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L---Freiberger Anzeiger vm bi« Nachmittag» und L Uhr für dir nächst. ^.^7" Tageblatt. Prei» vierteljLhrig 20 Ngr» Inserate werden di« gespaltene Zelle »de» deren Raum mit 5 Pf. berechnet. Amtsblatt des König!.' Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. GerichtsLmter un- der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. 294. Freitag, de« 18. December 1863. Freiberg, den 18. December. Einer Bekanntmachung des Rathes zn Leipzig zufolge ist mit Genehmigung der königlichen KreiSdirection das Oeffnen der Berkaufsstätten und der Handelsbetrieb am 20. d., dem letzten Sonntage vor dem Weihnachtsfeste, während des ganzen TageS gestattet; es ist jedoch alle Störung des Gottesdienstes sorgsaltigst zu vermeiden. Tage8geschichte. Aus Leipzig, vom IS. Dec., melden die „Leipz. Nachrichten: „Se. Maj. der König, welcher anfangs beabsichtigt hatte, die von hier aus nach Holstein abmarschirenden Truppen die Revue palsiren zu lassen, hat wegen der anhaltend schlechten Witterung diesen Ent schluß nicht ausgesührt und deshalb einen Tagesbefehl an die marschirenden Truppen erlassen, der den einzelnen Compagnien heute früh durch die Hauptleute mitgetheilt und mit einem Hoch auf ihren Kriegsherrn von den Truppen erwidert wurde. Der Kronprinz Albert ist heute Mittag 12^/, Uhr in Begleitung eines Adjutanten von Dresden hierangekommen und im königlichen Palais abgestiegen." — Die Abfahrt der von hier abgehenden Truppen begann in den gestrigen Nachmittags« und Abendstunden zu den festgesetzten Zeiten. Vor dem Ausmarsch hielt der Kronprinz im Schloßhofe eine kraft volle Ansprache an dieselben und begleitete sie dann nach dem Magde burger Bahnhose. Eine zahlreiche Menschenmenge umgab überall die Truppen, Musik und Gesang und Lebehochs erschallten. Vom Magdeburger Bahnhof begab sich der Kronprinz mit Gefolge nach Mitternacht auf den Dresdner Bahnhof, wo nach 1 Uhr Truppen ankamen, die nach 2 Uhr gleichfalls über Magdeburg abfuhren. Auch hier hatte sich trotz der späten Stunde noch ein zahlreiches Publikum eingefunden. Die Mannschaften wurden bcwirthet. Der Kronprinz begab sich erst gegen 3 Uhr in's königliche PalaiS. — Wie mehrere Zeitungen melden, haben die sächsischen Truppen auf höher» Befehl die deutsche Kokarde wieder abgelegt. — Die „Leipz. Ztg." enthält in Nr. 296 einen Artikel mit der Ueberschrist: „Wer soll Herzog in Schleswig, Holstein und Lauen- hurg sein?" und beginnt sogleich mit der unzweideutigen Er klärung: „Wir haben vor Kurzem in diesen Blättern die Hoffnung ausgesprochen, daß die Entscheidung des Deutschen Bundes über die Succession in den deutschen Herzogthümern im Sinne des alten schleswig-holsteinischen Rechts gefällt wird und wollen den Beweis zu führen versuchen, daß der König von Dänemark kein Recht hat, auf eins der drei Herzogthümer und daß der Bund befugt ist, den Erbprinzen Friedrich von Augustenburg als Herzog von Schleswig, Holstein und Lauenbnrg anzuerkennen und Schleswig zum Bundes lande zu erklären." Im Hinblick auf das Londoner Protokoll sagt sie dann: „Wenn eS fortan in Europa gestattet sein soll, das Erbrecht nach dem angeblichen Antereffe des betheiligten Landes und des europäischen Gleichgewichts zu modeln, dann ist eS doch das Mindeste, daß man das Land und seine gesetzlichen Organe hört; ein neues Erbrecht gegen den Willen des Landes octroyiren, das ist nichts anderes als ein Act der brutalen Gewalt. So liegt aber die Sache in den Herzogthümern und zwar in Schleswig und in Lauenburg, wie i« Holstein. Wenn man diese Länder unter das Scept« des jetzigen DäncnkönigS zwinge» will, so erkennt man implicite an, daß die Großmächte, König Friedrich VH. und der dänische Reichs tag nach ihrem Gefallen das Erbrecht wider den Willen der ge nannten Länder zu modificiren Befugniß gehabt haben, dann nimmt man den Herzogthümern das Recht, das man den Dänen gewährt hat, dann handelt man weder konsequent noch gerecht. Für Hol stein und Lauenburg kommt noch hinzu, daß ihr Erbrecht ohne die Zustimmung des Bundes offenbar nicht geändert werden durfte. Es ergiebt sich dies nicht nur aus der Natur der Sache, sondern auch aus einer positiven Gesetzesbestimmung, indem cS im Art. k der Wiener Schluß-Acte heißt: „Eine freiwillige Abtretung auf einem Bundesgebiet hastender SouveränetätSrechte kann ohne Zu stimmung des Bunde» nur zu Gunsten eines Milverbündeten ge schehen." Die Abtretung der SouveränetätSrechte an den Prinzen Christian von Glücksburg ist 1852 erfolgt und dieser Prinz war kein Mitverbündeter, er würde überhaupt nur dann ein Bundesglied werden können, wenn man in Holstein und Lauenhurg plötzlich den alten Rechlsstaud umkehrte und statt der Männer, wie es deutschen Rechtes ist, die Weiber succcdiren und illegal« Verzichte für legal gelten ließe. Die Dänen mögen ihre Erbfolge nach ihrem Gut dünken auf deu Kopf stellen, soviel sie Lust haben, aber wie soll der Deutsche Bund, wie soll irgendeine europäische Macht dazu kommen, die drei deutschen Herzogthümer in die dänische LoncurS- masse der Legitimität hineinzuwerfen und ihnen eine» von den Dänen erwählten Prinzen als ihren Herrn zu octroyiren?" Berlin. Die „Gartenlaube" ist verboten worden. Der'„StaatS- anzeiger" bringt folgende „Bekanntmachung. Nachdem gegen die in Leipzig erscheinende Zeitschrift „Die Gartenlaube" auf Grund des tz. 50 des PrcßgesetzeS vom 12. Mai 1851 gerichtlich auf Ver nichtung erkannt worden ist, wird die fernere Verbreitung dieser Zeitschrift im preußischen Staate hiermit auf Grund deS K. 52 desselben Gesetzes unter Hinweisung auf die in tz. 53 daselbst an- gedrobten Strafen verboten. Berlin, den 14. December 1863. Der Minister des Innern. Graf zu Eulenburg." — Die „Garten laube" ist in nahezu 40,000 Exemplaren in Preuße» verbreitet. Jüterbogk, 16. Dec. Von den über Röderau und Berlin durch Preußen nach Holstein ziehenden k. sächsischen Truppen traf der den ersten Transport (Artillerie) bringende Eztrazug gestern Abend 9 Uhr hier ein. Obwohl man wußte, daß der Aufenthalt nur wenige Minuten dauern würde, hatte sich doch, trotz de» regnerischen Wetters, ein überaus zahlreiches Publikum mit de« Stadtmufikchore nach dem Bahnhofe begeben, um daselbst den Zug zu empfangen. Als derselbe in den Bahnhof einfuhr, wurden die ankommenden Truppen mit enthusiastischen Hochs empfangen, die Musik spielte ununterbrochen, bis sich der Zug wieder in Bewegung setzte, und so lange derselbe sichtbar blieb, ertönten fortwährend gegenseitige HurraHS und Lebehochs. Auch in Berlin wird den k. fächs. Truppen ein gleich freundlicher Empfang bereitet werden. In Frankfurt! ist dieser Tage ein gar merkwürdiges Ding passtrt: das Volt hat einem Bundestagsgesandten einen Fackelzug gebracht. Das ist noch nicht dagewesen; er ist aber der Gesandt« deS GroßherzogS von Baden und deS Herzogs Friedrich. Er dankch und sprach gewaltig zum Volke und nicht wie ein Schriftgelehrter. „Trennen wir uns mit dem Gebete: das gute Recht, das volle Recht Schleswig-Holsteins, sein angeborner Fürst, seine Freund«, leben sie in Hutten oder Palästen, sie leben hoch!" — Die Antwort des Deutschen Bundes auf das Schreiben des Kaisers der Franzosen, einen europäischen Congreß bttkeffend, lautet: „Allerdurchlauchtigster, großmächtigster Kaiser! In der Ein ladung zur Thtilnahm« an einem Congreffe, welche Ew. Maj. unterm 4. Nov. d. I. an di« souveränen Fürsten und Freien Städte Deutschlands gerichtet haben, hat der Deutsche Bund eb«n- so einen Beweis freundschaftlicher Gesinnung al- da- Streben «r- kannt, Europa die Segnungen de- Friedens zu erhalten, Durch