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Dresdner Journal : 08.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189609086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-08
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 08.09.1896
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vezu-apre»«: Für Dresden viertel,Lhrl,ch r Marl üv Pf., bei den Kaiser- üch d^uiche» PostanstaUen vierteliührlich 8 Mark, außer halb de« Deutschen Reiche« Poft- und Stempelzuschlaa. Linzelne Nummern: 10 Ps Erscheine«: ILglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend« Fernjor -Anschluß: Nr 1LVL. Dresdner M Äoilriml. Aiikünvigungssebühren: Für den Naum einer gelpa!- te:.cn Jcite llcincr Lchnft SO Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps Bei Dabellcn- und Zissernsatz entsplecheilder Ausschlag. Herausgeber. KSnigliche Expedition de« DreSdner Journal- Dresden, Zwingerstr SV. Fernspr Anschluß: Nr 12Sä. M 20!». Dienstag, den 8. September abends. 18S«. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Postdirector Ernst Loui- Hartmann in Werdau, der Postdirector Gustav Adolf Georg Lange in Leipzig, der Postdirector Friedrich Alfred Thorn in Limbach und der Post meister Karl Eduard Geigenmüller in Roßwein den ihnen von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen Adler- Orden 4. Klasse anlegen. Se. Majestät der König haben den Briefträgern Johann Gottfried Wilhelm H irr ich in Leipzig, Friedrich Wilhelm Knoll in Leipzig und Friedrich August Meyer in Oschatz die Erlaubniß zum An legen des ihnen von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Allge meinen Ehrenzeichens Allergnädigst zu ertheilen geruht. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Transportdirektor bei der Staatseisenbahnverwaltung Eugen Theodor Winkler in Dresden das von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Mecklenburg-Schwerin ihm verliehene Ritterkreuz des Greifen-Ordens annehme und trage. Eruevuungeu, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zur Erledigung gelangt: die Schulstelle zu Tellerhäuscr (26—28 Schulkinder). Emkommcn außer freier Wohnung und Gartengcnuß: Gehalt 1000 M., für Fortbildungsschule 72 M., für Heizung des Schulzimmers 80 M., für einige wahrend des Winters abzuhallende Betstunden voraussichtlich 20 M., cventuell für Handarbeilsunterrichl an die Frau des Lehrers 86 M. Bewcrbuugsgesuche nebst den erforderlichen Beilagen und einem Mulikzeugnis sind bis 24 Ceplembec an den König!. Bczirks- schulinspcktor Or Hanns in Schwarzenberg einzureichen Erledigt: Die 12. ständige Lehrerstelle in Gersdorf (Postort Gersdorf, Bezirk Zwickau). Kollator: der Gcmeinderat daselbst. Einkommen: 1100 M Gehalt, der nach der eingc- sühricn Gehaltsstaffel bis zum 46. Lebensjahre aus 2150 M steigt, und 150 M WohnungSgeld für einen unverheirateten, 250 M sür einen verheirateten Lehrer. Bewerbuugsgesuche mit sämtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 27. S ptember bei dem Gemeinderate in Gersdorf einzureichen. Zu besetzen: die Nebenschulstelle in Niederlützschera bei Ostrau Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen: außer freier Wohnung mit Garten 1100 M Gehalt und 72 M. für Unterricht in der Fortbildungsschule. Bewerbungsgesuche find bis zum 21 Sepiember bei den» König!. Bezirksjchul- inspekior Schulrat Eger in Oschatz einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Rußland, Deutschland und Frankreich. Die Auslandreise des Zaren und der Tod des Fürsten Lobanow haben die russische und die französische Presse veranlaßt, die Beziehungen zwischen Rußland, Frankreich und Deutschland wieder einmal besonders gründlich zu erörtern Auf russischer Seite hat die Wahrnehmung, daß Lobanows Tod überall, in Deutsch land, Österreich-Ungarn und Italien wie in Frankreich und England aufrichtig bedauert worden ist, die An sicht hervorgerufen bez. bestärkt, daß die von diesem Staatsmann eingeleiteten und konsequent innegehaltenen Bahnen überhaupt die richtigen sind, daß sie Ruß land sicher zu dem Ziele seiner Mission in Europa und im Orient führen, daß also Lobanows aus wärtige Politik weiterhin sowohl bezüglich der Ziele wie auch mit den bisherigen Mitteln befolgt werden müsse. Die russische Presse sieht es jetzt ein, daß das Zarenreich die guten Erfolge auf dem Gebiete der auswärtigen Politik erst eingeheimst hat, seitdem sich seine Diplomatie um die Mitwirkung der Dreibundmächte bekümmert und deren Vertrauen dadurch gewonnen hat, daß sie dieselben über den rein defensiven Eharakter des mit Frankreich geschlossenen .Hrrzensbundes" verge wisserte Ein großer Teil der russischen Presse hält sich jetzt sogar davon überzeugt, daß Frankreich schließlich an der deutsch-freundlichen Politik des Zarenreichs keinen Anstoß nehmen und Rußland die Freundschaft weiter bewahren werde, obwohl die russische Diplomatie ent schlossen sei, die durch den Frankfurter FriedenS- vertrag geschaffenen Besitzverhältnisse zu reipektieren, und dies auch wohl die Grundlage der mit Frankreich getroffenen Abmachungen sein dürfte. Die Revanche idee habe zwar Frankreich dem Zarenreiche in die Arme geführt, letzteres habe jedoch die Verwirklichung französischer Hoffnungen auf die Zurückerlang ung der Rheinprovinzen keineswegs als einen Lohn für die Bündnistreue der Republik in Aussicht zu stellen nötig gehabt. Die russische Diplo matie habe Frankreich nur sozusagen seine volle europäische Großmachtstellung garantiert, und dieser Preis sei vom Zarenreiche der Republik für ihre Freundschaftsdienste auch schon bezahlt worden, die französische Nation besitze also jetzt keinen Grund, dem Zarenreiche irgend welche Opfer aufzuerlegen, die es Frankreich ermöglichen würden, von dieser seiner Großmachtstellung auf Kosten seiner Nachbarn Gebrauch zu machen. Diese Erörterungen der russischen Presse werden von den tonangebenden französischen Journalen wider spruchslos zur Kenntnis genommen. Ans Besorgnis vor einer Störung des Einvernehmens zwischen Ruß land und Frankreich am Vorabend des Zarenbesuches in Paris schlucken auch die Nevanchepatrioten an der Seine diese „geschichtlichen unwiderlegbaren Wahr heiten" ohne sichtliche Zuckungen herunter. Die hauptsächlichen französischen Blätter erleichtern ihr beklommenes Herz nur durch abfällige Bemerkungen über die deutsche Treue, auf die das Zarenreich in der Verfolgung seiner Ziele im Orient zu rechnen scheine. Auch das Wiederauftischeu der längst abgethaneu Affaire des Dokumentenfälschers Cyries, dem der „Figaro" seine That gerade jetzt gar zu gerne als ein Verdienst, Rußland mit Deutschland zu verfeinden versucht zu haben, anrechne, gehört zu diesen Versuchen der Presse, ihrem Groll etwas Lust zu machen. Daß dieser letztere sehr wenig glücklich war, bezeugt zu alledem noch die russische Presse selbst, welche die besagte Wiederaufwärmung schlankweg und richtig als eine Albernheit bezeichnet. Man findet es an der Newa taktlos, daß ein großes Pariser Blatt gerade jetzt diesen übel beleumundeten Mann wieder in die politische Gesellschaft eiuzuführen sucht, um das russisch-franzö sische Bündnis zu stärken, und man wird dort dem entsprechend die Abfertigung, die „Figaro" und sein Schützling EyneS sich soeben von den „Hamb.Nachr." bei diesem leichtfertigen Versuche geholt haben, als eine durchaus verdiente Behandlung ansehen. Nur hinsichtlich der bei diesem Anlaß von den „Hamburger Nachrichten" hervorgehobenen Einseitigkeit der Vorteile des russisch französischen Bündnisses erhebt die russische Presse, wie selbstverständlich, Widerspruch. „Die ver flossenen Jahre haben" — so belehrt endlich die den russischen Regierungskreisen nahestehende „St Peters burger Zeitung" die französischen Kollegen au der Seine —, „gezeigt, daß man mit dem Wortgeklingel vom Zweibuud und Dreibund keinen Effekt mehr machen kann; es haben sich andere Interessen, andere Gefahren, andere Ziele ergeben, und die Mächte der beiden Allianzen haben zu bestimmten Zwecken oft einzeln untereinander wie in der Gesamtheit ein Einverstäntnis zuwege gebracht, sodaß von dem früheren theoretisch konstruierten Gegensätze kaum eine Spur mehr zu entdecken war. Diesen Gegen satz hat nur noch die Presse künstlich auf»echt erhalten, wodurch die Diplomatie leider dann und wann in ihrer Thätigk^it vorübergehend gestört worden ist. Am Ende wollen wir es Frankreich ja nicht verleiden, seinen Erbfeind zu haben, wenn c- sich diesen Aufwand erlauben will; wir aber haben keinen und wollen uns in diesem Bewußtsein nicht be einträchtigen lassen. WaS speziell Deutschland an- geht, so dürfte es, wenn ein Artikel des „Hamb. Korr", wie man vermutet, die Ansichten der Berliner Regierung über die Ereignisse im Orient wiedergiebt, im Anschluß an Rußland und Österreich bald noch einen lebhafteren Anteil an den orientalischen Wirren zeigen." Das gesteigerte Interesse der deutschen Diplomatie an den orientalischen Dingen entspricht ganz natürlich der Großmachtstellung Deutschlands angesichts der in letzter Zeit veränderten Beziehungen der europäi schen Mächte zu der Türkei. Davon, daß man es als Unterordnung der deutschen Politik unter die jenige des Zarenreiches im Örient ausfaßt und kritisiert, kann also nicht die Rede sein. Soviel aber stimmt, daß cs Deutschland immer willkommen sein wird, wenn es das freundschaftliche Verhältnis zum Zarenreiche durch rin gemeinsames Vorgehen mit demselben in den orientalischen Fragen aufrechtzu- crhalten und zu kräftigen in der Lage ist. Tas (trposO -xg ungarischrn Finauzministrrs hat in Bezug auf die Wirtschaftslage dieses Landes mit einer Reihe böswilliger Ausstreuungen auf geräumt und auch so manches Märchen zerstört, welches über den Stand der zwischen den beiden Staate» der habsburgischen Monarchie schwebenden wirtschaftlichen Ausgleichsfragen im Umlaufe war. Aus der Budgetrede geht vor allem hervor, daß die zunehmenden Einnahmen mit dem wachsenden Staats- bedarfe Ungarns gleichen Schritt halten. Dos Schluß- rechnungsergebnis des Vorjahres, welches für Ungarn eins der ungünstigsten Wirtschaftsjahre war, stellte sich insgesamt um 27,4 Mill Gulden günstiger als der Voranschlag des betreffenden Jahres. Daß die Staatseinnahmen selbst in dieser mißlichen Zeit so bedeutend überschritten worden sind, spricht von einer fortdauernden kräftigen Wirtschaftsentwickclung des Landes. Das Budget für 18!»«', zeigte im Vergleich zu jenem für l8!«d noch eine Steigerung der ordent lichen Ausgaben um mehr als 16 Mill Gulden; dieses Mal beträgt das Mehrersordernis bloß .»,8 Mill., die Regierung hat also weise Maß zu halten verstanden und sich auf streng notwendige Steigerungen be schränkt. Für Volkswirtschaft nnd Kultur, namentlich für die Landwirtschaft, das Kleingewerbe und den öffentlichen Unterricht, desgleichen für Verwaltung und Justiz wurde» mehrere Millionen Mehrausgaben ins Budget eingestellt. Der Überschuß von 87000 Gulden, den das Budget bei einer Gesamtcinnahme von 475,32 Millionen ausweist, dürste angesichts der strengen Reellität, mit welcher der Voranschlag in allen seinen Teilen zufammcngestellt ist, mit Leichtig keit erreicht weiden. In Bezug auf den Stand der Ausgleichsverhandlungen gab Ungarns Schatzkanzler eine Reihe von Erklärungen ab, die allerseits auf- kiärend und beruhigend wirkten und die selbst von einem großen Teil der regierungsfeindlichen Preß organe wohlwollend und anerkennend ausgenommen wurden. Die aus den mit allgemeiner Spannung erwarteten Äußerungen des Ministers bekannt ge wordenen Vereinbarungen bezüglich des Zoll- und Handelsbündnisses und der damit zusammenhängenden Fragen bedeuten einen für Ungarn entschieden günstigen Stand der Lage Namentlich in Bezug auf die Regel ung der indirekten Besteuerung ist alles geschehen, was man billig erwarten konnte. Die dem ungari scheu Staate gebührenden indirekten Abgaben werden fürderhin nicht mehr dem andern Staate der Monarchie zu gute kommen, sondern sür Ungarn selbst eingehoben werden, wodurch eine Anomalie beseitigt erscheint, die zu ständigen Klagen Anlaß gab. Bezüglich der Be steuerung von Bier, Zucker, Mineralöl, Spiritus rc. sind namhafte Vorteile erzielt worden. Auf die landwirtschaftlichen Brennereien wurde gebührend Rücksicht genommen, gleichwie auch die definitive Aufhebung des vielumstrittenen Mahlverkehrs zu gunsten der Landwirtschaft beschlossen worden ist. In der Bank- und Valutafrage ist gleichfalls ein entschiedener Fortschritt zu verzeichnen, der den Wün schen der öffentlichen Meinung Ungarns entgegen kommt. Die Barzahlungen werden, sobald die Staats noten cingelöst sind und die Bauksrage geregelt ist, ausgenommen werden, und der Stand der Verhand lungen mit der österreichisch-ungarischen Bank läßt eine baldige und günstige Lösung hoffen Die brennendste Frage von allen, die Quotenfrage, hat der Minister dahin beantwortet, daß das Kabinett Bünffy in Bezug auf die Quotenhohe keinerlei Verpflichtung eingegangen sei, keinerlei Vereinbarungen getroffen habe und daß die Regierung diese Frage bei zeit als ausschließlich in die Kompetenz der Ouotendeputationen gehörig betrachte. Mit diesen Eiklärungen ist einer seils das Märchen aus der Welt geschafft worden, als ob sich die Regierung von vornherein für eine Er Höhung der Quote engagiert hätte und anderseits ist damit der gesetzliche Standpunkt gewahrt, welcher die Einflußnahme der Regierung auf die Quotenbestimmung einem späteren Zeitpunkte vorbehält. Finanzminister Lukücs hat das Vertrauen, das ihm der weitaus über wiegende Teil der öffentlichen Meinung Ungarns seit seinem jüngsten Expose- gewiß im erhöhten Maße ent- gegenbringt, vollauf verdient. Soweit cs an ihm liegt, hat cr Ungarns Finanzlage, die schon unter seinen Vorgängern Tisza und Wekerle einen steten Aufschwung zeigte, in jeder Hinsicht noch verbessert und gehoben. Tages geschichtt. DrcS-cu, 8. September. Nach den zur Zeit ge troffenen Dispositionen wird das Königl. Hoslager nächsten Sonnabend, den l2. September, von Pillnitz nach der Königl. Villa Strehlen verlegt werden. Dresden, 8. September. Gestern nachmittag ^4 Uhr sand bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg in der Priuzl. Villa zu Hosterwitz Tafel zu 16 Gedecken statt. Hierzu hatten nachstehende Herren Einladung erhalten: Se. Excellenz Generallieutenant Frhr. v. Falkenhausen, Oberstlieutenaut Frhr. v. Wagner, die Majore v. Hartmann, Löblich und Gadegast, die Hauptleute Hempel und Wangemann, Rittmeister v. d. Decken, Premierlicutenants v. Arnim, v. Bülow und Graf v. Magnis. Dresden, 7. September. Se Excellenz der Hr. Staatsminister Or. Schurig ist von seiner Urlaubs reise zurückgekehrt und hat die Leitung des Justiz Ministeriums wieder übernommen. Deutsches Reich. Berlin. Die gestrige Parade über das V Armee corps auf dem Moyler Felde bei Görlitz verlief äußerst glänzend Dieselbe stand unter dem Kommando des Generals der Infanterie v Seeckt Tas Armeecorps war in zwei Treffen wie folgt aufgestellt: Im ersten Treffen Jnfantericregimcnter Nr 50 und 58, Grenadicrregiment Nr 7, Infanterieregiment Nr. 19, Grenadierregiment Nr. 6, Infanterieregiment Nr. 46, Füsilierregiment Nr 37, Infanterieregiment Nr. 47, Jägerbataillon Nr. 5, das Fußartillerieregiment dir. .5 und Pioniere Nr 5; im zweiten Treffen 2. Leibhusarcn dir. 2, Ulanenregiment Nr 10, Dragonerregiment dir 4, Ulanenregiment Nr 1, Leibkürassierregiment dir. 1 , Dragonerregiment dir. 8, Husarenregiment Nr 6, Ulanenregiment Nr 2, Feld artillerieregimenter Nr. 5 und 20, Trainbataillon dir. 5. Knust und Wissenschaft. Nordische Seen und Schlösser. IV. Eine der Eigentümlichkeiten der prächtigen und wasser reichen Umgebung Stockholms sind die scheinbaren Land seen Wie allbekannt, geht der ausgedehnte und schöne Mälarsee in und bei der schwedischen Hauptstadt selbst in die Ostsee (Salttzjö) über, die prächtige Nordbrücke be zeichnet die Grenze zwischen dem und der See, und die bewaldeten Schären östlich von Stockholm erscheinen wie eine Fortsetzung der Inselwelt im Mälar Die wunder lichen Einschnitte, die das Meer hier ins Land macht, die umwaldeten Buchten wirken wie Binnenseen, da die schmalen Wasserstreifen, die Brunnsviken, Edsviken, Norr- viken, und wie diese schimmernden Becken alle heißen mögen, mit der Ostsee verbinden, sich dein Beschauer ver bergen Auch an diesen versteckten und waldumgebenen Scheinseen liegen Schlößer, am BrunnSvikcn Schloß Haga, im Grunde nur ein stattliche- Landhaus, das sich Gustav III. erbauen ließ und in dein heute die Schwägerin König Oskars, die Herzogin von Dalarne (Dalekarlien) residiert, am Edsviken Schloß Ulriksdal, im 17. Jahrhundert vom ersten nach Schweden gekommenen Grafen de la Gardie erbaut, eine Zeitlang Residenz des Prinzen Ulrich, eines jüngeren Bruders Karls XII , in unserem Jahrhundert aber der Lieblingssitz König Karls XV., de- Bruders und Vorgängers de« gegenwärtig regierenden Königs von Schweden. Bei beiden Schlößern ist, nachdem der größere Teil der in Ulriksdal vereinigten Kunstsammlungen Karls XV. andere Bestimmungen erhalten hat, die land schaftliche Umgebung, Wasser und Wald, die Hauptsache Die Natur hat hier überall so wunderbare natürliche Park- geschaffen, daß der Kunst wenig übrig geblieben ist, als zu lichten, Wege zu bahnen, Riesendäumen und mächtigen Baumgruppen durch Isolierung zur vollen Wirkung zu verhelfen Wald und Wasser — wie klingt das ein tönig im Wort und welcher Zauber der Mannigfaltig keit entfaltet sich m ihrem Wechsel und ihrem Zusammen spiel! Im grünen Park von Haga, den ich früher schnee flimmernd im Winter gesehen hatte, an den entzückenden Waldufern bei Ulrik-dal zeigte der nordische Sommer, was er vermag. Die Fülle des Laubes, der Glanz des reinen Himmels, der unendliche Reiz beständig neuer Linien und Farben suchen ihresgleichen Einein Land schaftsmaler blühen hier tausend Motive entgegen, die seine Kunst herausfordern, den stillen Beschauer, wenn er überhaupt Augen sür Einzelheiten hat, überwältigt der Reichtum, der bei alledem nichts Prunkendes, kaum irgend wo etwas Gewaltsames hat. Man versteht ganz gut, daß der Zauber nordischen Sommers, namentlich der langen Abende, für Menschen, die acht Monate Winter hinter sich haben, geradezu berauschend wirkt Eine erhöhte Stimmung, die unmittelbarste, nicht ermüdende Lust an der frischen Schönheit >e« Walde«, der Wiesen, der Flut und der Sonne über allem, ist dem Sommerleben der Stockholmer rasch abzumerken, ihren Wiederschein sicht man in den Gesichtern der Besucher aller der Stätten, durch die die Umgebung der schwedischen Hauptstadt auf Meilen hinaus zu einem großen Parke wird Nördlich und südlich von Ulriksdal ziehen sich anmutig geschwungene, waldgekrönte Hügel an beiden Seiten des schmalen See arms hin; auch hier blicken überall die weiß und roten Holzhäuser lachend au« dem dunkeln Grün hervor, überall winken kleine Häfen mit bewimpelten Boten, Uferbrücken, schlichte Terraßcn und dichte Lauben, überall Soinmer- leben, da« um so voller genoßen wird, je kürzer e« währt Der Fremde, der nicht gar zu sklavisch an seinen Bödeker gebunden ist, läßt sich davon ergreifen, die Schlößer über all umher erhöhen mit ihren malerischen Außenseiten den Eharakter oder wenn man will den Schein eines festlichen Daseins. Aber die inneren Räume verlieren leicht ihre Anziehungskraft, wer hat Ausdauer, Gemälde und Kunst- gegenstände zu sehen, wo von allen Seiten lebendige, zauberhaft wechselnde Bilder auftauchen! Wie herzlich froh war ich, inmitten all' dieser Sommer pracht, in der um Mitte August noch kaum die ersten jeisen Tinten des Herbstes sichtbar wurden, ein gutes Ge wißen bezüglich der Sammlungsschätze Stockholms zu haben, die von früherem längerem Aufenthalt her mir noch frisch im Gedächtnisse lebten. Eine Sammlung freilich, die inzwischen entstanden ist, gehörte recht eigentlich zu den Naturbildern dieser Tage und gewährte so köstliche Stunden, als nur immer die Fahrten über die Seen, die Gänge am Waldufer und die Blicke über den Flutspiegel, in dem die farbigen Wolken und die Inseln mit Bäumen und Büschen verklärt wiederschienen. Diese Sammlung ist das biologische Museum, das am Aufgang zu dem unter den Namen „Skanscn" (die Schanze) vielgenannten AuSsichtS- und VergnügungSort in der Nähe des Stock holmer Thiergartens errichtet worden ist, ein in seiner Weise einziges Unternehmen, in dem auf dem Hintergründe gutgemaltcr Panoramen der verschiedenen schwedisch-nor wegischen Landschaften von Schonen bis zum Nordkap, das charakteristische Leben nordischer Pflanzen- und Tierwelt unmittelbar vor Augen geführt wird. Der künstlerische Wert dieser von einer reichen Tierwelt belebten Pflanzen- gruppen ist ein so großer, daß darüber die wissenschaftliche Seite des Museums: die Vollständigkeit, die absolute Treue der Be obachtung, die außerordentliche Sicherheit und Sorgfalt in der Gruppierung, von vielen Beschauern übersehen und vergeßen wird. Von den Baumriesen der schwedischen Wälder und den Klippen am Eismeer bis zu den Mosen und Flechten der Heiden und den besonderen Gräsern und Kräutern der Lappmarken, von den größten Vierfüßlern, den gewaltigen Raub- und Sec- vögeln bi» zu den unscheinbarsten Insekten ist hier die ge samte Pflanzen- und Tierwelt in naturgetreuer charak teristischer Wiedergabe vorhanden Durch das Walddickicht schreitet das Elentier (Elk), zur Höhe des honigbergenden hohlen Baumes klettert der Bär empor, über die Heide zieht der Zug der Lemminge, durch den Schnee arbeitet sich das Renntier, der rote und der blaue Fuchs liegen vor ihrem naturgetreuen Bau, an den norwegischen Felsen brütet in Hunderten von Exemplaren die Eidergans, am Strand horsten die Seeadler und die Scharen der Möven Das sind nicht konservierte Pflanzen, nicht ausgestopfte Tiere im gewöhnlichen Wortsinn, mit wissenschaftlicher Einsicht und lebendiger Künstlerfrcude wird die Pflanzen- und Tierwelt charakteristisch belebt, von der Wirklichkeit weicht nur der gedrängte Reichtum dieser Szenen ab Jeder Baumast, jeder Strauch, jeder Halm des knappen Raumes muß benutzt werden, um die erstaunliche Mannig faltigkeit der nordischen Vogelwelt, mit Nestern und Eiern, die Tausende der Amphibien, Schmetterlinge, Käfer und Würmer in lebendiger Weise in den Rahmen des Ganzen hineinzustellen Wenn anfänglich die größern Tiergruppen, die in voller Naturtreue wicdergegeben sind, den Blick feßeln, so merkt man doch bald, daß die unendliche Fein heit und Liebe der ganzen Anlage hauptsächlich aus dem halbverborgnen Kleinleben spricht, das sich jeder sorg fältigeren Betrachtung offenbart Man könnte, glaube ich, tagelang vor den einzelnen belebten Landschaften stehen und würde immer neue entzückende Einzelheiten entdecken Die Naturempfindung undNaturbeobachtung der Schöpfer dieses in seiner Art einzigen Museums vermag Poeten und Maler mit Neid zu erfüllen Da ist alles organisch und malerisch zugleich, so oft sich der Blick von der Höhe der Bäume unv Felsen zum Unterholz des Waldes und zur Pflanzen decke des Bodens kehrt, kreucht, fleugt, zappelt und wimmelt das Leben der kleinen Geschöpfe vor un« Eine Menge der Tiere sind un« nicht fremd, andere gehören dem Norden allein an oder sind längst bei uns vcr-
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