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Riesaer Tageblatt ^.149 91. Jahrg Mittwoch, 29. Juni 1938, aven-S s Hoftscheckkonk« Dresden 1530 Girokaffe: Meso Nr. 52 Drahtanschristr Tageblatt Riesa Fernruf 1287 Postfach Nr. 52 und Anzeiger lLlbtblaü twd Atytiger). Diese Zeitung ist da» zur Berösfentlichung der amtlichen Bekanntmachungen de» AmtShauptmannS zu Großenhain behördlich bestimmte Blatt und enthält amtliche Bekanntmachungen de» Finanzamtes Riesa - und Les Hauptzollamtes Meisten DaS Riesaer Tageblatt erscheint sede» Tag abends V,S Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, bei Vorauszahlung, für einen Monat 2 Mark, ohne Zustellgebühr, durch Postbezug RM. 2.14 einschl. Postgebühr (ohne Zustellgebühr), bei Abholung in der Geschäftsstelle Wochenkarte <6 aufeinanderfolgende Nr.) 55 Pfg., Einzelnummer 15 Pfg. Anzeigen für die Nummer des Ausgabetages sind bis IN Uhr vormittags auszugeben; eine Gewähr für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. 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Zu der neuen Greuelhetze gegen Deutsch land und ihren Hintergründen veröffentlicht der „Deutsche Dienst" einen sehr bemerkenswerten Aufsatz, den wir nach stehend wicdergcben: Seit dem 16. Juni wird die Weltöffentlichkeit wieder einmal mit einer Flut von Greuelmelbungen gegen Deutschland überschwemmt. Wieder werden nach , dem Eckneeballsystem diese Meldungen in drei Tagen iiber die ganze Welt verbreitet. Es braucht sich eine Meldung nur gegen Deutschland zu richten, dann wird sie prompt ge glaubt und mit Riesenlettern den erschauernden Lesern vorgesetzt. Dieses Mal ist das Thema Oesterreich an der Reihe. Da behauptet nun ein Blatt, in Oesterreich wären Spannungen zwischen Reichsdeutschen und Oestcrreichern ausgetreten. Das nächste Blatt weist bereits, daß cs wegen dieser Spannungen zu heftigen Machtkämpfen gekommen lei „Machtkämpfe!" liest der jüdische Schmock in Paris. Bei Machtkämpfen wird geschosfcn. Also dichtet er wacker darauf los, Last es zu große» Demonstrationen gekommen sei, bet denen motorisierte Polizei hätte eingesetzt werden müssen. Ja, und was sag» der Führer dazu? Jetzt gebt die englische Presse an den Start. Der Führer beabsichtige, nach Wien zu fahren, um dort zu schlichte» Er iei der einzige Mann, der noch Autorität habe. Der Führer snhr nicht nach Wien, denn er hatte anderes vor und gar keinen Grund, «ach Wien zu fahren. Woraus nun die sranzösische Prelle, nm sich heranszulügen. einfach meldete, daß der Führer incognito in Wien geweilt habe. Was soll der Führer allein in Wien, fragt sich das polnische Hetzorgan in Krakau. Also lügt es hinzu, daß der Generaloberst v. Brauchitsch, Generaladmiral Nieder, der Reickssübrer F Himmler, Reichsminister Dr. Goebbels und andere mit dem Führer sich süns Tage lang in einer Villa bei Schön brunn verschanzt hätten und nun die Entwicklung der Zu stände in Oesterreich beobachteten. Hier sträubt sich die Feder. Das klingt ungeheuer spannend und interessant Allein, hier hat der Schmock mit seinen eigenen Maßen ge messen. Wenn einer der parlamentarischen Drei-Tage» Minister einmal hinaussährt ins Land, dann kennt ihn be stimmt kein Mensch. Wie aber der Führer, und noch dazu begleitet von dem halben Führerkorps der Partei, des Staates und der Wehrmacht, sich süns Tage in Oesterreich aufhalten soll, ohne von einem einzigen Menschen gesehen zu werden, dieses Rätsel weist selbst das Krakauer Blatt nicht zu lösen. Und was hat der Führer nun in Wien beschlossen, nachdem er doch heimlich in Wien gewesen sein muß? Er schlägt den Ausstand blutig nieder. Und so lasten denn französische Zeitungen TruppentrauSportzüge nach Oester reich rollen. Außer ihnen hat sie niemand gesehen, aber das spielt ja auch keine Rolle. Die Hauptsache ist, diese mit der Miene des Biedermannes vorgebrachte Meldung wird geglaubt. Und sie wird geglaubt! Und schon sangen die Zeitungen in Prag den Ball auf und schreien von Trup penaufmärschen an der tschechischen Grenze, obwohl sich in ganz Oesterreich nur ein Bruchteil von dem an Truppen befindet, was die Tschechoslowakei unter Waffen hat. Die Polizei hat nicht eingearisse«, sie »ar durchaus »nfriedeu. Also versuchte ei« anderes englisches Blatt einen neue« Dreh. Es schrieb nun, daß die Polizei und die Soldaten und Offiziere in Oesterreich zufrieden seien, die Bankangestellten seien unzufrieden, weil deren Posten von politisch verdienten Kämpfern eingenommen würden. Die ses Blatt weiß allerdings auch nicht zu erklären, weshalb sich unter den alten Kämpfern ausgerechnet so viel Bank beamte befinden sollen. Und die Jade« in Oesterreich? Man darf sie bei einer solchen Aktion nicht vergessen. So meldet den« ein eng lisches Blatt, das Herrn Ede« «aheftcht, daß es KN 669 poli tische Gefangene in Oesterreich gebe, darunter 26 666 Juden. Es hätte mit Leichtigkeit eine Null anhängen können. Tenn Zahlen spielen bet der Dummheit der Leser solcher Zeitungen, die sich das alles ohne Protest ge fallen lassen, gar keine Rolle. Das Blatt weist weiter» dass in Oesterreich Bauernrevolten ansgebrochen seien, weil die Felder der Bauern durch die Entwaldung schwer leiben. Danach scheinen plötzlich alle Wälder in Oesterreich ausge rottet worden zu sein. In den Konzentrationslagern hät ten viele ein Auge oder einen Arm verloren. Wie schreck lich! Auch hier fehlt die nähere Erklärung, warum die Augen und Arme dieser angeblichen Insassen von Konzen trationslagern dort so besonders gefährdet sein sollen. Das englische Marxistcnblatt — wer sollte es schon anders sein — hat festgestellt, dast alle Begeisterung für die Vereinigung in Oesterreich verschwunden sei und die ver sprochene wirtschaftliche Besserung nicht cingctrcten sei. Das Blatt hat dabei die Schrumpfung der Arbeitslosen zahl in wenigen Monaten um viele Zehntausendc über sehen, ebenso den Aufbau zahlreicher neuer Betriebe in Oesterreich. Wißen Sie schon? Lebensmittelnnruhen in Oesterreich. Es gibt dort keine Semmeln mehr. Weizenbrot ist ver boten, und das Schwarzbrot wird mit Ehlor zu Weißbrot gemacht. Hier wäre zu ergänzen, daß dieses Brot dann der Verfasser der Meldung allein aufzuessen hat. „ES lebe das tschechische Wien!" Bezeichnende Demonstrationen bei Beginn des altslawischen Sotoltongresseü in Vraa Unverschämte Provokation - Freche Herausforderung )s Prag. Zv dem augenblicklich in Prag ftattsinden- den allslawischen Sokolkongreß kamen auch aus Wie« l466 tschechische Jungsakolen ans dem Malaryk-Bahnhos in Prag an. Die Reise der tschechischen Jungsakolen ist von den deutschen Behörden in Wien in keiner Weise behindert, souderu sogar durch Gestellung eines Zuges unterstützt worden. Ein besonderer Beweis sür die Großzügigkeit der dentschen Behörden ist die Tätsache, daß im Gegensatz zu den Sokolaborduungcn auS alle« Läuderu, die i« Zivil erschienen waren, die 1466 -Lokalen auS Wien in Unisorm oder in tschechischer Sokoltracht mit Fahnen erschienen. Bei der Begrüßung aus dem Bahnhos wurden immer wie der von der Maste Ruse ausgebracht: „ES lebe da» tsche chische Wien!" Diese Ruse sanden bei den >466 Lokalen aus Wien lebhafte Erwiderung. Trotzdem während deS LokolkongresteS die Prager und öffentlichen Gebäude die Staatsflagge aller Staaten zei gen, aus den Sokoln am Kongreß teilnehmen, sehl» die rcichsdcntjche Flagge völlig. Während ferner die Sokol- aborduaugen aus den anderen Läuderu aebe« der tschechi ¬ schen Flagge an hervorragender Stelle ihre LaudeSslagg» mitsührten, erschien die Sokolabordnung aus Wie« nur mit der tschechischen Flagge. * Es ist schwer möglich, sich eine charakteristischere Aeuße- rung der vollkommenen Unfähigkeit des TschechentumS zur Erkenntnis der ihm geletzten Grenzen vorzustellen, als die unverschämte Herausforderung einer Großmacht, vor deren angeblichen Angrifssabsichten Prag eben noch halb Europa zu Hilfe ritten zu müssen vorgab. Die Tatsache, daß nicht nur in Prag ansässige Tschechen die herausfor dernde Parole. „ES lebe das tschechische Dien!" von sich gaben, »ondcrn daß sie auch von den unter Ignorierung fäintlicher bei solchen Gelegenheiten nölickcn und selbst verständlichen Anstand-pflichten auS Wien gekommenen Sokol» ausgenommen wurde, zeigt mit hinlänglicher Deut lichkeit dieselbe Tendenz, die Prag in den verflossenen fünf Wochen dein beunruhigten Europa demonstriert hat: in einem Wust von 'Verleumdungen. Lügen und Gewalttätig ketten der Welt das Phantom von der Gefährdung des tschechischen Staates vorzutäuschen, um damit abzulenken von der eigenen Entschlossenheit, iede noch so feierlich »iber.iown.ene und bekräftigte internationale Verpflichtung zu brechen oder, wie in diesem Falle, offen vor aller Welt zu verhöhnen. Gegensätze im Führcrkoprs! Diele Meldungen haben wir schon hundertmal gelesen. Aber sie werden immer wieder aus der Mottenkiste geholt. Jetzt wird angeblich Gauleiter Bürckel Göring gefährlich, und dieser versuche, ihn zu beseitigen. Der Leser bekommt eine Gänsehaut da bei. Es gibt keinen bekannten Oesterreicher, dem nicht angedichtet wird, daß er mit einer mehr oder minder großen Delegation beschwerdesührend beim Führer ge wesen sei. Und es passiert noch immer nichts? Stürzt die Welt in Oesterreich noch immer nicht ein? Beginnt noch imuic' nicht das große Schlachten? Einem französischen Blatt geh' die Puste ans. Und es versucht einen leichten Rückzug, in dem es erklärt, daß die Meldungen von scharfen Konsltt ten zwischen „deutschen" und „österreichischen" National sozialisten übertrieben seien. Bürckels Stellung sei fest, und von Unzufriedenheit könne nicht viel gesprochen werden. Aber alle führenden Stellen in Oesterreich seien doch mit Reichsdeutschen besetzt! lind so sehen wir uns denn an den führenden Stellen in Wien um und suchen mit dem Vergrößerungsglas die vielen Reichsdeutschen. Wenn sie wirklich vorhanden wären, wäre das auch nicht schlimm Denn nicht die Stammeszugehörigkeit ist für die Stellen besetznng in erster Linie maßgebend, sondern das vorhan dene Mast an Kenntnissen und Fähigkeiten. Und warum sollten, wo an so vielen führenden Stellen im Reiche deut- sche Volksgenossen aus den Ostmarkgauen sitzen, nicht auch in Reichsbehörden in Wien Volksgenossen ans dem alten Reichsgebiet tätig sein. Das wäre nur verständlich und normal. Aber es ist noch nicht einmal so. Da lieft in Paris «in jüdischer Hetzer mit Ausdauer die Personalnachrichten der Wiener Blätter. Und was liest er da? Ein preußischer Polizciobcrst — man denke! — namens Meißner sei zum Inspekteur der Schutzpolizei in Oesterreich ernannt. Ein preußischer Polizeioberst in Oesterreich? Da gibt es selbstverständlich Unzufriedenheit und Unruhe in der Polizei. Diese Meldung berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Und 12 Stunden später liest man dann groß ausgemachte Berichte über Meutereien österreichischer Polizciabteilnngcn, die nicht unter einem Preußen Dienst leisten wollen. Der jüdische Hetzer in Paris hat Pech gehabt. Denn der Polizeioberst Meißner wurde zwar aus dem Reich nach Wien versetzt, aber er ist Ocsterreicher, von Schuschnigg herausgcworfener österrei chischer Gcndarmeriemajor, der im Reich einen neuen Wirkungskreis sand, übrigens ohne Proteste reichsdeutscher Kreise gegen den „Ocsterreicher". Das betreffende Blatt schoß eine Dublette. Denn cs las eine Meldung von der Versetzung des Polizeipräsidenten von Magdeburg nach Graz. Ein Magdeburger, also ein Preuße» in Graz! Was in Wien passiert» muß natürlich auch in Graz passieren. Land karte her. wo liegt Graz? Und dann liest man auf gutem krauzösischem Papier eine wehmutsvolle Meldung von dem preußischen Polizcisticfel in der Steiermark, von der blu tigen Unterdrückung der friedlichen Bevölkerung, von der , Empörung der Grazer, die eine Protestabordnung zum f Führer geschickt hätten. Ma« soll eben nickt Greuel- Meldungen aus Personalnackrichten fabrizieren, denn man kann dpbci allzulcickt hereinsaUcn. Der Polizeipräsident Bolek ans Magdeburg ist Ocsterreicher, in der Schuschnigg- Zeit geilüchlet, im Reick ausgenommen und nun in seine Heimat zurnckgetehn. Zwei vicllcickt belanglose Vorfälle, die aber bezeichnend sind sür die Praktiken, mit denen di« Greuelpropaganda gegen das Reich gestartet wird. Sie zeigen, wie cs gemacht wird. Sie zeigen, wie ein Greuel- hcver dem anderen den Ball zuspielt, bis schließlich dem harmlose» Leser nicht mehr crtcnnbar ist, woher die ganze Hetze stammt. Wir erinnern uns noch des Monats Februar 1'.M8, al» die erstaunten Berliner plötzlich in der Auslandspreise große Meldungen lasen von schiveren Ltraßcnkämpscn in Berlin, von einer Schlacht um die Reichstauztei zwischen der Leibstandartc und einer Wehrmachtdioision, von den Ruinen, die Unter den Linden ständen, und den Barri kaden, die sich aus allen Straßen desänden. Wir erinnern uns der angeblichen Meuterei deutscher Regimenter in Ltolp und Allenstcin, über die sich Offiziere und Soldaten dieser Regimenter den Banch vor Lachen hielten, und dis schließlich auch von der Aoslandspresie als Greuel« Meldungen zugegeben werden mußten. Das alles, was sich jetzt an Lügenslitt über Wien ergießt, ergoß sich vor drei Monaten über Berlin. * Man könnte iiber alle diese saisonmäßig sich wieder holenden Greuelaknonen mii philosophischer Rübe hinweg- gcvcn, wenn fick nicht eine iehr gefährliche Konseauen; da bei auidränglc: Die Vergiftung der Weltmcinnng nnd die Anhäusnng von so viel Züudstosj in Europa, daß durch Haß und Hetze dieses Gesindels eines Tages ganz Europa in Brand gesteckt werden kann. Da kommt zur rechten Zeit soebcn eine sehr interes sante Meldung über die Hintergründe der ncnen Oester reich-Hetze, die ans österreichischen Emigrantcnkretten in Brün« stammt. Durch Plaudcrhastigkcit, Onatschsncht und ' Großsprecherei jüdischer „Helden" der „Vaterländischen " Front" kommt ans diese Weise ans Tageslicht, wie eine solche Grcuclaktion in die Wege geleitet nnd gestartet ' wird. Hier sicht die Welt, welche Kreaturen und politi schen Uuterwelterschcinungen ckin Werke sind, nm die Stim mung zwischen den Völkern zu vergiften, immer neue Klüfte aufzureißcn, die Weltmcinnng zu beeinflussen und. statt Frieden zu bringen, Zwietracht zu säen, Haß, Streit «nd Krieg. Und eines Tages ist es daun so weit, daß die Völker mit Hekatomben an Menschenopfer» und Blut büßen müs sen für Verbrecher, die zur Abreagierung ihrer persön lichen alttestamentarischcn Haßgelüste und unter Mißbrauch der sogenannten Pressefreiheit täglich die tollsten Grenel- märchen der Weltöffentlichkeit vorsetzcn. Es ist eine be kannte Tatsache, daß Mörder nnd Zuhälter stets nnscknldig sei« wollen und sür die Freiheit des Mordens und für die Freiheit zum Verbrechen eintrcten. Man kann diese Pressegangster aus sogenannten demokratischen Staaten der Welt nur mit Mördern und Zuhältern aus eine Stufe stellen. So wie jene die Freiheit des Mordens fordern, so fordern sie die Freiheit zu Lüge und Hetze. Selbst in den