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87. Jahrgang. 181. 2 N> Bezugs-Gebühr »terteH-hel. für Dre«. den det tliltch >«et. maliger Zuttagung <an Sann, und Montagen nur einmal) g,»tt M., durch ou»wilr«ige»om> milltonSr« bl» §,d0 M. Bel elnniallger Zu- Peilung durch dle Post 3 M<ohne Bestellgeld). Au»land: Oester- relch-Ungarn ».«5 Nr., Schwel, d.S» Frk».. stallen 7,17 Lire. — achdruck nur mit dautllcher OueNen- angabe <„Dr«»dner Nachr.">,ulüistg.-Un- »erlangte Manuskripte werd.nlchtaulbewahrl. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 11 » 2VV6 » !1Ü01. Donnerstag, 3. Juli 1V18. Druck und Verlag von Liepsch öc Reichardt in Dresden. küi-^ kam-ckmMllge- fonckseib-Ldoco/scks > ^ TTsstm- L/iooolscks «peeTsfet 5Ü^ ebocolsrla 1 ^ K- 51- itdrlr- vceirmq. Lscao /irr <4 ttz. Lore 2.40 IK. OsLssnst xer Lsekon 2. 3 u. Hs, Anzetgen-Tarts. Annahme «an Nnklln- digungen bl» nachm S Uhr, Sonntag» nur Martenstrahe »8 von II bi» >/«! Uhr. Dt- elnipalltge Zette (etwa 8 Silbe») 30 Pi., di« »>eiiuol,tge Zeile au> T-rtsette 7» Pf., die zweispait. Neklamezeile I.bO M.. ffamllirn- Nachrichten au» Lreo» den dle einipalt. Zelle W Pf- - In Äum- niern nach Sonn- und Feiertagen erhöhter Tarif. — Auswärtig« Auslräge nur gegen Vorausbezahlung. — Jedes Belegblatt l0Ps. Hauptgeschäftsstelle: Marienstraße38 40. jvclor Xrt aus Uso bsckonloncknton Olnskütlsa ckos 1a- nock :: Luilancko, smpkskloa ln rsioliksitlgsr Xuivalü :: IM. MI L Soll», 1°!,.: «Ivstsi-a Ilm. Qexrüncket 1848. HValuvnIiaiisk'tr. 18. femrpr. 4277. Verlünxen Sie über»» nur kaäeberAer?il8nei' »u, äer iradEvSi'ASi' Lxportdlsrdrausi'Sl. ^ * Xonseict.-^bteil. berclinanckpiatr. blanilr :: äeickenkaus :: ttrsxer Stralie >4. k i./7/i 064 ortigo «Leser?. Mutmaßliche Witterung: Keine wesentliche Aen- öerung. Das italienische KöntgSpaar ist gestern abend in Kiel etngetrofsen. Die „Nordd. Allgem. Ztg." widmet dem Besuche des italienischen Königspaares in Kiel einen herzlichen Begrüß ungsartikel: der König von Italien hat von Ala aus ein Telegramm an Kaiser Franz Joseph gerichtet. Der Bundes rat hält heute seine letzte Sitzung vor den Ferien ab, in der er die Wehr- und DcckungS- vorlagen verabschieden wird. Der Prinz von Wales begibt sich auf seiner neuen Deutschland-Reise zunächst nach München und Dresden. Der französische Marincministcr Band in begab sich zum Besuche des Ersten Lords der englischen Admiralität nach Dover. König Ferdinand verlas vor de« bulgarischen Truppen eine Proklamation, durch welche der Krieg gegen Serbien und Griechenland als erklärt bezcichuct wurde. Die serbische Armee erhielt den Befehl zur all gemeinen Offensive: der Krieg wird sofort in vollem Umfauge dnrchgesithrt «erde«. Nach serbischen Meldungen verloren die Serben bei den Zusammenstößen mit den Bulgaren 6000 Mann, die Bulgaren angeblich das Dreifache. Die Mobilisierung des rumänischen Heeres ist, nach einer Meldung aus Bukarest, für heute zu erwarten. Der französische Flieger Brinbcjonc ist auf der Fahrt vom Haag gestern in Vtllaconblay eingctroffcn. Hie Guelf — hie Ghibelling! Verklungen der Hvchzcitsrcigcn, verrauscht die festtäg liche Stimmung! Kaum ist der Alltag wieder in sein herbes nüchternes Recht getreten, da beginnen auch gleich, im Gegensätze zu dem hoffnungsvollen Spiele leicht beieinan der wohnender versöhnlicher Gedanken der Feiertage, von neuem hart im Raume sich die Sachen zu stoßen, und aber mals hallt das politische Gelände wider von dem Kampf rufe, der schon im Mittelalter die Deutschen in zwei Lager spaltete: «Hie Guelf — hie Ghibelling!" Die Schuld an der Erneuerung des Zwistes tragen nicht die „Ghibcllinen", die kaiscr-- und rcichstrcu gesinnten deutschen Patrioten, sondern ausschließlich die «Gneisen", die trotz der Ver mählung des Wclfcnprinzcn mit der deutschen Kaiscr- tochtcr, trotz des zwischen den beiden Dynastien offiziell ge schlossenen Friedens mit weiteren schweren Herausforde rungen des ?entschnationalcn Empfindens vorgcgangcn sind und den Gipfel ihres rcichsfeindlichcn Verhaltens durch die Erklärung des G e s a m t a u s s ch u s s c s der deutsch-hannoverschen ld. h. wclfischcns Partei erklommen haben, daß kein Verzicht weder des Herzogs noch des Prinzen Ernst August von Cnmberland auf die „hannoverschen Rechtsansprüche", „weder direkt noch in direkt", vorliege, und daß die Partei „deshalb" nach wie vor auf die Erreichung ihres Zieles, der Wiederherstellung des Königreichs Hannover, hinarbeitcn werde. Damit müssen alle Hoffnungen, daß die Welfcnpartct durch die „Aussöhnung" zwi'chen der hohenzollcrnschcn und -er wclfischen Dynastie ihren Rückhalt verloren habe und langsam, aber sicher der Auflösung verfallen werde, als begraben gelten. Es steht alles im alten Recht und ist auch nicht ein Tüttelchen an dem früheren Stande der Dinge geändert worden! So verkündet nrbi ot ortzi mit unver kennbarem Hohne auf die Gutgläubigen, die das Gegen teil glauben konnten, das offizielle Organ der wclfischen Partei. Demnach haben sich die Befürchtungen der deutschen patriotische» Kreise, die ans Rücksicht auf das gesamte Stimmungsmilicu während der Hochzeitsfclerlichkcitcn wohl einen Augenblick lang zurückgcstcllt, aber in ihrem sachlichen Kern nicht beseitigt werden konnten, als in jeder Hinsicht wohlbcgründct erwiesen, und mit aller Schärfe tritt wiederum die unzerstörbare Wahrheit hervor, daß zwischen Kaiserlichen und Welsen, zwischen der neuen staatsrecht lichen Ordnung des Deutschen Reiches und der Dynastie Eumberland und ihrer Gefolgschaft kein dauernder, ehrlicher Friede möglich ist. ehe nicht von seiten der wclfischen Dynastie klipp und klar, in einer jeden Zweifel und jede Mißdeutung au »schließen. den Form der Verzicht auk Hannover erklärt ivorden ist. Wie wenig das vie^erufenc Schreiben des Prinzen Ernst August von Eumberland an den Reichskanzler die Voraussetzungen eines derartigen Schrittes erfüllt, zeigt allen denen, die sich etwa noch im unklaren darüber be finden, die vorgedachtc welfrsche Partcierklürung zur Ge nüge. Der Prinz hat in diesem Schreiben, das offiziöscr- seits übrigens auch erst nach langem Hänge» und Würgen, nachdem die Unruhe der nationalen öffentlichen Meinung den höchsten Grad erreicht hatte, veröffentlicht morden ist, bloß gesagt, baß er seinerseits nichts tun werde, um Be strebungen zur Aenderung des gegenwärtigen Besitzstandes Preußens zu unterstützen. Er unterdrückt aber gerade das, was die Hauptsache ist, nämlich eine Versicherung des In halts, daß er mit aller Energie derartige Bestrebungen be kämpfen wolle. Man hat zwar den besorgten Patrioten cin- reben wollen, Saß gewissermaßen schon der Fahneneid einen Verzicht aus Hannover darstelle, und daß dieser Eid jeden falls in Verbindung mit dem Schreiben des Prinzen an den Reichskanzler völlig genüge, um die Aufhebung des be kannten Bundesratsbeschlusscs, der die Zulassung der Welsen zur Thronfolge in Braunschweig von dem Verzicht sämtlicher Agnaten der cumbcrlänbischcn Dynastie auf Han nover abhängig macht, zu rechtfertigen und dem Prinzen Ernst August den Weg zum braunschweigischen Throne zu eröffnen. Durch all diese künstlichen und gewundenen Deu tungen macht nun die welfische Parteierklärung einen kräftigen Strich. Sie stellt mit völliger Sicherheit, die das Gepräge genauester Kenntnis aus unanfechtbarer Quelle trägt, fest, daß von einem Verzicht auf Hannover weder direkt noch indirekt, weder von seiten des Herzogs noch des Prinzen die Rede sein kann. Zugleich gibt aber auch die Erklärung selbst einen wohl beachtlichen Fingerzeig nach der Richtung, wie wesentlich für das Bestehen der ge samten wclfischen Bewegung der Umstand ist, ob ein solcher Verzicht vorlicgt oder nicht. Es heißt nämlich ausdrück lich, daß die deutsch-hannoversche wölfische Partei „deshalb" keinen Anlaß habe, eine Aenderung ihres Verhaltens und ihrer politischen Betätigung vorzunchmcn, und daß sic „deshalb" weiter bestehen und dem Ziele der Wiederher stellung des Königreichs Hannover unverändert zustrcben werde, weil von einem Verzicht der Dynastie auf Hannover keine Spur zu bemerken sei. Damit wird also mittelbar zugegeben, daß im Falle eines solchen Verzichtes allerdings die Partei Ursache hätte, sich aufzulösen und von der Bild- släche zu verschwinden. Wenn dem so ist, warum wird dann von cumbcrlän bischer Seite nicht das erlösende und befreiende Wort gesprochen, das allein im stande ist, der ganzen wclfischen Agitation den Garaus zu machen? Die Frage stellen, heißt sie beantworten. Die praktische Folgerung daraus ergibt sich mit zwingender Notwendigkeit. Wenn man an leitender Stelle im Reiche in der Rücksichtnahme auf den alten Herzog so weit gehen will, daß man ihm persönlich einen Verzicht auf Hannover nicht glaubt zumuten zu dürfen, so muß doch nach dem ganzen jetzigen Stande der Sache, nach all den Heraus forderungen, die sich das Wclfcntum in der letzten Zeit wieder hat zuschulden kommen lassen, mit unbeugsamer Entschiedenheit an der Forderung fcstgehaltcn werden, daß zum mindeste« der Prinz Ernst August förmlich und feierlich für sich und alle seine Na ch- kommen jeden Anspruch auf Hannover preis- gibt. Nur unter dieser Bedingung erscheint seine Thron besteigung in Braunschweig mit den nationalen Interessen verträglich. Es kann und darf nicht sein, daß ans irgend welchen dynastisch-familiären Rücksichten, mögen sic mensch lich noch so berechtigt sein, eine Entwicklung gutgehcißcn wird, die unvermeidlich zur Bildung eines neuen wclfi schen Agitationsmittelpunktcs in Braunschweig führen würbe. Niemals kann ein Wclfcnprinz auf dem braun schweigischen Throne, der nicht auf Hannovcr verzichtet hat, als ein zuverlässiger reichs- und kaisertreuer Bnndcsfürst gelten. Die letzten Vorgänge im wclstschcn Lager haben ans alle Fälle das Gute gehabt, daß den weitesten Kreisen über die schweren Gefahren, die mit einer Thronbesteigung des Prinzen Ernst August in Braunschweig ohne Absage an Hannovcr für Slc Wohlfahrt des Reiches verbunden wären, gründlich die Angen geöffnet worden sind. Darum ergeht an den obersten verantwortlichen Beamten im Reiche in der Welfenfragc der patriotische Mahnruf: „Land graf, werbe Hartl" Jer neue Kries. Das serbische Rcgierungsorgan nimmt zu den Kämpfen bei Istip mit hochtönenden Phrasen Stellung. In einem „Unzurechnungsfähigkeit" betitelten Artikel führt das Blatt aus: „Die Würfel sind gefallen. Die Bulgaren haben den Rubikon überschritten. Sie begannen den blutigen Bruderkrieg ohne Kriegserklärung. An dem Dienstag früh beendeten Kampfe nahmen gegen 100 000 bulgarische Kämpfer teil. Zum Entsetzen der ganzen zivi» lisiertcn Welt, der vernünftigen und ehrlichen Menschen hat der blutige Reigen am Balkan begonnen. Die Bulgaren setzten kein Vertrauen in die Berechtigung ihrer Ansprüche. Sie flüchteten vor dem Schiedsgerichte des befreundeten Rußland, sowie vor einem direkten Einver nehmen mit den Verbündeten und wichen allen friedfertigen Bestrebungen der den Nalkanstaaten freundlich gesinnten Großmächte aus. Sic sind entschlossen, den heiligen Be freiungskrieg in einen blutigen Eroberungskrieg für Bulgarien zu verwandeln. Wir schworen: Die unaus weichliche Verantwortung hierfür mutz ausschließlich aufNulgarien fallen. Denn es lmt alle friedlichen Mittel abgelehnt und schließlich seine Verbündeten ange griffen. Im Bewußtsein ihrer furchtbaren Verantwortung beeilten sich die Bulgaren, durch Verbreitung unwahrer Nachrichten diese Verantwortung auf Serbien und Grie chenland zu wälzen und sich als friedfertig hinzustellcn.. Dieser Versuch muß jedoch angesichts der unumstößlichen Tatsachen als mißlungen bezeichnet werden: denn weder die Serben noch die Griechen haben bisher die Demarka tionslinie verletzt Die Besetzung von Gewgholi durch reguläre bulgarische Truppen beweist hingegen unwiderleg lich, -aß die Bulgaren die Angreifer waren. Sie sind hier nach unwiderruflich aus dem Balkanbundc ausgeschicöen. >pas zweifellos bedauerlich ist. Die Verbündeten werden nach dem Rechte der Notwehr dafür sorgen, daß Bulgarien in diesem Kriege das findet, was es gesucht hat. Die bulgarische Berechnung, durch diesen Krieg die Konflikte mit Serbien und Griechenland vor Beendigung der Mobi lisierung und Konzentration der rumänischen Armee zu lösen, ist verfehlt und wird sich an den Bulgaren bitter rächen. Mit Vertrauen auf Gott nehmen Serbien und Griechenland den ihnen hin gewo rfencn Fehde handschuh auf. weil sie sich verteidigen müssen, mit ihnen auch Montenegro. Durch den neuen aufgezwungcncn Krieg soll eine gesün--* dcre Grundlage für die zukünftigen Be ziehungen auf der Balkanhalbinsel ge schaffen werden," Was man von diesen schönen Worten, mit denen die Serben jede Verantwortung den Bulgaren ausbürden, halten soll, geht aus folgender amtlichen Meldung aus Sofia hervor: Auf die serbische Note betreffend die letzten Zwischen fälle hin hat die bulgarische Regierung ihren Vertreter in Belgrad beauftragt, der serbischen Regierung zu er klären, daß Bulgarien diese Zwischenfälle, wofür die Verantwortung aus die serbische Regierung fällt, niemals gewünscht oder hcrvorgcrufcn hat. Ge treu ihrer loyalen Haltung hat die bulgarische Negierung noch vor llcbcrrcichung der serbischen Note den Befehl erteilt, die Operationen cinzustellen, und diesen Befehl später erneuert. Bulgarien besteht daraus, daß den ser bischen Truppen Ser gleiche Befehl erteilt werde, da cs s o n st jede Verantwortung ab- lehnen müsse. Man müßte dieses Spiel belächeln, wäre cS nicht so ernst. Ucbrigcns erklärte am DicnStag der bulgarische Ministerpräsident Dr. Dancw den einzelnen Gesandten: Die bulgarische Regierung sei entschieden gegen eine kriegerische Lösung der bestehenden Konflikte und wolle eine solche Lösung mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern. Der Ministerpräsident bestritt, daß die bisherigen Kämpfe eine größere Tragweite Hütten l?s. Ihre Erneuerung sei auf Grund von Weisungen ans Sofia nur dann zu befürchten, wenn die Abwehr einer von gegnerischer Seite erfolgten Herausforderung notwendig werde. In dem gleichen Sinne wie die leitenden Sofioter Stellen äußert sich die bulgarische Presse. Der Wille zur friedlichen Lösung stehe im Gegensatz zu den serbischen Winkelzügen und -er Herausforderung Ser biens und Griechenlands, die allein für das vergossene Blut verantwortlich seien. Die Blätter erklären einmütig, daß sich Bulgarien dem Kriege, den ihm Griechenland und Serbien aufzwingcn wollten, nicht entziehen könne. . Auch den G r i c ch e n gegenüber haben die bulgarischen Rcgicrungskreise nochmals alle Verantwortung abgelehnt. Wie aus Sofia miigctcilt wird, hat Ministerpräsident Dr. Dancw die durch den griechischen Gesandten überreichte Protestnote am Mittwoch folgendermaßen be antwortet: Von unserer Seite ist keine Provoka tion erfolgt: denn wir haben immer gewünscht, loyal zu bleiben. Dagegen haben die Griechen durch Provokationen ihrerseits unsere Geduld mehr als einmal aus dir Probe gestellt. Wir haben den Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten gegeben, doch muß das auch seitens der Griechen geschehen, die uns provoziert haben. Der Zug, mit dem General