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Frc'tnj;. 22. 2t. März 18«2. anstalten. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Acmtcr und Stadträthe M Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Dienstags und ALL Freitags. Zu beziehen durch alle Post- W Preis pro Quartal Hernz-Iertuna. SL ! 8 Pfg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagcsqefchichte. Dippoldiswalde. Am 17. März hatte der hiesige Gewerbverein sein viertes Lebensjahr zurückgelegt. Zur Feier des Tages versammelten sich schon am Nach mittag die Mitglieder des Gcwerbvcreins in der Rath haussaalstube, wo sie vom Vorstande, Hrn. Buchdruckerei- bes. Jehne, feierlichst begrüßt wurden, der in seiner Ansprache an die Versammlung sich über die Frage verbreitete: „Was fordert die in Sachsen eingeführte Gewerbfreiheit von den Gewerbtreibenden?" Er beant wortete dieselbe dahin, daß es vor Allem Sache eines jeden Gewerbtreibenden sei, sich mit den nunmehr hin sichtlich des Gewerbebetriebes geltenden gesetzlichen Be stimmungen bekannt zu machen und sich nach denselben zu richten, — daß es aber auch zweitens Pflicht eines Jeden sei, den höheren Anforderungen der Zeit Rech nung zu tragen durch Erwerbung gründlicher, umfassender Kenntnisse, wozu theils die Literatur, theils die Ge- werbvereine selbst, so treffliche Gelegenheit böten, — und daß es endlich drittens, um der tyranuisirenden Macht des Capitals ein heilsames Gegengewicht zu setzen, unbedingt nothwendig sei, daß die Gewerbtreibenden sich unter einander selbst zu gemeinsamem Wirken inni ger an einander anschlösscn. Er Ivies insbesondere auch auf die Bildung von Vorschnßvereinen hin, die bereits in unserer Nähe, wie in Glashütte und dem Plauenschen Grunde, sehr segensreich gewirkt hätten. — Hieraus gab der Schriftführer des Vereins, Herr Adv. Riedel, einen Rückblick auf die bisherige Geschichte des Gewerbevereins und insbesondere über seine, in dem letzten Vereinsjahre entwickelte Thätigkeit. Wir er fuhren daraus, daß der Verein am 17. März 1858, gerade am 25. Jahrestage der Einführung der Städte ordnung in Dippoldiswalde, gegründet worden sei, daß sich sofort 79 Personen zu Mitgliedern desselben er klärten, deren Zahl am Ende des Vereinsjahres bis auf 96 anwuchs, daß am Ende des zweiten Jahres die Anzahl der Mitglieder 100, im dritten Jahr 93 und endlich jetzt gm Ende des vierten Jahres 91 betrug; daß seit der Begründung des Vereins bis jetzt 141 Personen demselben beigetreten, daß aber seit dieser Zeit, theils durch Todesfälle, theils durch Wegzug, theils durch andere Verhältnisse, 50 Personen aus dem selben ausgeschieden seien. Die in dem letzten Jahre um ein Weniges verminderte Mitgliederzahl habe eben in diesen besonderen Verhältnissen ihren Grund, nicht aber in vermindertem Interesse ain Gewerbeverein, der im Gegentheil namentlich in der letzteren Zeit ein sehr reges und frisches Leben entfaltet habe, was sich theils durch einen ungewöhnlich zahlreichen Besuch der Versammlungen, theils durch eine Reihe der interessan testen, sowohl von Gewerbetreibenden, als auch von anderen Personen gehaltenen, Vorträge zu erkennen gegeben habe. Während der 14 Versammlungen in dem letztvergangenen Vereinsjahre wurden 11 größere Vorträge gehalten und 8 größere Mittheilungen gemacht, und zwei Exkursionen (nach Altenberg und auf den Dippoldschacht) von den Mitgliedern des Vereins un ternommen. Auch nach Außen hin war der Verein thätig, und seine Fürsorge für die Sonntagsschule, für Vermehrung und Benutzung der Vereinsbibliothek, für Abhaltung eines Christmarktes auf dem hiesigen Rath hausboden war dieselbe wie in früheren Jahren. Auch einem neuentstandenen jungen Unternehmen, dem Ver such, ein Localmuseum in hiesiger Stadt zu begründen, widmete der Verein seine Theilnahme und thätige Unterstützung, sowie er auch die Zwecke auswärtiger Vereine durch Betheiligung an den von ihnen veran stalteten Lotterien zu fördern suchte. Nach diesem Be richt theilte der Vereinscassirer, Herr Gerichtsamts- sportelcontroleur Karg, den gegenwärtigen Stand des Cassenwesens des Vereins mit. Derselbe gestaltet sich so: Aus dem vorigen Jahre war ein Cassenbestand von 70 Thlr. 29 Ngr. 7 Pf. verblieben und die Gesammt- einuahme des Vereins in dem lctztvergangenen Jahre betrug 126 Thlr. 6 Ngr. 6 Pf.,— die Ausgabe aber 95 Thlr. 19 Ngr. 4 Pf., so daß ein Cassenbestand von 89 Thlrn. 24 Ngr. 9 Pf. verbleibt, und zwar 30 Thlr. 17 Ngr. 2 Pf. baar, 51 Thlr. 9 Ngr. 7 Pf. als zinstragende Sparcasseneinlage und 7 Thlr. 28 Ngr. — Pf. in noch außenstehenden Resten. — Am Abend vereinigte ein gemeinsames Mahl die Gewerbevereins mitglieder und „Mitgliederinnen" zu einem heiteren gemüthlichen Beisammensein. Manches ernste und heitere Wort wurde während des Festmahles gesprochen. Insbesondere ließ Jehne den Gewerbeverein, Theile die städtischen Behörden, Karg die Gäste, Jehne den Frohsinn, Theile die Gegensätze (die Frauen), Gast Ferdinand Jehne den Gewerbeverein, Riedel die Sonn tagsschule und die geistige und körperliche Kraft im Gegensätze zum Geldsack, endlich ließ inan auch noch von verschiedenen weiten verschiedene Mitglieder des Ge werbevereins leben. Große Heiterkeit erregte ein von einem, leider beim Festmahle abwesenden, mit einer reichen Ader von Witz und Humor begabten Vereins- mitgliede gedichtetes Tafellied, das in höchst ergötzlichen Knüttelversen die in vorigem Jahre entwickelte Thätigkeit des Vereins schilderte. Ein bis in die Morgenstunden währender Ball schloß das Fest. Attenberg, 19. März 1862. Gesten, Abend nach 7 Uhr entlud sich in unserer nächsten Nähe ein starkes Gewitter. Der Blitz schlug auch im sog.