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Voigtliindisiher Anzeiger s. December 1856. Dienstag. viesr« Bl«tt crsch«»t »rche»tlich drei««l. und zwar Dienstag». Oonnerstag» und ^onnabcndS. Iäbrlicher Ab»nnemen ^^ei . . d^ Post, 1 Thlr. 1« Ngr. — Annoncen, die bis Mittag» ,2 ttbr eingehen, »erden in die Lag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annonc finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene tiorpus-Zeile berechnet. Dünn mit England und Oesterreich geht, und von einer Vereinigung der Donaufürstenthumer und Räumung derselben durch die Oesterretcher mchtS wissen will. Ja, England thnt, womöglich täglich, bärbeißiger «egen der Schlangeninsel und Belgrad, denkt nicht an das Zurückziehen ferner Flotte aus dem schwarzen Meere und weigert sich sammt Oesterreich und der Türkei, den Kongreß in Paris zu beschicken, der, wenn er doch noch zu Stande kommt, doch nur der Form nach gehalten, im Wesen aber nichts ändern wird, da schon vorher AileS nach Englands Wunsch abgemacht sein wird. In der Schweiz dringt LouiS Napoleon ans Freilassung der Neuen burger gefangenen Königlichen, aber die Schweiz bleibt fest und willigt nicht ein. In Persien wünscht Frankreich dem Schach und seinen Freunden, den Russen, allen Segen und rechte Fortschritte in Kabul, während England von Indien aus eine Armee nach Persien wirft und sogar verlangt, Frank reich möge seine Offiziere in persischen Diensten zurückrufen. DaS sind lauter sorgenmachende Thatsachen, und von einem Abschlusse des morgen- ländischen Haders, den neapolitanischen gar nicht gerechnet, ist noch lange feine Rede. Der Handel zwischen Dänemark und den deutschen Herzog- thümeru Holstein-Lattenburg einerseits und Dänemark und Deutschland andererseits kommt mit dieüm Jahre auch schwerlich zum Abschluß. Da haben die Dänen die gedachten deutschen Herzogthümer mit ihrem Däne mark vereinigt und so einen Gesammtstaat zusammengeflickt, der weder den Herzogthümern noch Dänemark zum Segen wird. Die Verbindung mit den Herzogthümern hindert die Dänen in ihrer eigenen Entwickelung, drückt die Herzogthümer, die auf dem Gesammtlandtage in der Minderheit sind, nieder, und bringt Dänemark, welches gegen die Staatsgüter der Herzogthümer nach dem Rechte des Eroberers verfahren will, mit dem deutschen Bunde in Zusannnenstoß. Freilich ist dieser deutsche Bund eine vielfach zusammengesetzte, sehr langsam in Bewegung zu setzende Macht; aber cS muß trotzdem den Dänen wegen ihrer Wirlhschaft in Holstein- Lauenburg nicht wohl zu Muthe sein, da der jetzige König von Dänemark, wie eS von vielen Selten heißt, abdanken und sich mit seiner Gemahlin, der zur Gräfin Danner erhobenen Lola Rasmussen, in die Schweiz inS Privatleben zuruckziehen will. Zur Zeit stutzten Frankreich unD Rußland, wie gewöhnlich, die dänische Ohnmacht und Anmaßung gegen das Recht Deutschlands mit der Phrase, cs habe sich Niemand in die innern Ange legenheiten Dänemarks zu mihhen; der deutsche Bund aber wird sich doch am Ende ciumischen, wenn die Dänen vertragswidrig fortfahren, im deut schen Lande dänische Gewaltwirthschaft zu treiben. JenseitS des atlanti schen Ozeans haben die Selavenstaaten Nordamerrka'S, welche zugleich den Grundsatz der Sclaverei und die schrankenlose Ausbreitung der nordameri- kanischen Freistaaten predigen, Europa aber jedes Recht,'in amerikanische Händel zu reden, absprechcn, durch Buchanans Wahl zum Präsidenten einen großen Sieg errungen. Gebt Buchanan im Sinne deS Südens, denen Stimmen ihn hauptsächlich auf den Präsidentenstahl gehoben haben, unbedingt vorwärts, so wird nicht blos Kansas ein Selavenstaat, sondern die Anerkennung ^Walkers und seiner Wirthfchaft in Nicaragua, sowie das Anheften dieses SlaateS an die Union dürste auch nicht lange auf sich warten lassen. Walker hat bereits einen Gesandten nach Washington er nannt! Welche Verwickelungen daraus mit England entstehen werden, und ob letzteres die Noldamerikaner ungestört in Mittelamerika wild Hausen und Sclaven halten und züchten laffin, oder ob es dies; verhindern wird wollen und können, das find ^deutende Z.ikuuftsftageu. Immerhin nimmt sich lei diesem Schwai ge d<r Nv-dameukaner das Bestreben deS Das Kirchenjahr ist zu Ende, das bürgerliche Jahr neigt sich mit Macht seinem Abschlusse zu. Weihnachten rückt näher und näher und mit ihm die Sorge für so manchen Familienvater, der die äußerste Kraft an- strengt und jede Minute sorgsam benutzt, um noch das zn erschwingen, was für HauS und Familie das nahende Fest verlangt. Auch die Natur scheint ihren Abschluß zu machen. Land und Quellen sind mit dem sehn süchtig erwarteten Wasser gespeist, und der Schnee legt seine schützende Decke über die Fluren und ihre Saaten. Ob die Vorhcrsagung der Jäger, welche anS dem starken Pelze der Feld- und Waldthierc auf einen strengen Winter schließen, sich erfüllen werden, müssen wir freilich ruhig erwarten. Ein guter Anfang wenigstens ist gemacht. Auch in unserm allverehrten Königsbausc sind im verflossenen Monate eben so erfreuliche als wichtige Ereignisse zum Abschlusse gekommen. Zwei unfirer Königstöchter, Mar garethe und Anna, sind, erstere dem kaiserlichen Erzherzog-Statthalter in Tyrol, Karl Ludwig, letztere dem Erbprinzen von Toskana in Italien, Ferdinand, angetraut und dem elterlichen Kreise wie dem sächsischen Hei- mathSlande in ferne, jedoch befreundete Länder entführt worden. Möge den erlauchten Frauen, deren letztere von dem königlichen Vater bis in unser Plauen geleitet wurde, in der Fremde ein recht glückliches LooS er blühen! In der großen Politik will aber der Abschluß, den Manche schon — viel zu früh — mit dem Pariser Frieden vom 31. März gekommen zu sehen meinten, noch immer nicht sich einstellcn. Die Unruhe im euro päischen Uhrwerke, Frankreich, kann zwar nie rasten, ist aber gegenwärtig mehr als je in fieberischer Bewegung. Zwar die Versöhnung mit Eng land ist in besttr Form zu Stande; aber die englische Negierung und daS englische Volk hat sich sichtlich von dem zeitherigen Bundesgenossen abge- wcndet, das Bündniß selbst einen wahrscheinlich tödtlichen Stoß erhalten. Tieß macht um so mehr Sorge, als der ueue Bund n it Rußland noch nicht fertig, der enge Anschluß Englands an Oesterreich und die Türkei immer sichtbarer ist. Die Unzufriedenheit im Innern Frankreichs muß ebenfalls stark und bedenklich sein, wenn Louis Napoleon sich veranlaßt oder moralisch gezwungen sah, die in Fontainebleau bereits ungesagten und vorbereiteten Feste absagen zu lassen. Die Angelegenheiten in Spa nien gehen ihren Gang unaufhaltsam rückwärts, obwohl Louis Napoleon selbst zwei Mal an die dortige Königin geschrieben m d ihr eine gemä ßigte Politik angerathcn hat. Der neuliche Aufstand in Malaga, obwohl unterdrückt, ist ein bedenkliches Zeichen, wie es in Spa: i n aussehen mag. Der Papst und seine Leute, die Jesuiten und Pfaffen, die Absolutisten oder Anhänger einer unumschränkten Herrschaft, welche alle im Gemahl der Königin eine starke Stütze finden, machen dort, was sie wollen, und die Königin scheint nicht selbstständig genug, allen diesen Ränken den Dau men aufs Ange zu setzen. Auch dieser innere Brand im Nachbarhause, der eines Tages selbst über den spanischen Thron zusammenschlagcn kann, steigert die Sorge des französischen Kaisers. Im Morgenlande geht der französischen Politik ebenfalls Alles zuwider. Dem neuen guten Freunde Rußland zu Liebe wünschte Frankreich die Vereinigung der Moldau mit der Wallachci zu einem Staate, wünschte eS die Räumung dieser Fur- stenthümcr durch die OesKrreicher, daS Zurückgehcn d^r englischen Flotte auS dem schwarzen M^cre, die Schlichtung der Slreit'gkciten wegen der Schlangeninsel und der Stadt Dolgrad auf einem neuen Eongnssc zu Paris, und siehe da, England und Oesterreich siegen in Eoustautinovel und bringen dort ein Ministerium anS Ruder, welches durch Dick u?d 8iebemnw sechzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen.