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54. Jahrgang, ^lr S29. Vei„,«a,bi1hr »irrleliahrt wr Drus« b«,, d«, »a„l»ch »,ve». m»Unrr^utrastui,tz<au Sonn, und Momugrn «ur einmal) 2.K0 Mt-, dm rh iusiioür1«s< Kam- „„»mmiirc' rl.btt Ml. it<« einmaliger ,»iu« sieUung durch tue Pos» VelleUgeld). 5te den Geiern von Dresden u Umaebun, am Tage vorher -u- gesieUieu Abrnd-Au-s Koben erhallen die anS^ nartlgen Bezieher mit d,r Morgen.-lusaad« zusammen -uyestellt. („tresd. Nachr ^»u- lälsig. - Unverlangte Manuskripte merdeu nicht ousdeWahrt. Telegramm-Adrcste: Nachrichten Dresden. Feiiisveecher: 11 . 209k « .1001. Sonnabend, 27. November 1999. Druck und Verlag von kiepsch äc Reictiardt in Dresden. Lobvok L vo. IkvkliokorLntvn 8r. dl».i. ä. Königs v, Saehson. vrelrillg Vsvso. Isinrelverkauk: vre.-,^» i!tai»rit2. Anirigen Tarif digungen bl- nach!-- N Uhr. Connlaas nur Marienstrake .18 voir 11 bl« >/,1 Uhr. T>e einlpallige ttrundzeue «ca. K (>U'en, L» P,., Hannlien .'laHrichi«,, aus Treoden Ä» P- s (»ieichuitc. 2in«citzeu an» der PrwaUettr .^ril» !N) ?s. ^ die iwriibaluq? ^e,teo re,Uktte»^ i< l?in Hummern nach Sonn u Feiertag» n dte einjpauige t^liiutr, zeile ltOP,., antPiiuoi- scue 4«)Pi. ,>an„Il»i^ ^tachrrchren a I'res^en die Grulio -.erlePi — Auswarnge Ans«r. ge nur gegen Voiausidc'- lahlung. - Jedes Eie» leghlau kostet 10 Ps. Hauptgeschäfts st eile: Marieiistraste t!> Iü. SpoMaliGt: Kolllene iiemii-llllfeli Olniibüttsr unü 8ekn«>ir<-r lffcbrilcata von Nv bin 1VN8 Itlark. I >«e« « un«I CLvIclvnppn 1 Seestrssse 1, psrlerre nnü I. Ltsge. DnrLÜolcsncis Ikonksttsn! Ko'üeiie UsiM-Meii von kl!, SNtt K.'irk. Umisusok gestattet. Sus^stilsecutllngsn. >i. 8. »Melnt - HSgU^ «s^llsil. ^i!öü!!VÄI'U8S Ff<rv eitrgo <Leser7. Mutmaßliche Witterung: Mild, vorherrschend wolkig In der gestrigen B u n d e s r a t s s i i;» n g wurde der Eni ivurf betr. die Feststellung des R e i ch s h a u s h a l t s e t a t s für l!> I V angenommen. Die „Empire Review" veröffentlicht einen rühmen den Artikel über Staatssekretär Dcrnburg und dessen Lon doner Rede. Zum Olierpräsidenten von Schlesien wurde der herzoglich anhaltische Stantsminister Wirkl. Geh Rat von Dallwitz in Dessau ernannt. Der österreichische M i l i t ä r l e n k h n l l o n, System „Parseval III", hat gestern seinen erste» Ausstieg unter nommen. In ganz Italien ist ein plötzlicher Wettersturz cingetrete»; in Florenz schneit es unnuterbrochen. Muley Hafid soll die Bedingungen der französi schen Anleihe angenommen haben. VEcblanä mnl frsnlmich in Oer Maroirlro-frage. In der französischen Depntierteiitaminer ist das alte Marokko-Thema wieder einmal Gegenstand lebhafter Ver handlungen gewesen. Sie cndeien mit einer säst allge meinen Billigung der Regieriili-gspolitik, nachdem der Minister Pichvn deren Ziele dargelegt hatte. Wenn man die Rede Pichons näher ins Auge sagt, so kommt man um den Eindruck nicht Herrn», das, auch die letzte» Anöfiih- innge» dieses Staatsmannes, genan so wie seine früheren über die Marokko-Frage, trotz scheinbarer Lvimlität nicht ob„e ln-denkliche Zweideutigkeiten sind. Die paar freund lichen Worte, die er dabei für „die Redlichkeit der deutschen Politik" übrig hatte, können nicht darüber hinwegteinschen, daß der tknrs der französischen Marokko-Politik nach wie vor der alte bleibt, »nd dieser Kurs ist gegen die deutschen Interessen im Seherisenreich gerichtet. Es wäre übrigens anch der Gipfel der Undankbarkeit gewesen, hätte Pichvn der Leitung unserer g-uswärtigen Politik nicht mit An erkennung gedockt, denn ihr Entgegenkommen gegen Frank reich ist überraschend groß gewesen: nach dem ersten scharfen Anlauf ln der Marokko-Sache hat man i» Berlin einen »»unterbrochenen Rückzug von Position zu Position ange treten, hat sich für rvlitssch desinteressiert erklärt und ist ichliesilich bei dem bekannten Febrnar-Bertrag mit Frank reich nngelangt. in welchem wenigstens unsere wirtschaft liche» Interessen in Marokko als paritätisch erklärt wer den. Ob wir aber trotz dieses Abkommens dort wirtschaft lich bestehen oder gar Fortschritte machen werden, ist sehr zweifelhaft. Dazu würde gehören, daß die deitticln: NeichS- regieriing nicht nur aufmerksam über die peinlichste Inne- haktnng der Vertragsbestimmungen >nacht, sondern ge gebenenfalls auch Energie genug besitzt, um offene und ge heime Widerstände gegen deren Erfüllung zu überwinden. In dieser Beziehung wird inan also abwarten müssen, ob der neue Reichskanzler. Herr von Bethmann Hollmeg, die für alle Fragen der aiiswürtigcn Politik so Merans nötige, feste »nd geschickte Hand in sei» Amt mitbringt. DaS Schwergewicht des französischen EinslusteS in Marokko drängt mit Notwendigkeit die deutschen Interessen zurück, daran kann kein Zweifel sein. Snmptomatisch dafür sind die gegenwärtigen Verhandlungen über das neue marokka nische Berggesetz. Schon mehren sich die Stimmen aus den dabei beteiligten Kreffen, die nach dem Gange der Ver handlungen eine Benachteiligung der deutschen und eine einseitige Bevorzugung der französischen Interessen be fürchten zu müssen glauben. Angesichts dieser Tatsachen ist es schwer verständlich, daß die deutschen Offiziösen über die Rede Pichonß eine Ge»iigtunng zur Schau tragen, als ob uns wnndrrwelches Glück und Heil widerfahren wäre. Ist man in Berlin schon so genügsam geworden, das, man über ein paar freundliche Worte PschonS jubi liere» zu können glaubt und sie als ein erfreuliches Zeichen sür die bessere Gestaltung der deutsch. französischen Be ziehungen feiert?! Dazu gehören unseres Erachtens nicht schöne Worte, sondern Taten deS Entgegenkommens von französischer Seite. Die haben bisher aeiehlt. Wie die glatte» Höflichkeitsfloskeln Pichons gegen Deutschland in Wahrheit z» lrewertcn sind, geht zur Genüge daraus hervor, das, durch seine sonstigen Ausführungen der Grund- lv» ging: Wir sind die Herren von Marokkos DaS mar der stimmende Akkord in Pichons Rede und des halb HG sie auch bei allen französischen „^atrivten" ein so lebhaftes Echo geweckt. Die Versicherung, das, Frankreich leine neuen militärischen Aktionen im Auge habe, kann auch in Deittichland mit einer gewissen Befriedigung ansge nommen werde», aber selbst diese Befriedigung ist nicht ganz ungetrübt. Ob Frankreich sich nämlich mit kriege rischen Mittel» oder solchen wirtschaftlicher Art die unbe dingte Vorhand in Marokko behufs späterer Aneignung des Landes sichern will, ist nebensächlich, wenn man das Endergeb nis ins Auge saßt. In jedem Fall werden der deutsche Han del und der deutsche Unternehmungsgeist in Marokko lahm gelegt werden. Frankreich hat ebenso wie Spanien in den militärische» Erpeditivnc» ein Haar gefunden und strebt nun ans anderen Wegen der Verwirklichung seiner weil greifenden Pläne zu. Es will den Sultan Mulen Hand finanziell knebeln und ganz in pekuniäre Abhängigkeit bringe», ähnlich, wie man es vorher mit Abdul Ans ge macht halte. Diesem Zwecke soll mich die Anleihe dienen, die man jetzt in Parts den Marokkanern anszwingen will. Unter Bedingungen, die selbst -von einigen französischen Deputierten als lmrt und de» wirti'chgfflichen Aufschwung Marokkvs schädigend hingestellt wurden sind. Die Marokka ner wvllen sich noch immer nicht daraus einlasscn. weil sie mii Recht die Kviisegiienzen fürchten. Aber durch PichonS Rede klang deutlich die Drohung: lind bist du nicht willig, so brauch' ich Geivalt! Tic Marokkaner iverden ichliesilich einwilligen müssen, denn die Ebbe im Staats säckel wird ans die Dauer unerträglich. Nicht nur wird von ihnen die Entschädigung der Personen verlangt, die durch daS unbesonnene Vorgehen der Franzosen in Easa- blcmca und die daraus folgende Beschienung der Stadt schwere materielle Einbnsicn erlitten haben, sondern Frank reich drängt auch immer stärker ans den Ersatz der Kosten, die ihm der Schania-Feldzug verursacht bat. In beiden Fälle» sind die Marokkaner eigentlich »»schuldig: trotzdem müssen sie bluten, weil Frankreich sie ganz in die Hand bekommen will. Der Sultan Mulen Hafid würde sich leich ter zur Ausnahme der Anleihe entschliesien können, wenn er wenigstens die Gewisiheit hätte, dadurch die französi schen Beiatzn»gen auS seinem Lande loszu-wcrden. Gleich bei Einleitung der Anleihoverhandlungen drückte er in diesem Sinne ans die Franzosen »nd berief sich "dabei ans ihre früheren Zusagen, dasi sie Easgblanea und Ndscsida räumen würden, wenn der Zweck der militärischen Expedi tionen erreicht worden sei. Er ist exreicht, aber die Fran zosen machen noch immer nicht die geringste Miene, die uon ihnen sie letzten Gebiete zu raumen. AuS der ursprüng liche,, Masinahme, "der man die Etikette einer kurzen „Züeh- tigungSerprdition" gab, ist in Wirklichkeit eine dauernde Okkupation geworden, trotz der Algeciras-Akte! Diese ist überhaupt nur noch ein wertloses Stück Papier, ein ant!- guiertcS Kuriosum der internationalen diplomatischen Akten,Masse, eine Tragikomödie, wobei sür Deutschland die Tragik, für Frankreich die Komödie der Saclfe überwiegt. Wenn die Anleihe pcrsektniert sein wird, ist Frankreich siiianziellcr Souverän in Marokko. Das kann ihm vor läufig genüge», denn alles weitere ergibt sich dann von selbst. Für die Anleihe soll der Sultan säst sämtliche Ein künfte seines Landes an Frankreich verpfänden. Die Folge davon würde sein, dasi Ihm die Mittel genommen sind, seinen sonstigen Verpflichtungen uachzukommen, wodurch nicht nur seine internationgle Stellung, sondern anch seine Autorität im Scherffenrciche selber geschädigt wind. Aber was kümmert das die Franzosen? Sie wollen das sa gerade, sie wollen Marokko nicht zur Ruhe kommen lasten, und deshalb erschweren sie, obwohl sie theoretisch für „Ord nung, Fortschritt und Zivilisation" in Marokko zn schwärmen scheinen, dem neuen Sultan aus Schritt und Tritt seine Ausgabe, daS Land geordneten Verhältnissen ziizussihren. Und was sagt die deutsche Diplomatie dazu? Schon kürzlich haben wir an dieser Stelle daraus hinge- miesen, dasi cS höchste Zeit für eine Marokko-Interpellation auch im deutschen Reichstage Ist. Der Kanzler mnsi Rode und Antwort stehen, wie er die Lage anffasit, und ob er die deutschen Interessen in Marokko sür genügend ge sichert anstoht. Diese genügende Sicherung hat aber zur Voraussetzung, dasi die Franzosen sich nicht als Herren deS Landes etablieren und wir dabei lediglich die Rolle der nrüsiigen Zuschauer und betrübten Lohgerber spielen, die ihre Felle fortschwimmen sehen. Deutschlands Nach gehen muss ein Ende haben. Ein weiteres Eindringen Frankreich», sei es territorial, sei cs in die Verwaltung >er besetzten Gebiete, ist ein nicht wieder gut zu machender Eingriff in die Unverletzlichkeit des nwrolkonischcn Reiches, musi den eben erst einigermasien gewonnenen innere» Frieden des Landes bedrohen. Tatsächlich rechnen ja auch die Franzosen mit den „Möglichkeiten, die von der Politik der Algeeiras-Akie verschieden sind", und haben dafür vor sorglich bereits ihre» nunmehr ganz ans Licht gezogenen spanischen Gcheimvertrag gbgeschlosien. „Wir möchten Frankreich dringend warnen," so schreib! ganz im Sinne »nierer obigen Ausführungen die „Rheiniich-Westf. Ztg.". „mit jenen andere» „Möglichkeiten" zu viel zu spielen, ihre Heranifnhrnng indirekt zu begünstigen. Der spanisch sranzöfischc Gcheimvertrag darf so, Deutschlands Ent schließungen nicht existiere» und wird auch niemals aner kanitt werde». Deutschland sieht scsi ans der durch die Algeeiras-Altc geschaffenen internationale» Grundlage. Die Gesamtheit der Nt ächte nur, nicht Frankreich und Spanien, haben ein Recht, durch iibereinilinrmende Ent schlüsse die ingrvllänischen Verheil.nisse, soweit die Ver hältnisse es dringend erfordern, iimziigcslalten. Sollte aber die AlgcciraS-Aktc wirklich durch den Sieg der von den Franzosen immer begünstigten Gegner über die jetzige Ordnung, durch die.Herrschaft einer wüsten Anarchie außer ff raff gesetzt werden, so fällt auch die Vorzugsstellung, die wir Frankreich in Algceiras zucrlannt haben, so fällt auch jede Bindung unserseits an die uns hemmenden Be stimmungen, der Akte weg. Weiter.- Zugeständnisse über die in Algceiras gemachten wird jedenfalls Deutschland nicht mehr sich abhandcln lassen, und tan» es auch nicht, nicht nur vom Standpunkte materieller Interessen, sonder» auch vom Standpunkte der nationalen Ehre. Man scheint sich darüber in Frankreich auch feinen Täiischniigcn hinzu gebe», denn die Beziehung Pichons aus eine nicht misizu- vcrstehcnde Wendung der Londoner „DimeS", es sei noi. wendig, dasi Frankreich sich nicht i» Marokko verwickle, um die Gesamtheit und Geschlossenheit seiner Kräfte zu be wahren, weist bereits deutlich auf gewisse Mög lichkeiten der europäischen Lage hin. Ans keinen Fall wird es sich vermeiden lasten, Frank reich darüber gnszuklaren, das, Deutschland eine Erschütte rung der Herrschaft Mitten Hafids, über dessen hohe Ver dienste um Ruhe und Ordnung alle nicht politisch vorein genommene» ttreiie in Marokko einig sind, nicht wünsche, sondern vielmehr seine Herrschaft unterstütze, da man Marokko nicht den Greueln der Anarchie, die nach seinem Sturze unvermeidlich wäre, und nur der Besetzung seitens anderer Staaten aussctzcn wolle." Was hat der Herr Reichskanzler hierzu zu sagen? . . . Neuerte vrahtmelüungen vom 26 November. Luftschiffahrt. Zur Katastrophe des „Kalmar* F i i! m e. Das V a l I v n u n g l ü ck bei ffrasiea scheint dadurch veranlaßt wvrden zn sein, das, eine wütende Bvra das Luftschiff gegen das Gebirge trieb, wv es an F-c l s e ii und Bäume geschleudert wurde, so dasi die Haltetaue rissen. Die Augen Dr. Brinkmanns waren mit einem schwarzen Seidentiich verbunden: er scheint sich angesichts der nnansweichbaren Gefahr die Binde »m die Angen gelegt zu haben, um den schrecklichen Tod des Gefährten nicht mit gnseheii z» müssen. Wien. Die „Nene Freie Presse" meldet weiter aus Fiume zu dem B a l l o n n n g l ü ck: Eine alte Frau aus der Gemeinde ffrasiea sammelte gestern im Walde trockenes Laub, als sie plötzlich aus den Körper eines Mannes stieß, der zwar noch lebte, aber bemiisitlos war, und irn Gesicht und an mehreren Stellen des Körpers schwere Verletzungen anfwies. Die Frau eilte in das Tors, um Hilfe herbeizuholcn. Als daran,' eine Hilssextu-ditivn an der Nnsallstelle an langte, war der Tod des Mannes bereits cingetretcn. Man fand bei ihm Visitenkarten, die ans den Namen des Architekten Hugo Francke lauteten. Bei weiterem Suchen bemerkte man aus dem Vergabstanae Papirrstücke und sonstige Gegen stände. Man folgte diesen Spuren und fand aus dem Gipfel des Berges in einem 8 Meter tiefen Schachte einen zweiten Mann mit zer schmettertem Körper und qest'gltcncr Schädcldeckc tvt auf. Ans vvvgesunöenen Papieren wurde der Tote als der Arzt Dr. Wilhelm Brinkmann aus Elmrlottciilmrg rekognos ziert. In seinen Taschen fand man 202 Mart in barein Gelde. Kilometer von dieser Stelle entfernt wurde de, Korb eines BallonS ausgefiinden, in dein sich Lebens mittel, deutsche Zeitungen, Landkarten nsw. befanden. Dr. Brinkmann hat wiederholt lange Fahrien unternommen. So fuhr er von lfferlin einmal nach Schwe den. ein anöeres Mal bis an die russische Grenze, wo er das bekannte Nenkvntrr mit Grenzkosaken hatte, di« seinen Ballon beschossen. Dr. Brjnkmann war -Wip-piiej, ruft ^ j! ijeq^.-z-frlc-'iz