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Nr. LS« LS. Jahrg. Dienstag den 4. Juli 1916 Sächsische Geschäftsstelle und Mcdaktioo: DreSden.A. 1«. Holbetnstraße 4« Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147SV ve»a«SPr»t«i Autgab« ä mit tllultr. Beilage vierteliührlich ».!«» In Dresden und ga». Deutsch, land frei HauS it.Sil in Oeslcrrcich 4.4» X. NnSgab« S dlerteijührlich 1.80 yn Dresden und ganz Deutschland frei HauS ».« in Oesterreich 4.6? X. rinzel-Numiner Iv Dt« eSchstsche DollS»eituna erscheint an allen Wochentagen nachmittags. WksMng Anzeigen, Annalimedon trelchliltSnnzcigenbiS IVUHr, von Aaiititienanzeigetl bis 11 Uhr vorm Preis für diePetit-Epaltzcilc!tv im Rekln- melcil «U ^. Aiir undeutlich geschriebene, sowie durch Ysrn- sprechcr aitsgegebeue »Inzeigen köiincn wir die !Lera»Iwortl>chkcit silrdie Richtigkeit dck Leite» nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion! I I—I» Uhr vorm. Organ der Zentrumspariei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen» Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Kriegshetze in Rumänien Die Seeschlacht vor dem Skagerrak am 31. Mai-1. Juni 1816 auf Grund amtlichen Materials. IV. Der Nacht m a r s ch. »> Den Verlauf der nun folgenden Nachtkänipfe ein gehend zu schildern, ist wegen der Fülle der Einzelheiten im Nahmen dieser gedrängten Darstellung unmöglich. Das Bestreben unserer Flottensührnng ging vor allem dahin, den abziehenden Feind durch Nachtangriffe unserer leichten Streitkräfte zu schädigen. Gleiche Versuche muhten vom Gegner erwartet werden. Tie Verhältnisse der Nacht waren nach Oertlichkeit und Wetterlage für uns denkbar un günstig. Unsere allgemeine Marschrichtung nach beendeter Schlacht war für den Feind gegeben. Ueberdies ist das Seegebiet südlich des Schlachtfeldes in seiner ganzen Ans- dehnnng nach Osten durch die jütische Küste beschränkt. Dem Gegner bieten sich verschiedene Rückmarschrichtungen. Nördlich des Schlachtfeldes öffnet sich die See über Nord nach Osten und läßt nach allen Seiten freien Raum bis zur norwegischen Küste. Die feindlichen leichten Streitkräste, die erheblich in der Ueberzahl sind, können uns aber ge wissermaßen in fester Stellung erwarten, während die unseren den Gegner suchen müssen. Dazu ist die nordische Nacht kurz, das Wetter neblig und unsichtig. Kurz nach 12 Uhr haben „Hamburg" und „Elbing" rin Gefecht mit einem Kleinen Kreuzer der Arethnse-Klasje, der schwer beschädigt wird. Etwa 12 Uhr 30 Minuten stoßen unsere älteren Kleinen Kreuzer der I. Aufklärungs gruppe aus überlegene feindliche Streitlüste, die von ihnen unter sehr wirksames Feuer genommen werden. Ans unserer Seite erhält der kleine Kreuzer „Frauenlob" eine Beschädigung, die ihn in der Gefechtstätigkeit herabsetzt. Er kommt ans Sicht und wird von da ab vermißt. Zwischen 1 Uhr und 3 Uhr vormittags folgen zahlreiche Zerstörer- angriffe gegen das 1. Geschwader. Immer von neuem stammt der Horizont von Schüssen und suchenden Schein werfern. Das Zerstörerführerschifs „G 60" — die Bezeich nungen sind in der Nacht nur undeutlich zu erkennen und daher nicht durchaus sicher —, die Zerstörer „G 3" (oder 93), 78, „G 06," und 27 werden durch Feuer, zum Teil im Zeit raum von Sekunden vernichtet. Ein Zerstörer, dessen Be zeichnung nicht zu erkennen war, wird von einem Linien schiff durch Rammstoß in zwei Teile geschnitten. Ferner werden 7 Zerstörer, darunter „G 30" getroffen und schwer beschädigt. Mitten in diesen Gefechten taucht plötzlich ein Panzerkreuzer der Cressh-Klasse dicht neben unseren Linien schiffen, darunter das Flottenflaggschiff, auf, die ihn mit Feuer überschütten. Nach 40 Sekunden brennt das ganze Schiff und ist nach 4 Minuten gesunken. Zabllose Torpedo laufbahnen werden während dieser Angriffe von unseren Schiffen gesichtet, aber nur unser kleiner Kreuzer „Rostock" erhält einen Torpedotreffcr. „Elbing" wird bei einem unvermeidlichen Manöver beschädigt. Beide Schiffe müssen später verlassen werden. Die Besatzungen werden bis zum letzten Mann von unseren Torpedobooten an Bord genom men. In den Morgenstunden fällt unser älteres Linien schiff „Pommern" einem Torpedoschuß zum Opfer. Von den beschädigten feindlichen Zerstörern bleiben aus den Gefechten mehrere, wie lohende Fackeln brennend, liegen. Unter ihnen werden die neuesten Zerstörerführerschiffe „Tipperary" und „Turbulent" fcstgcstcllt. Die lieber- lebenden der Besatzungen werden von uns gerettet, die Schiffe in sinkendem Zustande zurückgelassen. Auch unsere Torpedoboote finden Gelegenheit, sich während der Nacht mit den englischen Zerstörern zu messen. Nur ein Boot geht verloren, es ist auf eine vom Feinde gelegte Mine ge laufen. Unsere tapfere „Llltzow", die den Nachtmarsch noch mit mittlerer Geschwindigkeit angetreten hat, hält sich noch lange manövrierfähig. Als das Frührot des historischen 1. Juni am östlichen Himmel aufdämmerte, erwartete jeder, daß die erwachende Sonne die zu neuer Schlacht ausmarschierte englische Linie beleuchten werde. Diese Erwartung wurde getäuscht. Der Horizont ringsum war leer, soweit das Auge reichte. Erst am Vormittage wurde durch eines unserer mittlerweile cmfgestiegenen Luftschiffe ein aus 12 Schissen bestehendes Linienschiffsgeschwader, das aus der südlichen Nordsee kom mend mit hoher Fahrt nordwärts steuerte, gemeldet. Zum größten Bedauern aller Beteiligten war es für unsere Flotte zu spät, um es noch einzuholen und anzugreifen. Die bis zum Morgen gespannt auf die Gegenwart und die kommenden Stunden gerichteten Gedanken konnten sich nun in Ruhe rückwärts wenden. Zum ersten Male klärte »«»«- -»»»»»»»»- -»»»» I Das Neueste vom Tage l »»llo—— - Für »nd gcgcn dcn Krieg in Rumänien Bnkar.est, 3. Juli. Unter Teilnahme von Take Jonescn und Lukacius hielten die Konservativen eine Ver sammlung ab, in der die Notwendigkeit betont wurde, die rumänische Negierung zu stürzen, die weder von innen noch außen den nationalen Willen vorstelle. Bei einem fol genden Straßenumzng hielten Take Jonescn und Lnkacins Ansprachen f ü r den Eintritt N n m ä n i e n sind e n K r i e g g e g e n d i e M i t t e I m ä ch t e. Die Sozialdemo kraten hielten gestern gleichfalls eine Versammlung ab gegen den Krieg sowie gegen die Verhaltung der Re gierung in der Glatzer Angelegenheit. Nachher durchzogen mehrere tausend Personen die Straßen mit Fahnen und Tafeln, welche Aufschriften trugen, wie: Wir wollen Neutralität, kein e n K rieg !" Zwischenfälle er eigneten sich nicht. Griechischc Osfizicrslign Bern, 3. Juli. Nach Meldungen französischer Blätter hat sich in Griechenland neben den Neservistenverbänden, die gegen Venizelos gerichtet sind, ein anderer Militärbund, ähnlich der Ofsiziersliga, gebildet. Der Militärbund will einen allgemeinen Einspruch gegen die Verletzung der Rechte und Freiheit durch die Entente veranstalten. Tic mexikanische Krisis soll sich durch neue Einfälle der Mexikaner in amerikanisches Gebiet weiter zugespitzt haben. Der Bischof von Trier ersuchte verschiedenen Blättern zufolge die Pfarrer seiner Diözese, ihre Pfarrkinder zu belehren, daß sie in der ge meinsamen Not ihr eigenes Interesse dein Wohle des Vater landes zum Opfer bringe» müßten, damit das Vaterland ehrenvoll bestehen könne. Die Laudleute möchten den städtischen Verwaltungen von ihren Lebensmitteln einen Teil abgeben und sich selbst einige Beschränkungen aus erlegen. Dir Zahl drr Sparkasscnbiichrr hat sich im zweiten Kriegsjahre in einer Weise ver mehrt, die selbst in Friedenszeiten noch niemals erreicht worden ist. Eine Umfrage, die sich nur ans die Sparkassen in großen Städten und Industriegebieten erstreckte, ergab, daß bei ihnen die Zahl der Sparkassenbücher um 4,7 Pro zent gewachsen ist. Auch auf dem Lande dürste eine starke Zunahme erfolgt sein. — Die „Voss. Ztg." meint, dies seien gute Aussichten für die nächste .Kriegsanleihe. Reiscbrvthcftk für Preußen B c r l i n, 2. Juli. Für die Brotversorgnng im Reise verkehr hat das preußische Landesgetreideamt für das preu ßische Staatsgebiet Neisebrotheste eingeführt, Wegen Mordes verhaftet M ü n ch e n , 2. Juli. Als Mörder der in ihrem Laden in Ansbach tot anfgefundenen Spezereihändlerin Marie Botsch wurde der 17jährige Fabrikarbeiter Büchele aus Württemberg verhaftet. Er behauptet, zu dem Raubmord angestiftet worden zu sein. Ter von ihm als Anstifter Genannte wurde ebenfalls festgenommen. Buudesratsbeschlüsse Berlin, 3. Juli. In der heutigen Sitzung des Bnndesrats gelangten zur Annahme der Entwurf einer Bekanntmachung über Grünkern, der Entwurf einer Be kanntmachung betr. Festsetzung der Ortslöhne und der Ent wurf einer Bekanntmachung betr. Krankenversick)eriing bei Ersatzkassen. ^ Der neue griechische Minister des Innern Der Bukarester „Adverul" meldet aus Athen: Bei der Bildung des Ministeriums Zaimis übernahm Focian Ne- gris das Portefeuille des Innern, das er jedoch bald wieder abtrat. Zum neuen Minister des Innern wurde Oberst Kalambis, ehemaliger GeMidkr in ParjD, ernannt. sich iw bewußten Nachdenken die sich bunt drängende Fülle der Erlebnisse und Bilder. Was war geschehen? Naä' der für uns mit einem schönen Erfolge endenden Panzertrenzer- schlacht gegen einen zeitweise erheblich überlegenen Feind erscheint im rechten Augenblick daS Gros unserer Linien schiffe. Tie englischen schnellen Verbände gehen nordwärts zurück. Unsere Flotte folgt ihnen, die Panzerkreuzer unter zunehmend heftigem Feuerkampf. In der dnnstersüllteii Luft stößt unsere aus leichten Streitkrästcn bestehende Spitze ans das feindliche weit überlegene LiniemcküssSgros. Der Flottenchef entschließt sich, die vollzählig versammelte und etwa um das Doppelte überlegene englische Hanptstreit- macht anzngreifen. In zwei anseinanderfolgenden wuch tigen Stößen mitten in die gegnerische Linie hinein erleidet der Feind empfindliche Verluste, während von unserer Seite nur ein Kleiner Kreuzer und vier Torpedoboote cust dem Kampfplätze bleiben. Als unsere Streitkräfte zum dritten Male dem Gegner sich in Schlachtordnung stellen, ist er verschwunden. Nach kurzem letzten Ausflackern der Tagschlacht folgen in spukhaften Bildern Nachtgefeckü ans, Nacbtgcfecht, bis der Tag graut. Am Morgen fehlen zwar die brave „Pommern", ferner „Rostock" und „Franenlob", aber der Feind hat im Angriff schwere Verluste erlitten. Als die Sonne erwacht und das Auge nach den An strengungen des Kampfes Zeit findet, unsere Linien zu überschauen, trügt zwar manches Schiss ein Ehrenmal an Stirn und Leid, mancher brave Kämpfer fehlt in den Reihen der Kameraden, aber die Lebenden kehren siegreich beim, und eine stille ernste Freude senkt sich über aller Herzen. Von englischer Seite ist in dem sichtlichen Bestreben^ in der ersten Verlegenheit dem zwar nicht verwöhnten Publi kum einen Stecken des Trostes zu reichen, die abgegriffene Behauptung wiederholt worden, die englische Flotte habe „das Schlachtfeld behauptet". Ans das laienhaft Unsinnige dieser Phrase ist schon von anderer Seite hingewiesen wor den. Die See kennt keinen Besitz und keinen Gebietserwerb im Sinne des Landkrieges. Man kann nicht 50 Quadrat kilometer Nordsee erobern. In der Seeschlacht entscheidet lediglich der Kampferfolg. Nehmen wir aber, um dem englischen Standpunkt ganz gerecht zu werden, einmal dcn Gedanken auf. Das Kriterium, daß die englische» Offiziösen für den Begriff der „Behauptung des Schiacht seides" am 24. Januar 1915 nach dem Gefecht aus der Doggerbank der Welt an die Hand gegeben, war die Tat sache, daß die Gefangenen sich in englischen Händen befan den. Am 3l. Mai sind die Ueberlebenden fast aller ver senkten englischen Schiffe und Fahrzeuge v o n n n s ausge nommen worden. Man wird also nicht umhin können, dieses Mal einen anderen Beweis für die „siegreiche Be hauptung des Schlachtfeldes" ausfindig zu machen. Der Nebel, der nach englischen offiziellen Telegrammen „die Vernichtung der deutschen Flotte verpindert hat", hat die deutsche Flottensührnng zwar auch gestört, aber sie nicht davon abzuhalten vermocht, sich der englischen Flotte zuin Kampfe zu stellen und sie anzngreifen. Ferner wird behauptet, daß nicht die ganze englische Flottenniacht zur Stelle war. Es wäre gewiß kein FelistzU der deutschen Strategie, wenn es ihr am 31. Mai gelungen wäre, mit voll versammelter Flotte einen unterlegenen Teil der englischen Streitmacht zu fassen. Es muß aber noch« mals ausdrücklich festgestellt werden, daß der deutschen Flotts die restlos versammelte Hanptstreitniacht der englischen Flotte gegenüber gestanden hat. An englischen Kräften sind sestgestellt: Großklimpfschiffe wenigstens 28 Schlachtkreuzer . wenigstens 9 Acltere Panzerkreuzer wenigstens 0 Kleine Kreuzer wenigstens 20 Zerstöreiffchiffe und Zerstörer weit über 100 An schweren Geschützen waren zur Stelle: 38-Zentimeter-Geschütze . über 60! 34,3-Zentimeter-Geschübe ........ über 160 30,5-Zentimerter-Geschütze über 130 Die Verluste durch feindliche Gegenwirkung bc« tragen (auf englischer Seite nach vorsichtiger Schätzung): Großkampflinienschisfe Engl. 1 Deutschst Großkampfpanzerkreuzer 3 1*) Acltere Linienschiffe — 1 Aeltere Panzerkreuzer 4 — Kleine Kreuzer u. Zerstörerführerschiffe 3 3*) Zerstörer (Torpedoboote) 12 5 1 *> Davon Lützow und Rostock erst nach der Schlacht,' außer«! dem Elbing durch Unglücksfall.