Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung tue Landwirtschast und Das .Wilsdruffer Tuqrblatt' crlchcint UN allen Wcrdiogcn nachmiilags 4 Uhr. Bezugspreis monallich 2,— AM. teei Haus, bei Pastdestcllung I.W RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Sipsg. Äüe Bostanstal,en und Post- bolcn, unsere Ausbmgeru. . ..er-, Q rr ,, Gcichäftsstclle, nehmen zu ^ederzei, Bestellungen cni. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gegen. Am Falle höherer »ewall.Kricg od. sonstiger Dclricbsstörungcn besteh, «lein .Anspruch aus Lieferung der Leitung oder Kürzung »es Bezugspreises. Siüchsendung eingesandlcr Schrislstüche erfolg, nur, wenn Rückporto beilicgi. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpfg. — Dorgeschriebene Erscheinungstagc und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen -Annahme' durch°°F?rn°u? Übermut Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.206 i'b'n erNchU^ wrnn^ 'drr°°Br, — ' ' ' - Jeder Radallanspruch Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 126 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 1. Juni 1935 Das nzW MOis zur Merrede Oer Sieg des Vertrauens. Der nächste internationale Sparkongreß in Berlin. — über 43 Milliarden Sparkapital. — Mehr Fleischverbrauch, ge steigerter Lebensstandard! Es gehört bestimmt zu den kleinen Ironien des Schicksals, daß in dem Augenblick, in dem in Paris der große internationale Sparkassenkongreß abgehalien und mit mutigen Entschlüssen zur Förderung der weiteren Spartätigkeit geschlossen wurde, eine Kapitalflucht nicht zuletzt der kleinen Sparer einsetzte, wie sie Frankreich seit der Stabilisierung nicht mehr gekannt hat. Die auf die Erhaltung ihrer Vermögen bedachten französischen Sparer größeren und kleineren Formats bringen auf jedem nur möglichen Wege ihre goldenen Schätze nach England. In demselben Augenblick berieten die 12 Länder, die zum Internationalen Sparkassenkongreß ge kommen waren, abschließend, wie in Zukunst den Krisen der Sparkassen zu begegnen sei, wie die Geldflüssigkeit er halten werden könnte und wie vor allem das Entschei dende, nämlich das VeArauen der Sparer zu den Spar kassen, weiter gefördert werden könnte. Der Internatio nale Kongreß stimmte in erster Linie in der Grund anschauung überein, daß endlich mit den Wäh rungswirren ein Ende gemacht werden müßte, da nur bei festen Währungen die Sparkassen das Vertrauen der Sparer genössen. Sie haben daher an die Regierungen aller Länder das dringliche Ersuchen gerichtet, die Währungen durch gemeinsame Übereinkunft auf feste Grundlagen zu stellen und so die Voraussetzung für die Zusammenarbeit aller Länder zu schaffen. Der gewaltige Aufschwung, den die deutsche Spartätigkeit seit den Tagen der Machtübernahme durch Adolf Hiller genommen hat, ist nicht zuletzt die Ursache dafür, daß der deutsche Vorschlag, den nächsten Internationalen Sparkassenkongretz nach Berlin einzu- berufen, angenommen wurde. Deutschland hat von jeher zu den Ländern gehört, die das Sparen aus sozialen, Wirtschaftspolitischen und nicht zuletzt aus staatspoli tischen Gründen gefördert haben. Die verblüffendste Leistung ist aber die, die in den letzten Monaten erreicht wurde, nämlich die Steigerung des deutschen Sparkapitals auf über 13 Milliarden. Da mit sind die Spareinlagen beträchtlich über die in der Nachinflationszeit höchsten Geldansammlungen hinaus gewachsen. Ende April 1930 betrugen die Spareinlagen S,7 Milliarden, zur gleichen Zeit 1931 11,1 Milliarden, 1932 10 Milliarden, 1933 10,4 Milliarden, 1934 11,6 Milliarden und Ende April 1935 bereits 13,1 Milliarden. Die Kapitalkraft der Sparkassen ist also seit dem letzten Krisenjahr 1932 um mehr als 3 Milliarden Reichsmark und selbst gegenüber dem früheren Spareinlagenhöchststand von 1931 bereits um 2 Milliarden gewachsen. Im ersten Viertel jahr 1935 hat der Einlagenbestand sogar um 762 Mil lionen Mark zugenommen. — Bei einer derartig starken Zunahme der Einahmen war es für die Sparkassen eine Leichtigkeit, die 500-Millionen-Reichsanleihe zu über nehmen. So hat denn die Zentralkasse der Sparkassen, die Deutsche Girozentrale, auch bereits den Gesamtbetrag an das Reich abgesührt. Das ist um so erfreulicher, als erfahrungsgemäß in den Sommermonaten im Zusam menhang mit Ferien und Reisen im allgemeinen die Spartätigkeit etwas zurückgeht und ein Teil der für die genannten Zwecke angesammelten Gelder wieder abge hoben wird. Im übrigen ist gerade in diesem Augenblick, in dem Frankreich und die Vereinigten Staaten, also die goldreichsten Länder der Erde, schwere Wirtschafts krisen durchmachen, der Erfolg des deutschen Sparwesens der beste Beweis dafür, daß eine ' Regierung wohl ohne große Goldschätze ihre Aufgaben lösen kann, niemalsaberohneVertrauen. Das Vertrauen in die Regierung und ihre Maßnahmen ist es, das dem Staate Adolf Hitlers in den letzten Jahren einen Erfolg nach dem anderen beschert hat. Der Zusammenbruch des Vertrauens ist die Ursache für die innerpolitischen Schwierigkeiten, die Frankreich im Augenblick durchmacht, und der kür die Vereinigten Staaten die Gefahr großer, ausgedehnter, langanhaltender Streiks in den ver schiedensten Industriezentren mit sich bringt. Der wirtschaftliche Aufstieg Deutschlands kommt nicht zuletzt in dem erhöhten Lebensstandard zum Ausdruck. Immer wieder ist von berufener Seite, nicht zu letzt vom Reichswirtschaftsminister betont worden, daß die Negierung und mit ihr die maßgeblichen Wirtschafts- sührer es sich angelegen fein lassen, den hohen Lebens standard des deutschen Volkes zu erhalten. Bisher ist dieses Ziel voll und ganz erreicht worden. Neuerdings erst hat das Institut für Konjunkturwirtschaft in einem feiner Wochenberichte ein neues Beispiel für den steigen den Lebensstandard in Deutschland angeführt: im Fleischverbrauch. Die Ausgaben dafür ergeben sich einmal aus der Menge des Verbrauchs, wie er bei den Schlachtungen keftgestelli wird, nnd zum anderen aus dem Stand der Einzelhandelspreise. Es wurde berechnet, daß in Deutschland in den Leiden letzten Jahren 20 Prozent England heißt den deutschen Lustpaktvorschlag willkommen. Erklärung des englischen Außen ministers Simon. Durch den deutschen Entwurf für ein Luftabkommen, den die Neichsregierung in London überreicht hat, und durch die neue Erklärung des britischen Außenministers Simon ist die Frage eines sogenannten Luftlocarno für Westeuropa, das einmal in der Londoner Mitteilung vom 3. Februar 1935 von England an Frankreich vorgcschlagen wurde, wieder in den Vordergrund der diplomatischen Erörterungen gerückt. Interessant ist die Feststellung der „Times", daß durch den Abschluß des französisch-sowjetrussischen Paktes die englische Regierung wieder zu der Auffassung gekommen sei, die Verhandlungen über den Luftpakt zu beschleunigen und sie nicht mehr im Rahmen des ganzen Programms vom 3. Februar zu halten. Die „Times" kündigen vorbereitende Besprechungen auf diplomatischem Wege an, denen dann vielleicht eine Konferenz folgen soll. Dabei scheint man sich in London darüber klar zu sein, daß der Zeitpunkt für diese Konferenz noch nicht gekommen sei. In anderen englischen Zeitungen wird eine eingehende und ehrliche Beachtung der Vorschläge des Führers und Reichskanzlers zur Frage des Luftpaktcs gefordert. Sir John Simon gab im Unterhaus die Stellungnahme der englischen Regierung zu den verschiedenen Vorschlägen, die nicht nur von Deutschland, sondern auch von anderen Staaten schon ein gegangen sind, bekannt. Er erklärte, die Idee des Luft paktes könne weder von England noch von Frankreich allein für sich in Anspruch genommen werden. Sie sei bei einer Anzahl von Personen diesseits und jenseits des Kanals ausgetaucht. Ein Umstand, der sehr glücklich sei. Eine festere Gestalt habe die Idee des Luftpaktes an nehmen können, als sich die englischen und französischen Staatsmänner zu einer sehr bedeutsamen und erfolgreichen Zusammenkunft eingesunden hatten. Verschiedene Staaten hätten zu diesem Paktvorschlag Anregungen gegeben. Es sei zu hoffen, daß über alle diese Anregungen recht bald ein Meinungsaustausch stattfinden werde. Das sei auch die Meinung der französischen Regierung. Der Kern der Frage sei der, daß der Pakt zwischen den Locarno-Mächten abgeschlossen werden soll und daß der Locarno-Vertrag damit eine Festigung erfahren würde. Dies würde auch England einen neuen Schutz gewähren. Es käme darauf an, den Pakt sehr genau zu formulieren, er müßte ja auch den Interessen und Schwierigkeiten der andern Vertragspartner Rechnung tragen. Während Eng land und Italien von dem Locarno-Vertrag noch nichts gehabt hätten, würde ein Luft-Locarno auch diesen Staaten einen Vorteil geben. Es bleibe noch die Frage offen, wie ein Luft-Locarno in einem allgemeinen Abkommen unter gebracht werden müßte. Das sei aber eine spätere Sorge. Von der deutschen Regierung seien Paktvorschläge ein gegangen, auch die französische und in gewissem Grade auch die italienische Regierung hätten ihre Ansichten zu dem Pakt bekauntgegeben. Der Augenblick könnte sehr schnell kommen, in dem mA einem sehr wünschenswerten Meinungsaus tausch persönlicher Art begonnen werden könnte. Simon hielt es aber nicht für ernepraktischePolitik, Englands Luftaufrüstung einstweilen zu stoppen. Andere Staaten würden dies ja auch uicht tun. Es sei aber zu hoffen, daß man sich über die Grenze der Luftrüftungen in Bälde einigen werde. Englands Aufrüstung zur Luft "diene dem Frieden und könnte daher auch nickt den Luftvaktverbandlunaen mehr Fleisch als 1933 verbrauch wurden. Dle Preise für Fleisch sind in dieser Zeit um etwa sieben Prozent gestiegen, der Fleischverbrauch dagegen ist um 13 Prozent gesteigert worden. In d?n Jahren 1929 bis 1932, in denen im Zusammenhang mit der rückläufigen Konjunktur der Fleischverbrauch beträchtlich abgenommen hatte, hatte man die Lasten dieses Rück ganges einfach auf die Landwirtschaft abgewälzt, indem man ihr 37 bis 43 Prozent weniger für das Vieh bezahlte. Bei diesen Mindererlösen konnte der Bauer beim besten Willen nicht bestehen. Es konnte daher nicht wunder nehmen, daß die Landwirtschaft damals ihre Viehbestände verringerte, zumal die wachsende Arbeitslosigkeit in den Städten eine weitere Beschränkung im Fleischverbrauch Mit sich brachte. Glücklicherweise ist beute der Bauer durch Schaden antun. Ganz im Gegenteil'würde das eng- lifche Luftflottenprogramm noch dem Ab schluß eines ^'.fipaktes dienlich sein können. Autzenmimster Simon hieß die Erklärung der deut schen Regierung willkommen, nach der sie bereit sei, nicht nur einen Luftpakt zu besprechen, sondern auch die Beschränkung der Luftrüstungen. Das letzte würde ungeheure Hilfe und gewaltige Tat bedeuten. Die In-Acht-Erklärung des Luft bombardements würde zu der wirklichen Abschaf fung einer der furchtbarsten und beunruhigendsten Ge fahren führen, die die Welt bedroht. Der Führer der liberalen Opposition, Sir Herbert Samuel, stellte die Rede Hitlers in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Sie sei nach übereinstimmender Ansicht eines der wichtigsten Ereignisse in der gegenwärtigen inter nationalen Politik. Wenn es nur möglich wäre, ein Ab kommen über die Begrenzung der Luftstreitkräfte der west europäischen Länder zu erreichen, so würde das zweifellos allgemein begrüßt werden. Hitler habe eine Erklärung abgegeben, die sich durch ihre Entschlossenheit und durch das Fehlen von Flach heiten und diplomatischer Unbestimmtheiten auszeichne. Auch sei sie höchst erfrischend und nützlich. „Hier", so sagte Samuel wörtlich, „sind die Vorschläge Deutschlands. Es ist Pflicht Großbritanniens, sich mit diesen Vor schlägen ebenso zu befassen, wie wenn sie von dem Ministerpräsidenten Großbritanniens gemacht worden wären." Die Feindseligkeit Hitlers gegenüber Sowjetrutz- land müsse Europa in einem Zustand der Unruhe halten. Er sei überzeugt, daß eine Befriednna in Westeuropa nur eine nützliche Rückwirkung auf die Fragen im Osten hätten.. Alle müßten sich, so sagte Samuel an anderer Stelle seiner Rede, darüber einigen, daß es ver nünftig sei, wenn man sich nicht hinter dem Rücken Deutschlands auf bestimmte Vorschläge einige. Im weiteren Verlauf der Unterhausaussprache nahm auch Lordsicgelbewahrer Eden das Wort. Eden hob u. a. folgendes in seinen Ausführungen her vor: Die Sicherheit, die der geplante Luftpakt geben werde, und die Begrenzung und Beschränkung der Luft rüstungen seien untrennbar miteinander ver bunden. Die englische Ansicht gehe bestimmt dahin, daß man, um mit dem Luftpakt und der Luftbegrenzung Fortschritte zu erzielen, nicht Fortschritte in den übrigen, im Londoner Protokoll erwähnten Fragen abzuwarten brauche. Es sei die Absicht der deutschen Regie rung, bis zur gegenwärtigen Stärke der französischen Luftstreitkräfte auszubauen. Nach seiner Meinung sei es sehr unwahrscheinlich, daß irgend etwas außer einem Begrenzungsabkommen diese Absicht ändern würde. Eden widersprach dann ebenfalls wie Simon dem Vorschlag, England möge die Durchführung seines Luftaufrüstungsprogramms einstellen, um erst einmal den Ausgang der Verhandlungen über die Begrenzung ab zuwarten. Keine Verantwortliche Regierung könne im gegenwärtigen Augenblick ein solches Risiko übernehmen. Englands Aufgabe bestehe darin, alles in seiner Macht Stehende zum Aufbau eines Systems kollektiver Sicherheit zu tun und andere Rationen zum Beitritt zu bewegen. Der Maßstab, der es den beteiligten Mächten ermöglichen werde, in der Luft einen gleichgearteten Beitrag zum kollektiven Sicher heitssystem zu leisten, scheine nach seiner Auffassung die Luftparität der vier Großmächte West europas zu sein. Es handele sich um die Frage, eine Grundlage zu finden, auf der die Verhandlungen stattfinden könnten. England sollte sich zusammen mit Europa, so wie es heute sei, bemühe«, das Beste aus dem Beitrag zu machen, der i» Gestalt der Hitlcrrede vor wenigen Tagen geleistet worden sei. . Der parlamentarische Reuter-Korrespondent bemerkt dle Marktordnung vor derartigen Unterbietungen und der Städter vor Übervorteilung geschützt. Wenn in den letzten beiden Jahren der Fleischverbrauch in Deutschland um 20 Prozent gestiegen ist, so ist das ein neuer Beweis dafür, wie sehr sich die Einkommeusverhält- nisse, wenn auch nicht für den einzelnen, so doch für die breite Masse gebessert haben. Erfreulich ist auch die Tatsache, daß Deutschland heute auf dem Gebiet der Fleischversorgung bereits praktisch Selbstversorger ist. Der Jnlandsanteil an Fleisch verbrauch betrug 1934 92 Prozent, 1929 94 Prozent und ist 1933 und 1934 auf 99 Prozent gestiegen. N-r Geflügel ist die einzige Fleischsorte, die immer noch aus dem Aus land eingeführt wird.