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Schönburger Tageblatt Erschein! täglich mit Aufnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- ;cheinende Nummer bis vormittags tl Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 25 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Ps.. Einges. 20 Pf. Tabellarischer Satz wird doppelt berechnet. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler, Cigarreufabrikant an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenbnrg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelhe m bei Herrn Eduard Kirsten. und WOeubnrger Anzeiger Amtsblatt für den ^>tadtra1h zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- leuba-Niederhain, Langenleuba-Lberhain, Niederwiera. L berwiera, L berwinkel, Lelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Aernsvrechrr Nr. 0. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. IM. Dienstag, Sen 21. A«g«st j9W. versucht habe. Graf Waldersee dankte für die kaiserlicher Huld und gelobte, „daß, so lange Gebiete Zeichen auf die in russischen oder englischen überseeischen Telegraphenlinien an- aber vertragsmäßig die englischen i denkbar günstigsten Aussichten auf eine befriedigende ^Lösung der Wirren eröffnet. Dem energievollen Ein- schreiten Deutschlands, d. h. seines Kaisers, ist es in erster Linie zu danken, daß die Chinaangelegenheit ihre drohende Gefahr verloren hat. Mit Lauheit und Ver trauensseligkeit wäre nichts zu Stande gebracht worden. dieses ausschließlich Händen befindlichen gewiesen ist. Ta Politische Rundschau. Deutsches Reich. Eine bedeutsame Ansprache hat Kaiser Wilhelm in Kassel gehalten, als Gencralfeldmarschall Graf Walder see sich von Sr. Majestät verabschiedete. Der Monarch sagte u. A.: „Lieber Waldersee, ich spreche Ihnen meinen Glückwunsch aus, daß ich Sie nochmals als Führer der vereinigten Truppen der civilisirten Welt begrüßen darf. Von hoher Bedeutung ist es, daß Ihre Ernennung zum Ausgangspunkt hat die Anregung und den Wunfch des Zaren, des mächtigen Herrschers, der weit bis in die asiatischen Lande hinein seine Macht fühlen läßt. Es zeigt dies wiederum, wie eng verbunden die alten Waffentraditionen der beiden Kaiserreiche sind, und ich begrüße es mit Freuden, daß auf die Anregung Sr. Majestät hin die gesammte gesittete Welt ohne Unterschied aus freiem Antrieb Euere Excellenz nunmehr mit dem Commando über ihre Truppen betraut. Es wird darin eine einheitliche Anerkennung für unser ganzes militärisches Leben und Wirken ausgesprochen, sowie für das militärische System und für die Aus bildung und Führerschaft unserer Generale und Offiziere." Hierauf überreichte der Kaiser dem Grafen den Feld marschallstab, den er führen möge mit altgewohnter Frische und Sicherheit, sowie mit der Unterstützung der Vorsehung, ohne deren Hilfe selbst der beste Soldat nichts leisten könne. Se. Majestät schloß mit dem Wunsche, daß die gemeinsame Expedition eine feste Bürg schaft gegenseitiger Anerkennung und gegenseitigen Friedens für die europäischen Mächte werden möge, wie dies der Kaiser von Rußland im vorigen Jahre auf anderem der Arm die Kraft behalten wird, diesen Stab zu halten, ein Befehl zum Rückzug über meine Lippen nicht kommen wird .... Alle Herren sind mit mir einmüthig, unser Letztes daran zu setzen, Euer Majestät treu zu dienen und den letzten Blutstropfen einzusetzen für Euer Majestät und Deutschlands Ehre." Später geleitete der Kaiser den Marschall zum Bahnhof, vom Publikum stürmisch begrüßt. Als der Zug sich in Bewegung setzte, präsen- tirte die Ehrenwache, und die Musik spielte. Am heutigen Montag Abend trifft Graf Waldersee von Berlin aus in München ein, woselbst auf dem Bahnhof großer Em pfang stattfindet. Dem Kaiser Franz Joseph widmete Kaiser Wilhelm bei dem Festmahl zu Ehren des 70. Geburtstages einen Trinkspruch, der wie folgt schloß: „Wir, die wir hier Versammelt sind zu gemeinschaftlichem Zusammensein vor der Trennung und dem Hinausfahren zu ernstem Thun, erheben mit vollem Herzen unser Glas auf das Wohl unseres erlauchte» Verbündeten und treuen Freundes unseres Landes, Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph, den wir Alle von Herzen verehren. Se. Majestät Hoch, *Waldenbnrk, 20. August 1900. j schen Actionen voraus, werden sich aller Voraussicht Der Entsatz Pekings und die Befreiung der Gesandten nach vielmehr vom Arbeitstisch aus bewerkstelligen lassen, und Fremden daselbst ist eine Großthat allerersten Ranges, i Wir behaupten nicht, daß die noch zu leistenden Ar- Bedenkt man die Beschwerlichkeit der Wege, die glühende! beiten auf Schwierigkeiten überhaupt nickt mehr stoßen Hitze, den Umstand, daß der Vormarsch von einer ver-! können, meinen aber, daß die gegenwärtige Lage die Witterungsbericht, ausgenommen am 20. August, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 759 MW. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand 27° 0. (Morgens 8 Uhr ff- 22,-° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 31" ». Thaupunkt ff- 11" 0. Windrichtung: Süd. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,« mm Daher Witteruugsaussichten für den 21. August: Zunehmende Bewölkung mit Neigung zu Niederschlägen. Hoch, Hoch!" Kaiser Franz Joseph verlebte seinen Ge burtstag in Ischl, woselbst er der Gegenstand der Huldi gungen des Publikums war. Marschall Waldersee ist ein Nachkomme des „Alten Dessauers". Sein Großvater, der erste Graf von Waldersee, war nach dem B. L.-A. ein Sohn des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau aus dessen morga natischer Ehe mit einer Dame seines Hofes, Johanna Eleonore von Neitschütz, geb. Hoffmeyer. Dem Sohn gab der Fürst den Namen „von Waldersee". Dieser trat in Preußens Dienst als Regierungsbeamter und erhielt 1786 bei Gelegenheit der Thronbesteigung Fried rich Wilhelm's II. die neunzackige Krone. Was die Kosten der bisherigen Kriegsrüstungen betrifft, so wird zwar officiös versichert, daß zu deren Deckung der vorjährige Ueberschuß von 32 Millionen Mark zur Verfügung steht, und daß auch die Bundes staaten in der Lage seren, erforderlichen Falles durch Anstehenlassen der ihnen aus der Reichskasse zustehenden Zahlungen für Deckung mitsorgen zu helfen, so daß die Nothwendigkeit durch besondere Schritte, wie es heißt, durch die Ausgabe von Reichsschatzscheinen, außergewöhn lich hohe Summen flüssig zu machen, nicht eintreten werde, doch ist der Begriff „außergewöhnlich hohe Summen" ein sehr weiter und die officiöse Versicherung infolgedessen so wenig verbindlich, daß dieselbe nur- wenig Eindruck macht. Die Kosten werden zweifels ohne sehr hohe sein, das hat aber nichts zu sagen, da sie uns China ja bis auf den letzten Pfennig mit den gebührenden Zinsen zurückerstatten muß. Und China ist ein reiches Land, wenn auch nicht an baarem Gelde, so doch an allen erdenklichen Jndustrieproducten. Und daß die Rückerstattung prompt erfolgt, ebenso wie der sonstige Schadenersatz, dafür würde erforderlichen Falls Graf Waldersee noch zu sorgen haben. — Die beiden deutschen Seebataillone sind nunmehr in Tientsin einge troffen. Zu thun giebt es im Augenblick nichts für sie, aber natürlich müssen sie für jeden Augenblick zum Kampfe gerüstet sein. Zur Kaiserparade bei Mainz wird nachträglich mitgetheilt, daß der preußische Minister des Innern sich eine Controlliste der bei den Bahnarbeiten daselbst Verwendung findenden italienischen Arbeiter einreichen ließ. Die Folge war, daß aus „allgemeinen politischen Gründen" zwei Mailänder aus dem preußischen Staats gebiet ausgewiesen wurden. Frankreich. Sie haben sich wieder einmal zu früh gefreut, die guten Pariser. Tie russische Botschaft in Paris läßt nämlich mittheilen, daß ihr von einem Besuch des Zaren nichts bekannt sei. Die Pariser waren ihrer Sache schon ganz sicher, und nun diese Enttäuschung! Nein, so etwas aber auch! Asien. Tie hochwichtige Nachricht von der Eroberung Pekings und der Rettung der Fremden ist allen übrigen Regierungen früher zugegangcn, als der deutschen. Tas ist bedauerlich, aber durch die Ver hältnisse bedingt. Neber die Schwierigkeiten des Nach richtendienstes in Ostasien geht der „Post" eine längere Ausführung zu, in der es u. a. heißt: Tie Kriegsnach richten treffen nicht allein verspätet, sondern auch lücken haft und unvollständig ein, zumal in Deutschland, weil schwindenden Minderheit mitten im Feindesland ausge- führt wurde, so begreift man kaum, wie die Ausführung des Wagnisses überhaupt möglich gewesen ist. Ten Tapferen aber, die mit der Befreiung der Fremden in Peking alle Kulturvölker von einer schweren Sorge ent lastet haben, gebührt Tank und Anerkennung. Der auf regendste Theil des Chinakrieges ist mit der Rettung der Ausländer zum Abschluß gebracht worden. Während die Welt um das Schicksal der eingeschlossenen Gesandten und Fremden bangte, war stündlich mit dem Eingänge der Meldung zu rechnen, die verbündeten Truppen wur den geschlagen, zerstreut, massakrirt. Aber sie haben sich brav gehalten, diese internationalen Truppen und das fast Unglaubliche erreicht. Soweit die Chinesen als Feinde in Betracht kommen, ist daher der schlimmste Theil des Krieges als beendet anzusehen. In wenigen Wochen wird das internationale Truppencontingent verdreifacht und vervierfacht sein, so daß die Chinesen, die schon vor der kleinen Entsatztruppe das Hasenpanier ergriffen, ohne Weiteres zu Kreuze kriechen werden. China wird zu allem Ja sagen, was man von ihm fordert. Schade ist es nur, daß die Anstifter der Wirren zum großen Theile entflohen sind, so daß cs schwer fallen wird, sie zur Verantwortung zu ziehen, d. h. g» dem ersten besten Baume aufzuknüpfen. Tie Frage ist xZ „h die Mächte nun auch die Leistung der Genugthuung geschlossen fordern und durch setzen werden. In Frankreich besteht große Geneigtheit, das Truppen contingent noch vor Ankunft des Oberbefehlshabers Grafen Waldersee aus China zurückzuziehen. Tie fran zösische Regwrmig wird sich dieser Beziehung jedoch nicht dem Wunsche der Pariser Blätter fügen, sondern ihrem Chinaprogramm gemäß handeln, das sie zwingt, Hand in Hand mit Rußland z» gehen. Anders ist es mit England und Nordamerika. Die würden alle beide mit besonderer Genugthuung einen Keil in die Einigkeit der Mächte treiben und Sondervortheile dadurch zu ei-reichen suchen. Nun giebt es in Peking allerdings gar keine einheitliche Regierung, die man sich durch Entgegenkommen verpflichten könnte. Auch die Kaiserin- Wittwe weilt fern von den heimischen Penaten, und bezüglich des Kaisers weiß man schon lange blos das eine, daß man nichts weiß. Boß wem sollten also Eng land und Amerika Zugeständnisse erwarten, wenn sie sich jetzt schon von der Theilnahme an der Chinaction zurttckzögen. Die in Peking herrschende Auarchie, die Flucht der Kaiserin-Wittwe und der Mangel einer einheitlichen Leitung der Politik erweisen sich jetzt vielleicht, so wenig die Chinesen das natürlich gewollt haben, als kräftige Factoren für die Erhaltung der Einigkeit der Mächte und des Friedens der Welt. Ter Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen giebt dessen ungeachtet seine Fahrt nach China selbstverständlich doch nicht auf: er wird aber aller menschlicher Voraus sicht nach nicht mehr viel zu thun übrig haben. Wenn natürlich die Einsetzung einer Vertrauen erweckenden Re gierung und einer diese Negierung überwachenden Con- trole erst durch den Grafen Waldersee erfolgt, so setzen diese letzten Maßnahmen doch keine besonderen militäri-