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Stk.»»» L». Jahr,. Montag, den 19. Mai 1919 avends «,»»a»r»r«4S, M'LMV'n«! «>»a^» » g» l «3«. frÄ H<« U»— >0^ Oeftk^vUy WMMp tv« i »in»«l> Nummer IN »N ««««e »M^am-a M-rint an allen ^ «»<0>Maa»n nachMmu». Sächsische NolksrMng Gefchäftsirelie iruv A»«»»eu-rl. 1«, Hotbeirrstras,e Fernsprecher L13V« Prstschectzbonto Leipzig Slr. 147K? Sluieigeui etunahme »^nGl> k>!l>iSa izl'lii«« "ie kl)Ahr. < von 8a>:.»:>-.iM.-n,-k.> l>I« i l "M--.-. Preis lürti,- i-elu Lr»>I>-.ttl«-sO Z. ««Stell»» - m?«eil « .N. ,Z--.m!!Ie-> Niizetgen Ü>>? z. , Für undeuUich gc>ch>n vn,e. s-lvie durch j Deerher wnne» n BermuwoM'lNtett lür --ic ii.-HNgntU i»e^ nicht kd-rncljme». k.Kchtüiiiie der tiedoNioa: lt >8 Uvr l olin llLgs. ,L Einzige ktlchÄisch« ^«WszeMm^ KAUM- Brga« de« Ne»<»d»: i-u, re?. - Ans,-»« L »tt «lla-rterter M?WhMm>S»»eil-se m» -mtA »echeadeM«-« A««-r«M MW.M» » m« «»t»» W«chn»M«»e Fäden. D Als wir Len „Dresdner Anzeiger auj die Papsthetze festnagelten. die er in Nr. 119 vom 16. April derrieb, erklärte das Blatt einige Tage später, wir hätten -cu Artikel seines italienischen Mtarbeiters dazu benutzt uiil es „einer Papsthetze zu verdächtigen, die uns selbstver ständlich völlig fernliegt". Wir l>aben unserer Freude dar über Ausdruck gegeben, haben aber doch zu gleicher Zeit auS auttn Gründen hinter Las „selbstverständlich" ein Frage zeichen gemacht, in Erinncrnug an das Material, das aus nutzerer Zeit in unseren Händen ist. Und siche da, — ein chnd, kein Enget ist so rein — es ist nur ein Monat seit dem Verflossen^ und der „Dresdner Anzeiger" wandelt be reits '.nieder in den Bahnen seines Artikels vom l6. April. Äären die Zeiten nicht so furchtbar ernst, so müßte mau eigentlich über das, was der „Dresdner Anzeiger" in seinem 'Leitartikel „Die Umgarnung D e n t s ch ö st er reiche" <Nr. 172 vom 17. Mai) verzapft, herzlich lachen. Mer 1-ia Geschichtsklitterei, die da getrieben wird, hat auch eine sthr gefährliche Seite. Es wird in dem Artikel, auf dir ch-it v-on 1866 Ainlickgegrisfen und es wird behauptet, es sei unwahr, daß Bismarck damals aus prinzipiellen Gründen ein Gegner der Vereinigung Deutschösterreichs mit Deutsch land gewesen wäre. ES ist sckson bezeichnend genug, daß der „Anzeiger" es wagen darf, seinen Lesern etwas deraickiges vorzusetzen. Aber wir hören ja, auf was es ankommt. Es heißt dann: ..Aoiir und Frankreich waren die heftigsten Zbegner des Arrschlußgedankens." Diese Behauptung wird daun in der Liizeiger-Manier weiter ausgesührt und es wird behaup tet, die Schlacht bei Königgrätz sei nicht nur für Habsburg, sti.dern auch für Rom und Frankreich eine Niederlage ge wesen.. So viel« Worte, so viele Jrrtüiner. Dann kommt -er Verfasser des Artikels auf die Gegenwart und der Reif, der in der Frühstngsnacht der deutsckwsterreichischen An» iitzlußbeipeglmg fiel, ist natürlich nach seiner Ansicht ans mclcks .anderes als auf die Politik Roms zurückznführen. lls r »lehnt sich nickt, den haarsträubenden Unsinn — wir ünden wirklich kein anderes Wort dafür — hier wiederzu- eek«n. Wir wollen nur noch auf einen Punkt Hinweisen: Es ist Tatsache, daß in Deutschösterreich gerade von den Katholiken cifrigst für den Gedanken des Anschlusses cm las Deutsche Reich gearbeitet wurde. Das kann selbst der .Dresdner Anzeiger" nicht abstreiten. Aber da hilft man sich nun eben' mit einer Unterschiebung unlauterer Motive darüber hinweg. Der '„Anzeiger" sagt, es „zeige sich deute daß die Propaganda der Klerikalen für den groß- deutichen Gedanken während der Wahlen zur österreichi- ickrer' Nationalversammlung nur ein Stimmenfang war". Und da lvagt es noch das Blatt, zu behaupten, es liege ihm eine Hetze vollständig ferns Bei dieser Gelegenheit düvjcu wir vielleicht den .Dresdner Anzeiger" wegen seines früheren Artikels daran erinnern, daß er in Nr. 129 mitgeteilt hat, er hätte seinen iüllienischen Mitarbeiter um weitere Aufklärung gebeten und tverde seinerzeit ans die Angelegenheit zurückkommen. Mir haben dein „Anzeiger" damals zwei Wochen Zeit ge geben, sein eigenes Gedächtnis und das Gedächtnis seines Mitarbeiters zu schärfen und haben erwartet, daß wir dann klipp und klar Antwort erhalten werden. Wir haben den »Anzeiger" anfgefordert, einmal mitzuteilen, wann und rve, der Vatikan durch den Mund seiner Diploinaten und Lrgane z» verstehen gegeben hat, daß er in dem Siege des Kaiserreiches auch den Sieg -es katholischen Prinzips er blicke oder zum mindesten des christlichen. Weiter haben wir den „Anzeiger" ersucht, uns die Namen der Zentrums- aägeordneten nennen zu wollen, die den kühnen Satz aus gesprochen hätten, der Papst stehe auf unserer Seite, wäh lend er sich im Kriege tatsächlich nach der Aussage eines nationalliberalen Abgeordneten vollständig neutral verhal len hat. Es ist nun ein Monat verflossen und wir müssen noch illuner auf die Antwort des „Anzeigers" und seines Mitarbeiters warten. Wie lange noch? Und daher die Frage: Wird der „Anzeiger", im Falle er diese Frage nicht beantworten kann, dann nicht anstehen, seinem Bedauern Giüber UnHdruck zu geben, daß er hier, milde gesagt, so sthrlässig "gehandelt hat? GmewÄachweis für 'eine Behauptungen wird er nicht nbringen können. Hingegen wollen wir ihm sagen, auf was sein Artikel „Die Umgarnung Tentschösterreichs" zu- ! äckzvfilhren ist: nämlich auf das Treiben der Frei maurerei. Wir wollen gewiß nicht behmepten, daß sich der „Dresdner Anzeiger" bewußt in den Dienst der Frei- muverei stellt. Wir wollen und können das nicht anneh» MM, bon einem Matte, das für gewöhnlich so starke natio. uale Töne anschlägt. Aber jede Zeile des Artikels in Nr. 172 weist ans die Fäden hin. diezurL o g e s ü h reu. Wenn der „Dresdner Anzeiger" es wünscht, dann sino wir bereit, hieruir in vollem Umfange den Nachweis zu führen. Und hier kommen wir auf das Gefährliche der Sache. Es müssen einmal die Fäden ansgedecki werden, die hier von Land zu Land gezogen werden. Es ,'ängt an, Zeit zu werde», daß das Volk erfährt, wie sehr d i e W eit r e v o l u t i o n in innigem Koner mir d e r W e l t- freimanrerei steht, die ihren schirssten Gegner in der katholischen Kirche klar erkannt hat. Daher auch der Kampf gegen Rom, daher auch die wiederholten Versuche, die Po litik Noms zu diskreditieren und den Vatikan für Dinge verantwortlich zu machen, für die letzten Endes einzig und all e i n die Frei m anrerei selb st d i e V e r antwortnng trägt. Die bisher mir wenig bemerk baren Fäden sangen an, allgemein sichtbar zu werden — infolge der Plumpheit, mit der verschiedene deutsche Di gane aus alter Gewohnheit über den Vatikan Her-Hillen. Der Papst und Deutschland. Von einer kirchen politischen Seite wird uns geschrieben: Das Schreiben des Papstes Benedikt XV. an den den Reichspräsidenten Ebert bedeutet einen staatspoliti schen Akt von erheblickzem Ausmaße. Durch die spartakisti- sehen Unruhen in München sind wir daran gehindert wor den früher von diesem Dokument Kenntnis zu erhalten, da dem Münchner Nuntius die Uebermittlung des Schreibens nach Berlin nicht möglich war. Das Schreiben selbst ist um deswillen von einer besonderen Wichtigkeit, weil es den Willen und die Bereitschaft des Vatikans und des Papstes erklärt, auch mit dem neuen Dentsckstand unter den ver änderten Verhältnissen gute und möglicherweise noch bessere, festere und engere Verbindung zu halten als bisher. Es !var ein kluger diplomatischer Akt des Präsidenten Ebert. daß er beim Antritt der Reichspräsidcritschast es nicht verab säumte, den Souverän der katholischen Christenheit von der neuen Ordnung in Deutschland zu unterricksten und ihm zu versichern, daß die neue Reichsregicrung auf die Verbin dung mit dem Vatikan einen starken und womöglich noch nachdrücklicher als bisher betonten Wert lege. An diese Versicherung knüpft nun der Papst in seinem Schreiben an. Es wäre für das deutsche Volk und nicht nur für die deutschen Katholiken von einer außerordentlichen Bedeu tung, wenn gerade jetzt die Verbindung zwischen der deut schen Reichsregierung und dem Vatikan io fest wie nur mög- lich gestaltet werden würde. Zu diesem Zweck wünschen und fordern wir, daß auch das Deutsche Reich als sol ches in Nom eine diplomatische Vertretung unterhält. Die Gegenwirkung wäre die, daß dann auch in Berlin eine Nuntiatur eingerichtet würde. Dis jetzt haben u. a. nur Preußen und Bayern ihre gesonderten Vertretungen beim päpstlichen Stuhl und der Nnntiils hatte seinen Sitz in München. Es würde für beide Teile außerordentlich förderlich sein, wenn ein»' Rege lung in dem obenbeschriebcnen Sinne Platz griffe. Das wird aber nur dann zu beiderseitiger Zufriedenheit und z» beiderseitigem Nutzen der Fall sein können, wenn nicht nur die deutsckze Reickisleitung, sondern auch die Regierungen der deutschen Bundesstaaten sich aller kulturkämpferische» Gelüste enthalten. Die Stellung des Papsttums wird nach dem Kriege noch viel wirkungsvoller und aus'chlaggebender sein, als das bisher der Fall war. Gerade das deutsche Volk wird nach dem Krieg eines mächtigen und einflußreichen Für- sprcckzers täglich, ja stündlich bedürfen. Die Friedensbe- dingungen werden so oder so von ungewöhnlickzer Schwere und Härte für das deutsche Volk sein. Bei dieser Lage der Dinge ist es zu begrüßen, Laß die Neichsregierung jetzt schon die Fäden nach denjenigen Stellen knüpft, die starke Posi tionen in unserem Kampfe um das Recht darstellen. Das gilt auch von den diplomatischen Vertretungen bei den neu tralen Staaten, die ihre Loyalität dem Deutschtum gegen- über in diesen schweren Zeiten erwiesen haben. Wir denken dabei insbesondere an die Schweiz und an Spanien. L Die Lape der Missionen. Versailles, 18. Mai. Dem Präsidenten der Frie denskonferenz Clemencean wurde hente eine Rote des RcichSmiiisters Grafe« Brockdorff.Rantzau übergeben, in der es heißt: Versailles, den 17. Mai 1919. Leit mehr als 260 Fahren haben deutsche Missionare beider christlicher Konfessionen in allen Weltteilen sich der ^ religiösen, sittlichen und wirtschaftlichen Hebnao de» AK- ! völkerung gewidmet. Tust vielversprechende Cn'.wicklus- I will man jäh nbbrecliln. Fn der Tal, wenn der AiNlrl §38 ' zue Ausführung gelangen würde, so würde» die brÄtstMA Missionen aus allen ihren Ardeitsicidern mit AuSnahuer niederländische v Kolonialreiches gewaltsam verdrängt, -s würden ihrer wohlcriuorbeneu Rechte beraubt und auS »Heer Wirksamkeit gestoßen, für die sie sich besouders vordereolli! und ausg.'liildct haben. Aber es steht null» mehr aus dem Spiel. Mehr alc l Millionen Tausbewerber und Schüler aller Rasse» würden ihre geistige» Führer verlieren irvd irr die Gefaste des Rücksalle-- geraten. Vergleicht man d s Ar tikel 198 des Friedeiisentwursks mit den Bestim..ca-: brr Kvngvalte, die den Schub und die Freiheit der Mrss:,-:r«-A gewährleistet, so erkennt mau mit Bestürzung, in w»!L>rA Grade die Rechtslage der christlichen Missionen verlchlcäckrrt und das Vertrauen in ihre Tätigkeit vermindert Wirt. man aus politischen Gründen ihren supranationalen ratter antastet. Die Missionen der Völler, die von de« r-Ui iertrn und assoziierten Regierungen vertreten werden, kvll'en. wie die deutsche Delegation aen, nnerleuilt, Hervorrar,rr-Z«'«- und Vorbildliches geleistet. Die deutsche Delegation v«:,e.Ltz daher nicht zu glauben, dast die Regierungen sich der d-pri- mierendeu Folgen bewußt sind, die der Artikel 498 w -h hch ziehen würde. Jedenfalls findet die dentstbc Regur-.rno, der Zumutung, den Art!»! ihrerseits anzunehmen, mi-! ckpr» Würde nicht vereinbar. Zu den Bedingungen, die dazu be stimmt scheinen, die Wiederanssöhnung der Völler vre!mi»Hr zu verhindern als anzubahnrv, zn diestn gehört t<r Ar-ttüks 498, dessen unheilvolle Folgen noch viele Fahre zu !: -! », « sein würden. Ilm dststs zn verhindern, rmpsstb!? btt deutsche Telgeation, einen gemischten AnSschuß von Seckw,-. ständigen einznsetien, der den Aii'trgg hätte, mündlich ...n er örtern, in welcher Weise die Wirkung des Weltkrieges o»f die christlichen Missionen am zweckmäßigsten geregelt wk'-tze. Eine widersinnige Forderung. Die maßlosesten Forderungen hat die Entente mi uies gestellt. Daß wir sie nicht alle erfüllen tönme, be-ri-der wird auch wohl bei den Feinden kaum ein Zweifel stemm. Aber das ist ja auch ihre Absickck! Man envartet --.ht die Verwirklichung der ungeheuerlichen Forderung- >. Gau- schlau und raffiniert haben die Feinde berechnet. wir nach Unterzeichniurg des Vertrages auf Gnade und I'..guad« ihnen ausgeliesert werden müssen. Frei in unseren-. Hause schalten und walten zu können, unsere Volkskräfte cüg.-n- nützigcn Zwecken ausznbcnten, das ist ihr teuflischer w>,,n. Wir sollen nur unsere Unterschrift hergeben, alles, was eie Entente mit »ns zu tun beschlossen, gut heißen. Da-u: ?at man ein Dekument in der Hand, auf Grund dessen -.au uns nach Belieben quälen nud peinigen kann. Zn den ungeheuerlichsten Bestimmungen gehört ehe Forderung über die Ablieferung von Vieh an Frankreich urib Belgien. Wir sollen im aanzen abliefcrn: 760 ZuchtG- sste. 10 060 Stuten, 4000 Stiere. 140 000 Milchkühe MOOV junge Rinder I20t>00 Schafe, l'-OOO Mutterschweriie "AIV Sebasböcke upd 10 000 Ziegen. Wober das Vieh nehmen. Es dürste der Eiftenbe '.»^rk- lich nicht unbekannt sein, daß in der langen Blockadezeft der deutsche Viehbestand ganz gewaltig- zurückgegaugeu rst. Wir sind hente nicht einmal in der Lage, genügend Milch für unsere Säuglinge zu beschaffen, und täglich sterben ein Paar hundert Kinder, weil sic nicht mit Milch und Fstt verwrgt werden können. Seit Monaten schon kann nnsereml Volke auch nicht mehr bie bescheidene Fleischratiou von t-Otz Gramm pro Woche verabreicht werden. Tie Hunger-Plage, die bis jetzt schon ungezählte Opter aefordert. muß .geradezu katastrophal werden, wenn man auf diese Forderung bk» stehen bleibt. Daß unsere Lebensmittelversorgung völlig unzureichend ist, haben doch auch, die Gegner ansdrücklutt anerkannt, als sie sich bestimmen ließen, uns Fett nud Milch zn liefern. Was man uns allerbinas bis setzt nach mormK- langem Warten gewährt, ist ver'.hwindend wenig. Doch wir haben auch das schon mit Freuden als ein Entgegen? kommen begrüßt. Fetzt aber will man uns wre de r d..a s Doppelte nehmen, von dem man noch nicht einmal die Hälfte geliefert 1400 000 Zentner amerikanischen Specks waren', uns zuge.» sagt, und im Frieden-Vertrag fordert man eine 'stüchzabS von 2 500 000 Zentnern.Schlachtgewicht. Wir hätten dem nach also von der Entente nicht mir nichts bekommen, son dern müßten noch obendrein l 100 000 Zentner Fleisch führcn. Müßten wir diese Bedingung hinnehmen, dw»u< würde die Fleischversorgung überhaupt völlig v^rsagmi. ^