, beide als des Verbrechens der Falschmünzerei ver dächtig. Wie uns mitgelheill wird, sind bei Ficker Formen und auch 3 Stück Falsifikate (2-Markstücke) gefunden worden. Eine größere Anzahl Gendarmen betheiligten sich auch hier an der Nachforschung. Freiberg. Wie das „N. Fr. Tgbl." hört, soll die Theilnahme von Bergleuten des Freiberger Reviers an den gelegentlich der Silber- Hochzeit imsereö Königspaares stattfindenden Feierlichkeiten doch be stimmt in Aussicht genommen sein, und zwar durch eine Nachtparade mit Lampen. Zwickau. Von den am gestrigen Tage am hiesigen Orte zur Vormusterung gelangenden über 700 Stück zählenden Pferden aus der Stadt Zwickau und den Ortschaften Bockwa, Niederplanitz, Oberhohn dorf, Pöhlau und Schedewitz wurden 175 Stück als zum Militairdienst brauchbar befunden, wovon 92 zu Stangen-, 48 zu Vorder« und 32 zu Reitpferden bestimmt wurden. — Von 86 Pferven, die aus Bockwa vorgeführt wurden, sollen allein 44 als tüchtig ausgezeichnet worden sein. Das interessante Schauspiel ist ohne jeden 'Unfall auf dem Platze abgelaufen, auf dem Nachhausewege soll in der äußeren Leipziger Straße ein Schankwirth das Unglück gehabt haben, daß ihm beim Führe» eines Pferdes, welches unruhig geworden, der Arm aus- gerenkt worden ist, so Käß' ärztliche Hilfe herbei gezogen werden muß.e. Nossen, 23. Mai. (Freib. An;.) Die Anstrengungen, die ge macht worden sind, den Vorschußverein zu Roßwein zu erhalten und fortbestehen zu lassen, sind resultatlos geblieben; der völlige Zusammenbruch ist nun erfolgt. Dies unheilvolle, die fortschreitende Entwickelung der Stadt hemmende, viele gesicherte Existenzen ver nichtende, in seinen materiellen und moralischen Folgen »och gar nicht zu übersehende, viel weniger abzuwägende Ereigniß konnte nicht aus- bleiben, da eine große Anzahl Mitglieder die Summe von 500 M., die als vorläufige Einzahlung festgesetzt worden war, nicht eingezahlt hat. Ein Theil hat nicht zahlen können, ein andrer nicht zahlen wollen. Das arme Roßwein steht vor einem schweren, verhängniß- vollen Zeitabschnitt. In diese traurige Lage, die mit Rücksicht auf die Höhe der Schuld und die große Menge zahlungsunfähiger Mit«