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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050327026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905032702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905032702
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-27
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
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Annahmeschlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig <Jnh. vr. B„ R. L W. Klinkhardt). Nr. 157. Montag den 27. März 1905. SS. Jahrgang. Var Wicbtigrle vom Lage. * Nach einem Telegramm aus Porto passierte dort der Dampfer .Hamburg" mit dem deutschen Kaiser an Bord in Begleitung des Kreuzers »Friedrich Carl" am Sonntag Abend 5'/, Uhr; er wird heute um 3 Uhr nachmittags in Lissabon erwartet. * Nach einem von beute datierten Telegramm aus Warschau soll der Urheber des Attentats aus den Baron Nolken verhaftet worden sein; eS beißt ferner, er habe auf der Flucht noch einen Polizisten getötet. (S. di« Krisis in Rußland.) * Au« Petersburg wird gemeldet, daß die Japaner gegen Kirin marschieren, aus Tokio, daß Kuroki mit der Ostarmee bereit-dort eingetroffen sei. (S. russ.-jap. Krieg.) Vie subjektive «ml Oie reriprsire Neubeit. Unfern Lesern wird erinnerlich sein, daß in einem Musterschutzprozeß der Königlich Preußische Sachv.- Verein in zwei verschiedenen Instanzen über dasselbe Flächenmuster zwei einander direkt widersprechende Gut achten erstattet bat. Seinen Umfall motivierte er damit, er habe beim Erstatten des ersten Gutachtens nicht ge wußt, wie das betreffende Flächenmuster entstanden sei, denn die Art, wie eine Schrift entstanden sei, könne das Urteil über ihre Neuheit und Eigentümlichkeit verändern. Der solchergestalt von ihm konstruierte Begriff der „subjektiven Neuheit" hat in der Fach- und Tagespresse eine einmütige Verurteilung erfahren. Wie soll auch ein Dritter, der sich die Frage vorlegt, ob er ein Muster (dasselbe gilt von Erfindungen und Gebrauchs- mustern) respektieren muß, oder wie soll ein Gericht oder das Patentamt, das die Frage zu entscheiden hat, ob ein Muster oder eine Erfindung schutzfähig ist, feststellen können, welchen Weg der Erfinder bei der Konzipierung der Erfindung oder des Musters, also bei einem inneren, geistigen Vorgänge, zurllckgelegt hat, um zu seiner Schöpfung zu kommen? In dieser rein rechtlichen Frage kann der Sachverständigen-Verein keine Autorität für sich beanspruchen, zumal sein Standpunkt zu einer un glaublichen Unsicherheit auf dem Gebiete des gewerb lichen Rechtsschutzes führen würde. Das Kammergericht hat denn auch in einem kürzlich entschiedenen Prozesse fest- gestellt, daß die Frage der Neuheit und Eigentümlichkeit eines Musters rein objektiv nach dem Stande der Technik oder eines Kunstgewerbes zur Zeit der Anmel dung geprüft werden müsse, und das subjektive Moment von Seiten des Erfinders nicht in Betracht kommen könne. Wie wir aus sicherster Quelle hören, soll eines der an- gesehendsten Mitglieder des Sachverständigen-Vereins kürzlich in öffentlicher Sitzung des Vereins für den Schutz des gewerblichen Eigentums erklärt haben, man sei sich bei Annahme dieses, von einem unzureichend in formierten Referenten erstatteten unglücklichen Gut achtens der weittragenden Bedeutung der Sache nicht klar gewesen! Aber der Leidensweg, den der klare Begriff der vom Gesetz für den Musterschutz verlangten „Neuheit" zurück legen sollte, ist damit nicht zu Ende. Das Berliner Kammergericht hat kürzlich die neuste — allcrneuste Neu- beit entdeckt, nämlich — die „reziproke Neuheit". Der Fall liegt so: Das Kammergericht hatte über den Schutz zweier Flächenmnster zu entscheiden, von denen das eine, ein halbes Jahr später angemeldet, lediglich eine Ver schmälerung des anderen war. Das zuerst angemcldete Muster wurde von den Gutachtern für alt erklärt, die Verschmälerung aber — allerdings auf Grund einer falschen Prämisse — als neu. Hieraus schloß das Kammergericht, auch dem ersten, alten, längst ver breiteten Muster, welches bis auf die Verschmälerung mit dem späteren identisch sei, gebühre der gesetzliche Schutz für seine „Neuheit und Eigentümlichkeit". Beide Muster seien eine einheitliche Erfindung, die auch deshalb nur einheitlich auf Neuheit geprüft werden könnten. Diese Auffassung des Kammergerichtes ist ebenso un- haltbar, wie die vom Königl. gewerbl. Sachverständigen- Verein entdeckte subjektive Neuheit. Würde nach der Feststellung des Kammergerichts nur durch Zusammen halten der beiden Muster der wirkliche Schutzgegenstand erkannt werden können, dann würde doch keines der Muster schutzsähig sein, weil keines für sich allein eine dem Gesetz genügende Offenbarung des zu schützenden Gegenstandes enthielte. Dieser Gegenstand ist so selbst verständlich. daß man sich nur wundern kann, daß er sich nicht auch dem preußischen Kammergericht aufgedrängt bat. Ein langes Leben dürfte jedenfalls der „reziproken Neuheit von Geschmacksmustern" unter der Aegide des Königlich preußischen Kammergerichts nicht beschieden sein. ver Humana in Zücklvesiattilra. Vie neue Eisenbahn Lü-eritzbucht-Aubub. Aus der Denkschrift Wer den Verlauf des Aufstandes in Teutsch-Lüdweslajrika läßt sich die gebieterische Notwendig keit für den Bau einer leistungsfähigen Etappen st raße von Lüdcritzbucht bis Kubub entnehmen. Das kann nur ein Schienenweg fein, da der Transport auf Karren oder Wagen mit Ochsengespannen vollständig versagt und auch der Ver'uch mit Lastkamelen von den Kanarischen Inseln keinen Erfolg gehabt t-at. Für den südlichen Kriegsschauplatz kom men die beiden Etappenlinien Windhuk—Rehoboth—Keet» manshop und Lüdcritzbucht—Keetmanshop in Betracht. Die kürzere Strecke ist die letztgenannte Linie, sie würde auch den Hafen Swakopmund und die Bahnlinie Swakopmund—Wind huk entlasten, wenn nicht die Strecke zwischen Lüdcritzbucht und Kubub so große Schwierigkeiten böte und bis jetzt so wenig leistungsfähig sich zeigte, daß, wie die Denkschrift hervorhebt, diese Strecke nur verschwindend wenig zur Heranschasfung der Verpflegung beitragen konnte. ,')ur gesicherten Proviantierung und um unseren Soldaten m Südwestafrika dort aus dem südlichen Kampfgebiete vor Entbehrungen, ja vor Hunger zu schützen, ist die Anlage einer guten südlichen Etappenstraßc durch eine schmalspurige Bahn erforderlich. Die Kosten können nicht allzu groß sein; außer dem würden durch diese neue Bahn viele Transportkosten auf dem Umweg von Swakopmnnd-Windhuk nach Keetmanshop erspart werden. Aber ganz abgesehen von diesen Ersparnissen drängt sich doch die Forderung aus, kein Mittel unversucht zu lassen, um unsere Truppen aus dem südlichen Kampfgebiete mit größter Schnelligkeit und Sicherheit zu verproviantieren, das kann nur durch Anlage einer Bahn über die schwierige Strecke Lüdcritzbucht—Kubub geschehen. Nach Niederwerfung des Aufstandes würde diese Bahn als ein wesentlicher Faktor zur Erschließung des südlichen Gebietes von Tentsch-Südwest- afrika dienen. Vas ^ferbeniaterial unserer Sübweftafrikaner. Unter dieser Stichmarke und Angabe der „Voss. Ztg." als der Quelle brachten wir am 1. d. M. eine Notiz, wonach sich das Pserdematerial, das in Ostpreußen angekauft war, in Südwestafrika nicht besonders bewährt hätte. Wie jetzt im „Dtsch. Pserdemarkt" mitaeteilt wird, bewähren sich jedoch die längs der ganzen russischen Grenze gekauften sogenannten „Kutter" in Südwestafrika sehr gut. Es sind dies kleine, zähe, anspruchslose Tiere, die sich für die Infanteristen trefflich zum Reiten eignen. Weniger haben sich die von preußischen Kaval lerieregimentern gestellten Pferde für geeignet gezeigt, da sie, sozusagen, schon zu kultiviert und verweichlicht, zugleich aber auch im allgemeinen zu groß sind. Sie waren für die Offi ziere und die von der Kavallerie gestellten Mannschaften be stimmt. Neuerdings sind nur die oben erwähnten „Kutter" nach Südwestafrika geschickt worden, die für 400—KOO .tk ge kauft werden. Vie Fmis in ZussIanO. Aus -en, Petersburger Strelkrevier wird der „Franks. Ztg." gemeldet: Tie Verwaltung der Alerandrowsky-Eisenwerke bat die Forderungen der Arbeiter nicht bewilligt, worauf die Arbeiter in den Ausstand traten. Die Fabrik hat den Betrieb ein- ge stellt und einen zweiwöchigen Lohn ausgczablt. Dasselbe ist in der M a xw e l l fa b r i k und der Tuch fabrik Thornton geschehen. In der Petersburger Gewehrfabrik haben außer 200 Mann alle Arbeiter die Arbeit eingestellt. Moskauer Beschlüsse. Nach einem Telegramm aus Moskau sprach sich die dortige Pädagogische Gesellschaft für die Notwendigkeit aus, die polnische Sprache zur Unter richtssprache in den polnischen Schulen in Russisch- Polen zu machen. — Gestern fand eine zahlreich besuchte Versammlung der Rechtsanwälte statt, die sich mit dem kaiserlichen Erlaß vom 3. März beschäftigte. Es wurde beschlossen, darum nachzusuchen, daß eine Kom mission unter Leitung des Ministers des Innern ein Wahlgesetz nach den Grundsätzen der geheimen, direkten und gleichen Wahl ausarbeiten solle. Vas warschauer Vourbenartentat. Ueber die Bombenanschläge auf die Warschauer Polizeistation wird weiter gemeldet, daß vier Polizisten und zwei Privatpersonen verletzt wurden; der Täter, der selbst verwundet wurde, soll (während die gestrige Depesche behauptete, er sei entko in m e n) verhaftet worden sein. Tie Person, die den An schlag gegen den Polizeimeister verübte, tötete auf der Flucht einen Polizisten. Vie Unruhen in Lranskankasken. Aus Tiflis wird unter dem Datum des Sonn abends telegraphiert: Die Währung unter den hiesigen Schülern dauert fort. Diejenigen, welche die Schule besuchen wollen, werden von anderen gewaltsam daran gehindert. Aus verschiedenen Ortschaften des Gouverne ments werden Bauern Unruhen gemeldet. Am 13. drangen 350 Bauern der Ortschaft Chidari Wardsija (Kreis Schorapan) unter den Rufen: „Hurra, Freiheit, Brüderlichkeit, nieder mit der alten Verwaltung!" in die vom Ministerium für Volksaufklärung r e s f o r t i er en d e Schule, zertrümmerten Türen, Fenster und Möbel und zerrissen ein Bild des Kaisers, so wie Dokumente und Bücher. Aebnlichcs verübten sie in der Wohnung des Vervxilters eines einem griechi schen Kloster gehörenden Gutes. In der Zeit vom 14. bis 18. d. Mts. begingen die Einwohner von drei Ortschaften Waldfrevel aus der Apanaqebesitzung Muchranskoje; 800 mit Stöcken und Gewehren be waffnete Bauern aus verschiedenen Ortschaften erschienen in der Gutskanzlei und stellten die Forderung, jeder Ortschaft in Zivil- wie in Kriminalsachen unbe schränkte Rechtsprechung durch gewählte Richter zu gewähren, den Dorfgemeinden beigetretene Personen anderer Stänide als vollberechtigte Bauern anzuerkennen, die Staats-, Apanagen- und Privatgüter den Dorfgemeinden als Eigentum zu übergeben und von diesen nur Staats steuern zu erheben. Weiter verlangten sie Besoldung der Geist- lichen und Entschädigung derselben für gottesdienst liche Handlungen, ohne Kontrolle der Obrigkeit, Frei gabe und Eröffnung von Lesezimmern und Bibliotheken ohne Zensur, Schulen, Verwendung derNekrute n ausschließlich innerhalb der Grenzen des Gouvernements und für Kriegsoperationen nur inner halb der Grenzen Transkaukasiens, so wie Preßfreiheit und Absckiafmng verschiedener Steuern. Zum Schluß erklärten sie sich solidarisch mit den r u f s i 1 chen Aufrührern, setzten den 27. März als Ter inin für die Erfüllung ihrer Forderungen fest und bc hielten sich für die Zeit nach dieiem Termin weiteres vor. Zur Herstellung der Ordnung und Beitreibung der Ent schädigung für den durch den Waldfrevel entstandenen Schaden ist ein Bataillon entsandt worden. — Auch im Kreise Gori ist verschiedentlich Waldfrevel verübt worden. ver liittlzch.japanircbe Weg. Ruhlan-und-asenglisch-japanrscheVün-nis. Die Behauptung russischer Kritiker, daß das englisch-japa nische Bündnis allein gegen Rußland gerichtet sei und daß es den Zweck habe, Japan die Früchte seines Sieges zu sichern und Rußland eine Vergeltung unmöglich zu machen, wird von den „Times" in dem ersten Punkte als unwahr, in dem zweiten Punkte dagegen als durchaus zutreffend be zeichnet. Die „Times" schreiben: „Tas Bündnis ist nicht gegen Rußland gerichtet, hat jedoch den Zweck, den sdarus guo so, wie er nach Schluß des Krieges in Asien festgestellt werden wird, aufrecht zu erhalten und den Frieden der Well zu sichern. Wenn das Bündnis dies erreicht, so wird es der Friedensparlei, die, wie wir wissen, immer in Rußland be stand, neue Gelegenheit bieten, ein für allemal allen gefähr lichen und unpraktischen Gründen einer russischen Herrschaft über den Kontinent von Asien und einer Vorherrschaft im Stillen Ozean ein Ende machen." Ein Eon-sner Ssnntagsblatt will wissen, daß Frankreich eine Note an die Mächte geschickt habe, worin es dringend zur Vermittelung zwischen Rußland und Japan und zur Formulierung von Friedens bedingungen auffordere, die für beide kriegführende Teile keinen Verlust an Prestige bedeuten würden. Das britische Kabinett habe die Note in dem am vergangenen Donnerstag berufenen Kabinettsrat erörtert und beschlossen, datz England in der Sache keineJnitiative ergreifen könne, aber andere Mächte lebhaft unterstützen würde, falls sie sich zum Vorgehen entschließen sollten. Gleich nach dem Kabinetts- rat sei aus besonderen Befehl des Königs ein Bote an diesen abgelandt worden, um ihn über das Resultat zu bcnach- richtigen, später habe der König Balfour in Audienz em- psangen. Der Susamrnenststz auf hoher See. Während bisher die Meldung vom erfolgreichen Angriff der japanischen Torpedobootsflotille aus das russische Geschwader noch nicht widerlegt ist, sind in Peters burg beunruhigende Meldungen :m Umlauf. Darnach soll die gesamte japanische Torbedobootsflotille von 15 erstklalsigen Booten, begleitet von zwei schnelliabrenden Hülfskreuzern, an der OstkListe von Afrika anaelangt sein. Hierdurch sei nicht nur die Straße von Bab-et-Mandeb für die russischen Geschwader verschlossen, sondern es seien auch die zahlreichen Transportschiffe für die russische Flotte von dieser abgeschnitten, weshalb es fraglich sei, ob das dritte Geschwader tue Fahrt durch das rote Meer antreten werde. Aus Sandakan (Borneos wird gemeldet: Vizeadmiral Detva ist mit den Kreuzern „Kasagi und „Tschitose" und den Hülfskreuzern „America Marn" und „Pamata Maru" am 18. März in Labuan angekommen und am nächsten Tage wieder tortgegangen. — Ein Telegramm ans Zidnep besagt: Verschiedene Handelshäuser haben 8 Dampfer gechartert, um ungefähr 10 000 Pferde, die in Au st r a- lien für Rechnung der japanischen Regierung gekauft sind, nach Hongkong zu verschiffen. Der erste Dampfer gebt in 14 Tagen ab. ver Aoinman-eur -er Schwarzen Meer-Flotte, Admiral Tschuschnin, äußerte gegen seine Offiziere über das Geschwader Rostdjestwenskvs, ohne Kampf werde dieser nicht nach Norden gelangen. Tie Japaner können eins von beiden unternehmen: Entweder gehen sie in den Indischen Ozean und vernichten mit ihren zahlreichen Kreuzern die russischen Transportschiffe. Tann gleicht das russiichc Ge schwader einem Kinde ohne Nahrung. Oder Japan kämpfe Feuilleton. Möblierte Zimmer. Roman von Rudolf H i r s ch b e r g - I u r a. Nachdruck verboten. I. Don Ewald Permosers elegantem Arbeitszimmer aus fah man auf die Bäume und Sträucher des Jobannaparkes, über denen der warme Schimmer der Iunisonne zitterte. Doch warf Ewald heute keinen Blick durch die hohen, mit bunten, durchsichtigen Stores verhängten Fenster. Er Ivar an seinem Schreibtisch be schäftigt, der den Eindruck eifriger Gelehrsamkeit machte. Auf der mächtigen, breiten Platte lagen, zum Teil noch unaufgeschnitten, ganze Stöße französischer Romane und verengten den Dronzescksalen, Falzbeinen und aller hand kostbarem Schreibgerät den Platz. Einige Bücher waren aufgeschlagen, und hier und da türmten sich, unter zierlichen Briefbeschwerern nachlässig einporge- schichtet, kleine Hänschen von Zetteln, die nur mit wenigen Zeilen beschrieben waren. Den geräumigen Etagerentrfch links neben dem Schreibsesfel füllten fran zösische Zeitungen und Zeitschriften; oben auf machten sich einige Dutzend Sonntagsbeilagen des „Gil Blas" und eine Menge Hefte des „Paris qni chante" breit. Ewald Permoser blätterte mit verdrießlicher Auf merksamkeit in dem neuesten Romane von Marcel Prövost, indem er hin und wieder ein paar Worte auf den neben ihin liegenden Notizblock kritzelte. Jetzt aber lehnte er sich mißmutig zurück, schob Buch und Schreib werk von sich und stand auf. Seine Arbeit war ihm heute genau so gleichgültig, wie draußen der glänzende Sommertag. So reizvoll sie ihm oft gewesen war, und so viel Vergnügen es ihm oft gewährt hatte, sich eine vertraute Kenntnis der neuesten französischen Literatur zu erwerben, so schien es ihn« doch heute überflüssig und völlig zwecklos, seine Beobachtungen und Bemerkungen nun zu einer gelehrsainen Abhandlung zusammenzu stellen, nach der kein Mensch irgend welches Bedürfnis empfand, und die keine andere Bestimmung hatte, als ihm den Doktorhut zu verschaffen. Gelangweilt glitten seine Augen über die Bilder an den Wänden und die beiden stattlichen Bücherschränke. Er trat in den anstoßenden großen Salon, setzte sich an den Flügel und ließ ein paar Akkorde eines schwer mütigen Chopinschen Walzers erklingen, ging aber bald in eine burleske Melodie aus Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt" über, die er in einigen feierlichen Motiven aus dem „Parsifal" verschwinden ließ. Dann brach er unmittelbar ab, sah nach der Uhr, beschloß auszugehen, tat einen Blick in fein Porte monnaie, der ihn nicht befriedigte, und öffnete die gegenüberliegende Tür, um Mama zu sprechen. Er fand Frau Professor Permoser jedoch weder in dem kleinen Salon, noch im Wohnzimmer, sondern erst im Speisezimmer, wo sic an dem anscheinend schon völlig sauberen Büffet eifrig mit dem Staubtuch hantierte, x „Aber Mama, das sollst du doch nicht selbst tun! Staub schlucken und dich abarbeitenl" „DaS bleibt mir anders übrig, wenn eS Anna nicht sorgfältig besorgt? Die große Wohnung macht freilich auch zuviel Arbeit für ein Mädchen." „Dann solltest du dir eben zwei Mädchen halten, wie früher." „Nein, wir hätten die große Wohnung aufgcben sollen. Gleich bei Vaters Tod hätten wir sie aufgcben sollen. Wir machen ja doch keinen Gebrauch davon. Vorigen Winter warst dn in Paris, und ich l>abe mit deinen Schwestern zuhause gesessen, und wir haben uns in unserer Einsamkeit gefürchtet und mit trüben Er innerungen gequält. Gäste haben wir fast gar nickt gehabt. Nur deine Freunde haben sich öfter sehen lassen." „Drum ist es ganz in der Ordnung, daß wir sic heute zu einem kleinen Diner bei uns haben. Aber dabei darfst dn es nicht bewenden lassen. Im Herbst mußt du wieder anfangen, ein großes Haus zu machen. Das Trauerjahr ist längst vorüber. Das Leben hat auch seine Rechte. Unser Name und unsere gesellschaft liche Stellung legen uns Verpflichtungen auf. Dor allem aber bist du es Gerda und Hsnnv schuldig. Daß sie nun keinen Vater mehr haben, ist dock kein Grund, sie von aller Welt abgeschlossen zu halten." „Was Henny anlangt, so scheint Or. Grolich nahe daran zu sein, sich zu erklären." „I>r. Grolich? Das wäre ja ganz hübsch. Wenn cr sich aber nicht erklärt? Er ist ein famoser Kerl. Aber wir haben doch nicht nötig, ihm unsere Henny auf dem Präsentierteller anzubieten oder sie ihm geduldig bis zu seiner gelcgentlickien freundlichen Entscheidung zu reservieren. Freier Wettbewerb muß sein. Henny ist doch schließlich ein Preis, um dessentwillen sich der bequeme Herr einige Anstrengung zumuten darf. Also, mein gutes Mamachen, cs wird dir nichts anderes übrig bleiben, als wieder Bälle zu veranstalten, Einladungen anzunehinen, Gesellschaften zu geben " „Ja, ja! Ich tue ja alles, was ihr wollt." „Ach, Mamachen, dann gib mir doch heute schon mein Monatliches. Ich bin beinasie wieder blank." „Aber Eioald. beute ist erst der Fünfundzwanzigste! Ich begreife gar nicht, wie du dein Geld immer so rasch verbringst. Alles, was du brauchst, hast du doch zu Haufe!" „Einen .Hansen Bücher habe ich wieder gekauft. Eine Menge Kleinigkeiten gibt cs auch fast jeden Tag zu be zahlen. Ueberbaupt, das Leben kostet dock immer Geld' Ich verstehe dein bekünnncrtes Gesicht nicht. Du hast mir ja selbst gesagt, daß wir trotz meines teuren Pariser Semesters unsere Iahreseinnahmen längst nickt auf gebraucht haben. Dn kannst dir also unmöglich ernst liche Sorgen machen." „Mein Sohn, wenn man keine pekuniären Sorgen bat, macht inan sich andere, die manchmal noch schlimmer sind. Seit Paters Tod habe ich ganz allein die Verant wortung für euch und eure Zukunft." „Und das macht dir Sorgen? Weshalb denn? Gerda und Henny sind gute 'Partien und bekommen mal jede einen guten Mann. .Aber ich bin ein Tauge nichts und auch schon zu blasiert, uin eine Fran glücklich zu macken. Mich behältst du allo zu Hause und bleibst nicht allein. Wenn ich mich dann mal als Privatdozent niederlasse, so werden mir die zwei oder drei Hörer, die
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